BITTE LESEN UND WEITERLEITEN
Betreff: Nazis in Deutschland
Liebe KollegInnen & Freunde,
wir fanden heute morgen den angehängten Text in unserem Posteingang.
Wie wir alle wissen, sind Kettenbriefe das schlimmste in einem
Mailprogramm. Anders bei diesem!
Weitergeleitet an einige wenige Freunde, verwandelte sich die Mail zu
dem Lauffeuer, das es auch sein sollte. Aus diesem Grund haben wir
uns entschlossen, die Mail über unseren Verteiler zu senden, um so
viele Leute wie möglich zu erreichen und wachzurütteln: denn das
geschieht genau vor unserer Haustür und bis jetzt haben wir nur
zugeschaut!
Ich hoffe Ihr habt Verständnis dafür und sorgt für weitere
Verbreitung!
Vielen Dank an die Autorin und lasst uns gemeinsam was tun!
----- Original Message -----
From: Winter
To: Undisclosed.Recipients@rz.uni-hildesheim.de
Sent: Tuesday, April 24, 2001 1:15 PM
Subject: nazis in deutschland
hallo liebe leute,
ich schreibe euch heute allen zusammen eine mail, weil ich euch allen
etwas berichten möchte, was ich erlebt habe.
zum background: zur zeit gibt es eine hip hop tour gegen rechte
gewalt, die durch verschiedene städte ostdeutschlands geht. die tour
steht unter dem nahmen 'die leude woll'n, dass was passiert' (slogan
von fünf sterne deluxe) und ist im rahmen der stern aktion 'mut gegen
rechte gewalt'. ins leben gerufen haben diese tour der stern und das
büro lärm, für die ich diese tour als tourleitung begleite. wir sind
in städten wie neustadt an der orla, wurzen, eberswalde, dessau und
bad salzungen, weil dieses einige der brennpunkte sind, in denen die
nazis die überhand gewonnen haben.
ich möchte euch nun hier von unserem aufenthalt in wurzen am 21.april
2001 erzählen, weil ich das gefühl habe, dass viel mehr menschen
darüber informiert werden müssen, was in dieser stadt abgeht.
wurzen ist die erste stadt, die sich national befreite zone genannt
hat. demzufolge gibt es dort auch keine ausländer. es gibt keine
dönerbude, es gibt kein ital. restaurant. das einzige
chinarestaurant, dass es dort gab, wurde solange terrorisiert, bis
die inhaber flohen. die anfangsbuchstaben vom happy house (name des
restaurants) wurden stehen gelassen und stehe heute für heil hitler.
die nazis haben dort einen ihrer treffpunkte eingerichtet, in dem sie
sogenannte heimatabende verbringen.
als wir in wurzen ankamen, war sofort klar, dass wir dort alles
andere als willkommen sind. wir wußten zwar, dass wurzen mit der
härteste termin auf unserem plan war, doch was uns dort erwarten
sollte, übertraf jede vorstellung.
zunächst muß gesagt werden, dass die veranstaltung open air war, da
die stadt keinen raum zur verfügung stellen wollte. vor ort
organisierte das konzert eine gruppe von antifa leuten, die (man kann
es gar nicht glauben) in wurzen und umgebung wohnen. diese menschen
sind alle um die 20 jahre und wollen nicht aus wurzen wegziehen, da
sie sagen, dass sie den kampf dann endgültig verloren haben.
unsere sprüher, die fester bestandteil der tour sind, fingen um 14h
an, eine mauer, die gegenüber des geländes an einer straße lag zu
bemalen. von anfang an wurden sie von vorbeifahrenden nazis bedroht.
(heute nacht krieg ich dich. ich töte euch. etc) von der vorher
abgesprochenen polizeistreife zu unserem schutz war nichts zu sehen.
um ca 15h hielten zwei polizeiautos vor der mauer. die polizisten
stiegen aus und verlangten von den sprühern die sprüherlaubnis. reine
schikane, wenn ihr mich fragt, denn logischerweise war die ganze
veranstaltung (also auch das sprühen) genehmigt und angekündigt. von
anfang an trat die polizei sehr unfreundlich und äußerst unkooperativ
auf. einer der sprüher, der chinesischer abstammung ist, filmte die
ganze aktion mit seinem camcorder. plötzlich nahmen die polizisten
ihn und wiesen ihn an, ihnen ins polizeiauto zu folgen. es gab
überhaupt keine erklärung bzw rechtliche grundlage zu dieser aktion.
