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von Glaurung » 20 Okt 1999, 13:28
Übertreiben kann man in dieser Frage gar nicht!
1. Die Kultusministerkonferenz (wer ist das schon? Eine Ansammlung ehemaliger Lehrer ohne Kompetenz) hat kein Recht, allein so eine weitreichende Änderung der deutschen Sprache zu beschließen. Die letzte Reform der deutschen Sprache wurde vom Kaiser dekretiert. Es hat sich also anscheinend nicht viel geändert.
2. Die ganze Reform wurde von einem sehr kleinen Kreis, nämlich der Duden-Redaktion, verbrochen. Wieder einige wenige "Experten", die uns die neue Sprache diktieren. Wichtige Gruppen in der deutschen Kulturlandschaft, wie z.B. die Schriftsteller, wurden nicht miteinbezogen.
3. Die Reform ist unsinnig. Für jede beseitigte Ausnahme kommt eine andere irgendwo hinzu. Von Sprachverbrechen wie der unsäglichen Eindeutschung mal ganz abgesehen.
4. Die Reform ist schweineteuer. Verdienen tut nur der Duden-Verlag. Den Staat kostet es Unsummen, und das in diesen Zeiten.
5. Die Reform ist unnötig. Warum soll man die Sprache vereinfachen(mal angenommen, dies wäre wirklich geschehen)? Schau Dir das Französische an! Tausend Silben, die nicht gesprochen werden, also "unnötig" sind. Weg damit!?! Die ganzen Sonderzeichen im Türkischen, Griechischen, wo auch immer. Das Argument für die Abschaffung des ß war, daß es dieses "nur noch bei uns" gibt, es also irgendwie rückständig ist. Aber fast alle Sprachen haben ihre eigenen Sonderzeichen. Wollte jemand das Französische in einer Art verstümmeln, wie es mit dem Deutschen geschehen ist, würde er wahrscheinlich des Hochverrats angeklagt (in Frankreich gab es, das mal am Rande, letztens ein Gesetz, das den Fernsehanstalten verbietet, zu viel ausländische Ausdrücke zu verwenden. Um die französische Sprache zu erhalten! Die haben extra ein Ministerium oder Institut dafür).
Wer zu blöd ist, die alte Rechtschreibung zu lernen, wird auch an der Neuen scheitern.
6. Es ist eine Unverschämtheit, die Reform gegen den eindeutigen Willen der Bevölkerung(nach allen Umfragen) durchzusetzen.
Leider halten die meisten Leute diese Frage letzten Endes aber für nicht so wichtig.
7. Ein ganz persönlicher Grund: Mich stört es gewaltig, daß ich nach 13 Jahren, die ich zu einem guten Teil mit dem Beherrschenlernen der Schriftsprache verbracht habe, mir nun bald von irgendeinem Knirps erzählen lassen muß, daß ich "falsch" schreibe.
8. Zu schlechter Letzt: Die Reform hat zu einem unglaublichen Chaos geführt. Jetzt kann jeder schreiben, wie er will, weil niemand weiß, ob diese abenteuerliche Wortschöpfung, die der andere da gerade abgelassen hat, nicht vielleicht aus dem neuen Duden stammt.
Das mußte mal gesagt werden! Leider spricht eine gewisse Ohnmacht aus meinem Pamphlet, das eigentlich an ganz andere Ohren, bzw. Augen, gerichtet ist.