Der Kampf durch Arulco

Söldnertreffpunkt für alle Themen rund um "Jagged Alliance 2" und den Nachfolger "Unfinished Business".

Moderator: Flashy

Phoenix 576
Alpha-Squad
Beiträge: 1834
Registriert: 04 Feb 2001, 21:34
Kontaktdaten:

Cambria, Morgen

Beitrag von Phoenix 576 » 17 Feb 2002, 22:28

Der Anblick der beiden schien aus einem anderen Film zu kommen, echter Hollywood-Klischee der besten Klasse. Die zwei dumpfen Schüsse von ICM zerstörten die Scheinidylle. Ich machte mir keinerlei Gedanken bei den Toten, das musste getan werden, ich würde mich niemals mit unnötigen Gefangenen herumschleppen wenn sie keinen Zweck erfüllten. Und diese wären sicher nur Ballast gewesen.
Ich sah mir dir Waffen der Soldaten an, da war nichts Interessantes, außer einer Rauchgranate die ich im Mantel verschwinden ließ.
Die Fahrt war recht kurz und einschläfernd, wir waren alle müde, die ausdruckslosen Gesichter, die Ringe unter den Augen, die ruhigen Körper, alles Anzeichen der deutlichen Erschöpfung. Aber das Sonderbare war noch immer dass diese Körper weitermachen könnten ohne Schlaf, noch lange und anstrengende Tätigkeiten ausüben könnten. Die Müdigkeit würde verfliegen, die Reserven würden hervorgekramt werden. Das Adrenalin würde den Körper benebeln. Aber das würde wohl nicht mehr notwendig sein.
Nachdem mattscho mit seiner Angelina im Haus vor uns verschwunden war setzte ich mich auf die oberste Stufe der Veranda. Eine Zigarette wanderte in den Mund, wurde angezündet, ein Kommentar, ein Grinsen.
Dann zog ich meinen Schuh aus, entfernte den Verband. Die Wunde war heiß, schien aber nicht entzündet zu sein. Ich wusch sie mit desinfiziertem Wasser aus meiner Feldflasche und trank den Rest.
Keiner von uns wollte das Gespräch beginnen, am Horizont erhob sich die weißglühende Fratze der Sonne.
Hinter uns kam mattscho aus dem Gebäude, er war es der das Gespräch begann.
„So Jungs, was tut ihr jetzt. Ich bleibe erstmals und vielleicht auch länger hier.“
ICM blickte mich mit seinen dunklen Augen an, er überlegte genau wie ich. Alleine, zusammen, Vorteile, Nachteile. Sekunden zogen dahin.
„Ich müsste einige Sachen in Cambria erledigen, kommst du mit?“ wandte ich mich an ICM.
Er nickte mit dem Kopf, sagte noch immer kein Wort. Wir wollten sofort aufbrechen, ich schulterte das Gewehr, schüttelte mattscho die Hand:
„Pass auf deinen Engel auf. Man sieht sich immer zweimal im Leben, also bis später...“
ICM blickte ihm in die Augen, nickte, ohne jeglichen Ausdruck, nicht freundlich, nicht feindlich, nicht überheblich, einfach ein Nicken. Dann drehte er sich um und lief zum Jeep. Ich schritt hinterher, nahm wieder auf dem Nebensitz Platz und ICM fuhr los. Diesmal wieder schnell, aber nicht mehr so lebensgefährlich wie am Abend zuvor.
Ich versuchte während der Fahrt mehrmals ein Gespräch aufzubauen, aber er blockte nur, fragte was er jetzt vorhabe, versuchte über die vorige Nacht zu reden, aber er antwortete meistens nur mit einem „ha“ oder „ja, nein“ mehr war nicht aus ihm herauszubekommen.
In Cambria kutschierte ICM den Jeep bis zum Krankenhaus wo auch die anderen Fahrzeuge der Söldner standen. Wir stiegen aus und schritten gemeinsam ins Krankenhaus, nachdem ich mein G3 an die Rebellen zurückgegeben hatte. Ich ging zu dem Schrank in dem ich meine Sachen liegen gelassen hatte, und erblickte sogleich die nur angelehnte Tür des Verschlages. Ich eilte vorwärts und riss sie auf. Nichts. Eine leere Tasche blickte mich an, Die Walther und alle Munition verschwunden. Mein Pulsschlag beschleunigte sich, ich kochte vor Wut die sich in nicht wiedergebaren Sätzen entlud. Meine Verwünschungen gegen den Dieb hallten durch die kalten Fliesengänge des Krankenhauses. ICM legte mir die Hand auf die Schulter, schüttelte mich durch bis ich mich beruhigte und sagte dann:
„Benimm dich Junge, so kommt es nicht zurück.“ Ich nahm tief Atem, würde er noch einmal Junge sagen, ich konnte für nichts mehr in meiner jetzigen Gefühlslage garantieren:
„Weise gesprochen Opa.“
Eine Schwester stürzte zur Tür herein, durch mein Gebrüll angelockt.
„Och nee, nicht schon wieder ihr beide.“
"Danke für die schöne Begrüßung, aber wo steckt meine Walther?“
“Ihre was, bitte schön?“
"Das komische Gewehr das ich hier drin gelassen hatte?“
"Tut mir leid der Heer, aber ich weiß wirklich nicht wo das ist?“
"Ist irgendjemand hier rein, oder ein Fremder gekommen oder irgendjemand der wieder mit einer Waffe verschwunden ist?“
"Es ist ein Söldner zurückgekommen, soweit ich gehört hab, aber der schläft meinen Informationen zufolge noch, sonst glaub ich niemand... ah doch da war noch was. So etwa acht Leute waren hier und haben sich nach ihnen erkundigt, soweit ich weiß sind die aus San Mona...“
"Diese Penner,“ brüllte ich, die junge Dame zuckte zurück, „ich häute die, das ist Krieg. Niemand klaut sich meine Waffe!“
Die Krankenschwester verschwand lautlos aus dem Zimmer, ich blickte ICM an und fragte:
„Hast du heute schon was vor?“ Er grinste zurück:
„Nö, gehen wir Penner aufmischen.“
“Na dann los.“
„Mach mal langsam, wenn das acht Stück waren, willst du die wirklich mit deiner Sig erledigen, ich weiß ja nicht. Komm mal mit, ich find sicher noch ein Spielzeug für dich, Junge.“
Wieder diese Bezeichnung, es kribbelte mich in den Fingern, aber ich beherrschte mich.
Wir gingen schnellen Schrittes zum Ausgang, und traten in die rauchverhangene Stadt. Der Angriff zeigte noch immer seine Spuren. Während ich neben ICM humpelte beobachtete ich wieder die hier herrschende Armut, wieso war er ausgerechnet hierher gekommen? Was hielt in gerade in diesem Land?
„Sag mal James,“ fragte ich den um einen halben Kopf Größeren, „was hält dich hier? Wieso bist du noch immer in diesem vom Bürgerkrieg geplagten Land? Es ist nicht der Krieg, ich sehe dir an dass er dir egal ist, selbstverständlich. Es ist sicher auch nicht die Sache der Rebellen. Was, was ist es?“ Er antwortete nicht, schien zu überlegen, mir schoss der Gedanke einer vor kurzem erlebten Nacht wieder in den Sinn.
"Dieses Grab, ich sah etwas in dir, da war Trauer. Es ist etwas in diesem Grab das dich hier hält. Ein Auftrag? Etwas persönliches? Ist es Rache?“ Ich hatte leise vor mich hin gedacht und dabei auf meine Schuhe gestarrt. Als ich wieder hochblickte schaute er mich gerade an, die kalten Augen hatten wieder den trauernden Ausdruck.
„Junge, was weißt du schon...“
„Sag es mir, dann weiß ich es!“
„Junge, was weißt du über Liebe?“
Ich war sprachlos, und erwiderte nichts. Liebe, der eiskalte Killer und Liebe. Das glaubte ich jetzt doch nicht, man wurde immer aufs neuste erstaunt, immer wieder. Ich wollte etwas erwidern, aber mir fehlten die Worte.
„Wir sind da!“ erklang wieder die ausdruckslose Stimme während wir von der Straße abbogen und auf ein verlottertes Haus zuschritten.

so long...

CAT Shannon
Scharfschütze
Beiträge: 3712
Registriert: 02 Mär 2000, 13:06

Cambria, morgens

Beitrag von CAT Shannon » 19 Feb 2002, 13:28

Ich wurde von lautem Gebrüll aus dem Schlaf gerissen und als ich mich in dem Zimmer umsah merkte ich, daß ich da nicht allein war. Irgendwie kam mir die Stimme bekannt vor, aber die Nachwirkungen des letzten Abends verhinderten eine genaue Zuordnung. Ich stand auf, warf mir einen Bademantel, den ich kurzerhand beschlagnahmte, über und schlurfte zu den Waschräumen. Fünf Minuten und eine eiskalte Dusche später fühlte ich mich wesentlich lebendiger. Auf dem Weg in mein Zimmer lief mir Schwester Jenny über den Weg.
"Wer zum Teufel hat denn da eben so rumgebrüllt?" fragte ich sie.
"Einer ihrer Kameraden" Sie beschrieb ihn und ich erkannte ihn als Zulu wieder. "Offenbar hat ihm jemand seine Waffe geklaut, aber das is trotzdem kein Grund, so hier herumzuschreien. Immerhin ist das hier ein Krankenhaus." Nur gut, daß ich meine Ausrüstung eingeschlossen hatte.
Nachdem ich mich angezogen und vergewissert hatte, daß meine Ausrüstung tatsächlich noch an Ort und Stelle war, schlenderte ich in die Kantine, um zu frühstücken. Der Kaffee hier war zwar nicht so erstklassig wie der vom letzten Abend, aber er half, die letzte Müdigkeit zu vertreiben. Als ich mir eine zweite Tasse holte, kam Dr Willis herein.
"Sagen Sie mal" begann er "wie lange wollen Sie unseren Aufenthaltsraum noch beschlagnahmen? Wir sind ihnen ja alle sehr dankbar für alles, was Sie für uns tun, aber trotzdem ist das hier ein Krankenhaus und kein Militärstützpunkt für ihre Truppe. Wir haben Patienten, um die wir uns kümmern müssen."
Ich ahnte, worauf er hinauswollte.
"Darüber sollten sie vielleicht lieber mit meinem Anführer sprechen, aber fürs erste könnte ich Ihnen einen Vorschlag machen. Sie brauchen doch sicher noch mehr Leute, die hier arbeiten...?" Als er meinen Vorschlag angehört hatte nickte er.
Kurz darauf standen wir im Aufenthaltsraum und ich weckte Fiona O´Leary. "Fiona, darf ich dir deinen neuen Chef vorstellen?" Sie begriff nicht sofort, da sie unter einem beträchtlichen Kater zu leiden hatte. Ich erläuterte ihr kurz meine Idee. Sie würde hier im Krankenhaus aushelfen, zumindest bis der Krieg vorüber wäre. Es würde sich nachher bestimmt gut ausnehmen und es würde nicht der Eindruck entstehen, gefangene Soldaten könnten sich auf die faule Haut legen. Sie dachte kurz darüber nach, dann willigte sie ein. Schließlich mußte sie auch an ihre Zukunft denken. Sehr schön, dachte ich mir, ich mag es, wenn sich die Probleme von selbst lösen.
Life is a sequence of missed opportunities.

mattscho
Alpha-Squad
Beiträge: 1705
Registriert: 14 Sep 2000, 15:38
Kontaktdaten:

Beitrag von mattscho » 19 Feb 2002, 17:13

nachmittags in Cambria

Es muss gegen zwei gewesen sein als ich das gröbste Chaos beseitigt hatte. Das Haus war jetzt wieder einigermaßen aufgeräumt und ich, zufrieden mit dem Ergebnis meiner mehrstündigen Arbeit, ließ mich genüsslich auf den Schaukelstuhl auf der Veranda fallen kurz davor einzunicken.

"Das wäre doch nicht nötig gewesen."
Sie stand in der Tür in einem weißen T-Shirt und einem kurzen Rock. Es war viel zu heiß, aber ich konnte nicht sagen, woran es lag.
"Kein Problem. Betrachte es als Aufwandsentschädigung"
"Hast du Lust auf einen kleinen Spaziergang? Ich glaube wir müssen uns über einige Sachen unterhalten."

Ich ließ mich nicht zweimal bitten.

Die Landschaft um Cambria herum war herrlich, grüne Wälder, saftige Felder und vor allem Ruhe, friedliche Ruhe. Wir genossen sie, sogen sie in uns auf. Keiner sprach ein Wort, störte diese Stille. Erst nach knapp zehn Minuten brach Angelina das Schweigen...

Ypsilon83
Elite-Söldner
Beiträge: 7358
Registriert: 03 Jun 2001, 23:10
Wohnort: Odenwald
Kontaktdaten:

Beitrag von Ypsilon83 » 19 Feb 2002, 17:26

Qujo wechselte die Stellung und Roach wurde aus dem Minengebäude beschossen.
"Ypsilon, keine Möglichkeit Gebäude zu beschiessen. Kolateralschaden möglich. Präzisionsschützen bitte übernehmen!"
Während er dies in sein Headset brüllte schwenkte er sein kugelspuckendes MG über die Deckung der gegnerischen Truppen, um Qujo zu decken. Endlich hatte dieser seine Deckung erreicht und eröffnete wieder das Feuer, so dass Ypsilon sich wieder den beiden Soldaten links zuwenden konnte. Ein Schuss ertönte, dann folgte die Treffermeldung eines Scharfschützen, anscheinend Sandmann. MG im Gebäude ausser Gefecht.
Ypsilon zerlegte wieder einen Teil der gegnerischen Sandsackdeckung. Wenn sie schon in Deckung blieben, sollten sie wenigstens etwas nervöser werden.
Kassenwart und Co-Leader im KdA
MITGLIED DES SÖLDNERTEAMS IM KAMPF DURCH ARULCO
ANSPRECHPARTNER BEIM B&HMP

SÖLDNER DES B&HMP

:sid:YPSILON:mg:

Robin Hood
Alpha-Squad
Beiträge: 1720
Registriert: 21 Apr 2001, 11:54
Kontaktdaten:

Beitrag von Robin Hood » 20 Feb 2002, 20:12

Ich hatte das Zeitgefühl schon praktisch ganz verloren, aber es musste um Mitternacht gewesen sein, als wir ankamen.
Das gesamte Gelände um die Gefängnisse, den Hof und die Kasernen war mit grellem, ultrastarkem Fflucht erleuchtet. Mit unsanften, harschen Handgriffen wurde ich aus dem Wagen gezerrt, stolperte über eine Abstufung am Ende des Wagons und fiel kopfüber in den trockenen Sand.
Es tat höllisch weh! Ohne mit wehren zu können, ohne den Aufprall irgendwie lindern zu können und ohne mir nach dem Sturz irgendwie helfen zu können, prallte mein Gesicht gegen den Boden. Anscheinend hatte ich mir, zum Glück, nichts gebrochen, doch zeichnete sich eine blutige Spur, Blut, das vom trockenen, tropischen Sand begierig verschlungen wurde.
Um mich herum war nur Gelächter. Böses, sadistisches und hämmisches Lachen, nicht aus Freude, nicht aus Amüsierung, sondern nur aus Hass und tiefster Verabscheuung. Ein richtiges dreckiges, übles Lachen, wie ein Messerstich ins Herz, welcher nicht mit dem sofortigen Tod endete, nein, mit einer grässlichen Tortur von einem Herumstochern mittels einem rostigen Nagel; Salz in die Wunde.
Es tat höllisch weh! An die Schmerzen des Alltags, an Streifschüsse, ans Zähnebeissen und an die Schmerzunterdrückung war man nach einigen Jahren im Dienst des Tötens und der Waffen gewöhnt, konnte sie verstecken, konnte sie vergessen. Man hatte, eingepfercht durch diverse, todlangweilige, aber trotzdem fürs Überleben wichtige Moralpredigten seitens der Ausbildner gelernt, das Ertragen und Beiseiteschieben von Schmerzen gegen das Leben einzutauschen.
In unzähligen Situationen konnte das Vergessen von solchen, als Nebensächlichkeiten erscheinenden Verletzungen ein weiteres Jahresabonnement für das Lebendarstellen. Gegner eins war tot, Gegner drei bewusstlos und Gegner zwei schiesst einen an. Man hat die Möglichkeit: Entweder man ignoriert die zum Teil höllischen Schmerzen oder man lässt auch nur eine Sekunde von seinem eigentlichen Plan, dem Säubern der Feinde, ab und schaut direkt in die Mündung des Gegenübers, Amen, Kapitel abgeschlossen.

Doch etwas anderes tat weh. Noch immer musste ich als Rebell feststellen, das unzählige Militärs im Dienste Deidrannas felsenfest von ihrer Ideologie überzeugt waren, an ihrer Sichtweise nicht eine Sekunde zweifelten, ja, manchmal sogar als regelrechte Idealisten auftraten: Sold braucht man keinen, wenn für Hunger, Durst und Ausrüstung gesorgt ist, die einzige Belohnung war, einmal einen Rebellen töten zu dürfen, einmal einem Rebellen ein Geschoss in den Schädel jagen zu dürfen.
Die wenigen in Alma, die mich nach meiner Verhaftung zu sehen bekamen und vor allem jetzt diese hier in der "Anstalt" gingen ihre manchmal sehnlichsten Träume in Erfüllung: Ein Rebell war ihnen gefahrlos ausgeliefert, sie konnten mit ihm "spielen", ihn als Haustier behandeln, ihn aufpeppen um ihn anschliessend wieder zu einer Boxrunde einzuladen, mit ihm die abscheulichsten, gräulichsten und brutalsten Dinge tun, welche die Menschheit kannte: Folterung, Vergewaltigung.

Aber auch jetzt noch, nach mehreren Monaten Krieg, mehrern Monaten Krieg Rebellen versus Deidranna, in denen sicherlich auch von unseren Taten und Überzeugen, auf jeden Fall von jenen, die Einheimischen und Militärs zu Ohren kamen, eine gewisse Propaganda für unsere Seite ausging, war kaum etwas von einer Änderung zu sehen: Die Menschen dachten noch nicht anders, sie überlegten ihr Tun in diesem Krieg noch nicht und schon gar nicht zweifelten sie an ihrer "Religion".
Nach mehreren Monaten Krieg noch immer dasselbe: Einige, die es eingesehen haben und für immer eingesehen haben werden und die anderen, die es wahrscheinlich nie einsehen werden. Nach mehreren Monaten noch immer dasselbe: Krieg, Tod, Verwüstung, Waffen, Patronen, Trauer, Lachen, Saddismus, Sarkasmus, Dikatur Arulco.


Mit einem verachteten "Stand up, bitch!" trat mir einer der Soldaten, die sich, in einem Kreis aufgestellt, köstlich ob meiner misslichen Lage amüsierten, gegen den Bauch und liess mich auf dem Boden noch einige wenige Längeneinheiten verschieben. Mit einem Puls von mindestens über hunderachtzig, unter unvorstellbaren Schmerzen und mit letzter Anstrengung versuchte ich mich hochzurappeln, kam bis zu den Ellenbogen und fiel wieder zurück, wieder Gelächter, wieder Hohn. Zwei Soldaten kamen auf mich zu, packten unter meine Achseln und zerrten mich unsanft nach oben. Anscheinend waren sie die einzigen der Versammlung, die sich, nach einigen Lacheinheiten, die ja jeder Mensch pro Tag haben musste, noch auf ihren Auftrag konzentrierten und mich zu einem Gebäude schleppten.
Am Äusseren, der Fassade und der Tür war anzukennen, dass es sich um das schlimmste Ratteloch in ganz Region Meduna handelte. Der eine trat unter gehöriger Kraftaufwendung die verrostete Türe ein, drückte den Stromschalter an und nach einigen kläglichen Versuchen, begleitet von kurzen Lichtblitzen sprang die Glühbirne an und gab schimmerhaftes Licht in den Raum. Doch da war nichts: Drei Zellen mit nichts darin, sonst nichts.
Zu meiner Verblüffung verfügte jede Zelle über ein hochmodernes Schloss. Zwar war ich alles andere als ein Elektronikexperte, doch behauptete ich einfach einmal, aus der Massivheit und der Grösse des Schlosses schon ein wenig etwas über die Widerstandsfähigkeit herauszufinden; und das Schloss war massiv und gross!
Ich wurde in die mittlere Zelle hineingeworfen, landete mit voller Wucht auf dem unebenen Steinboden, die Zelltür sprang in ihre Halterung und der Wächter schloss dreimal mit verschiedenen Schlüssel an verschiedenen Orten ab. Ich blieb liegen in der Vorhölle des Todes, blieb einfach liegen, machte nichts und war nicht in Stande, etwas zu tun.
Vom Gang vernahm ich ein heftige, in unüberhörbarer Lautstärke und differenten Tonfällen und -arten. Die Diskussion ging weiter und einige Male konnte ich aus Geräuschen vernehmen, dass jemand der Diskussonspartner handgreiflich wurde. Auch wurde zweifelslos nicht wenig von Schimpfwörtern Gebrauch gemacht. Schliesslich trat eine dunkle Silhouette an die Türe und warf mir durch die Gitterstäbe zwei Wolldecken zu. Meine Lippen waren nur zu einem mageren "Graçias" fähig und fielen sogleich wieder in ihre versiegelte Positon zurück. Anscheinend war jener Soldat mit dieser bescheidenen Gabe ein wenig gefühlsvoller, nachdenklicher und einfach humaner.
Ich war froh, dass es auch noch in solch einem Rattenloch wie dieses Menschen wie ihn gab......
"Alles, was sie bewilligten, wurde ihnen durch die Notwendigkeit abgezwungen. Und selbst das Bewilligte wurde uns hingeworfen wie eine erbettelte Gnade und ein elendes Kinderspielzeug, um dem ewigen Maulaffen Volk seine zu eng geschnürte Wickelschnur vergessen zu machen." [Georg Büchner, 1833]

Robin Hood
Alpha-Squad
Beiträge: 1720
Registriert: 21 Apr 2001, 11:54
Kontaktdaten:

Beitrag von Robin Hood » 21 Feb 2002, 16:40

Ich lag noch eine halbe Ewigkeit auf dem Boden des Abgrundes, auf einem uneben, harten Boden. Alle Glieder fühlten sich wie gebrochen an, ich war zu Tode erschöpft; als ob ein unhumaner General seine Militärstiefel auf meinen Kopf drücken würde und ich von ihm zu Grunde gedrücht werde.

