2 Schloßgespenst,
also wenn schon, dann doch eher ins Gewand
Aber du bringst mich auf die nächste Story. Die betrifft meine heldenhafte Person und beschreibt die Situation, in der ich die bisher zweitgrößte Angst in Alaska empfand.
Eine Freundin aus Anchorage hatte uns im Denali National Park Plätze auf einem Campground besorgt. Das ist nicht ganz so einfach, da lange Wartelisten bestehen. Der Park ist sehr beliebt, da es dort die dichteste erreichbare Population an Grizzlys gibt.
Ich fuhr also mit meiner Ex nach Anchorage, ging Abends mit einigen Freunden in die Bush Company und war am nächsten Morgen erstmal mit Gute Laune machen beschäftigt.
Als wir starteten, in unserem Wagen 2 Pärchen und ein Labrador, lag vor uns eine 6stunden Fahrt auf dem Highway nach Fairbanks. Nach ca. 1 Stunde verließen wir den (im Verhältnis) dicht besiedelten Teil Alaskas, nach ca. 3 Stunden kamen wir an einer Abzweigung mit Schild vorbei - darauf stand simpel (Hospital X Miles). Weitere 2 Stunden später sah ich erstmals den Mount Mc Kinley (Denali). An einer Aussichtsplattform hielten wir an und bewunderten den Berg aus erheblicher Entfernung. Beim Einsteigen fiel mir ein Schild, das entgegen unserer Fahrtrichtung stand, auf. Es war mit Hospital 2 Hours beschriftet. In diesem Moment beschloß ich keinesfalls in den nächsten Tagen krank zu werden.
Kurz darauf kamen wir am Meilenlangen aber nur ca. 200 m tiefen Gehege einer Bisonherde vorbei. Dieses ist so angelegt, damit der Besucher sie definitiv zu sehen kriegt.
Die Campground-Berechtigung hatte uns eine Schulfreundin meiner Bekannten besorgt, die im Park als Ranger arbeitet. Natürlich war ein Besuch willkommene Pflicht. Wir bogen also irgendwann vom Highway auf eine Sandpiste ab und folgten dieser ca. 30 Minuten - unterwegs gab es nur zwei Abzweigungen - bis zum Ende. Dort stand eine kleine Cabin ohne Stromversorgung , in der das Rangerpaar wohnte. Wir wurden herzlich begrüßt, der Mann hat Verwandte in Deutschland und fragte uns wißbegierig aus.
Während des Gesprächs erklärten die Beiden, dass sie ein Versetzungsgesuch nach Norden, also in ein Revier, dass nur mit dem Wasserflugzeug zu erreichen ist, gestellt hatten. Sinngemäße Begründung: Hier ist inzwischen so viel los, die vielen Menschen gehen einen auf den Keks. M.E. wohnten sie aber schon so ziemlich am Ende der Welt.
Wir verabschiedeten uns und kamen ca. 2 Stunden später an unserem Campground an. Dieser bestand aus 48 Stellplätzen, von denen 12 stillgelegt waren. Jeder dieser Stellplätze ist mindestens zehn Minuten Fußweg vom nächsten entfernt. Die einzig öffentlichen Gebäude sind 4 Waschhäuser, um die sich die Stellplätze sternförmig gruppieren. Eine Verwaltung oder ähnliches gab es nur am Highway, nicht aber am eigentlichen Campground.
Nach und nach trudelten alle ein, bis unsere Gruppe 14 Personen und 2 Hunde zählte. Wir schlugen die Zelte auf, und beim Abendessen besuchte uns ein Ranger, der zwar auf verschiede Vorsichtsmaßnahmen bzgl. der Wuschels hinwies, aber dabei mit meinem Onkel Scherze machte.
Wir legten uns also in die Schlafsäcke und wünschten uns eine gute Nacht. Beim Einschlafen mußte ich daran denken, dass ich mich nun mitten im Grizzlygebiet befand, niemand eine Langwaffe dabei hatte, und - wenn man Yogi-Bär glauben darf - nachts die Bären zwischen den Zelten nach Abfällen, etc. suchen würden.
Tatsächlich wurde ich mitten in der Nacht wach, in unmittelbarer Nähe hörte ich ein leises Schnauben/Schnaufen (in schriftform schlecht darstellbar). Sofort war ich hellwach, wagte aber nicht mich auch nur im geringsten zu rühren. Nach einem Moment des Lauschens war ich mir sicher, dass direkt neben mir, nur durch die Zeltwand getrennt, ein Bär schnüffelte. Mit kalten Angstschweiß überströmt wartete ich ab, doch das Geräusch blieb, der Wuschel machte keine Anstalten sich zu trollen. In so einer Situation ist es sehr schwer Zeit realistisch einzuschätzen, aber ich denke, dass ich mindestens 15 Minuten reglos und mucksmäuschenstill dem Geräusch des Bären lauschte. Dann siegte aber doch der Intellekt über die Angst, ich begann zu überlegen und dann auch schnell auf eine Idee.
Wenn draußen wirkich ein Bär wäre, hätte dann nicht längst zumindest einer der Hunde anschlagen müssen? Vorsichtig pellte ich mich aus dem Schlafsack und tastete nach Roxy, dem Labrador. Durch meine Berührung wurde er wach, leckte mir kurz die Hand und - schlief weiter. Typisch, zu nichts zu gebrauchen, wenn Not am Mann ist.
Ich pellte mich leise wieder ein und bemerkte dann - das Geräusch war verschwunden. Nach einer Weile konnte ich wieder einschlafen und ohne weitere Störungen den Rast der Nacht verbringen.
Falls jetzt jemand denkt, dieses Geräusch - das war der Hund, dann hat er absolut Recht. Euer Held Kenai hat sich in der betreffenden Nacht wegen einem schnarchenden Labrador fast in die Hose ..... .
Aber das Erlebnis wird mir immer sehr genau im Gedächnis bleiben.
MfG
Kenai
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