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von Mordrag » 12 Mär 2003, 13:58
Die Nasenwurzel war ungewöhnlich breit und von schwarzen,buschigen Haaren,die in die Augenbraue übergingen,fast verdeckt.Ich grinste ein bisschen,während ich überlegte,wie oft ich dieses Bild schon gesehen hatte und, vor allem,wie oft meine Kugel es schon zerstört hatte.Mein M21 war fast neu und ich konnte mit einem guten Ergebnis rechnen.Ich legte die Waffe beiseite,rollte mich in eine bequemere Position und griff nach dem Fernglas.Von meiner Position aus konnte ich drei Wachen sehen,die um den Drahtzaun patroullierten,der das kleine Militärlager umgab,und zwei weitere,die vor dem Waffenlager standen und sich unterhielten.Es würde ein Routineeinstz werden.In drei Minuten,das wusste ich,würde Samuel sich durch den Zaun geschnitten haben,und in einer weiteren Minute würde ich aus der Dunkelheit heraus ziemlich Schrecken für die Ziele bereiten.Als Ich an Samuel dachte,lächelte ich ein bisschen.Wir kannten uns seit unserer Kindheit,und es waren seine Eltern,die mich aufnahmen,nachdem meine Eltern von einem palästinensischem Selbstmordattentäter bei einem der vielen Anschläge nach dem Jom-Kippur-Krieg getötetworden waren.Unsere berufliche Laufbahn war von vornherein klar gewesen,nur wurde ich bei der Armee aufgrund meines Zielvermögens zum Scharfschützen ausgebildet worden,er zum Spezielisten für Nachteinsätze.Er war einfach perfekt im "unbemerkt-rein-und-schnell-wieder-raus.Als wir beide aus der Armee entlassen worden waren,war es einfach klar,dass wir beide Söldner wurden.Er war mehr als mein bester Freund oder Bruder.Und nun machten wir bereits unseren 26. Einsatz-immer allein..Ich bemerkte,dass die Zeit vergangen war, ruckte hoch und sah auf die Uhr.Noch dreissig Sekunden....Plötzlich sah ich,wie die beiden Wachposten vor der Baracke sich auf den Boden warfen und dann ertönte aus einer Baracke ein Schuss.Mechanisch registrierte ich,dass er aus einem älteren PSG 1 stammte,und wusste im selben Moment,dass etwas schiefgegangen war.Ich schwenkte langsam zu der Stelle,wo Samuel sein sollte,und da lag er,mit einer grossen Wunde in der Brust.Ich wusste,dass er tot war.Ich erschoss die beiden Wachposten,wartete,bis der Soldat mit dem PSG aus der Baracke gekommen war,und tötete ihn mit schrecklicher Routine.Irgendwie erwartete ich,dass sein Kopf platzen würde,doch er rannte einfach nur noch zwei Schritte weitr und brach dann zusammen. Waffe.Dann.........muss ich wohl irgendwie aufgestanden und zum wartenden Night Stalker gekommen sein.Ich erinnere mich nicht daran,dem Auftraggeber den Misserfolg gemeldet zu haben,ihm den halben Vorschuss überwiesen zu haben.Ich war psychisch tot.
Ich vegetierte sieben Monate vor mich hin.Natürlich überlegte ich,aus dem Geschäft auszusteigen,aber Ich wusste,dass es nichts bringen würde.Langsam,ganz langsam,gewöhnte ich mich an die Tatsache.dass er tot war.Ich hatte ja gewusst,dass eines Tages jeder sterben muss,und ich wusste genauso,dass fast kein Söldner in senem Bett stirbt.Dennoch traf es mich.Ich beschloss,Urlaub zu machen.Ich holte die Weltkarte aus dem Schrank und rollte sie aus,zog eine Münze aus der Tasche und warf sie auf die Karte.Sie fiel auf einen kleinen Fleck in Südamerika.Arulco.
Langsam stieg ich aus dem Heli meines Freundes,dankte ihm mit einer Handbewegung und sah mich um.Das Land rund um den Landeplatz war erdig und zermatscht.Die wenigen Hütten um mich herum verdienten kaum einen Namen,dennoch erzählten mir die Einheimischen stolz,dass ihre Stadt Chitzena hiesse.Ich hatte mich von einem Freund mit dem Heli einfliegen lassen um die Einreisekontrollen zu umgehen.Mein erstes Ziel war eine Stadt namens Cambria,vielleicht 20 km westlich vom Landeplatz entfernt.Ich hatte beschlossen,zu wandern.Nachdem ich einen Souvenirhändler abgewehrt hatte,der mir "Mordrags" verkaufen wolte,ging ich los.Als die Nacht begann,machte ich an einer verlassenen Hütte Halt und schlüpfte in meinen Schlafsack.Vor dem Einschlafen ging mir immer dieses Wort,Mordrag,durch den Kopf.Es gefiel mir.Ich beschloss,es zu meinem Spitznamen zu machen,da es mich mein alter Einsatzname zu sehr an Samuel erinnerte.Es wurde Zeit,ein neues Kapitel meiner Laufbahn einzuschlagen.
Ich erwachte von Schritten und Stimmen,die sich der Hütte näherten.Ich hatte natürlich von der Revolution gehört,die in Arulco stattfand,doch waren Unruhen nichts neues für mich.Ich war damit aufgewachsen und betrachtete sie als Sport.Ich stand leise auf und presste mich in eine Ecke.Draussen war es immer noch dunkel.Durch ein Astloch sah ich,dass sich fünf Soldaten näherten.Eine Sekunde später sah ich allerdings auch,dass ein Soldat zusammenbrach,mit einem sauberen Genickschuss.Profiarbeit,dachte ich,während seine Kameraden unter dem Feuer von automatischen Waffen zerfetzt wurden.Leise kroch ich zur Tür,als ich den Beschluss gefasst hatte,meinen alten Beruf wieder aufzunehmen.Nach zwei Minuten trat ich aus dem Haus und wollte die Hände heben,als ich hinter mir ien leises,absichtlich verursachtes Geräusch hörte.Ich drehte mich um und sah einen Mann einen Meter hinter mir stehen,das Gesicht von Tarnfarbe verdeckt.
"Na,hast du dir ordentlich in die Hosen gemacht?"
"Bist du einer von den Söldnern?"
"Ah,wir sind schon bekannt.Ja,bin ich."Ich öffnete den Mund.Mir war klar,dass diese Frage Folgen haben konnte.
"Könnt ihr noch einen Mitkämpfer brauchen?Ich war Scharfschütze bei der israelischen Armee und bin auch in der Säldnerwelt nicht ganz unbekannt."
Er musterte mich überrascht."Ich glaube schon.Wie heisst du?"
Ich zögerte kurz:"Mordrag"
Ich bin ein Teil von jener Kraft,
Die Böses will und Gutes schafft.
Ich bin der Geist der stets verneint,
Der Böses will und Gutes meint.