Nach einer weiteren Pause fühlte ich mich stark und fähig genug, um ein erster Versuch zu unternehmen: Langsam hob ich meine Aerme, die Finger berührten den eiskalten Grund und ich pumpte alle Energie in meine Finger, die roten Blutkörperchen stiessen vom Herz her Richtung Fingerspizte, der Puls wurde schneller, das Herz pumpte und pumpte, die Körperchen drängten sich in den Kapilarren um von Muskeln verbrannt zu werden, die Muskeln nahmen die Energieträger um, setzten die Energie an, spannten sich, ich hob mich, fünf Zenimeter über der Erde Arulcos, zehn Zentimeter über der Erde, null Zentimeter über der Erde. Wieder im Staub, wieder im Abgrund.
Ich verschnaufte einige Male, liess den Puls wieder in seinen Ruhestand zurückkommen, atmete langsam, aber tief. Dieses Mal würde ich langsamer vorgehen als vorher um meinem Körper genug Zeit zu lassen, auf die neue, erhebliche Belastung zu reagieren. Ich drückte mich unter unvorstellbaren Schmerzen, Mühen und Kraftaufwendungen von einem Stadium zum nächsten, immer höher und höher, immer weiter vom Boden weg, die Knie gerieten in Bewegung, übernahmen einen Grossteil des Körpergewichtes von den Händen und schliesslich alles. Ich hockte auf den Knien.

Wieder sammelte ich alle zur Verfügung stehende Kräfte, mobilisierte sie und bereitete mich mit ihnen zusammen auf den letzten Kampf vor: Das Schleppen zur Wand. Ich setzte eine Hand vor die andere, rückten mit den Knien und Füssen langsam und behuhtsam nach, setzte wieder die andere Hand an die Front, zog wieder das andere Knie nach. Die Wand kam gemächlich aber mit einer motivierenden Konstanz näher. Es fehlten nur noch wenige Zentimeter, ich fühlte mich noch immer stark genug, um mich weiter fortbewegen zu können, schliesslich erreichte ich mein Ziel, drehte mich um und liess mich, halb abstützend mit den Händen, auf das Gesäss fallen.

Ich hatte meinen persönlichen Kampf des Tages gewonnen, obwohl es wahrscheinlich überhaupt nicht mehr in dem alten Tag war, sondern der neue schon lange erwacht war.
Während ich meinen Blick durchs dunkle, bittere und abweisende Dunkel fahren liess, hörte ich plötzlich, wie die äussere Tür der Abteilung geöffnet wurde, das Licht wiederum nach einigen Versuchen ansprang und Schritte näherkamen. Wahrscheinlich ein General oder höherer, der meine Situation persönlich begutachten und sich darob amüsieren wollte, Soldaten, die mich als wandelnde Attraktion missbrauchten oder die persönliche Schlägertruppe Deidrannas um die ersten Verhöre mit mir zu beginnen.
Mir blieb keine Zeit, zu überlegen, wie ich mich auf die jeweilige Situation einstellen würde, denn die Schritte verstummten, es erschien kurz eine Gestalt, mehr ein Schatten, halb verdeckt von der Mauer, bückte sich und stellte zwischen den Gitterstäben hindurch einen Gegenstand ab. Mehr nicht. Die Person verschwand wieder, es erklangen nochmals die Töne eines gehenden Menschen, das Licht erlisch und ein Funken des Lebens war aus meiner Zelle geschieden.

Ich arbeitete mich zu dem abgestellten Gegenstand an. Was es auch immer war, musste ich es in Erfahrung bringen. Hände auf den Boden, Druck nach oben, der Körper hebt sich langsam vom Boden ab, ausbalanciert mit den am Boden bleibenden Beinen, einige Zentimeter in die gewünschte Richtung und wieder absitzen. Eine mühsame und langwierige, dafür nicht besonders anstrengende, körperliche Arbeit. Längeneinheit um Längeneinheit kam mein zweites Ziel in dieser Nacht näher und nach einigem Nachrutschen war es schliesslich erreicht. Ich reichte nach ihm, führte ihn vors Gesicht und hielt ihn gegen das kleine Fenster an der Aussenwand, durch das schwaches Mondlicht drang.
Trotz der, zwar wahrlich schwachen Beleuchtung konnte man praktisch keine Einzelheiten erkennen. Nach der Form nach zu urteilen, war der Gegenstand eine Art Flasche, auch nach Nachtasten am oberen Ende des Körpers sprach die Form für eine Art Verschluss. Ich untersuchte den Verschluss, kam zu der Erkenntnis, dass es sich um einen Korken handelte und zog ihn heraus. Ich führte die Flasche zur Nase und ein unverkennbarer, willkommener Geruch schlug mir entgegen: Alkohol!

Shadow-of-Death
Profi-Söldner
Beiträge: 471
Registriert: 05 Okt 2001, 17:27
Kontaktdaten:

Beitrag von Shadow-of-Death » 22 Feb 2002, 16:22

Kampf um Grumm

Krieg! Schüsse, Treffer, Tote, Verstümmelte Lebewesen. War Krieg nur das oder gab es noch andere Wörter um die Geisel und gleichzeitig den Mittelpunkt der Menschheit zu beschreiben? War Krieg nicht auch gleichzeitig der Ort an dem die angeblichen Helden dieser Welt geboren wurden? Der Ort wo der Abschaum dieser Welt vernichtet wurde und die Leute ihre Bestimmung fanden, die anderswo nicht akzeptiert wurden.
Aber konnte man Krieg überhaupt als einen Ort bezeichnen? War Krieg nicht eigentlich allgegenwärtig? War Krieg nicht eigentlich überall wo Leute um ihr Überleben kämpften?

„Blöde Träumerei. Wie komm ich eigentlich auf den Müll?“, fragte sich Isaac in seinem Versteck, während seine Kameraden über das freie Feld rannten um ihren Feinden den Tod zu bringen.
„Bitte wiederholen Sandmann. Was hast du gesagt?”, kam plötzlich die Anfrage von SEAL aus dem Headset.
Der Sandmann war sich überhaupt nicht richtig bewusst geworden das er seine Gedanken laut geäußert hatte. Er hatte nicht darauf geachtet. Hatte wegen seinen Gedanken sogar den Kampf vergessen.
“Und das mir.”, dachte er während er laut die Position eines eben beim Mineneingang, hinter einem großen Strauch, sitzenden Soldaten durchgab. Er hoffte dass diese Meldung seine Unaufmerksamkeit überspielen würde. Bisher war es ja ganzgut gelaufen. Er hatte den gegnerischen Scharfschützen mit einem perfekten Treffer in das Nasenbein ausgeschaltet. Sein Kopf war dank der Teflon beschichteten Kugeln nicht zerplatzt und die Waffe auch nicht in Mitleidenschaft gezogen worden. Sie würden seine Waffe, soweit Isaac erkennen konnte eine DSR-1, also wiederverwenden können.
Auch der nächste Abschuss war kein Problem gewesen. Isaac konnte sich noch genau an Y Stimme erinnern.
„Ypsilon, keine Möglichkeit Gebäude zu beschießen. Kotlateralschaden möglich. Präzisionsschützen bitte übernehmen!“
Isaac hatte den Schützen binnen kurzem im Visier. Die Strichellinien in seinem Zielfernrohr befand sich genau über der Schädelbasis des MG-Schützen, der sich soweit wie nur irgend möglich in das Gebäude zurückgezogen hatte. Er hatte sich so hinter das Fenster geduckt das sein Kopf fast hinter seiner Waffe verschwand. Isaac hatte schon nach dem Schuss auf den Scharfschützen das Magazin gewechselt und es nun mit Hohlspitzmunition geladen. Diese war gegen den Schädel eines Mannes einfach besser. Außerdem hatte er nicht mehr allzu viele Teflonkugeln und wollte sie aufsparen.
Sein Atem ging gleichmäßig und sein Herzschlag hatte sich beruhigt. Vorsichtig hatte sich sein Finger um den Abzug gekrümmt und ihn mit einer fliesenden Bewegung zurückgezogen. Die Kugel drang dem Mann genau in den Mund ein, den er für einen wütenden Kampfschrei geöffnet hatte. Der Unterkiefer wurde in der Explosion aus Blut und Knochen weggerissen und verschwand in den Tiefen des Raumes wo er wahrscheinlich bis zum Ende des Kampfes liegen bleiben musste.
„MG ausgeschaltet. Keine weiteren Gegner im Minengebäude zu erkennen.“, gab Isaac schließlich durch sein Headset bekannt nachdem er keine weiteren feindlichen Lebewesen im Gebäude entdeckt hatte.
Inzwischen wurden die restlichen Stellungen unter Dauerbeschuss gehalten. Mit einem Knistern in den Funkgeräten meldete sich Dark:
„An alle. Haltet sie unten. Die dürfen nicht mal mehr den kleinen Finger aus ihrer Deckung heben dürfen. SEAL, Lutz und Roach rücken geschlossen und schnell zur Mine vor. Die Scharfschützen geben ihnen Deckung. Die Anderen müssen Lumpi Deckung geben. West scheint verletzt zu sein und braucht wahrscheinlich Hilfe. Los gebt alles was die Waffen hergeben!“
Die Bestätigungen kamen sofort und ohne Wiederspruch. Eine Sekunde später ging das reinste Inferno los. Y ließ zwei Splittergranaten in die Feinde fliegen und verarbeitete die Sandsäcke der gegnerischen Stellungen langsam aber sicher zu Hackepeter.
Lutz, SEAL und Roach sprinteten währenddessen los und die Gewehre der Scharfschützen krachten eines nachdem anderen. Unbeschadet kamen die drei Söldner bei der Mine an.
Währenddessen waren Lumpi und Job zu West gelaufen und schleiften ihn in Deckung. Sandmann kümmerte sich nicht darum. Seine Aufgabe lag darin die drei Söldner bei der Mine zu schützen. Und die hatten sich gerade hinter einer halbkreisförmigen Sandsackstellung verschanzt.
Sandmann erblickte einen Gegner der eine Granate werfen wollte und schwenkte herum.
„So nicht Freundchen.“, murmelte er und drückte ab....

Ltd. Kamikaze
Bravo-Squad
Beiträge: 893
Registriert: 16 Mär 2001, 14:05
Kontaktdaten:

Beitrag von Ltd. Kamikaze » 22 Feb 2002, 21:09

Nachdem ich mir kurz die Zeit vertrieben hatte tauchten die LKWs auf. Zwei Soldaten rdeten kurz mit einem der Fahrer, dann winkten sie mich heran. Ich unterhielt mich kurz mit dem Fahrer, und stieg ein. Nach ca. 5 Minuten des ab- und beladens des LKWs mit allen möglichen Kisten und sonstigen Gegenständen ging die Fahrt los. Die Straße war mehr schlecht als recht, stellte für den Allrad getriebenen Wagen aber kein wirkliches Problem da. Die Fahrt verlief sehr eintönig. Der Fahrer und Ich unterhielten uns kaum, wir schauten einfach stur auf den vor uns liegenden Weg. Nach ungefähr 40 Minuten Fahrt wurden die Berge kleiner und das ganze Land erschien mir wesentlich freundlicher. Wir fuhren jetzt auf einer 2-Spurigen Asphaltstraße genau nach Sardena. Der Fahrer sagte mir, dass es noch ungefähr 90 Minuten Fahrt sein würden. Wir fuhren durch mehrere Kleinstädte und eine mehr oder weniger große Stadt. In dieser hielten wir auch kurz an. Es wurden wieder Kisten um- und ausgeladen. Nach dem Zwischenstopp waren es nur noch 30 Minuten bis nach Sardena. Direckt am Anfang der Stadt leiss der Fahrer mich aussteigen. Er gab mir Pistole und Messer sowie meinn Rucksack zurück und verabschiedete sich. So nun war ich an meinem vorläufigen Ziel. "Erstmal ein Hotel suchen!" sagte ich mir und stiefelte Richtung Innenstadt.
Vive la Frozenboard !!! :palme:

Steroid
Bravo-Squad
Beiträge: 786
Registriert: 19 Feb 2002, 20:34

Beitrag von Steroid » 23 Feb 2002, 00:22

(Hoffe is net schlimm wenn ich mitmach.)

Auf dem Weg in die Innenstadt bemerkte ich das viele Leute mich anstarrten als wäre ich nicht von dieser Welt. Es roch sehr streng und allen Leuten der Stadt war das Leid der Armut ins Gesicht geschrieben. An fast jeder Ecke wurde man nach ein bisschen Geld angebettelt so das es einem richtig peinlich wurde. Am Hotel "Roter Stern" angekommen ging ich an den Tresen und mietete mir ein
kleines Einzelzimmer. Ich betrat das Zimmer und als erstes sah ich Scharben durch das Zimmer laufen. Die Wand war mit Zeitungen tapeziert und es roch bestialisch. Ich legte mich erstmal auf´s Bett um mir meine weiteren Schritte zu überlegen. Ich schlief ein und wurde durch einen lauten Schrei geweckt. Es klopfte an meiner Tür und ...
:getsome: Teamleader beim Online Touch :getsome:

Nur Tote Fische schwimmen mit dem Strom !

6 Jahre hab ich nicht :smokin:, nicht :beerchug: und keinen Sex gehabt, UND DANN WURDE ICH EINGESCHULT..

Robin Hood
Alpha-Squad
Beiträge: 1720
Registriert: 21 Apr 2001, 11:54
Kontaktdaten:

Beitrag von Robin Hood » 23 Feb 2002, 11:05

Schau doch bitte auf unserer Homepage vorbei, lies dort die Rubrik Einstieg durch und poste ins Savegame!

Dann werden wir mal schauen, ob Du mitmachen kannst.....

Bis dann!

Robin Hood
"Alles, was sie bewilligten, wurde ihnen durch die Notwendigkeit abgezwungen. Und selbst das Bewilligte wurde uns hingeworfen wie eine erbettelte Gnade und ein elendes Kinderspielzeug, um dem ewigen Maulaffen Volk seine zu eng geschnürte Wickelschnur vergessen zu machen." [Georg Büchner, 1833]

mattscho
Alpha-Squad
Beiträge: 1705
Registriert: 14 Sep 2000, 15:38
Kontaktdaten:

Beitrag von mattscho » 23 Feb 2002, 14:26

nachmittags in Cambria

“Warum?“

“Warum?“
, fragte sie mich, während wir entlang der blühenden Alleen wanderten, umsäumt von blühenden Feldern. Der Himmel war unnatürlich blau, fast schon zu blau um wahr zu sein, durchbrochen nur durch ein paar Schäfchenwolken.
Es war heiß.
“Ich war es dir schuldig. Du hast mir das Leben gerettet, mich wieder aufgepäppelt und zum Dank dafür wurdest du von der Armee verschleppt, obwohl ich nicht mal ein Rebell bin. Du hattest das nicht verdient, ich musste es tun.“ Noch immer verheimlichte ich ihr meine wahren Gefühle. Ich weiß nicht warum, aber ich hatte wohl Angst, dass sie sie nicht erwidern würde, ich war schließlich immer noch das was ich immer wahr: ein Söldner. Daran änderte auch nicht der Fakt, das meine letzte Mission ausnahmsweise etwas Gutes bewirkte. Doch auch der Preis dafür war hoch, sechs Menschen mussten sterben um einen zu befreien.

Wir kamen an einen kleinen See. Er war nicht größer als ein kleines Grundstück, in der Mitte thronte eine kleine Insel mit den Ausmaßen einer Zwei-Raum-Wohnung. Fast die Hälfte des Sees wurde von Schilf eingenommen, in denen sich Enten und unzählige Insekten tummelten. Nur eine Stelle des Ufers war frei von diesen Gewächsen. Es war ein kleiner Strand. Dort ließen wir uns nieder.
Es war heiß, heiß von der prallen Sonne, die von oben unbarmherzig auf uns herabschien, heiß von dem glühenden Sand, auf dem wir wie auf Kohlen liegend in den Himmel schauten. Die einzige Abkühlung war der See, der in rhythmischen Abständen das kühle Nass in kleinen Wellen an unsere Beine spülte.

“Willst du darüber reden?“, fragte ich nachdem wir ein paar Minuten die Stille genossen.
“Meinst du die Zeit meiner Gefangenschaft?“ Ich nickte.
“ Du musst nicht, wenn du nicht willst. Aber vielleicht hilft es dir wenn du darüber redest.“
“Ist schon gut.“
Sie holte tief Luft.
“Ich war noch im Bett, als sie kamen. Vier Soldaten. Sie zerrten mich aus dem Bett und schleppten mich in ihren Jeep, ohne das ich irgendwas tun konnte. Ich probierte mich zu wehren, doch sie schlugen mich. Ich konnte mich noch nicht mal anziehen. So saß ich nun auf der Rückbank des Jeeps, nur bekleidet mit einem Nachthemd, von dem ein Träger während des Kampfes gerissen war. Doch ich konnte ihn nicht hochziehen, meine Hände waren gefesselt. Ich glaube ich werde diesen lüsternen Blick nie vergessen, wie der Beifahrer mir immer unter das Nachthemd schaute und mein stinkender Bewacher auf der Rückbank bei dem Anblick von mir fast anfing zu sabbern.
Dann fuhren wir los. Während der Fahrt... da musste ich...ich musste es ihm besorgen.“
Ihre Stimme war nur noch ein zittriges, weinendes Etwas. Nun brach es aus ihr heraus, die ganze Angst, das ganze Leid, es entlud sich alles in diesem Moment.
“Es war so schrecklich.“
Sie weinte.
Unendliche Wut stieg in mir hoch. Wut auf diese Monster und was sie diesem himmlischen Geschöpf angetan hatten, Wut auf mich selbst, dass ich das nicht verhindert hatte. Ich ballte die Fäuste, im Gedanken malte ich mir aus, was ich mit diesen Ungeheuern machen würde, wenn ich sie in Finger bekommen würde.
Angelina weinte sich an meiner Schulter aus.
“Es tut mir so leid.“, stammelte ich vor mir hin.
“Es tut mir so leid.“

Nach einiger Zeit hatte sie sich wieder beruhigt. Sie trocknete ihre Tränen und erzählte weiter.
“ Ich kam dann provisorisch in das Lager eines gewissen Marsok.“
Ihre Stimme zitterte noch immer und ab und zu schniefte sie.
“Ich erinnere mich noch genau an das, was er mir sagte:
’Soso sie mal einer an, da haben wir ja die Deserteurin, denkst dir wohl, du kannst so einfach mit den Rebellen zusammenarbeiten?’
Dann trat er näher, streichelte mein Gesicht, meine Haare.
’Hm...so ein hübsches Gesicht. Eigentlich viel zu schade um es umzubringen, eigentlich viel besser in meinem Harem aufgehoben. Warum musste nur Hofverrat begehen?’
Seine Hand wanderte tiefer.
’Aber noch haben wir ja ein wenig Zeit. Lasst uns allein’, befahl er den Wachen. Was dann kam, kannst du dir ja denken.“


Sie schämte sich. Sie schämte sich für eine Sache, gegen die sie nichts machen konnte.
Ich konnte ihr diese Pein nicht nehmen, egal was ich gesagt hätte, es wäre falsch gewesen. Ich umarmte sie. Ein weiterer Weinkrampf durchfuhr ihren Körper.
“Lass es raus.“, flüsterte ich ihr ins Ohr.
“Sie hielten mich draußen in einem Käfig, wie ein Tier, nur in meinem Schlafrock, ständig begafft von lüsternen Bastarden, der Boden feucht vom Ejakulat.“
Sie war schwer zu verstehen.
“Lass es raus.“

Uns hielt nichts mehr an diesem See. Wir liefen wieder zurück zu Angelinas Haus.
Plötzlich erzählte sie weiter.
“Sie haben mich am nächsten Tag nach Alma gebracht. Dort ging es mir vergleichsweise gut, doch eigentlich wartete ich nur auf meine Hinrichtung. Ich weiß nicht wie lange ich in Alma war, Zwei Tage, drei Tage oder gar nur einen, ich weiß es nicht.“
Es waren nur ausgesprochene Gedanken.
“Irgendwann bekam ich einen Zellennachbarn, ein Rebell, dem dasselbe Schicksal blühte wir mir. Sein Name war Robin, oder so ähnlich. Am selben Abend wurden wir auf die Transporter Richtung Meduna verfrachtet. Ich stellte mich darauf ein, dass es die letzte Fahrt meines Lebens werden würde. Tja, und dann kamt ihr.
Sie blickte zu mir. Ich schmolz jedes Mal bei dem Anblick ihrer rehbraunen Augen.