ich versuchte herauszufinden, was dem sprüher vorgeworfen wird, aber
schon bald war klar, warum gerade er ausgesucht wurde. ich bekam
keine antworten auf meine fragen. daniel (sprüher) mußte seinen film
löschen und seine personalien angeben. dafür gibt es ebenfalls keine
rechtliche grundlage. reine schikane! als mir einer der polizisten
dann sagte, dass der sprüher dort festgehalten wird, weil er ja erst
einmal seinen namen buchstabieren müsse ("oder können sie etwa
vietnamesisch?"), war die situation kurz vor dem eskalieren. deshalb
und natürlich auch, weil wir die presse hinter uns haben (stern und
focus waren anwesend), wurde daniel schließlich wieder frei gelassen.
von da an war klar, dass die polizei, die uns eigentlich beschützen
sollte, nicht wirklich auf unserer seite steht. ein einsatzwagen
stellte sich dann eine zeitlang neben die mauer, und tat so, als
würde er aufpassen. einer der polizisten in diesem auto war der vater
des npd vorsitzenden dieser stadt. ein weiteres beispiel für die
parteiorientierung der polizei: ein einzelner nazi geht an ca 30
sprühern vorbei und sagt ganz selbstbewußt, dass er heute nacht alle
tötet. dann geht er um die ecke und begrüßt die schon erwähnten
polizisten.
das konzert verlief reibungslos. wir bekamen so viel dankbarkeit
entgegen und merken wie in neustadt, dass es so wichtig ist, etwas
für die menschen zu tun, die gegen diese nazis kämpfen. ich habe
tiefsten respekt, vor diesen leuten, die dort täglich verprügelt oder
aus bussen geschmissen werden und den kampf trotzdem nicht aufgeben!!!
als das konzert zuende war und der großteil des publikums zuhause und
die bands im hotel waren, tauchten plötzlich ca 50 glatzen auf dem
großen parkplatz vor dem konzertgelände auf. von der polizei war
zunächst nichts zu sehen. unser sicherheitschef konnte die nazis mit
seinen leuten einkesseln und eine straße hoch 'treiben'. dann tauchte
auch die polizei auf, die sich (mal wieder) äußerst unkooperativ
verhielt. doch nach einem gespräch des einsatzleiters mit anetta
kahane von der amadeu antonio stiftung, die während der ganzen tour
dabei ist, gaben die polizisten ein versprechen, dass sie auf dem
parkplatz blieben, bis alle beteiligten den ort verlassen hätten.
immer wieder taucheten nazis aus der dunkelheit auf. im fünfer konvoi
fuhren wir (a. a. stiftung, sprüher, focus fotograph und ich) dann
mehr oder weniger fluchtartig mit unsrem sicherheitschef in unser
hotel, dessen besitzer übrigens einen der npd jugendclubs durch
geldspenden unterstützt. auf dem weg bekamen wir dann noch zum
abschied den hitlergruß.
ich finde es sehr wichtig, dass ich möglichst vielen menschen
mitteile, was in dieser stadt abgeht. wir erfahren viel aus den
medien, nehmen das auf, und denken, dass das schon schlimm ist, aber
dass da ja eh nichts passieren kann. das sind doch nur so ein paar
vollidioten, die so denken. man kann sich das aber nicht vorstellen,
wenn man es nicht erlebt hat oder jetzt hört. es ist wirklich so
schlimm. egal wohin du guckst, es leben dort nur nazis (bis auf die
handvoll antifa leute). der stadtrat, polizei - egal was - nazis! und
die, die keine glatze oder hitlerfrisur tragen, verschließen die
augen. genau wie vor 50 jahren. das ist dort ganz schlimm und ich
wünschte mir, dass viel mehr menschen davon etwas mitkriegen, damit
das problem ernst genommen wird.
auch wenn ich in meinem ganzen leben noch nie solche angst vor
menschen gehabt habe, bin ich sehr froh, dass ich diese tour
mitmache. wie gesagt, die menschen, die dort gegen die nazis kämpfen,
müssen viel mehr unterstützt werden. ich würde immer wieder bei
dieser aktion mitmachen.
bei dem konzert waren übrigens ca 400 leute, die richtig gefeiert
haben. denen war es im prinzip auch total egal, wer auf der bühne
steht. hauptsache, es wird was für sie getan.
ich hoffe, ich konnte euch so einigermaßen eine vorstellung geben,
was in wurzen (und nicht nur dort) abgeht. wenn ihr mehr über die
tour erfahren wollt, guckt im internet unter http://www.eyedoo.de
http://www.buerolaerm.de http://www.fourartists.com
http://www.amadeu-antonio-stiftung.de oder kauft euch den neuen stern. da
steht ein bericht über wurzen drin, den ich vor der tour reißerisch
fand, aber nach der tour mit ganz anderen augen sehen.
bis dann,
macht es gut und denkt mal drüber nach,
meike
Lieben Gruß
JAn
packt den text doch in eine mail und schickt das an alle, die ihr kennt!
Was ich davon halte, schreib ich später
PS: da ich das schon kenne, muss man das mir nicht mehr schicken
