Teil II
Also keine Zeit verlieren, los gehts. Sogar die Teppichträger schnappen sich jetzt 'ne Kalashnikov, schließlich lernt man ja dort schon in der nicht vorhandenen Grundschule wie so'n Ding funktioniert. Während ich mir also in Gedanken sehnsüchtig den Mandrill zurückwünsche, greift Regisseur Antoine Fuqua nochmal tief in die Puzzlekiste. Denn hey, anscheinend wurde einem der Soldaten beim marschieren langweilig und er ist mal auf die Idee gekommen, nachzufragen, warum die Armee ihre Gruppe überhaupt verfolgt, oder woher sie wissen, wo sie sich befinden. Wir haben also einen Maulwurf in unserer Spaßkolonne, der hin und wieder mal die Position den Hetzern per SMS zukommen lässt. Bloß wie findet man heraus, wer es ist? Verzwickt! Ein paar Minuten, eine Neuigkeit und einen Toten später (toller Fangschuss übrigens!) erfährt man, dass sich zufälligerweise der einzige Überlebende der ehemaligen Regierung in unserer Truppe befindet. Wow, wenn das der ganzen Story nicht gleich eine völlig andere Dimension gibt! Denn nun verfolgt die Armee unsere Emigranten in spe nichtmehr, um sie einfach zu töten, nein, sie verfolgen sie, um sie und den Thronfolger zu töten! Nach dieser gekonnt inszenierten 360° Wende der Ereignisse läuft nun alles zwangsläufig auf den großen Showdown hinaus, das große Spektakel mit all den Explosionen, die man doch im Trailer so eindrucksvoll gesehen hat. Nach einer kurzen Vertrauensfrage vom Chef an seine Männer und dem damit verbundenen weiteren "Diese Menschen sind wie wir", "Wir sind doch schon fast Freunde, wir können sie doch hier nicht zurücklassen" und "Dies hier ist mein Volk, man!" Gepredige, geht's dann richtig los. Jetzt ist Ääääääktschn angesagt. Officer Badguy und seine Schergen kommen am Ort des Geschehens an und werden gleich erstmal von zwei gut platzierten Minen unserer Jungs aufgemischt, welche sich zwischenzeitlich weiter Richtung Grenze bewegen. Wir sehen also, wie sie durch den Dschungel traben...Spannung...Knister...plötzlich fällt ein Schuss. Drei-Wetter-Taft-Guy hats erwischt. Alles bricht in rasendem Jubel aus...doch nein, bevor er (vermeintlich) ins Gras beißt, sagt er noch, woher der Schuss kam und der heimtückische Heckenschütze wird stilvoll mit einer 40mm Granate aus dem Busch geblasen. Und anstatt jetzt wenigstens gepflegt abzukratzen, steht er wieder auf und kämpft weiter - hey, is ja nur ne Fleischwunde. Man kämpft sich also weiter bis zu einer Lichtung vor. Unsere strahlenen Helden vorne, die horrorstrickenen Flüchtlinge hinten. Und plötzlich bricht die Hölle los - Explosionen, Lärm, aufgeworfenene Erde, Rauch! Wo kommt das her? Was nimmt sie da unter Beschuss? Eine Divisionsartillerie etwa? Eine Nebelwerferbatterie? Intergalaktische Todestrahlen? Nein, eine Handvoll RPG Schützen sind für dieses Feuerwerk veranwortlich. Denen müssen bei der Kadenz schon die Rohre geglüht haben, so schnell wie die Nachladen und Schießen können! Während Bruce und seine Buddies also mit den Knarren im Hüftanschlag, und einem verwegeneren Blick auf dem Gesicht als Dirty Harry, ballernd auf die Antagonisten zutraben, zerreißt es ein paar der Flüchlinge...bestimmt...wahrscheinlich...sah zumindest so aus. Aber who cares, die große Schlacht hat begonnen?! Da rattern die MGs, da explodieren die Granaten, da blitzen die Läufe. Eine Komposition aus martialischem Kampfgebrüll und aufspritzendem Schlamm. Bemerkenswert: Der geniale Hechtsprung eines Goodguys, um eine Claymore vor den feindlichen Reihen anzubringen. Da hat jemand in der 6. Klasse wirklich toll im Sportunterricht aufgepasst. Natürlich befinden wir uns kurz vor der Grenze ins Nachbarland (ach, ich vergaß das zu erwähnen?), also treten die Lone-Rangers mit ihren Anhängseln die Flucht nach vorne an. Nur noch wenige hunderte Meter mit hohem Gras bewachsenem Gelände trennen sie vom Grenzposten. Und genau jetzt, pünktlich wie die Eisenbahn, tauchen die zwei F-18 auf, die der Commander in seiner Gutmütigkeit seinen Jungs zur Verstärkung geschickt hat. Komischerweise sind die jetzt mit einigen LAU-Raketenbehältern unter den Tragflächen bewaffnet, dabei hatten sie doch zwei Szenen vorher noch AMRAAMS und Sidewinders, und noch drei Szenen vorher nur Zusatztanks unter den Tragflächen? Wen störts, hautsache es gibt Feuerwerk. Kommando: Mehr Schießen! Mittlerweile weiß niemand mehr, wo sich wer befindet und wer überhaupt noch lebt. Man bekommt nur mit, dass sich der ganze Pulk mit den Feinden im Nacken und unter ständigem Beschuss auf den Grenzposten zubewegt. Dieser verwirrenden Szene schaffen die F-18 endlich Abhilfe, in dem sie formschön ihre ungelenkten Raketen in Salven über das offene Gelände verteilen. Riesige Explosionen, weiße Rauschschwaden....arrr, das ist der Stoff aus dem Hollywood Action gemacht ist. Besonders tragisch wird es dann leider doch noch, denn unser Mr. Oberbösewicht
aka General Patton in schwarz (der hatte auch immer mit der Pistole zum Angriff geblasen) wird nach einem theatralischen Ausschrei und einem Blick in den Himmel von einer Raketenexplosion vaporisiert und die guten Jungs kommen grötenteils an der erretenden Grenze an.
Zum Glück sind Filme mit Überlänge heute selten, denn dadurch hält sich das Gesülze zwischen den Charakteren am Ende in Grenzen. Ein letzter markiger Blick, ein Crossfade zum Abspann und eine der besten Actionkomödien der letzten Jahre findet ihr Ende. Schändlicherweise geht auch noch die wahrscheinlich sowieso nicht vorhandene Danksagung an den Mandrill in dem Textbrei des Abspanns unter.
Danke, lieber Antoine, für diese cineastische Glanzleistung. Das stellt Hot Shots fast schon in den Schatten
Anmerkung: Chronologie- oder Inhaltfehler meinerseits beruhen auf zwischenzeitlichen Sekundenschlafphasen, Notabschaltungen meines Gehirns aufgrund extremer Idiotie oder Lachanfällen.