Black Roach
Bravo-Squad
Beiträge: 587
Registriert: 19 Okt 2001, 08:52
Kontaktdaten:

Beitrag von Black Roach » 23 Feb 2002, 15:13

Endlich stoppte das Dauerfeuer auf meine provisorische Deckung. Dann kam der Funkspruch von Sandmann. Offensichtlich hatte er soeben das MG ausgeschaltet.
Ich wandte meine Blick auf meinen Arm, auf dem ein feines Rinnsal aus Blut herrunterkroch. Wo kam das her? Ich spürte keine Schmerzen und versuchte so hastig mit dem Augen die Wunde zu finden. Die Ursache der Blutung stellte sich schliesslich als kleiner Steinsplitter heraus, der sich in meinen Arm gebohrt hatte. Vermutlich war er vom Felsen abgesprengt worden.
Wieder knisterte das Headset und Darks Stimme ertönte: "An alle. Haltet sie unten. Die dürfen nicht mal mehr den kleinen Finger aus ihrer Deckung heben dürfen. SEAL, Lutz und Roach rücken geschlossen und schnell zur Mine vor. Die Scharfschützen geben ihnen Deckung. Die Anderen müssen Lumpi Deckung geben. West scheint verletzt zu sein und braucht wahrscheinlich Hilfe. Los gebt alles was die Waffen hergeben!"
Gut, endlich bekam ich die Gelegenheit, meinen Anteil zum Sieg beizutragen.
Ich sprang auf und sprintete los, blind darauf vertrauend, dass ich Deckung von den anderen bekam und schloss zu SEAL auf, der nur wenige Meter vor mir lief.

Ltd. Kamikaze
Bravo-Squad
Beiträge: 893
Registriert: 16 Mär 2001, 14:05
Kontaktdaten:

Beitrag von Ltd. Kamikaze » 23 Feb 2002, 22:57

Die Hotelsuche war schneller erledigt als ich gehofft hatte. Unweit der Innenstadt gelegen fand ich ein zwei Sterne Hotel. Es war zwar nicht luxeriös, sah aber sauber und gepflegt aus. Ich mietete mich erstmal für vier Tage ein, Übernachtung mit Frühstück; Einzelzimmer. Nachdem ein Angestellter mir den Schlüssel in die Hand gedrückt hatte, ging ich erstmal rauf in meine Zimmer. Dort angekommen schmiss ich meinen Rucksack auf das Bett und schaute nach, was noch so aller drin war. In einer durch Reißverschluss vom Hauptfach getrennten Innentasche fand ich eine kleine Metalldose. Ich wusste sofort, was darin war: Eine Morphin-Spritze, knapp 5 Gramm Grass, etwas Tabak und Longpapers. Alles hatte ich von zu Hause hier nach Arulco bzw. Traconna mit genommen, aber total vergessen. Ich kiffte um abzuschalten. Ich empfand es als angenehmer sich still einen Joint zu rauchen, als sich irgendwo in einer lauten Kneipe ein Bier nach dem anderen zu trinken. Ich drehte mir eine Tüte, öffnete das Fenster und begann zu genießen. Dabei hatte ich das erste mal seit meiner Verletzung in Grumm Ziet, richtig nachzudenken. Sonst war ich immer mit anderen Dingen beschäftigt gewesen, als mit mir selbst. Ich dachte darüber nach, wieso ich überhaupt in diesem scheiss Land in diesem scheiss Krieg war. Lag es am Geld? -Auch etwas, aber nicht nur. Zu Hause erwartete mich niemand. Dort war ich allein. Bevor ich hier nach arulco kam, war ich ein absoluter Einzelgänger. Aber diese zusammensein mit anderen Leuten, zusammen reden und töten verband irgendwie. Ich dachte weiter nach, und zog nochmal tief den heißen Qualm in mich hinein...
Vive la Frozenboard !!! :palme:

Graf TIGER
Alpha-Squad
Beiträge: 1435
Registriert: 07 Mai 2001, 10:15
Kontaktdaten:

Beitrag von Graf TIGER » 24 Feb 2002, 12:39

"...Die Anderen müssen Lumpi Deckung geben. West scheint verletzt zu sein und braucht wahrscheinlich Hilfe. Los gebt alles was die Waffen hergeben!", es war immer gut, wenn man wusste, was man tun sollte. Allerdings war es weniger gut, wenn man nicht wusste, WO man dies tun sollte, und das war für mich hier der Fall. Ich hatte keine Ahnung, wo sich der Doc oder West befanden. Also mussten sie auch ohne meine Unterstützung zurechtkommen. Ich wandte mich mehr dem Befehl "haltet sie unten!" zu. Jedes Körperteil, das sich aus einer Deckung reausbewegen wollte, beschoss ich sofort. Allerdings merkten die Gegner anscheinend ziemlich bald, dass sie so direkt nichts ausrichten konnten. Wir mussten uns unbedingt vor Granaten in Acht nehmen. Dazu kam noch, dass ICH keine einzige Granate mehr hatte. Es war wirklich dringend wiedereinmal Zeit, einen Waffenhändler auzusuchen. Allerdings mussten wir zuerst dieses Gefecht beenden, bevor wir weiterdenken konnten.
Plötzlich wurde ich aus meinen Gedanken gerissen. Ein Gegenstand, etwa 2/3 Fuss lang und einen halben Fuss im Durchmesser kam auf mich zugeflogen. "Verdammt, Granate!", reif ich und suchte blitzschnell nach einem Versteck. Doch mir blieb nur noch ein Sprung in eine Senke links von meiner Stellung. Sofort knatterten die Waffen auf der gengerischen Seite los, Schüsse pfiffen an mir vorbei, und plötzlich durchstach ein brennender Schmerz meinen linken Oberarm und dann landete ich unsanft auf dem Boden der Senke. Ich konnte mich kaum flach hinlegen, als oben, an meiner alten Position die Granate explodierte. Dreck und Steine regneten von oben auf mich herab un bedekten mich. Der einzige Vorteil war so, dass ich gut getarnt war. Doch das nützte mir jetzt kaum was. "Ist irgendjemand in der Nähe, um mich zu decken? Ich hab n Streifschuss erwischt und seh nicht, wo die Genger sind!" presste ich ins Haedset. Ich hasste es, auf andere angewiesen zu sein, aber ich kam die ganze Zeit in solche Situationen, obwohl ich es immer zu vermeiden suchte.

Qujo
Bravo-Squad
Beiträge: 804
Registriert: 01 Dez 2001, 17:29
Kontaktdaten:

Beitrag von Qujo » 24 Feb 2002, 13:07

Keuchend erreichte ich meine neue Stellung. Das MG war viel zu schwer.
Bäuchlings warf ich mich in den Graben und stützte die Waffe mit dem Zweibein auf den Rand. Ich hatte gut geschätzt, von hier aus lies sich die gesamte Front bestreichen, was aber auch bedeutete, dass ich von überall her beschossen wurde.
Zum Glück war das Feuer meiner Kameraden so dicht, dass die Soldaten nicht zielen konnten und sich auf halbblindes Serrfeuer beschränken mussten.
Nachdem ich kurz durch das Visier blickend den Feuerkoridor bestimmt hatte, nahm das MG seine Arbeit auf.
Sandsäcke sind für Kugeln dieses Kalibers zwar undurchdringlich, verhalten sich allerdings bei Treffern nicht anders als Autoreiffen. Ich brauchte also blos immer weiter zu feuern, irgendwann würden die Stellungen zusammenbrechen.
Um die Waffe besser kontrolieren zu können, zog ich den Abzug immer nur kurz durch und lies dann wieder los.
Auf einmal bemerkte ich, dass die Waffe obwohl ich den Abzug losgelassen hatte, weiterfeuerte. In einer elend langen Salve leerte sich der Gurt. Das MG war zu heiss geworden. Leider war es mein letzter Gurt, die Waffe somit nutzlos.
Ich liess sie an ihrem Platz und kroch tieffer in den Graben zurück.
Mit Seitenblicken überzeugte ich mich davon, dass niemand meine Missliche Lage bemerkt hatte, und ein Funkgerät besass ich nicht.
In diesem Moment explodierte die Stellung rechts von mir, einer der Gegner hatte es trotz dem Sperrfeuer geschaft, eine Handgranate zu werfen.
War der Söldner tot, oder bloss verwundet?
Dicht an den Boden geprest, begann ich, auf das Ziel zu zu robben.
I rather be a hammer than a nail.

derLumpi
Evil Mod
Beiträge: 8882
Registriert: 30 Mai 2001, 12:07

Beitrag von derLumpi » 24 Feb 2002, 14:50

Das Sperrfeuer began, Job und Ich liefen los, um west zu holen.
Alles was ich nicht bracuhte lies ich bei DArk zurück.
Job hatte nur sein Gewehr.
Ein kurzer wenn auch gefährlicher Sprint.
Wir legten Wests Arme über unsere Schultern und brachten ihn so zu unserer Stellung.
Keinen Moment zu spät, wie sich zeigte.
Irgendwo detonierte eine Granate.
.

West
Profi-Söldner
Beiträge: 265
Registriert: 18 Jun 2001, 11:52
Kontaktdaten:

Kampf um Grumm

Beitrag von West » 24 Feb 2002, 16:44

Wir liefen aus unserer Deckung und rannten über eine offene Fläche. Das Gerödel schlug rechts und links gegen meinen Körper. Ich riss mich zusammen und versuchte mit den jungen mitzuhalten. Kurz vor den Sandsäcken hatten sie uns entdeckt. Die Erde tanzte um mich herum und ich versuchte dem Tod auszuweichen. Doch ein Ausfallschritt war zu groß, ich blieb mit dem rechten Fuß in einer kleinen Kuhle hängen und verlor das Gleichgewicht. Wie in Zeitlupe sah ich die Szenerie vor meinen Augen, dieser neue, dessen Name ich nicht kannte, hatte die schützende Mauer erreicht und neben mir ging ein Einheimischer zu Boden. Aus dem Augenwinkel sah ich wie er unfreiwillig zu meinem Lebensretter wurde und bei seinem Todesflug eine mir bestimmte Kugel in seinen Körper aufnahm. Ich schlug hart mit dem Kopf auf einen verdammten Stein. Einem Nebel gleich umgab mich die Dunkelheit.
Ich fiel in ein schwazes Loch...
Waffenhändler im KdA.
Alters-Ehren-Präsident im KdA.

"pecunia non olet!"

CAT Shannon
Scharfschütze
Beiträge: 3712
Registriert: 02 Mär 2000, 13:06

Cambria, ca. 1030

Beitrag von CAT Shannon » 25 Feb 2002, 12:24

„Hey Cat, was machst Du denn hier?“ Ich erkannte Vipers Stimme. „Ich dachte, Du wärst bei Grumm.“ „Naja, ich mußte einen kurzen Abstecher hierher machen. Was ist eigentlich hier passiert, die Stadt sieht ja böse aus.“ Die Milizionäre hatten mir nur sagen können, daß es einen massiven Überfall mit Mörsern gegeben hatte. Viper erläuterte es mir. Eine Einheit der Armee hatte sich wohl an die Stadt herangepirscht und wahllos bombardiert, danach aber unverständlicherweise nicht angegriffen. „Wahrscheinlich ein reiner Terrorangriff“ meinte Viper. Den gleichen Effekt hätte man viel effizienter mit Scharfschützen erzielen können, dachte ich mir. Einige urplötzlich Erschossene waren für die Moral genauso schädlich wie so ein Bombardement. Und erheblich billiger. Aber vermutlich mußten die arulcanischen Militärs irgendetwas spektakuläres veranstalten, damit sie nicht in der Bloodcat-Arena, von der ich gerüchteweise gehört hatte, landeten. Vielleicht hatten sie auch darauf spekuliert, daß einige ihrer Granaten den einen oder anderen Söldner töteten. In dem Fall hatten sie Pech gehabt, schließlich waren wir am Abend vorher ausgerückt. Ob die Armee das gewußt hatte? Gut möglich, sogar ziemlich wahrscheinlich. Vermutlich hatte Deidranna in jeder Stadt noch immer ein oder zwei heimliche Anhänger, Leute, die unter dem alten Regime Vorteile für sich ergattert hatten, indem sie ihre Nachbarn aus welchen Gründen auch immer ans Messer lieferten. Verräter, Spione, Spitzel und einfach bloß Opportunisten gab es überall. Viper sagte etwas, daß ich nicht verstand, mich aber aus meinen Gedanken riß. „Was?“ fragte ich irritiert. Viper grinste: „Ob wir uns die Verteidigung der Stadt mal ansehen sollen wollte ich wissen. Oder willst du zurück nach Grumm?“ „Eigentlich schon, aber ich schätze, die Zeit habe ich wohl noch.“ Viper schleppte seine gesamte Ausrüstung mit, aber ich ließ meine im Krankenhaus, schließlich war nicht mit Problemen zu rechnen. Cambria war zu gut geschützt als das die Armee einen Angriff bei Tag versuchen würde. Das war schon einmal schiefgegangen. Und der ausländische Major, von dem Fiona erzählt hatte, schien für derartig simple, brutale Manöver nicht viel übrig zu haben. Tatsächlich war er nach dem Fiasko von Cambria angeheuert worden.
Der Verteidigungsring um Cambria war in einzelne Abschnitte unterteilt, die jeweils unter dem Kommando eines erfahrenen Milizionärs standen. Und die gesamte Stadt hatte ebenfalls einen einheimischen Kommandanten, dessen Hauptquartier, die alte Polizeiwache, beim Mörserangriff allerdings schwer in Mitleidenschaft gezogen worden war. Viper und ich begannen unsere Runde an der Mine von Cambria und wanderten im Uhrzeigersinn um die gesamte Stadt. Ich war wirklich beeindruckt. Rund um die Stadt waren Sandsackstellungen errichtet worden und in den Häusern am Stadtrand hatten sich Beobachter mit Feldstechern oder Zielfernrohrschützen (als Scharfschützen im modernen Sinn konnte man sie nicht bezeichnen, aber sie würden einen Angreifer ernsthaft behindern) verschanzt. Die einzige Schwäche war der Mangel an Feuerunterstützung. Nach traditioneller Taktik hätte jeder Verteidigungsabschnitt über mindestens zwei 60mm-Granatwerfer und vier oder fünf stationäre MGs mit überlappenden Feuerbereichen verfügt, momentan gab es nur jeweils ein MG an den Ortseinfahrten und auf dem Dach der Minenverwaltung, und dabei handelte es sich um erbeutete leichte MGs auf Zweibeinen statt auf Lafetten. Im Ausgleich dafür war die Miliz aber ausreichend mit automatischen Waffen, ebenfalls größtenteils Beutewaffen, und Munition versorgt. Zusätzlich zu den Milizen in den Verteidigungsabschnitten verfügte der Stadtkommandant außerdem noch über eine zwanzig Mann starke Reservetruppe für Gegenstöße, falls die Armee es irgendwie schaffen sollte, den Verteidigungsring an einer Stelle zu durchbrechen. Hätte die Armee Cambria auf diese Weise befestigt wären Dark und seine Leute bei der Einnahme in ernste Schwierigkeiten gekommen.
Nun standen wir im Südosten von Cambria in einer Sandsackstellung und blickten auf das vor uns liegende hügelige Gelände. Viper hatte ein Doppelfernrohr an den Augen und schwenkte langsam den Blick über die Hügel. Im Haus hinter uns, das wußte ich, tat ein ZF-Schütze das gleiche, aber es gab nichts zu sehen. „Keine Sorge Senor, die Armee traut sich nicht hierher“ meinte einer der beiden Milizionäre in der Stellung. Ich erwiderte nichts, ich wußte genau wie trügerisch die Ruhe sein konnte. Ich mußte an die „Peace Lines“ in Belfast denken, die Grenzen zwischen Protestanten und Katholiken, an denen sich ebenfalls nichts rührte, wo aber auf beiden Seiten Männer mit Ferngläsern standen und mißtrauisch die andere Seite beobachteten.
Viper hatte mit dem Schwenken aufgehört und starrte auf einen bestimmten Hügel. „Was zum...“ Weiter kam er nicht, da gab es ein Geräusch, das entsteht, wenn etwas Hartes mit hoher Geschwindigkeit auf etwas Weiches prallt. Viper riß überrascht die Augen auf, dann brach er vornüber zusammen. Der Knall eines einzelnen, weit entfernt abgegebenen Schusses hallte über die Landschaft, schien wie ein Bussard zu kreisen und verklang schließlich.
Life is a sequence of missed opportunities.

Ltd. Kamikaze
Bravo-Squad
Beiträge: 893
Registriert: 16 Mär 2001, 14:05
Kontaktdaten:

Beitrag von Ltd. Kamikaze » 25 Feb 2002, 18:02

...Mir war es im Moment ziemlich egal, wie es in diesem Land mit dem Betäubungsmittelgesetz stand. Wenn jemand mich sehen würde, war es mir egal.
Der Joint war noch nicht ganz zuende konsumiert, da warf ich ihn aus dem Fenster und schloss es. Ich musste langsam mal damit anfangen dass zu tuen, wozu ich hier war. Ich ging auf den Flur und schloss mein Zimmer ab. Den Schlüssel steckte ich in eine Innentasche meiner Caterpillar Stoffjacke. Auf dem Weg zum Hotel war ich an einem Info-Center für Touristen vorbeigekommen, und hatte mir den Weg gemerkt. Nach nicht mal 3 Minuten gehen war ich dort und trat ein. Zuerst nahm ich mir einen von den kostenlosen Stadtplänen, dann blätterte ich im Telefonbuch. Ich brauchte einen Waffen- und einen Gebrauchtwagenhändler. Beides fand ich und notierte mir die Adressen. An einem der dort stehenden Computer mit Internet Anschluss kontrolierte ich meine Mails. Nicht viel Interresantes da. Verlauf löschen, Cache leeren und es konnte weitergehen. Ein kurzer Blick auf den Stadtplan genügte, und ich ging los. Für gewöhnlich hatte ich einen sehr guten Orientierungssinn. Als erstes wollte ich den Wafenladen aufsuchen. Auf der Militärbasis heute morgen hatte ich erfahren, dass die Waffengesetze in Traconna sehr lasch wären und die Läden quasi alles -mit ausnahme von schwerem Gerät- verkaufen würden.Nach dem 20 minütigen Sparziergang, der mir erste Eindrücke der Stadt vermittelte stand ich vor den vergitterten Ladenfenstern...
Vive la Frozenboard !!! :palme:

derLumpi
Evil Mod
Beiträge: 8882
Registriert: 30 Mai 2001, 12:07

Beitrag von derLumpi » 27 Feb 2002, 20:53

Wir hatten es geschafft.
West war in Sicherheit und wir hatten die Sandsackbarriere erreicht.
Der Milizionärwar offensichtlich nicht mehr zu retten.
eine große Blutlache hatte sich unter ihm ausgebreitet.
West war nicht bei Bewußtsein, hatte aber keine äußerich sichtbaren Verletzungen.

"West!
Hörst du mich!?"

Er öffnete die Augen.
"Ich bin ok!"
Antwortete er noch benommen.

"Los Leute bewegt euch mal.
Das Minengebäude ist nicht weit.
Job, Seal, Lumpi, West.
Ein kurzer Sprint und ihr seid dort.
Der Rest gibt euch Deckung!
Nur das Nötigste mitnehmen!"

Ich wechselte das Magazin, um sicherzugehen, dass ich genügend Munition hatte.
2 extra Magazine müßten wohl reichen.
Das rattern der automatischen Waffen verstärkte sich. Es waren also noch genug Soldaten auf der anderen Seite.
Job setzte das kanisterförmige Funkgerät ab und lud seine Waffe durch.

Dark hatte den Lauf seines M-14 auf die Sandsäcke gelegt, um mit links schiessen zu können.
"Fertig?"
Wir signalisierten Dark mit erhobenen Daumen Einsatzbereitschaft.
"Los!"
.

CAT Shannon
Scharfschütze
Beiträge: 3712
Registriert: 02 Mär 2000, 13:06

Stadtrand von Cambria

Beitrag von CAT Shannon » 28 Feb 2002, 11:56

Sofort warf ich mich wie alle Umstehenden zu Boden. Dann kroch ich zu Viper herüber und drehte ihn auf den Rücken. Auf seiner Tarnjacke hatte sich ein Blutfleck gebildet. Der Milizionär neben mir zog sein Messer hervor, zerschnitt die Jacke und löste die Schutzweste. Sein bedauerndes Kopfschütteln wäre überflüssig gewesen, ich konnte selbst gut genug sehen, daß die Schußwunde tödlich war. Viper zitterte, seine Hände krallten sich schmerzhaft in meine Arme und als er zu sprechen versuchte quoll ein Blutstrom aus seinem Mund. Ich bemühte mich, beruhigend auf ihn einzureden und nach einer halben Minute, die mir wie eine Ewigkeit vorkam, war alles vorbei. Ich hatte mehrmals erlebt, wie Männer in einer ähnlichen Situation wie der, in der ich mich gerade befand, einen tödlichen, dummen Fehler gemacht hatten, weil unmittelbar neben ihnen ein Freund gefallen war. So etwas sollte mir nicht passieren. Ich löste seine verkrampften Hände und schloß ihm die Augen. Dann wischte ich das Blut von der Wunde in seiner Brust ab. Während meiner Ausbildung war ich auch in der Deutung von Wunden unterrichtet worden und die Form des Einschußloches konnte mir eventuell etwas über die Position des Scharfschützen, der ihn getötet hatte, verraten. Wenn eine Kugel eindringt dehnt sich die Haut und bekommt Schrammen, dann schnappt sie zurück und hinterläßt einen blauen Fleck um den Einschuß herum. Wenn die Kugel genau senkrecht auftrifft ist dieser Fleck kreisförmig. Ich erkannte, daß diese Wunde ein wenig oval nach unten geformt war. Dementsprechend war die Kugel aus einer höhergelegenen Stellung abgefeuert worden. Außerdem hatte Viper dem Schützen genau gegenübergestanden. Als er getroffen wurde hatte er in Richtung eines bestimmten Hügels geblickt. Jetzt wußte ich zumindest wo ich suchen mußte. Ich verfluchte mich, weil ich meine Ausrüstung im Krankenhaus zurückgelassen hatte, nahm das Kampfmesser des Milizionärs und schlitzte einen Sandsack der Stellung auf. Vorsichtig leerte ich den Sack, so daß in der vorderen Wand der Stellung ein kleines Loch entstand, das vom Scharfschützen auf dem Hügel wahrscheinlich nicht gesehen werden konnte. Dann rief ich dem Scharfschützen im Haus hinter mir zu, er solle mir sein Gewehr herunterwerfen, denn Vipers Colt Commando hatte eine zu geringe Reichweite und war damit für mich genau so wertlos wie mein .45er. Ich wußte, ich mußte schnell sein, sonst wäre der Sniper verschwunden. Das heranfliegende Gewehr konnte ich noch gerade eben auffangen. Es war ein Mauserkarabiner, Kaliber 7,92mm aus dem Jahr 1909, wenn die eingestanzte Herstellungsangabe korrekt war. Das Zielfernrohr war neuer, aber immer noch himmelweit von dem entfernt, was man als „modern“ bezeichnete, ein ZF43 mit fester, vierfacher Vergrößerung, stufenloser Höhen- und Seiteneinstellung und einem einfachen Fadenkreuz. Ich wünschte nochmals, ich hätte meine Ausrüstung mitgenommen. Aber immerhin war ich mit derartig veralteter Ausrüstung ausgebildet worden, und zwar mit einer Härte, die dafür sorgte, daß ich die Lektionen nie vergessen würde. Jetzt konnte ich nur hoffen, daß die Waffe für meine Zwecke auch genau genug war. Ich hätte der Scharfschützen, von dem ich sie geliehen hatte, fragen können, entschied mich aber dagegen. Die Wahrheit zu wissen hätte auch nichts geändert. Ich stellte die entsprechende Entfernung am Zielfernrohr ein, dann schob ich den Lauf vorsichtig in die Schießscharte und blickte durchs Zielfernrohr.
Life is a sequence of missed opportunities.

mattscho
Alpha-Squad
Beiträge: 1705
Registriert: 14 Sep 2000, 15:38
Kontaktdaten:

Beitrag von mattscho » 28 Feb 2002, 18:38

früher Abend in Cambria

“Ich werde dich beschützen.“, sagte ich ihr auf der Stufe zur Veranda.
Sie war schon in der Tür, blickte zurück und warf mir einen abschätzigen Blick zu.
“Ja, ehrlich, ich werde dich beschützen. Ich verspreche es dir.“
“Verspreche nichts, was du nicht halten kannst.“
, schallte es aus der Küche zurück.
Ich war wütend, dass sie mir nicht glaubte. Gleichgültig machte sie Abendbrot.
Ich fasste sie fest an den Arm. Erschrocken drehte sie sich um.
“Es ist mein ernst.“
“Wenn es dein Ernst ist, dann sag mir wie du mich beschützen willst, wenn du irgendwo im Kongo deine Privatkriege führst?“

Ihre abweisende Haltung enttäuschte mich. Ich weiß nicht warum ich eine andere Reaktion erwartet hatte.

“Hör zu Ethan, ich bin dir sehr dankbar für das was du für mich getan hast, aber das ist nicht nötig. Du lebst dein Leben und ich meins. Du bist Söldner und ich eine Medizin-Studentin. Es wäre Irrsinn, wenn du dein Leben nach Meinem ausrichten würdest.“
"Du verstehst das falsch, ich will es so. Ich hab mein Leben satt. Ich meine, ich bin 35 und alles was diese Augen bisher gesehen haben, sind Leid, Elend, Blut, Grausamkeiten. Ich will so nicht mehr leben. Ich will hier leben, bei dir. In Frieden. Ohne das Geräusch eines MGs in meinen Ohren.“

Dafür war zwar Arulco im Moment der falsche Ort, doch ich hatte Hoffnung, dass dies nicht mehr lange so war.

Angelina war überrascht über meine Gedanken, die ich nun endlich ausdrücken konnte.
Sie setzte sich.
“Ist das dein ernst?“
“Ja, definitiv. Hier nimm meine Waffe. Mach damit was du willst, verkauf sie, schmeiß sie weg, egal.“
Mit wenigen geübten Griffen lag die USP auf dem Tisch, fein säuberlich daneben der Schalldämpfer und das Magazin. Sie öffnete ein Fenster und war die einzelnen Teile, mich die ganze Zeit musternd, weit hinaus. Die Waffe landete auf dem Komposthaufen. Als ich keine Mine verzog, begann sie in Betracht zu ziehen, dass ich es eventuell wirklich ernst nahm.

“Und was hast du nun vor?“
“Wenn es dir nichts ausmachen würde, würde ich gerne eine Weile bei dir bleiben.“

Ich hoffte, dass aus dieser kleinen Weile eine halbe Ewigkeit werden würde.
“OK, aber diesmal musst du auf der Couch schlafen.“
“Ehrlich gesagt glaube ich nicht, dass wir hier sicher sind.“
“Wie meinst du das?“
"Deidranna wird sich bestimmt nicht freuen zu hören, dass die Deserteurin verloren gegangen ist. Da sie und nicht der Rebell befreit wurde, wird sie annehmen, dass du von eminenter Wichtigkeit für die Revolution bist. Sie werden dieses Haus sicher noch ein zweites Mal besuchen.“

Der Gedanke, ein gesuchter Rebell zu sein, gefiel ihr ganz und gar nicht.
“Und was sollen wir tun?“
“Uns der Rebellion anschließen.“

Sie schüttelte den Kopf.

“Weißt du was komisch ist?, fragte sie mich.
“Für ein paar Sekunden dachte ich, du hättest dich geändert.“
"Das habe ich, wenn du mich ausreden lassen würdest, wäre dir das auch klar.“

Sie machte eine ausladende Handbewegung.
“Wir machen ja nicht aktiv mit. Eigentlich ist alles was wir machen, in Cambria zu wohnen, weil es hier draußen zu gefährlich ist. Dafür verlangt die Revolution nur einen kleinen Gegenbeitrag: Du würdest im Krankenhaus arbeiten und Menschenleben retten.“
“Wo ist der Haken? Was für eine Rolle spielst du dabei?“

Sie hatte mich. Ich kannte meine Rolle noch nicht. Ich war die einzige Variable in einem Plan, von dem ich dachte, dass er klappen könnte.

"Das weiß ich noch nicht. Ich werde aber versuchen, mich möglichst aus allem rauszuhalten.“
“Kannst du mir versprechen, dass du nicht ins Feld musst?“
“Nein, das kann ich nicht. Aber ich bin sicher ich kann einen wertvollen Betrag leisten, ohne Blut verschmieren zu müssen.“

Sie drehte den Kopf weg.
“Hey, du willst doch auch, dass die Terrorherrschaft von Deidranna ein Ende hat, oder? Nach all dem was sie dir angetan haben.“
Sie nickte, eine Träne kullerte über ihre Wange. Ihre Erinnerungen kamen wieder hoch.
“Und wenn wir nun die Möglichkeit hätten, das Ende dieses Terrorregimes ein wenig schneller herbeizuführen, ohne einen Tropfen Blut zu vergießen, sollten wir es dann nicht machen?“
Ich hatte sie soweit, dass sie meinen Plan überhaupt in Betracht zog.
“OK, wir besuchen die Rebellen in Cambria und dann sehen wir weiter.“

Die Sonne war gerade untergegangen als wir mit gepackten Sachen Richtung Cambria aufbrachen in eine hoffentlich bessere Zukunft.

Gunny
Evil Mod
Beiträge: 3028
Registriert: 01 Jul 2001, 17:08

Beitrag von Gunny » 01 Mär 2002, 15:58

Es war eigentlich nicht richtig, doch ich konnte mich dagegen nicht wehren, die Monotonie der Straße war einfach stärker. Immer wieder fielen mir die Augen zu, trotz aller Bemühungen. Der einzige Trost war, das ich es schon frühzeitig gelernt hatte im Halbschlaf vor mich her zu dämmern und trotzdem fähig zu sein sofort hellwach zu sein.
Wäre dem nicht so gewesen, dann hätte mich die abrupte Richtungsänderung Sanchez’ wohl aus dem Jeep geschleudert. Aufgrund meiner Unachtsamkeit hatte ich keine Ahnung warum er so plötzlich von der Straße herunter und in den Wald fuhr. Schüsse waren keine zu hören, was mich schon einmal erleichterte. Aber irgendetwas war los und deshalb fasste ich das M-21 fester und spähte in das grüne Dickicht vor uns. Äste schlugen die Frontscheibe als der Wagen mit heulendem Motor in den Wald eindrang. Haarscharf schrammten wir an ein paar Bäumen vorbei, dann hielt Sanchez an. Sofort übernahmen die Reflexe das Kommando und wir drei, Sanchez, Rodriguez und ich, stürzten aus dem Wagen und suchten eine Deckung, nahmen dabei eine Rundumsicherung ein, um nach allen Richtungen gesichert zu sein.
Ich warf mich hinter einen umgestürzten Baum, der Aufprall auf dem Boden nahm mir kurzzeitig den Atem. Ich brachte die Waffe in Anschlag und schaute ins Vorgelände. Nichts!
Wenn dort Feind war, dann war er nicht zu sehen. Das war gut und schlecht. Gut war es für uns, denn wir waren ihnen erst mal entkommen. Schlecht war es, das, wenn wirklich Feinde in der Nähe waren, wir nur geringe Chancen hatten zu entkommen. Schlecht war es für unsere Gegner, denn sie hatten die Gelegenheit verpasst uns schnell und ohne eigene Verluste auszuschalten, was bedeutete, das sie wohl unerfahren oder nachlässig waren, was wiederum unsere Chancen steigerte. Diese Gedanken nahmen vier, vielleicht auch fünf Sekunden in Anspruch.
Die Headsets hatten wir ausgeschaltet um Batterien zu sparen, deshalb rief ich leise Rodriguez’ und Sanchez’ Namen. Ersterer antwortete mir von halbrechts, ein schneller Blick zeigte mir seine Position, er lag in einer kleinen Kuhle, hatte seine AK ebenfalls im Anschlag. Der Tonfall zeugte ebenfalls von einer gewissen Überraschung, aber er hatte sich unter Kontrolle. Wo Sanchez lag hörte ich an den Geräuschen des leichten MG, das er fertig lud. Rodriguez hatte es in Alma mit in den Jeep geladen, „Für alle Fälle.“, wie er sich ausgedrückt hatte. Nun, dafür schuldete ich ihm ganz klar etwas wenn wir wieder zu Hause waren.
„Sanchez, was war los?“
„Etwa 100m voraus liegt ein Motorrad oder etwas ähnliches auf der Straße und wir sind gerade über Patronenhülsen gefahren. Sie glänzten noch.“
Trotz der Lage, in der wir uns befanden, machte mich die Antwort stolz. Sanchez hatte sich wie ein alter Hase, der er ja inzwischen auch war, verhalten und auf ein, zwei Auffälligkeiten blitzschnell reagiert, was uns wahrscheinlich das Leben gerettet hatte. Wenn die Hülsen noch glänzten, dann hieß das sie waren frisch. Aber das letzte Gefecht dieser Gegend war schon eine Weile her, außerdem hätten Wind und Wetter sie längst unter dem Dreck der Straße begraben. Und das bedeutete, das hier vor kurzem ein Gefecht stattgefunden hatte. Das steigert unsere Chancen weiter, ging es mir durch den Kopf. Jeder vernünftige Führer würde danach trachten so schnell als möglich, soviel wie möglich Abstand zwischen sich und den Ort des Gefechtes zu bringen.
Mit ein paar schnellen Handgriffen schaltete ich den Funk ein, und gleich darauf knackte es mehrmals in meinem Ohrstecker, als die beiden anderen sich dazuschalteten. Jetzt mussten wir wenigstens nicht mehr durch den Wald brüllen.
„OK, herhören. Wir schlagen einen großen Bogen, nähern uns von der andern Seite an und klären das Ganze auf. Der Wagen bleibt erst mal hier. Überschlagenes Vorgehen wie gehabt. Erst Sanchez, dann Rodriguez, dann ich. Checkt eure Waffen noch mal durch.“ Aus Sanchez’ Richtung waren ein paar metallische Geräusche zu hören, dann: „Sanchez klar!“ Gleich darauf meldete auch Rodriguez, das er fertig sei. Das war für mich das Zeichen, meine Waffe zu überprüfen. Ich verschwand hinter meinem Baumstamm, nahm die Waffe ebenfalls mit herunter und zog den Durchladehebel etwas zurück. Ein Stück gelbes Metall war im Patronenlager zu erkennen, die Waffe war also geladen. Ich drückte den Hebel wieder vor und mit einem leisen Klicken verriegelte der Verschluß. Dann ging ich wieder in Anschlag. „Klar! Sanchez los!“
Was nun folgte war ein standardmäßiges Vorgehen unter Sicherung. Dumpfe Schritte ertönten als Sanchez aufstand, etwa 7 bis 10 Meter voraus lief und dann hinter einem Baum in die Hocke ging. Seine MP-5SD, mit der er normalerweise kämpfte, trug er auf dem Rücken. In den Händen hielt er stattdessen ein RPD-46 LMG. Die Waffe war ideal, leicht und feuerstark, dabei unkompliziert zu bedienen und wie jeder russischen Waffe konnten Schmutz und Schlamm ihr nichts anhaben. Dank des geringen Gewichtes konnte man sie auch im Stehen oder Knien bedienen, wie Sanchez es gerade vormachte.
„Steht!“ Auf Sanchez' Zeichen sprang Rodriguez auf und lief seinerseits, unter unserem Schutz, nach vorn. Die ganze Zeit blickte ich ins Gelände, bereit das Feuer zu eröffnen um eventuellen Feind sofort niederhalten zu können. Als Rodriguez seinen Platz gefunden hatte war es an mir. Ein schneller Blick auf die Uhr zeigte, das vielleicht drei oder vier Minuten vergangen waren, seit wir von der Straße abgebogen waren.
Ein letzter Blick nach vorn, ich hatte mir bereits einen Baum ausgesucht, der mir als nächste Deckung dienen sollte, dann sprang ich auf und hastete nach vorn. Dieses Manöver hatte ich so oft in meinem Leben geübt, das ich im Schlaf dazu fähig gewesen wäre. Mit einem leichten Schlenker umkurvte ich noch einen kleinen Busch, dann hatte ich meinen Baum erreicht.
„Klar!“
Ten thousand gobs lay down their swabs to fight one sick marine -
Ten thousand more stood up and swore,
'Twas the damndest fight they'd ever seen

Zivi-Animateur im RdGE

RIP Möhre

CAT Shannon
Scharfschütze
Beiträge: 3712
Registriert: 02 Mär 2000, 13:06

Stadtrand von Cambria

Beitrag von CAT Shannon » 01 Mär 2002, 17:04

Nichts. Nicht die geringste Bewegung oder Unregelmäßigkeit. Das konnte zweierlei bedeuten: entweder der Scharfschütze war hervorragend getarnt...oder dort war niemand mehr. In letzterem Fall gab es kaum eine Hoffnung, den Sniper noch zu erwischen. Er würde nicht so dumm sein, nochmal an diesen Platz zurückzukommen. Aber es bedeutete auch, das die unmittelbare Gefahr vorüber war. Andererseits mußte der Schütze gesehen haben, daß es zwei Söldner gewesen waren, die in der Sandsackstellung gestanden hatten. Und daß noch einer der beiden übrig war. Die Frage war jetzt: Wollte der Sniper uns beide erwischen oder gab er sich mit einem Opfer zufrieden? Wäre ich dort gewesen, ich wäre inzwischen verschwunden. Ein Abschuß mehr lohnt das Risiko nicht. Aber darauf konnte ich mich nicht verlassen. Vielleicht wartete der gegnerische Sniper nur darauf, daß ich mich in der Annahme, ich sei in Sicherheit, ihm zeigte um mir dann ebenfalls eine Kugel zu verpassen. Nein, ich würde warten. Warten und beobachten. Und wenn die Nacht hereinbrach würde ich mich zurückziehen, meine Ausrüstung holen und mit einigen Milizionären den Hügel erkunden. Aber so lange würde ich die Geduld meines Gegenübers, falls es noch da war, auf die Probe stellen. Ich erwartete nicht, daß der Sniper einen Fehler machte, aber wenn er es tat war es sein letzter.
Sekunden wurden zu Minuten und Minuten zu Stunden. Auf dem Hügel rührte sich nichts. Die Sonne wanderte über den Himmel, aber in meiner näheren Umgebung regte sich nichts. Um die Mittagszeit herum wollte einer der Milizionäre, die mit mir in der Stellung gestanden hatten als Viper getroffen wurde, aufstehen. Ich hielt ihn zurück. „Unten bleiben! Oder soll er Ihnen den Kopf wegschießen?“ zischte ich ihm zu. „Glauben Sie denn, daß er noch da ist?“ fragte er mich, mit einem zwar nicht ängstlichem aber zumindest besorgtem Unterton. Ich konnte es ihm nicht übelnehmen, dazuliegen und nicht zu wissen, ob man bereits von einem Fadenkreuz für einen überraschenden Tod gezeichnet war, zerrt an den Nerven der meisten Menschen. „Ich weiß es nicht, aber ich würde es nicht darauf ankommen lassen.“ erwiderte ich. Tatsächlich konnte ich mir kaum vorstellen, daß der Sniper noch vor Ort war, aber mein Instinkt ließ mich weiter warten.
Am Nachmittag begann meine Konzentration langsam nachzulassen. Zuerst waren es die leichten Schmerzen, die auftreten wenn man stundenlang reglos mit einem Gewehr im Anschlag liegt. Dann kam die Erinnerung daran, wie ich in diese Lage gekommen war, an Vipers überraschenden Tod. Und gleichzeitig kamen die Fragen. Warum er? Warum nicht ich? Hatte ich Glück gehabt? Hatte der Sniper mich für einen Zivilisten gehalten (immerhin trug ich meinen Anzug und hatte keine sichtbare Waffe getragen)? Wie auch immer, Vipers Tod hatte mir das Leben gerettet. Ich hatte ihn kaum gekannt, er war ein Kamerad, sicher, ein Mitglied des Teams. Aber niemand, zu dem ich eine persönliche Beziehung hatte. Ich war niemand, der schnell enge Freundschaften schloß und meine Erfahrung als Söldner bestärkte mich in dieser Haltung. Trotzdem, die Art seines Todes war erschütternd. So wollte ich nicht sterben, einfach aus dem Nichts heraus erschossen werden, ohne Warnung, ohne die Gelegenheit zu kämpfen. Es war nicht das erste Mal, das unmittelbar neben mir jemand getötet wurde. Aber es war das erste Mal, daß ich verstand, warum Scharfschützen sogar von ihren eigenen Leuten gefürchtet werden. Die Angst, völlig überraschend getötet zu werden, von einem Schützen, von dessen Präsenz man nichts ahnte, jetzt spürte ich sie selbst, statt sie, wie normalerweise, zu verbreiten. Als mich der Scharfschütze auf dem Weg nach Cambria beschossen hatte, war ich lediglich wütend auf mich selbst gewesen. Schließlich war es ein Marsch durch Feindesland gewesen. Aber Cambria hatte ich für „sicher“ gehalten, obwohl ich die Zerstörungen des Mörserangriffs gesehen hatte. Arulco war ein Einsatzgebiet und das bedeutete, man mußte immer und überall mit einem Angriff in welcher Form auch immer rechnen. Die massive Sicherung Cambrias hatte mir das Gefühl gegeben, daß sich tagsüber kein Gegner in die Sichtweite der Stadt wagte. Dabei hatte ich völlig übersehen, daß ich selbst schon oft nichts anderes als der Sniper von vorhin getan hatte. Ich zwang mich dazu, mich wieder auf die Beobachtung zu konzentrieren, Grübeleien lenkten bloß vom wesentlichen ab. Aber man verfiel so leicht ins Grübeln; wenn sich stundenlang nichts tat, schweiften die Gedanken einfach ab.
Langsam aber sicher wurden die Schatten länger, die Sonne wanderte immer weiter nach Westen, sie stand jetzt schon tief, in eineinhalb Stunden etwa würde sie endgültig untergehen. Einerseits war ich froh darüber, denn ich fühlte mich inzwischen steif wie ein Brett, meine Konzentrationsfähigkeit hatte erheblich nachgelassen und mir taten die Armmuskeln weh, die stundenlang das eben nicht leichte Gewehr im Anschlag halten mußten. Andererseits war ich frustriert darüber, daß ich den Scharfschützen hatte entkommen lassen. Aber daran war nichts zu ändern, früher oder später würden wir ihn schon noch erwischen. Sobald die Sonne untergegangen wäre würde ich seine Stellung in Augenschein nehmen, vielleicht ließ sich ja ein Hinweis auf den Schützen finden. Strenggenommen wäre sogar das Fehlen von irgendwelchen Spuren so ein Hinweis, verriet es doch einen wirklich gut trainierten Sniper.
Plötzlich blitzte auf dem Hügel etwas in der untergehenden Sonne. Zuerst dachte ich, ich hätte mich getäuscht, aber dann sah ich es erneut. Irgend etwas dort drüben reflektierte das Sonnenlicht, aber durch das primitive Zielfernrohr des Mauser konnte ich nicht entdecken was es war. Ich ließ das Gewehr los und angelte mir Vipers Feldstecher. Der hatte eine wesentlich stärkere Vergrößerung und ich nahm die Stelle, an der ich die Lichtreflexion gesehen hatte, aufs Korn. Ich starrte einige Minuten darauf, zunächst ohne etwas zu erkennen. Alles schien völlig normal zu sein, ein einfacher, verlassener Hügel. Dann, nach einer Weile fiel mir ein Schatten auf. Ein dreieckiger Schatten, für den es keine natürliche Ursache geben konnte. Es gab nur eins, was diesen Schatten hervorrufen konnte: ein über einen Gewehrlauf gelegtes Tarnnetz. Und ein Gewehr lag nicht einfach so in der Landschaft herum, dahinter mußte ein Schütze liegen und zu mir herüberstarren. Das würde auch den seltsamen Buckel im Gras erklären, den man ohne weiteres übersehen würde, wenn man nicht genau wüßte was man sucht. Ich selbst hatte ihn schließlich selbst stundenlang angestarrt und mir nichts dabei gedacht. Kein Wunder, denn erst die tiefstehende Sonne hatte den verräterischen Schatten entstehen lassen und ich hätte auch den übersehen, wenn sich das Licht nicht an irgendetwas, wahrscheinlich einer blankgescheuerten Tragriemenöse des Gewehrs gespiegelt hätte. Nachdem ich mir die genaue Position des Snipers eingeprägt hatte legte ich den Feldstecher zur Seite und nahm erneut den Mauser auf. Sorgfältig überprüfte ich nochmals die Einstellung am Zielfernrohr, prüfte Windrichtung und –stärke anhand wehender Grashalme und legte den Kolben an die Schulter. Als ich nicht auf Anhieb die Stellung des Snipers wiederfand stieg kurz Panik in mir hoch. Diese verdammte primitive Optik, was würde ich dafür geben, mein eigenes Gewehr mit einem vernünftigen Zielfernrohr dabeizuhaben! Dann fand ich den Schatten, den man normalerweise leicht übersehen würde, der aber jetzt wie eine Leuchtreklame die Stellung seines Verursachers verriet, wieder. Aber bevor ich abdrückte wollte ich absolut sichergehen. Ich wies den Milizionär neben mir an, sich eine ähnliche Schießscharte wie ich sie hatte zu bauen und sagte ihm, was er dann zu tun hätte. Als er fertig war schob er sein AKM durch die Scharte, visierte den Punkt, den ich ihm genannt hatte, auf dem Hügel an, wartete auf mein Kommando, drückte ab und warf sich sofort zur Seite. Die Kugel schlug etwa hundert Meter von dem Sniper entfernt ein. Dann schoß der Scharfschütze zurück und beging damit den einen Fehler, auf den ich stundenlang gewartet hatte: er bestätigte seine Anwesenheit. Ehe ich dem Milizionär den Feuerbefehl gab hatte ich bereits den Dreieckschatten auf dem Hügel anvisiert. Noch bevor die Kugel des Gegners in die Sandsäcke einschlug drückte ich den Abzug. Der gewaltige Rückstoß der Mauser ließ mich das Ziel kurz aus dem Visier verlieren. So schnell ich konnte öffnete und schloß ich den Verschluß um die verbrauchte Patrone auszuwerfen und eine neue in den Lauf zu befördern. Ich brachte die Hand rechtzeitig wieder an den Abzug als auf dem Hügel unmittelbar bei dem Sniper jemand den Kopf hob. Wahrscheinlich sein Spotter, der vom plötzlichen Tod seines Kameraden überrascht war. Ich ließ ihm keine Zeit, seinen Fehler zu erkennen und drückte zum zweiten Mal innerhalb von fünf Sekunden den Abzug.
Life is a sequence of missed opportunities.

Ypsilon83
Elite-Söldner
Beiträge: 7358
Registriert: 03 Jun 2001, 23:10
Wohnort: Odenwald
Kontaktdaten:

Beitrag von Ypsilon83 » 02 Mär 2002, 23:04

Ein Trupp war auf dem Weg in die Mine. Ypsilon sah ihnen kurz nach, dann schwenkte er sein MG erneut über das Schlachtfeld.
Ein weiterer Gurt war leer, jetzt hatte er nur noch 200 Schuss für sein MG und das in zwei seiner Spezialmagazine. Er schnallte die Magazinhalterung schnell ab und zog das Magazin heraus.
Ein kurzer Blick nach rechts, die Anderen waren am Mineneingang, aber sie warteten noch mit dem Eindringen.
Er sass immer noch hinter den Sandsäcken,sie bildeten ein verzweigtes Netz aus sicheren Wegen, die den gesamten Bereich verbanden.
Links von ihm ging die Sandsackreihe noch etwa fünf Meter weiter, dann konnte man weiter in Richtung Grumm vorrücken. Die Sandsäcke waren hier ungewöhnlich hoch gestapelt, Ypsilon würde wahrscheinlich sogar aufrecht stehen können, ohne das ihn die gegnerischen Truppen treffen konnten, sie würden ihn nicht einmal sehen. Dort, wo der Weg nach vorne war, waren ebenfalls Sandsäcke quer aufgebaut. Wozu auch immer, aber es gab ein richtiges Wegesystem. So etwas hatte Ypsilon mal bei einem General gesehen, den er...früher gekannt hatte, als er... weiter verfolgte er diesen Gedanken nicht.
Ein Elitesoldat, ein recht kräftiger Elitesoldat, kam plötzlich um die Ecke gesprungen und stürmte auf ihn zu, ein Messer in der Hand.
Ypsilon sprang ihm entgegen, er musste in der Deckung der Sandsäcke kämpfen. Er hatte noch keine Zeit zum Nachladen gehabt, noch drei Meter Abstand, die Magazinhalterung mit seinen Spezialmagazinen flogen in Richtung des Soldaten, verfehlten ihn und landeten hinter der Querreihe der Sandsäcke.
Ypsilon nahm das Gewehr mit beiden Händen und zog es hoch, um den Hieb des Messers abzuwehren.
Der nächste Hieb kam von unten, wieder wehrte er ihn mit dem Gewehr ab. Dann packte der Soldat das Gewehr mit der einen Hand und wollte es wegdrücken, während er mit dem Messer zustiess. Ypsilon musste notgedrungen das Gewehr nur noch mit einer Hand halten, während er mit der anderen den Messerstoss abwehrte. Sie kämpften auf engstem Raum, selbst wenn einer von Ypsilons Kameraden ihm hätte helfen wollen, hätte er es nicht gekonnt. Langsam trieb Ypsilon ihn zurück, aber das war nur Bodengewinn, der Kampf war noch nicht gewonnen.
Ypsilons Gedanken rasten, während er mit dem Soldaten rang. Die Glock? Zu wenig Zeit, eine Hand wäre weg. Das Messer? Ebenso. Der Talon? Selbstmord. Nach hinten umfallen lassen und die Waffe ziehen? Dann würde auch der Soldat seine Waffe ziehen. Wieso hatte er es eigentlich noch nicht getan? Wollte wohl den Kick. Gefühle waren immer Fehler. Ebenso, wenn man an etwas hing. Noch zwei Schritte bis zur Sandsack-Querreihe.
Das Messer zuckte wieder vor, Ypsilon umfasste die Hand und drehte das Messer halb gegen den Soldaten. Sie drückten das Messer hin und her, mal mehr auf den Einen, mal mehr auf den Anderen gerichtet. Genauso ging es mit dem Gewehr.
Ypsilon packte dieses an einer anderen Stelle, dann stiess er es in die Bauchgrube seines Gegners. Er röchelte, der Druck seiner Hand auf das Messer liess nach und Ypsilon rammte es ihm in den Magen. Der Soldat stöhnte auf, liess das Messer los, griff an den Gürtel und zog den Ring einer Handgranate ab, die jedoch immer noch am Gürtel hin. Dann packte er mit letzter Kraft mit beiden Händen das MG.
Ypsilon sah auf den Gürtel. Fünf Granaten, direkt nebeneinander. Ging eine hoch, gingen alle hoch.
Sie rangen um das MG. Noch drei Sekunden. Ypsilon sprang vor, zog das Gewehr an sich, dann stiess er den Soldaten samt MG über die Sandsäcke. Der Soldat verlor das Gleichgewicht und stürzte, hielt allerdings das MG umklammert. Noch zwei Sekunden. Ypsilon liess das MG los.
Der Soldat fiel.
Ypsilon warf sich nach hinten und nahm die Hände über den Kopf.
Fünf Granaten, eine Napalmgranate im Talon, ein MG zwei Magazine mit je 100 Schuss und ein Soldat auf einem Haufen. Nur durch Sandsäcke von ihm getrennt.
Eine Sekunde.
Explosion, Napalmflammen schlugen empor, die Kugeln gingen los, Blut spritzte, Sand spritzte, ein Inferno, ein zerstörtes MG. Ein einzigartiges zerstörtes MG.
Vorbei. Ypsilon schaute über die Sandsäcke. Von dem Soldaten und vor allem von seinem MG war nicht mehr viel übrig.
Das Metallteil an der Seite des MGs, auf das er ein rotes Y gemalt hatte, war das einzige Teil, das noch übrig war. Er nahm es kurz in die Hand, es war noch verdammt heiss. Mit schnellen, geübten Griffen löste er die MG-Halterung von seinem Rücken und packte die Talongranaten, die noch an seinem Gürtel hingen in den Rucksack. Der Rucksack kam ihm so leicht vor.
"Alles okay Ypsilon?"
"Mit mir schon, aber mein MG is Schrott."
"Reparatur möglich?"
"Negativ. Habt ihr die Explosion gehört? Das war mein MG."
"Kannst du ein anderes G21E umbauen?"
"Die gesamte Abschussvorrichtung war modifiziert. Das hab ich zusammen mit einem guten Bekannten gemacht, er hatte die Hauptarbeit, aber er ist tot, also wird es nie wieder so ein MG geben. Es war einzigartig, aber egal."
"Hast du noch eine Waffe?"
"Nur meine Glock. Ich gehe vor. Wenn ich zwischen den Sandsäcken entlang gehe und mich etwas entferne, kann ich seitlich an die Feindstellungen heran kommen. Von da kann ich mehr ausrichten, als von hier. Viel Glück in der Mine, Jungs. Ypsilon Ende."
Im Schutze der Sandsäcke weg aus dem Feuerbereich. Dann vor und von der Seite in die feindlichen Reihen. Wenn man sonst nichts machen konnte, dann musste es so etwas sein.
Kassenwart und Co-Leader im KdA
MITGLIED DES SÖLDNERTEAMS IM KAMPF DURCH ARULCO
ANSPRECHPARTNER BEIM B&HMP

SÖLDNER DES B&HMP

:sid:YPSILON:mg:

icecoldMagic
*sabber*
Beiträge: 9151
Registriert: 25 Mär 2001, 22:00
Kontaktdaten:

Cambria / ein verlottertes Haus

Beitrag von icecoldMagic » 03 Mär 2002, 01:04

Ohne weitere Erklärungen öffnete ich die Tür. Lustig, eigentlich, Waffen holen um Waffe zu holen. Lustig... eigentlich...
Mit einem leichten Quietschen fiel die zerkratze Eichenplatte wieder ins Schloss. Mit schweren Schritten trat ich durch den Gang in das, was mal das Wohnzimmer gewesen war. Überall waren noch die Spuren des Kampfes zu sehen. Es war zwar schon Jahre her aber das Blut war immer noch als rostbraune Flecken zu erkennen und die allgegenwärtigen Einschusslöcher konnte man gar nicht übersehen. Auf der Couch lag noch eine Decke, mein Schlafplatz wenn ich hier war. Ich hatte mich seit diesem Massaker nie wieder in das Bett gelegt...
Ich winkte abwertend in den Raum ,“nimm Platz,“ war alles was Zulu zu hören bekam bevor ich wieder im Gang verschwand, um in der Küche was für das allgemeine Wohlbefinden zu tun. Sollte er mit seinen Gedanken allein bleiben, ich machte Kaffe. African Blue, aromatisch und würzig. Mein Haus sah vielleicht von außen ein bisschen heruntergekommen aus, aber innen war noch alles in tadellosem Zustand. Ein bisschen mehr Pflege hätte dem alten Holzbau sicher nicht geschadet aber wer hat schon immer Zeit fürs Staubwischen? Und das auch noch während eines Krieges...
Nach fünf Minuten und ein paar weiteren Gedanken zur Gebäudepflege kam ich mit zwei vollen Tassen heißen Kaffees zurück. Mein ehemaliger Kamerad hatte es sich inzwischen auf einem Stuhl am Essenstisch gemütlich gemacht.
„Hier, ohne Zucker, ohne Milch,“ kam es über meine Lippen und drückte ihm seine Tasse in die Hand. Erfreut griff er zu, biss die Zähne zusammen, stellte die Tasse hastig auf den großen Tisch vor sich und pustete kühlend seine Finger. Ich verkniff mir ein Grinsen.
„Danke,“ kam es ironisch von Tisch, anscheinend war mir es doch anzusehen, dass ich mich amüsierte. Ich zuckte entschuldigend mit den Schultern und nippte an meiner Tasse. Ja, war doch noch ein bisschen heiß...
Meinem Beispiel folgend nippte auch Zulu leicht an seinem Kaffee. Seine Miene erhellte sich und er nahm gleich noch einen tieferen Schluck. Nach einem leichten Seufzen setze er erneut zu einem Gesprächsversuch an.
„Lebst du hier,“ fragte er wissbegierig. Er hatte sicher schon denn ganzen Raum studiert als ich in der Küche gewesen war, aber um seine Frage zu unterstreichen ließ er noch mal einen aufmerksamen Blick durch den Raum wandern. Ich grunzte was von „nur schlafen“ vor mich hin und stellte meine Tasse auf den Tisch vor der Couch.
„Und wo hast du dann dein Equipment? Ich meine... in einem Land wie diesem...“ sprach er in den Raum und zog vielsagend die Augenbrauen hoch. Ich antwortete nicht.
Mein Blick glitt langsam zu meinen bestiefelten Füßen. Parkett. Und Teppich. Perserteppich. Ich blickte wieder hoch, blinzelte im kurz zu.
Mit ein paar langen Schritten war ich bei ihm am Tisch, zog mir den Mantel von den Schultern, warf ihn über eine Stuhllehne, knüpfte das Bandolero auf, ließ es klappernd auf den Tisch fallen, öffnete den Nackenhalfter mit seinem typischen Klettverschlussgeräusch und legte ihn neben meiner Ausrüstungsweste auf die zerschundene Tischplatte. Zulu warf einen fachmännischen Blick auf meine körpergebundene Ausrüstung, hob eine Rauchgranate hoch und überprüfte spielerisch den Sicherungssplint.
„Wohl lieber zuviel als zuwenig, eh?“ grinste er mich an. Ich nickte.
Ohne viel weiteren Aufhebens kniete ich mich in den leicht staubigen Boden vor meinen Perserteppich und begann ihn mit geübten Griffen aufzurollen. Als die Hälfte des Teppichs eine schöne, gleichmäßige Rolle bildete, zog ich ein Messer aus meinem rechten Stiefel, stocherte damit zwischen einer kleinen Lücke im Parkett. Ein Brett hob sich leicht an, ich steckte das Messer mit einer flüssigen Bewegung zurück in den Stiefel. Meine Finger kämpften sich in die entstandene Ritze, zogen leicht, entfernten das erste Brett. Nun konnte ich mit beiden Händen voll zupacken. Ein Griff und ein quadratmeter großes Parkettstück legte den Blick auf eine Treppe in die Tiefe offen. Ich schob es zur Seite, ob es Kratzer im Parkett gab war mir schon lang egal...
Ich trat auf die erste Stufe, Holz knarrte, drehte den Kopf, winkte Zulu her und ging tiefer in meinen Keller.
Dunkel war es hier unten. Dunkel, verstaubt und ein bisschen miefig, Kellerambiente pur. Unrat, alte Möbel, ein kaputtes Fahrrad, Müll bedeckte den Boden, Spinnweben dazwischen. Und nach ein paar Metern eine Betonwand mit einer darin eingelassenen Stahltür. Ein freier Weg durch das Gerümpel führte zum Portal meines Hobbyraumes. Ein Hobby das einen das Leben kosten konnte...
"I don't wanna snuggle with Max Power."
"Nobody snuggles with Max Power. You strap yourself in an' feeeel theee cheeeeseee!"

Ltd. Kamikaze
Bravo-Squad
Beiträge: 893
Registriert: 16 Mär 2001, 14:05
Kontaktdaten:

Beitrag von Ltd. Kamikaze » 03 Mär 2002, 11:10

Ich schaute mir kurz die im Schaufenster ausgelegten Handfeuerwaffen an, dann betrat ich den Laden. Der Laden selbst war relativ klein, allerdings nicht das Angebot. Ich war der einzige Kunde und dementsprechend wurde ich sehr gut bedient und beraten. Ich entschied mich für eine Sig Sauer SG 550. Dazu kaufte ich mir eine relativ luxuriöse Zieloptik, drei Standart Magazine, einen passenden Schalldämpfer und zwei Unterschall-Magazine. Beim bezahlen fiel mir dann ein, dass ich auch noch Munition für meine Mark 23 brauchte, und kaufte mir auch dafür nochmal 3 Magazine. Nach kuzzeitigen Verhandlungen sank der Preis unter 1900 $. Ich war zufrieden und verließ den Laden. Auf meiner Einkaufsliste standen jetzt noch Notebook und ein Auto. Zuerst suchte ich nach einem PC Händler. Es waren keine 5 Minuten verstrichen, da fand ich auch schon einen. Der Laden hieß Computer-Factory. Nach dem ich kurz ein bißchen geschaut hatte, kam ihn mir der Gedanke hoch, mir einen PDA statt Notebook zu kaufen. Das Angebot des Ladens in diesem Bereich hielt sich in Grenzen, war aber gut sortiert und die Verkäufer waren fähige und nette Leute. Meine Wahl fiel dann schließlich auf den Clie Handheld T625C von Sony. Als Erweiterungen könnte ich mir einen passende 128 MByte Memory-Stick. Überglücklich verließ ich das Geschäft.
Vive la Frozenboard !!! :palme:

PinkRabbit
Elite-Söldner
Beiträge: 6774
Registriert: 23 Aug 2001, 11:00

Beitrag von PinkRabbit » 03 Mär 2002, 20:04

Ihre Schritte beschleunigten sich, als Major Smith’s Büro in Sichtweite kam. Faith wusste nicht wie lang sie im Archiv verbracht hatte, doch sie hoffte das sie den Major noch vor seiner Abreise erreichen würde. Die neuen Erkenntnisse hämmerten in ihrem Kopf und sie hatte das Gefühl verdammt worden zu sein, über eines der grausamsten Geheimnisse, schweigen zu müssen. Sicher hatte sie bisher nur an der Oberfläche gekratzt und war durch einen, mehr oder weniger glücklichen Zufall auf dieses Blatt gestoßen, doch langsam zeichnete sich ein klares Bild über die Verhältnisse unter Deidranna ab. Sie hatte begonnen durch den Flur zu sprinten ohne es selbst zu realisieren, sie stand außer Atem vor der Tür und klopfte 2x kräftig. Keine Antwort. Er war bereits abgefahren.
Faith lief fluchend den Flur entlang, vorbei an den Soldaten, Rekruten und Ltd. Dieses Stützpunktes die sie entgeistert ansahen und sich wunderten warum sie wie ein gejagtes Tier an ihnen vorbei gehetzt war. Noch dazu bot ihre äußere Erscheinung einen fragwürdigen Anblick.
Sie fuhr einen der starrenden an. „Wie lang ist Major Smith schon weg!“ seine Augen weiteten sich noch mehr und er stammelte überrascht über diese unfreundliche Art „Eine knappe...halbe Stunde Hauptmann Duval.“ Sie knurrte ihm ein missmutiges Danke entgegen und war schon verschwunden, bevor der Rekrut noch etwas antworten konnte.
Faith besaß die Befehlsgewalt über die Basis, doch schützte sie das nicht vor den Konsequenzen ihres Tuns. Major Smith hätte sie noch irgendwie „beschützen“ können ohne sich und sie in den Gefahr einer militärischen Untersuchung zu bringen. Wenn Heraz diesen Vorfall zu seinen Gunsten auslegte und bei der höchsten Stelle in Meduna zur Sprache brachte, was sehr wahrscheinlich sein würde, könnte sie das selbe Schicksal wie den Rebellen ereilen.
Sie stoppte. Medizinisches Labor, Alma. Zutritt für unbefugte Personen verboten.
An diesem einen Tag kam Faith ihre gesamte polizeiliche Ausbildung in der Antiterroreinheit zugute. Nicht nur die der offiziellen, sondern auch der Tarnorganisation der Polizei, in der sie Polizisten in eine Untergrundorganisation schmuggelten um Beweismaterial gegen diese Gruppe zu sammeln. Man hatte ihr verschiedene Techniken beigebracht Leute aus dem Verkehr zu ziehen, sie zum Reden zu bringen oder unglaubwürdig aussehen zu lassen.
Sie blickte sich um, der Flur war leer, doch wenn sie sich nicht beeilte würden ihr die Rekruten über den Weg laufen. Mit schnellem Handgriff stellte sie fest das die Tür verschlossen war, wiedereinmal.
Der Schweiß trat ihr auf die Stirn, die Schritte kamen näher und die Erinnerung an den Vorfall im Archiv stieg langsam in ihr hoch und vermischte sich mit Panik. Faith zwang sich zur Ordnung und stoppte das Zittern ihrer Hand, während sie ein leises klicken des Schlosses vernahm, was signalisierte das die Tür nun offen war. 2 Sekunden später hielt sie, dicht an die Wand gepresst den Atem an und lauschte den Schritten die vorbei gingen.
Mit ihren heutigen Aktivitäten hätte sie ohne weiteres das Zeug zu einem Verbrecher, der sich mit diesem Können , eine Zeit lang über Wasser halten konnte. Betrug, Einbruch, Verletzung der Privatsphäre, illegale Beschaffung von internen Informationen, Körperverletzung. Sie lachte trocken auf, als sie sich daran erinnerte das sie genau die andere Seite gewählt hatte. Sie schlich zwischen den großen Tischen umher, die verschiedene Lösungen, Tenside, Basen und andere chemischen Stoffe beherbergten. Auf andren wiederum waren ganze Experimente aufgebaut. Sie suchte den Schrank wo die Stoffe aufbewahrt wurden, die bestimmte Gegebenheiten brauchten um haltbar oder ungefährlich zu bleiben.
Sie fand den Schrank den sie suchte. Barbiturate/Halluzinogene/Psychopharmaka. Ihre Vermutung hatte sich bestätigt, dass manche Stoffe, bevor sie ins Militärgefängnis Alma oder nach Tixa geliefert wurden, hier erst auf ihre Wirksamkeit getestet wurden, damit man sie bei Erfolg sofort einsetzen konnte. Ein gut sortiertes medizinisches Repertoire. Das was sie suchte befand sich hinter den Schlafmitteln, allerdings nur in flüssiger Form. Das bedeutete, dass es bei einer Untersuchung Herazs, vielleicht zu unangenehmen Fragen kam, dessen Antworten man suchte und dadurch auf sie stieß. Manchmal war etwas Paranoia nicht schlecht, denn sofort viel ihr ein das es auch Stellen gab, an denen man Einstiche nicht gleich sah, sie aber dennoch mit sofortiger Wirkung anschlugen. Sie musste nur noch Spritzbesteck finden und die richtige Dosierung beachten, dann war einem Mescalinrausch von Heraz nichts mehr im Wege und sie hatte ein Problem beseitigt.
Mit wenigen Handgriffen hatte sie 5ml aus der Flasche entnommen, die Kappe auf die Spritze gesetzt, damit sie sich nicht ausversehn selbst eine Dosis verpasste und zur Hintertür raus gegangen.
5 Minuten später war sie wieder bei Heraz angelangt. Sie packte ihn unterhalb des Halses, öffnete mit der anderen Hand seinen Mund und hob sie Zunge an. Dann zog sie die Kappe von der Spritze, probierte ob die Nadel funktionierte und presste die Überschüssige Luft aus dem Kanal. Dann setzte die Spritze unterhalb der Zunge. In schätzungsweise einer halben Stunde würde er aufwachen und nicht mehr wissen was Realität und Traum war. Er würde sich nicht mehr erinnern können weswegen er sich die Nase gebrochen hatte und die bunten, plastisch erscheinenden Halluzinationen würden ihm den Verstand rauben. Man würde vermuten das er sich dieses Mittel in Tablettenform organisiert hätte und Heraz würde damit mindestens so lang aus dem Verkehr gezogen bis der Major wieder in Alma war. Faith war zufrieden mit sich. Sie hatte ihrer Professionalität alle Ehre gemacht und fühlte plötzlich die Erschöpfung in sich aufsteigen. Die Anstrengung des Tages und die vielen kleinen Improvisationen schlugen sich in ihren Knochen nieder und lähmten ihren Gang.
Sie zwang sich noch einmal die wenigen Meter durchzuhalten und fiel, nachdem sie mit Mühe die Tür zu ihrem Quartier aufgeschlossen hatte, aufs Bett in einen tiefen Schlaf, aus dem sie erst 1 Stunde später erwachte. Es wurde Zeit für die Intrige. Sie erfrischte ihre Gesicht mit kaltem Wasser ehe sie sich zur Kommandozentrale begab um die Ausgebliebene Rückmeldung von Heraz zu melden, worauf 2 Posten los geschickt wurden um ihn zu suchen. Sie selbst beschloss den Dingen ihren Lauf nehmen zu lassen und meldete sich ab um sich zu duschen und erneut in den verdienten , erholsamen Schlaf zu fallen. Eigenartigerweise verspürte sie keine Schuldgefühle, was sie verwunderte, denn sie hatte ihre Zweifel beim Ausführen der Vorbereitungen.
Ihre Gedanken vermischten und überschlugen sich, langsam wurde alles zu einem einzigen grauen Schleier und sie gab dem Gefühl der Erschöpfung nach.
You look Kind of clean cut... but then again.. you could have murdered your granny with a hammer.

SEAL
Alpha-Squad
Beiträge: 1833
Registriert: 23 Mai 2001, 18:03
Kontaktdaten:

Beitrag von SEAL » 03 Mär 2002, 22:31

Vorrücken bis zur Mine, nur noch wenige Meter....absichern...die anderen schlossen auf....nur noch die Sandsäcke, immer weiter.....dem Söldner hinter mir bedeutete ich per Handzeichen mit mir zeitgleich über die Barrikade zu klettern, und ich eine Richtung abzusichern, wärend ich mir die andere vornahm.
"Bereit!" kam die Bestätigung aus dem Headset, und schon war ich auf der anderen Seite. Ein erstaunter Soldat starrte mich kurz in dem Schützengraben an, ehe ich ihm eine Kugel verpasste. Tot. Peng, einfach so. Tot. Für immer. Durch mich getötet. Ich war zum Richter geworden, zum jüngsten Gericht-wiedereinmal. Ein Blick in das Gesicht, dessen linke Augehöhle durch das Geschoss zerissen worden war...hm, recht jung, kaum zwanzig dachte ich.
Die anderen rücken nach, nun war die Vorhut fast am Ziel...
Mechanisch griff ich an den Hals...wo war sie..ah da, ich hielt die Kette der "Hundemarke". Ich öffnete den Verschluß und steckte sie ein. Moment! fuhr es mir durch den Kopf, die ist nutzlos für mich....Zurück zu dem Toten...ich versicherte mich noch einmal, daß di Luft rein war, und schleifte ihn dann in die Mine...
"Ok, hier SEAL! wir sind jetzt in der Mine! einige sichern, während andere sie durchkämmen werden! Bitte um Bestätigung!"
Bis die Rückmeldung kam, war ich der Boss. "Lutz, nach vorne sichern! Roach nach hinten!"
Ich griff in meine Tasche und zog die Marke hervor...tja, eine typische Soldatenmarke...er hatte vermutlich noch Papiere bei sich..ah, hier war der Ausweis war gerade 17 Jahre alt gewesen, und schon tot...ob er eine Familie hatte? Bestimmt, zumindest noch eine Mutter...wo wohnte er? da stand Meduna als GMeduna...wie mochte es für die Mutter sein? sie wartete auf Feldpost von ihrem Sohn, erhielt jedoch keine Meldung, nur daß es eine Schlacht bei Grumm gegeben hatte...mußte furchtbar für sie sein zu hoffen daß jemand noch lebte, aber doch immer mit dem Schlimmsten rechnen zu müssen.
Wie würde es sein, wenn wir verlören? Nun, dann würde sie einen Brief bekommen, daß der Sohn tapfer für das Vaterland gekämpft hatte, aber nun tot war-aber sie würde nie diesen Brief bekommen, da ich ja die Marke und den Ausweis bei mir trug. ....Wenn wir siegreich waren? nun, dann war recht wahrscheinlich, daß er tot war, auch wenn sie es verdrängen würde. Nun erst realisierte ich warum wir auf immer mehr Ablehnung in der Bevölkerung stießen, doch ich mußte solche Gedanken verdrängen, zumindest bis diese Schlacht vorbei, egal wie sie ausging, falls wir gewinnsollten, wovon ich ausging, war immer noch genugn Zeit zum Nachdenken, wenn nicht, nun, dann war es eh egal..
"Ok, Erlaubnis erteilt!" quäkte Dark aus dem Funk.
"Lutz, du sicherst ab! Lotse noch einige andere hier her, Roach und ich durchkämmen die Mine!"
"Jawohl!"
"Hast du einen Schalldämpfer montiert?" vergewisserte ich mich ein letztes Mal. Dann gingen wir los...
KDA, der beste Thread der Welt
die coolste Seite im Netz: http://www.frozenboard.de

Exegi monumentum aere perennius.

Black Roach
Bravo-Squad
Beiträge: 587
Registriert: 19 Okt 2001, 08:52
Kontaktdaten:

Beitrag von Black Roach » 04 Mär 2002, 07:52

Ich rannte geduckt hinter SEAL her, sprang kurz vor der Barrikade hoch und landete fast gleichzeitig mit ihm auf der anderen Seite. Während sich SEAL auf der rechten Seite absicherte, übernahm ich die linke. Ein lauter Schuss diekt hinter mir lies das Bedürftniss in mir aufflammen, mich umzudrehen, um nachzusehen wer geschossen hatte; aber ich musste mich darauf verlassen können, dass mir SEAL den Rücken deckte, genauso, wie ich es für ihn tat. Auf meiner Seite war es ruhig, bis auf einen Soldaten Deidrannas, der offensichtlich von einem unserer Scharfschützen in den Kopf getroffen worden war. Ich lief geduckt zu ihm rüber und durchtrennte ihm sicherheitshalber zusätzlich die Hauptschlagader mit meinem Messer. Sicher ist Sicher. Ich drehte mich zu SEAL um, als grade Lutz die Sandsäcke überquerte. "Lutz, nach vorne sichern! Roach nach hinten!" Ich wandte meinen Blick nach hinten, blickte durch die Schiessscharten dahin, woher wir gerade gekommen waren. Die Positionen unserer Leute konnte man nur erahnen. "Lutz, du sicherst ab! Lotse noch einige andere hier her, Roach und ich durchkämmen die Mine!"
"Jawohl!"
"Hast du einen Schalldämpfer montiert?"
Ich nickte und zog den Schalldämfer, den ich für die Schlacht vorerst abmontiert hatte, aus seiner Gürtelhalterung und befestige ihn mit einer sicheren, eingeübten Bewegung auf mein M-4. Dann liefen wir nebeneinander auf den Mineneingang zu, direkt in Richtung Loch in der Felswand, aus dem ein übeler Geruch von Maschinenöl kam.

derLumpi
Evil Mod
Beiträge: 8882
Registriert: 30 Mai 2001, 12:07

Beitrag von derLumpi » 04 Mär 2002, 11:41

Einen Fuß vor den nächsten setzend rannten wir auf das Minengebäude zu.
Der Staub unt erunseren Stiefeln knirschte, Schüsse peitschten durch die Luft.
Eine Explosion stoppte uns.
Job und ich warfen uns auf den Boden.
Die Explosion war heftig, galt aber nicht uns.
Schiessen, aufstehen, weiterennen.
Es waren noch höchstens 5 Meter.
Job lief vor mir.
Er sicherte die Tür.
Ich sollte das Gebäude durchsuchen, während er sichert.
Alsoging ich in das Gebäude.
Es gab nur einen Raum, spärlich möbliert.
2 Tische, 1 Spint udn eine Werkbank.
Mein Blick fiel auf eine Leiche in der Nähe eines Tisches.
Der Unterkiefer fehlte und eine riesige Blutlache hatte sich um den Kopf des Opfers gebildet.
Aber es fehlte die Waffe.
Es lagen Patronenhülsen auf dem Boden aber eine Waffe war nicht zusehen.
Ein klicken lies mich aufschrecken und ich richtete meinen Kopf in die Richtung, aus der es kam.
.

Ltd. Kamikaze
Bravo-Squad
Beiträge: 893
Registriert: 16 Mär 2001, 14:05
Kontaktdaten:

Beitrag von Ltd. Kamikaze » 04 Mär 2002, 16:17

Ihr schlenderte gedankenverloren durch die Gassen der Großstadt, als ich an einem Fotoladen vorbeikam. Ich überlegte kurz, ob ich mir eine Kamera zur Aufklärung besorgen sollte, entschied mich dann aber dagegen. Stattdessen kaufte ich mir einen handlichen und robusten Feldstecher. Nun wollte ich wieder zurück zu dem Hotel, in dem ich ein Zimmer gemietet hatte. Ich schaute noch mal auf den Stadtplan und ging los. Als ich das Hotel erreicht war ging ich hoch und betrat mein Zimmer. Alles sah genauso aus wie ich das Zimmer verlassen hatte. Inzwischen war es dunkel geworden und merklich kühler als am Mittag. Ich schaute mit dem Feldstecher zum Fenster raus und beobachtete ein bißchen die Leute, die über die Straße huschten. Dann legte ich das Fernglas auf mein Bett und setzte den PDA in Betrieb. Alle wichtigen Anwendungen wie Betriebssystem, Textverarbeitung, Browser, Mail, Kalender, Bildbearbeitung, Media-Player, Personenregister und sogar ein Web-Editor waren bereits installiert. Per Infrarot kommunizierte der Hanheld völlig problemlos mit meinem Handy. Auch ein paar Spiele befanden sich auf der Platte. Ich fuhr das Betriebssystem herunter, wusch mir kurz die Hände und verließ mein Zimmer dann wieder. Direkt gegenüber des Hotels befand sich eine Dönerbude. Da ich ein Abendessen dringend nötig hatte bestellte ich mir einen Döner-Teller und ein Uludag. Kurz danach kam auch schon die dampfenden Mahlzeit und war ein paar Minuten später vollständig verwertet. Ich nahm den letzten Schluck meine Getränkes, zahlte und verließ die Bude.
Vive la Frozenboard !!! :palme:

CAT Shannon
Scharfschütze
Beiträge: 3712
Registriert: 02 Mär 2000, 13:06

Stadtrand von Cambria

Beitrag von CAT Shannon » 04 Mär 2002, 21:38

Mit rasendem Puls stand ich auf. Das war jetzt gefahrlos möglich, denn wenn es noch einen zweiten Sniper gegeben hätte wäre ich schon lange genauso tot wie Viper. Die Milizionäre folgten meinem Beispiel. „ Gute Arbeit“ bemerkte ich zu demjenigen, der die ganze Zeit neben mir gelegen und am Ende den Ablenkungsschuß abgegeben hatte. „Wie heißen Sie?“
„ Domingo Escobar, Senor. Und das Gewehr da“ er deutete auf den Mauser in meinen Händen „gehört meiner Schwester Manuela.“ Ich hatte nicht gewusste, dass der Schütze im Haus hinter mir eine Frau war. Ich rief sie zu mir herunter. Sie waren beide etwa in meinem Alter, vielleicht etwas jünger, und nebeneinander hätte man die beiden kaum für Geschwister gehalten. Domingo war fast 1,90m groß, muskulös, ruhig und ernst, Manuela dagegen war noch einen Kopf kleiner als ich, fröhlich und quirlig und wirkte auf den ersten Blick fast mollig. Aber das lag in erster Linie an ihren üppigen Kurven, und die fast katzenhafte Geschmeidigkeit, mit der sie sich bewegte, verriet, dass sich unter diesen Kurven Muskeln statt Fettpolster befanden. Beiden gemeinsam waren die dunklen Haare, die Domingo fast militärisch kurz trug, die seiner Schwester aber in dichten Wellen bis auf die Schultern fielen, und die tiefbraunen Augen. Manuela hatte aus dem Haus eine dünne Wolldecke mitgebracht, die ich über Vipers Leiche breitete. Bevor wir ihn beerdigen konnten wollte ich den toten Sniper untersuchen, ehe die Sonne endgültig untergegangen war. Die beiden Escobars folgten mir, Manuela nahm Vipers Colt Commando mit. Dass sie sich nicht unbewaffnet aus der Stadt begeben wollte wertete ich als positives Zeichen. Es zeigte mir, das sie wie ein Soldat dachte und Soldaten fühlen sich immer nackt, wenn sie keine Waffe dabeihaben.
Auf dem Hügel angekommen kauerten wir uns neben die beiden Toten. Keiner der beiden zeigte eine Gefühlsregung als sie die Leichen betrachteten. Der Spotter lag auf dem Rücken, die Kugel war knapp unterhalb seines linken Auges eingeschlagen und hatte beim Austritt den Hinterkopf weggerissen. Er war offenbar ein Einheimischer und regulärer Soldat, denn er trug Erkennungsmarke und Soldbuch bei sich, danach hieß er Jose und war 22 Jahre alt. Ein junger Bursche (dabei war ich selbst nur ein Jahr älter, aber viel erfahrener), der aus irgendwelchen Gründen sein Glück in den Reihen der Armee gesucht hatte. Nun war er nicht mehr jung, nun war er tot. Älter als jetzt konnte er nicht mehr werden. Er war mit einer AKSu-74 bewaffnet gewesen und hatte ein starkes Fernglas um den Hals hängen. Als ich das Tarnnetz von der Leiche des Schützen zog fiel mir sofort die Austrittswunde auf. Die Kugel war auf der rechten Seite des Rückens knapp unterhalb der untersten Rippe ausgetreten. Den Einschuß zu finden war zunächst nicht so einfach, aber dann deutete Domingo auf den blutigen Uniformstoff an der linken Schulter. Die Kugel war knapp neben dem Hals zwischen Schulterblatt und Schlüsselbein eingedrungen und musste beim Weg durch den Körper Herz und Lunge zerfetzt haben. Ich durchsuchte auch diese Leiche, konnte aber nichts finden, was sich zur Identifikation des Toten geeignet hätte. Daraus, und aus der Tatsache, dass er eindeutig kein Einheimischer war, ließ sich nur der Schluß ziehen, dass wir hier die Leiche eines Söldners vor uns hatten. Wer er war würden wir vermutlich nie erfahren. Ein weiterer namenloser toter „ dog of war“, das war alles.
Ich gab Manuela ihren Mauser zurück. „Ein gutes Gewehr. Beim Spotter habe ich genau in die Mitte des Gesichtes gezielt und die Kugel ist nur geringfügig abgewichen. Woher haben Sie es?“ Sie lächelte mich an und ich sah ihre weißen Zähne aufblitzen. „Unser Großvater hat es aus dem Zweiten Weltkrieg mitgebracht. Er hat für die Amerikaner gekämpft und es einem deutschen Scharfschützen abgenommen. Bis Ihre Leute kamen hat es auf dem Speicher gelegen ohne dass jemand davon wusste. Aber ich hatte es als Kind einmal beim Versteckspielen gefunden und mich daran erinnert als ich hörte, dass eine Miliztruppe aufgestellt würde. Und als die Armee das Krankenhaus angegriffen hat konnte ich sogar einen Soldaten damit erschießen.“ Sie war sichtlich stolz darauf. Ich wünschte mir, ich hätte die Zeit um sie besser auszubilden, sie und die übrigen Scharfschützen der Miliz. „ Der Rückstoß ist ziemlich stark“ meinte ich. „Sie sollten eine Mündungsbremse anfertigen lassen, so eine wie die hier.“ Ich zeigte ihr die Dragunov des toten Snipers. „ Dann lassen sich auch längere Schussserien besser verkraften. Gibt es einen Büchsenmacher in Arulco? Ich meine, außerhalb der Armee.“
Domingo antwortete mir. „Nein, höchstens Arnold, der Schmied. Der kann alles, was irgendwie mit Metall zu tun hat.“
„Aber er lebt in Grumm“ erwiderte Manuela. „Und da ist die Armee noch immer stark“.
Nicht mehr lange, dachte ich. Meine Kameraden waren gerade dabei, genau das zu ändern.
Wir nahmen beiden Toten alle noch brauchbaren Ausrüstungsstücke ab, dann kehrten wir nach Cambria zurück. Um die Toten sollten sich die Krähen oder Bloodcats (ich war froh, so ein Tier noch nicht zu Gesicht bekommen zu haben) kümmern, keiner von uns kam auf die Idee, sich mit der Leiche eines Gegners abzuplagen. Nicht, wenn man gerade einen Teamgefährten verloren hatte.
Wieder in Cambria angekommen bat ich Domingo, noch ein paar kräftige Männer zu holen um Vipers Leiche zum Friedhof zu tragen, dann ging ich ins Krankenhaus. Mein Anzug war bei dem Zwischenfall ziemlich in Mitleidenschaft gezogen worden, daher zog ich meine Wüstentarnuniform an und gab den Anzug in die Wäscherei des Krankenhauses. In Ermangelung einer besseren Kopfbedeckung setzte ich mir das Barett auf, dass ich Fiona O´Leary abgenommen hatte. Das Abzeichen war zwar hierzulande das der fanatisch regierungstreuen Garde, aber in ganz Afrika war das Totenkopfemblem seit Mitte der Sechziger Jahre das Symbol der Söldnertruppen. Nun galt es, noch eine traurige Pflicht zu erfüllen.
Life is a sequence of missed opportunities.

Robin Hood
Alpha-Squad
Beiträge: 1720
Registriert: 21 Apr 2001, 11:54
Kontaktdaten:

Beitrag von Robin Hood » 05 Mär 2002, 17:23

Alkohol. Er konnte so manches Leiden hervorrufen, aber auch Leiden mindern. Alkohol, von den Europäern lange Zeit unbekannt, von den Arabern, Kreuzrittern und islamischen Gelehrten ins Land gekommen.

Ich zog behutsam und langsamen Handgriffen mein Unterhemd aus und zerriss es in mehrere kleine Teile. Dann öffnete ich den Flaschenverschluss und tränkte mit der Flüssigkeit die Stofffetzen. Es zog förmlich meine gesamten Gesichtsmuskeln zusammen, als der Alkohol, praktisch purer, reiner Alkohol, mit der Wunde an der Nase in Berührung kam. Es stiegen Schmerzen in mir hoch, ich konnte einen Schrei nur knapp unterdrücken. Doch gönnte mir keine Pause, gönnte mir nichts, liess meiner masochistischen Ader freien Lauf. Immer wieder tränkte ich die Teile mit dem kostbaren Feuerwasser, desinfizierte damit die Wunden und rief Schmerzen in mir hoch.
War es nun selbstgerecht oder eher eine Art Selbstzerstümmelung? Wahrscheinlich eher ersteres. Zwar war die Tortur mit Schmerzen verbunden, doch wusste jeder Söldner um die Heilkraft des Alkohols. Er konnte durch die Wunde eingedrungene Bakterien und Schädlinge abwehren, die Verletzung von Staub und dergleichem befreien, sie säubern. Ein Wundermittel zum Desinfizieren, in der Anwendung brutal, in der Wirkung göttlich.

Ich hielt in meiner Selbstversorgung inne, schloss die Flasche und lauschte. Es war nichts zu hören und zu sehen. Ich hatte meine Verwundungen so gut es ging desinfiziert und mit den Fetzen des Unterhemdes, vorher getränkt mit Alkohol, umwickelt.
Irgendwie musste ich diese Flasche loswerden, denn spätere Wachen würden sicher misstrauisch werden, wenn sie medizinische Hilfsmittel bei mir finden würden. Und das würde nicht nur Konsequenzen für mich haben, sondern auch für meinen Wohltäter.
Ich wollte das nicht. Ich wollte wahrscheinlich zum ersten Mal in diesem Krieg nicht, dass einem eigentlichen Feind von mir nichts zustösst, er nicht entlarvt wird. Dieser Mann oder diese Frau war eine derjenigen Soldaten, die man, nach genügend Überzeugungsarbeit, für sich gewinnen konnte, sie auf seine Seite zu manövrieren man im Stande war. Ausserdem war diese Person eines der ersten Wesen in Arulco gewesen, die mir selbst nicht an den Kragen wollten, ja, mir sogar halfen. Anscheinend gab es doch noch humane Soldaten auf der anderen, gegnerischen, falschen Seite. Anscheinend ist auch dort die Liebe, Freude und Solidarität mit dem Feind noch nicht ausgestorben. Anscheinend gab es auf Deidrannas Seite doch noch Menschen!
"Alles, was sie bewilligten, wurde ihnen durch die Notwendigkeit abgezwungen. Und selbst das Bewilligte wurde uns hingeworfen wie eine erbettelte Gnade und ein elendes Kinderspielzeug, um dem ewigen Maulaffen Volk seine zu eng geschnürte Wickelschnur vergessen zu machen." [Georg Büchner, 1833]

mattscho
Alpha-Squad
Beiträge: 1705
Registriert: 14 Sep 2000, 15:38
Kontaktdaten:

Beitrag von mattscho » 05 Mär 2002, 17:50

früher morgen in Cambria

Die ersten Strahlen der Sonne erhellten das bedrückende Szenario. Die Kreuze des Friedhofes warfen überdimensional lange Schatten auf mich und Angelina. Es begann wieder zu nieseln, noch hatte die Sonne nicht die Kraft um gänzlich die graue Wolkendecke zu durchbrechen. Der Boden war aufgeweicht und seifig. Es war das perfekte Wetter für ein Begräbnis.

Wir waren gegen 22 Uhr in Cambria angekommen, doch wir trafen nur Raul an. Er unterrichtete uns davon, dass einer der Söldner einem Scharfschütze zum Opfer fiel. Cat hätte diesen nach einem stundenlangen Duell erschossen. Es sei ein Kampf der Physis, der Psyche und nicht zuletzt der Nerven gewesen. Es beunruhigte Angelina, dass man in Cambria doch nicht so sicher war, wie ich meinte. Doch es war noch immer sicherer als bei ihr zu Hause.

Wir wurden in dieser alles andere als normalen Nacht bei der Familie eines Milizen untergebracht. Der Mann war gerade im Dienst, die Frau und ihre fünf Kinder waren allein. Das Elend war groß die Kinder waren unterversorgt, doch trotzdem bot man uns die Betten an. Wir lehnten ab, was der Frau fast das Herz brach. Wir gaben uns mit einigen Decken zufrieden. Die Familie durfte sich über einige Dollar Entschädigung freuen.

Angelina rauchte, was sonst nicht ihre Art war, denn eigentlich war sie als Medizinstudentin militante Nichtraucherin, auch wenn man das nicht von allen Medizinstudenten behaupten kann. Die letzte Zeit hatte sie stark mitgenommen, vor meinem Erscheinen lebte sie zwar in einem Land, in dem ein blutiger Bürgerkrieg geführt wurde, doch sie war eine Außenstehende. Niemand kümmerte sich um sie. Doch dann kam ich und nun ist sie eine gesuchte Rebellin, die der Exekution nur knapp entging. Wo sie die Schachtel herhatte, wusste ich nicht, aber wer konnte ihr schon widerstehen wen sie jemand um eine lumpige Schachtel Zigaretten bat. Sie hustete noch ziemlich oft auf und man konnte auch nicht davon sprechen, dass sie es genoss. Sie benebelte ihre Sinne immer noch unfähig das Geschehene zu verarbeiten.

In meinen Augen trug Cat unpassende Kleidung, dieser Wüstentarnanzug passte nicht zu einer Beerdigung, ein Anzug wäre passender gewesen. Ich lag mit meiner schwarzen Kleidung immer im Trend. Er nickte mir zu, ich zurück.
“Wir haben zusammen bei der Raketenbasis gekämpft“, erklärte ich Angelina.
Nun kam das Opfer in einem einfachen Holzsarg, noch offen, die Eintrittswunde stark überschminkt. Es war Viper, der dort so friedlich lag, der Mann, der mich in Chitzena gefangengenommen hatte. Ich musste kurz lächeln als ich mich an das erste Zusammentreffen mit der Rebellion erinnerte, obwohl ich mir des schlechten Augenblickes im Klarem war. Es folgten die Schützen, die das Ehrensalut abfeuern würden. Der Regen wurde etwas stärker und doch fühlte ich, dass dieser eine Tropfen kein Regenwasser war, dafür war er zu warm. Es war eine Träne, welche die Grausamkeiten dieser Welt beweinte. Ich wusste nicht von wem sie kam.

CAT Shannon
Scharfschütze
Beiträge: 3712
Registriert: 02 Mär 2000, 13:06

Friedhof von Cambria, früher Morgen

Beitrag von CAT Shannon » 05 Mär 2002, 19:20

Der Friedhof der Stadt lag auf einem flachen Hügel am Rand der Wüste. Nach dem Mörserangriff hatte man für die Toten schnell eine Reihe flacher Gräber ausgehoben, einige zu viel, wie sich nachher herausgestellt hatte. In eines davon legten die vier Milizionäre den Sarg mit Vipers Körper und traten dann zurück. Ich hatte das Gefühl, etwas sagen zu müssen, immerhin war Viper in meinen Armen gestorben.
"Egal wie viele Kameraden man beerdigt, auf diese Weise Abschied zu nehmen fällt niemals leicht..." Ich hielt eine fünfminütige Ansprache, wie ich sie schon so oft bei derartigen Gelegenheiten gehört hatte. Man lobt den Toten als tapferen Kämpfer und guten Kameraden, betont seine Vorzüge, verschweigt seine Fehler und erinnert die übrigen am Grab, den Tod des Kameraden als Mahnung zu Wachsamkeit und Umsicht aufzufassen. Während ich sprach blickte ich die Umstehenden der Reihe nach an. Die meisten Gesichter zeigten eine Mischung aus Trauer und gleichzeitig grimmiger Entschlossenheit.
"...und es endet auf diese Weise, ein flaches Grab in einem fremden Land und keine Familie, die sich daran erinnern könnte. Das ist das Leben, und der Tod für einen Söldner. Ruhe in Frieden, Viper. Kompanie..." Ich salutierte, die Milizionäre, Raul und Mattscho folgten der Bewegung und die Ehrengarde feuerte die obligatorischen drei Salven über das Grab hinweg. "...Weggetreten." Ohne einen weiteren Blick wandten wir uns ab und gingen langsam in die Stadt zurück, lediglich zwei Milizionäre blieben um das Grab zuzuschaufeln. Nun verlangten die allgemein akzeptierten Regeln, dass man auf das Andenken des Toten trank, daher schlugen wir den Weg zur Bar von Cambria ein. Zum ersten Mal nahm ich Mattschos Begleiterin richtig wahr. Ich vermutete, dass es sich dabei um diese für ihn wichtige Person handelte deretwegen er sich uns angeschlossen hatte.
"Darf ich vorstellen, Angelina Santana."
"Ciaran Shannon. Freut mich. Ich wünschte allerdings, wir hätten uns unter erfreulicheren Umständen kennengelernt." Wir schüttelten uns kurz die Hände, dabei musterte Angelina mich kritisch. Anscheinend missfiel ihr mein Aussehen in Kampfanzug und mit umgeschnallter Pistole, vom Barett der Gardetruppen ganz zu schweigen.
"Nicht gerade der beste Geschmack, ich weiß" versuchte ich zu beschwichtigen. "Aber irgenetwas mußte ich ja anziehen und Viper war Soldat, beziehungsweise Söldner, wie Mattscho und ich." Ihr prüfender Blick in Richtung ihres Begleiters entging mir nicht.
In der Bar machte Raul Cruz dem Barkeeper schnell klar, daß es sich um eine Feierlichkeit zu Ehren eines Gefallenen handelte und der Wirt kramte seine beste Flasche Whiskey hervor. Als die Gläser gefüllt waren hob Raul seines: "Auf Viper. Möge er in Frieden ruhen." "Ja, auf Viper." schloß ich mich an. "Und auf Johnny "Snake" Edwards, Billy Parker und Big Jimmy und all die anderen in den Gräbern ohne Kreuze. Wir haben es immerhin versucht." Ich stürzte das Glas in einem Schluck herunter.
Life is a sequence of missed opportunities.

Quiver
Verirrter Tourist
Beiträge: 6
Registriert: 04 Mär 2002, 19:09

Verstärkung naht

Beitrag von Quiver » 06 Mär 2002, 15:57

[gelöscht]

derLumpi
Evil Mod
Beiträge: 8882
Registriert: 30 Mai 2001, 12:07

Beitrag von derLumpi » 06 Mär 2002, 16:01

[gelöscht]

Phoenix 576
Alpha-Squad
Beiträge: 1834
Registriert: 04 Feb 2001, 21:34
Kontaktdaten:

In ICMs Keller ;)

Beitrag von Phoenix 576 » 07 Mär 2002, 20:42

Das Haus passte zu dem alten Killer. Es war ziemlich verkommen, wenigstens von außen. An den Wänden blätterte die Farbe ab, darunter war die zerfurchte Holzwand zu sehen, das Ganze erinnerte an sein Gesicht. Es war ebenfalls alt, voller Narben.
Aber innen war das Haus anders, genau wie der Killer, ich wusste nur nicht wie. Das Hausinnere war etwas schmutzig, aber hübsch und geschmackvoll eingerichtet. Besonders ein alter, dicker Perserteppich gefiel mir. Es war eine beeindruckende Arbeit. Das einzige das dem rustikalen Haus seinen Charme stahl, waren die Kampfspuren. Die rostbraunen Flecken an Wand und Boden erkannte das geübte Auge sofort als Blutspuren. Ich versuchte aus den Blutflecken zu schließen was sie ehemals gewesen waren. Aber mein Fachwissen war nicht ausgereift um durch sie herauszufinden wer hier gestorben war und wie.
Aber was die Idylle des alten Hauses wirklich zerstörte, und jedem auffallen musste, das waren die Einschusslöcher. Ich sah kleine Löcher in denen man noch die rostigen Projektile sah. Andere waren mit größerem Kaliber getätigt worden. Ich schätzte auf Sturmgewehre des Kalibers .223 oder Maschinenpistolen in .45 ACP. Aber das waren alles nur Vermutungen, die von ICM beendet wurden, als er mit zwei köstlich riechenden Tassen Kaffee zurückkam.

Es war absolut klar, dass in diesem Haus eine Waffenkammer sein musste, ich schätzte, dass er da mindestens von jeder Waffengattung ein Exemplar hätte. Ein Präzisionsschützengewehr, ein leichtes MG, und wohl auch einige Sturmgewehre sowie Maschinenpistolen. Aber im Wohnzimmer hatte ich keinerlei Anzeichen für einen solchen Raum oder Schrank gefunden. In dieses Land, obwohl in jedes Land, würde ICM nicht ohne ein ordentliches Waffenlager gehen. Und er schien hier zu leben, dann war er wohl ausgezeichnet ausgerüstet. Die neuesten Sachen, die besten Sachen, fragte sich nur wo. Und was ich gleichen sehen würde übertraf alle meine Vorstellungen. Und es war an einer Stelle die ich vorhin ausgiebig gemustert hatte, und trotzdem war mir nichts aufgefallen.

Der Keller entsprach in einem gewissen Masse dem der Organisation damals in den Staaten. Nachdem ich mich von meinem Mantel entledigt hatte, ich trug nur noch meine Sig an meinem Rücken im Hosenbund und mein Messer im Stiefel bei mir, stiegen wir die knarrende Treppe hinunter. Wir schritten durch einen üblichen Kellerraum, Gerümpel, alter Müll, unnötige Gegenstände die der Hausbesitzer nicht wegwerfen wollte, und anderen Unrat. Nach dem Schlangenweg durch den Schrott klebten mir mindestens ein halbes Dutzend Spinnweben im Gesicht. Mit Abscheu strich ich mir die dünnen, klebrigen Fäden aus dem Gesicht. Dann änderte sich schlagartig der Keller, und verlor jegliche Gemeinsamkeit mit einem üblichen Keller. Vor uns war eine dicke Betonwand, und darin eingelassen eine Stahltür mit einem elektronischen Schloss. ICM tippte einen längeren Code in ein Tastenfeld. Da ich mich abgedreht hatte, und die Ziffern nicht verschieden Geräusche abgaben wie zum Beispiel ein Telefon war es mir unmöglich die Kombination herauszubekommen. Ich wusste nur, dass sie lang war.
Ein grünes Licht blitzte auf dem Display auf, und man hörte wie sich das Schloss öffnete. Mit einiger Kraft zog ICM die Tür auf, ich konnte nichts erkennen, da der nächste Raum im Dunkeln lag, dafür hatte ich einen kurzen Blick auf ICM geworfen als er die Tür öffnete. Er war in weit besserer Form als ich. Unter seiner engen Kleidung hatten sich seine Muskeln wie Schlangen, die hervorspringen wollten, abgezeichnet. Er war in einer absolut tödlich gefährlichen Körperverfassung, wie schon immer. Und ich fragte mich wie ich das Gerangel in der Bar vor ein paar Tagen überlebt hatte. Aber ICM riss mich zum zweiten Mal aus meinen Gedanken, er trat durch die jetzt offene Tür und betätigte einen Lichtschalter an der Innenwand des Raumes. Man hörte wie ein Generator anfing irgendwo zu summen, dann sprangen nach und nach drei Neonröhren an der Decke an. Nach mehrmaligem Flackern fingen die Erste und Letzte an, kontinuierlich grelles Licht in den Raum zu werfen. Die Mittlere schien einen Defekt zu haben, und flackerte vor sich hin, und verlieh dem länglichen Raum ein beunruhigendes Ambiente. Mein Blick wanderte von der Decke tiefer nach unten. Ich traute meinen Augen nicht...

Was ich sah, war so unglaublich, dass ich vergas in den Raum einzutreten. Erst ein Schmunzeln und stiller Wink von ICM erinnerten mich daran endlich in das Lager zu kommen. Mit einem lauten metallischen Quietschen schloss sich die Metalltür wieder hinter mir. Vor mir erstreckten sich an der rechten Seite Regale über fünfzig Meter. An der linken reichten sie nur dreißig Meter weit, aber der Gang schien an dieser Seit eine Ausbuchtung zu haben. Ich schritt mit bedächtigen Schritten durch den breiten Gang. Links reite sich Schrotflinte an Schrotflinte. Ich sah fünf Benelli M3 Super 90, dahinter folgten drei SPAS 15, eine wahrhaft mörderische Waffe. Ich drehte den Kopf nach rechts, dort waren Pistolen fein säuberlich auf drei Etagen aufgereiht. Oben befand sich eine Reihe Walther P22 Suppressed. Darunter einige Walther P99, ICMs Lieblingsmodel. So schritt ich noch einige Schritte weiter, dann drehte ich mich mit erstauntem Gesicht um:
„Sag mal, gibt es irgendetwas, dass du nicht hast?“ In meiner Stimme war die Ironie deutlich hörbar, er antwortete jedoch ganz ernst:
„Ja, ich hab es leider noch nicht geschafft mir ein OICW zu besorgen, ist fast unmöglich.“
Ich war sprachlos, hier schien es alles zu geben, nein es gab alles.
„Wo hast du deine Snipers?“
„Ganz hinten rechts.“ Ich schritt schnellen Fußes nach hinten, die Einbuchtung an der linken Seite die ich vorhin gesehen hatte, war eine Werkstatt. Überall standen Arbeitstische die für die Reparatur, Anfertigung von Waffen und Munition benötigt wurden. Eine perfekte Werkstatt! Schließlich erreichte ich den Bereich der Snipers. Als erstes blickte mir ein PGM Ultima Ratio ´Hecaté II´ entgegen. Ein Monster im Kaliber .50BMG Das französische Pedant zum Barrett. Darauf folgten zwei Artic Warfare in unterschiedlichen Kalibern wie ich mit einem geübten Blick auf die Waffen feststellte. Parker-Hale M82. Remington M40A1. Dann kam ein ERMA SR100, mein Blick wanderte weiter, ich hoffte innig, dass die darauffolgende Waffe mein Lieblingswerkzeug sein müsste. Hatte ICM Ordnung in seinem Lager, und das erwartete ich, dann müsste das bestimmte Gewehr jetzt kommen.
Und mein Wunsch erfüllte sich, er hatte ein einziges Exemplar der Waffe. Ein wahres Prachtstück, die Perfektion einer langen Arbeit. Meiner Meinung nach, das beste Präzisionsschützengewehr des weltweiten Marktes. Ich griff mir das AMP TS DSR-1, legte es an die Schulter, wie lange lag es zurück dass ich diese Waffe zuletzt in Händen hielt? 13 Jahre, der Tag, der mein Leben veränderte, war auch der Letzte mit einer Waffe dieses Models gewesen. Eine Fabrikation der Firma AMP im Kaliber .300 Win Mag. .308 Win, oder .338 Lapua Magnum. Ich schritt mit der Waffe wieder zurück. In Richtung ICM zu den Pistolen, er stand mit einer halboffenen Nylontasche an einer Wand der Werkstatt die ich vorhin noch nicht gesehen hatte. Kisten mit Magazinen und Patronen türmten sich bis zur Decke. Ich wollte gerade zu ihm gehen, um das DSR-1 erstmals auf einen der Tische zu legen, ich benötigte schließlich noch einige andere Gegenstände, als mein Blick auf zwei Waffen nach links fiel. Ich zog die beiden 1911 Colts aus dem Regal und blickte sie verwundert an. Sie waren vergoldet und mit silbernen Ornamenten verziert. Zwei wunderschöne Gegenstände. ICMs Stimme drang an mein Ohr:
„Leg die doch bitte wieder ins Regal, danke.“ Mit einem Lächeln tat ich die beiden Unikate zurück. Ich brauchte noch eine weitere Pistole, die P229 war gut, aber etwas klein und nicht besonders zielgenau. Ich wollte noch eine gute Pistole, und vielleicht eine kleine Maschinenpistole, sie würden mir in San Mona gute Dienste leisten. Ich entschied mich für eine P99 von Walther mit Laserpointer. ICMs Hauptwaffe, das sagte einiges über ihre Fähigkeiten aus. Sie war mittelschwer, absolut zuverlässig und Kaliber .40 S&W eine gute Wahl. Ich schnappte mir noch schnell eine H&K MP5KA4, und kehrte zu ICM zurück. Er begutachtete kurz meine Auswahl und bestätigte sie mit einem anerkennenden Nicken. Nachdem ich mich mit genügend Munition, einer HE-, einer Blend- sowie einer Rauchgranate ausgestattet hatte verließen wir den Raum wieder durch die schwere Eisentür. San Mona erwartete uns...

so long...

Phoenix 576
Alpha-Squad
Beiträge: 1834
Registriert: 04 Feb 2001, 21:34
Kontaktdaten:

In ICMs Keller

Beitrag von Phoenix 576 » 07 Mär 2002, 20:45

Das Haus passte zu dem alten Killer. Es war ziemlich verkommen, wenigstens von außen. An den Wänden blätterte die Farbe ab, darunter war die zerfurchte Holzwand zu sehen, das Ganze erinnerte an sein Gesicht. Es war ebenfalls alt, voller Narben.
Aber innen war das Haus anders, genau wie der Killer, ich wusste nur nicht wie. Das Hausinnere war etwas schmutzig, aber hübsch und geschmackvoll eingerichtet. Besonders ein alter, dicker Perserteppich gefiel mir. Es war eine beeindruckende Arbeit. Das einzige das dem rustikalen Haus seinen Charme stahl, waren die Kampfspuren. Die rostbraunen Flecken an Wand und Boden erkannte das geübte Auge sofort als Blutspuren. Ich versuchte aus den Blutflecken zu schließen was sie ehemals gewesen waren. Aber mein Fachwissen war nicht ausgereift um durch sie herauszufinden wer hier gestorben war und wie.
Aber was die Idylle des alten Hauses wirklich zerstörte, und jedem auffallen musste, das waren die Einschusslöcher. Ich sah kleine Löcher in denen man noch die rostigen Projektile sah. Andere waren mit größerem Kaliber getätigt worden. Ich schätzte auf Sturmgewehre des Kalibers .223 oder Maschinenpistolen in .45 ACP. Aber das waren alles nur Vermutungen, die von ICM beendet wurden, als er mit zwei köstlich riechenden Tassen Kaffee zurückkam.

Es war absolut klar, dass in diesem Haus eine Waffenkammer sein musste, ich schätzte, dass er da mindestens von jeder Waffengattung ein Exemplar hätte. Ein Präzisionsschützengewehr, ein leichtes MG, und wohl auch einige Sturmgewehre sowie Maschinenpistolen. Aber im Wohnzimmer hatte ich keinerlei Anzeichen für einen solchen Raum oder Schrank gefunden. In dieses Land, obwohl in jedes Land, würde ICM nicht ohne ein ordentliches Waffenlager gehen. Und er schien hier zu leben, dann war er wohl ausgezeichnet ausgerüstet. Die neuesten Sachen, die besten Sachen, fragte sich nur wo. Und was ich gleichen sehen würde übertraf alle meine Vorstellungen. Und es war an einer Stelle die ich vorhin ausgiebig gemustert hatte, und trotzdem war mir nichts aufgefallen.

Der Keller entsprach in einem gewissen Masse dem der Organisation damals in den Staaten. Nachdem ich mich von meinem Mantel entledigt hatte, ich trug nur noch meine Sig an meinem Rücken im Hosenbund und mein Messer im Stiefel bei mir, stiegen wir die knarrende Treppe hinunter. Wir schritten durch einen üblichen Kellerraum, Gerümpel, alter Müll, unnötige Gegenstände die der Hausbesitzer nicht wegwerfen wollte, und anderen Unrat. Nach dem Schlangenweg durch den Schrott klebten mir mindestens ein halbes Dutzend Spinnweben im Gesicht. Mit Abscheu strich ich mir die dünnen, klebrigen Fäden aus dem Gesicht. Dann änderte sich schlagartig der Keller, und verlor jegliche Gemeinsamkeit mit einem üblichen Keller. Vor uns war eine dicke Betonwand, und darin eingelassen eine Stahltür mit einem elektronischen Schloss. ICM tippte einen längeren Code in ein Tastenfeld. Da ich mich abgedreht hatte, und die Ziffern nicht verschieden Geräusche abgaben wie zum Beispiel ein Telefon war es mir unmöglich die Kombination herauszubekommen. Ich wusste nur, dass sie lang war.
Ein grünes Licht blitzte auf dem Display auf, und man hörte wie sich das Schloss öffnete. Mit einiger Kraft zog ICM die Tür auf, ich konnte nichts erkennen, da der nächste Raum im Dunkeln lag, dafür hatte ich einen kurzen Blick auf ICM geworfen als er die Tür öffnete. Er war in weit besserer Form als ich. Unter seiner engen Kleidung hatten sich seine Muskeln wie Schlangen, die hervorspringen wollten, abgezeichnet. Er war in einer absolut tödlich gefährlichen Körperverfassung, wie schon immer. Und ich fragte mich wie ich das Gerangel in der Bar vor ein paar Tagen überlebt hatte. Aber ICM riss mich zum zweiten Mal aus meinen Gedanken, er trat durch die jetzt offene Tür und betätigte einen Lichtschalter an der Innenwand des Raumes. Man hörte wie ein Generator anfing irgendwo zu summen, dann sprangen nach und nach drei Neonröhren an der Decke an. Nach mehrmaligem Flackern fingen die Erste und Letzte an, kontinuierlich grelles Licht in den Raum zu werfen. Die Mittlere schien einen Defekt zu haben, und flackerte vor sich hin, und verlieh dem länglichen Raum ein beunruhigendes Ambiente. Mein Blick wanderte von der Decke tiefer nach unten. Ich traute meinen Augen nicht...

Was ich sah, war so unglaublich, dass ich vergas in den Raum einzutreten. Erst ein Schmunzeln und stiller Wink von ICM erinnerten mich daran endlich in das Lager zu kommen. Mit einem lauten metallischen Quietschen schloss sich die Metalltür wieder hinter mir. Vor mir erstreckten sich an der rechten Seite Regale über fünfzig Meter. An der linken reichten sie nur dreißig Meter weit, aber der Gang schien an dieser Seit eine Ausbuchtung zu haben. Ich schritt mit bedächtigen Schritten durch den breiten Gang. Links reite sich Schrotflinte an Schrotflinte. Ich sah fünf Benelli M3 Super 90, dahinter folgten drei SPAS 15, eine wahrhaft mörderische Waffe. Ich drehte den Kopf nach rechts, dort waren Pistolen fein säuberlich auf drei Etagen aufgereiht. Oben befand sich eine Reihe Walther P22 Suppressed. Darunter einige Walther P99, ICMs Lieblingsmodel. So schritt ich noch einige Schritte weiter, dann drehte ich mich mit erstauntem Gesicht um:
„Sag mal, gibt es irgendetwas, dass du nicht hast?“ In meiner Stimme war die Ironie deutlich hörbar, er antwortete jedoch ganz ernst:
„Ja, ich hab es leider noch nicht geschafft mir ein OICW zu besorgen, ist fast unmöglich.“
Ich war sprachlos, hier schien es alles zu geben, nein es gab alles.
„Wo hast du deine Snipers?“
„Ganz hinten rechts.“ Ich schritt schnellen Fußes nach hinten, die Einbuchtung an der linken Seite die ich vorhin gesehen hatte, war eine Werkstatt. Überall standen Arbeitstische die für die Reparatur, Anfertigung von Waffen und Munition benötigt wurden. Eine perfekte Werkstatt! Schließlich erreichte ich den Bereich der Snipers. Als erstes blickte mir ein PGM Ultima Ratio ´Hecaté II´ entgegen. Ein Monster im Kaliber .50BMG Das französische Pedant zum Barrett. Darauf folgten zwei Artic Warfare in unterschiedlichen Kalibern wie ich mit einem geübten Blick auf die Waffen feststellte. Parker-Hale M82. Remington M40A1. Dann kam ein ERMA SR100, mein Blick wanderte weiter, ich hoffte innig, dass die darauffolgende Waffe mein Lieblingswerkzeug sein müsste. Hatte ICM Ordnung in seinem Lager, und das erwartete ich, dann müsste das bestimmte Gewehr jetzt kommen.
Und mein Wunsch erfüllte sich, er hatte ein einziges Exemplar der Waffe. Ein wahres Prachtstück, die Perfektion einer langen Arbeit. Meiner Meinung nach, das beste Präzisionsschützengewehr des weltweiten Marktes. Ich griff mir das AMP TS DSR-1, legte es an die Schulter, wie lange lag es zurück dass ich diese Waffe zuletzt in Händen hielt? 13 Jahre, der Tag, der mein Leben veränderte, war auch der Letzte mit einer Waffe dieses Models gewesen. Eine Fabrikation der Firma AMP im Kaliber .300 Win Mag. .308 Win, oder .338 Lapua Magnum. Ich schritt mit der Waffe wieder zurück. In Richtung ICM zu den Pistolen, er stand mit einer halboffenen Nylontasche an einer Wand der Werkstatt die ich vorhin noch nicht gesehen hatte. Kisten mit Magazinen und Patronen türmten sich bis zur Decke. Ich wollte gerade zu ihm gehen, um das DSR-1 erstmals auf einen der Tische zu legen, ich benötigte schließlich noch einige andere Gegenstände, als mein Blick auf zwei Waffen nach links fiel. Ich zog die beiden 1911 Colts aus dem Regal und blickte sie verwundert an. Sie waren vergoldet und mit silbernen Ornamenten verziert. Zwei wunderschöne Gegenstände. ICMs Stimme drang an mein Ohr:
„Leg die doch bitte wieder ins Regal, danke.“ Mit einem Lächeln tat ich die beiden Unikate zurück. Ich brauchte noch eine weitere Pistole, die P229 war gut, aber etwas klein und nicht besonders zielgenau. Ich wollte noch eine gute Pistole, und vielleicht eine kleine Maschinenpistole, sie würden mir in San Mona gute Dienste leisten. Ich entschied mich für eine P99 von Walther mit Laserpointer. ICMs Hauptwaffe, das sagte einiges über ihre Fähigkeiten aus. Sie war mittelschwer, absolut zuverlässig und Kaliber .40 S&W eine gute Wahl. Ich schnappte mir noch schnell eine H&K MP5KA4, und kehrte zu ICM zurück. Er begutachtete kurz meine Auswahl und bestätigte sie mit einem anerkennenden Nicken. Nachdem ich mich mit genügend Munition, einer HE-, einer Blend- sowie einer Rauchgranate ausgestattet hatte verließen wir den Raum wieder durch die schwere Eisentür. San Mona erwartete uns...

so long...

Ypsilon83
Elite-Söldner
Beiträge: 7358
Registriert: 03 Jun 2001, 23:10
Wohnort: Odenwald
Kontaktdaten:

Beitrag von Ypsilon83 » 07 Mär 2002, 21:43

Ypsilon hatte sich zur von der Front entfernt und die Angriffsreihen umgangen. Nun sass er da, mit seiner Glock und sah durch den Feldstecher zu, wie immer mehr Soldaten an die Front stürmten. Dann stoppte der Ansturm, anscheinend war jetzt nur noch die Notbesatzung in der Stadt. Ein Heulen riss ihn aus seinen Gedanken, dann eine Explosion. Ein Mörser, zu weit von ihm weg, um ihn direkt anzugreifen, mitten zwischen den Reihen der Soldaten. Aber anscheinend in aller Eile aufgebaut. Die Soldaten schraubten daran herum, der erste Schuss war weit daneben gegangen. Und anscheinend hatten sie nicht viel Munition dabei. Ypsilon zählte nur noch zwei Granaten. Der junge Soldat, der sie trug, legte sie auf den Boden und rannte davon, um Nachschub zu holen. Da gab es wohl ein Lager an der Front, denn es wurden eiligst MGs aufgebaut, die jedoch auch nur wenig Munition dabei hatten. Aber von diesen Soldaten war noch keiner losgerannt, sie waren alle noch mit dem Aufbauen beschäftigt. Damit war Ypsilons Auftrag für den Moment klar.
Er packte den Feldstecher weg und schlich zwischen den Bäumen und Sträuchern entlang, immer dem Soldaten nach. Langsam kam er in Reichweite, rannte an Ypsilons Deckung vorbei, auf eine unscheinbare Hütte zu. Ypsilon zog etwas aus seinem Rucksack, während er geduckt auf die Hütte zulief. Der Soldat riss die Tür auf und sprang hinein, den Riesen, der mit schnellen Schritten hinter ihm herkam, bemerkte er nicht, sein Atem ging zu schnell und zu laut. Das Messer spürte er sofort in seinem Rücken, als er jedoch weggeschleift wurde, spürte er schon nichts mehr.
Ypsilon sah sich in der Hütte um, Mörsergeschosse, Muniton für die MGs, Granaten, andere Munition, alles, was das Herz begehrte. Aber im Moment nur Balast. Er betrachtete die Bombe in seiner Hand, dann stellte er den Timer auf fünf Minuten und legte den Sprengstoff unter einen Tisch.
Dann verliess er das Gebäude und verschwand wieder in den Büschen.
Eine kleine Kaserne erweckte seine Aufmerksamkeit. Nicht sonderlich gross, aber Platz für etwa zehn Mann und eine Funkantenne auf dem Dach. Kurz hinter der Front und dennoch stand ein Soldat vor der Tür, ein weiterer ging ständig um das Haus. Ypsilon näherte sich langsam dem Haus, 16 Schuss in der Glock, wie immer vor dem ersten Einsatz der Glock, danach wechselte er nur noch die Magazine. Der eine Soldat war gerade an der Hinterseite des Gebäudes, als Ypsilon ihn aus dem Gebüsch erschoss. Durch den Schalldämpfer gab es nur ein leises Ploppen, das Geräusch des aufschlagenden Körpers war lauter. Der Soldat an der Tür schreckte auf, ging um das Haus herum und empfing die nächsten beiden Kugeln. Noch 13. Ypsilon verliess den Busch und ging aufrecht auf die Türe zu, hinter ihm waren nur Bäume, die Scharfschützen waren alle an der Front, wenn sie noch lebten. Als er vor der Türe stand und sich einen Weg überlegte, um alle Soldaten im Inneren möglichst schnell zu erledigen, schreckte ihn ein knackender Zweig auf. Er fuhr herum, hielt einer jungen Elitesoldatin seine Waffe an den Kopf und spürte im selben Moment kalten Stahl an seiner Schläfe.
"Runter mit dem Ding du Arschloch!" zischte die Soldatin und dann auf Russisch: "Dafür werde ich befördert."
Sie wollte ihn wohl unbedingt gefangen nehmen, die hatte Nerven, an der Front verloren ihre Kameraden an Boden und sie wollte ihn gefangen nehmen. Sie entfernten ihre Waffen etwas voneinander und gingen beide einen Schritt zurück. Eine schallgedämpfte Beretta hatte sie in der Hand, wie nett.
Ypsilon antwortete auf Russisch, als er einen Blick auf seine Uhr geworfen hatte und somit wusste, wie weit der Timer war: "Du bist nicht gerade in der Position, um mir Befehle zu geben. Und ich bin nicht in der Stimmung, um mit dir zu spielen."
Sie sah ihn verwirrt an, da er in ihrer Sprache geantwortet hatte, dann sprang der Timer auf Null und die Hölle brach hinter ihm aus. Die Granaten und die Munition lösten sich in einer einzigen Flammensäule auf, so viel zu dem Mörser und den MGs. Die Soldatin stand mit dem Rücken zu der Explosion und fuhr erschrocken aus einem Reflex herum, im selben Moment drehte Ypsilon ihr den Waffenarm wie in einem Schraubstock um und legte den Finger auf den Abzug ihrer Waffe.
Er drückte die Waffe in Richtung des Bodens und schoss das Magazin leer, alle 15 Schuss in den Boden, abdrücken, bis der Schlitten hinten blieb. Dann drehte er den Arm weiter, so dass ihr Kopf nach unten ging und zog das Knie hoch. Blut spritzte und sie flog mit gebrochener Nase nach hinten gegen die Wand des Hauses, links neben die Tür. Als der rote Punkt von Ypsilons Laserpointer ihre Augen passierte, merkte sie, dass er jetzt die bessere Position hatte.
"Waffe wegwerfen!"
Sie tat wie er es verlangte, nachdem sie merkte, dass sie keine Chance mehr hatte.
"Sind noch Soldaten innerhalb der Stadt?"
"Leck mich!"
"Falsche Antwort."
Die Glock schwenkte nach unten, Ypsilon drückte ab und die rechte Kniescheibe war zerschmettert. Die Soldatin reagierte, wie Ypsilon es vermutete. Sie verzog das Gesicht auf eine abstrakte Weise, schrie jedoch nicht. Jaja, der Stolz. Noch 12.
"Sind noch Soldaten in der Stadt?"
Ypsilons Stimme war emotionslos, keine Regungen waren in seinem Gesicht.
"In beinahe jedem Haus, zusammen mit Zivilisten als Schutz vor Granaten. Und noch ein Paar, die herumschleichen."
Diese Taktik kannte Ypsilon, oder besser gesagt, er kannte den General, der sie immer angewand hatte.
"Wer ist hier der kommandierende General?"
"Du kannst mich mal!"
"Falsche Antwort!"
Die Glock schwenkte, das linke Knie war dran. Wieder kein Schrei. Noch 11.
"Ivanov."
"Der Ivanov?"
"Da."
Ein Rumpeln im Haus hielt Ypsilon von einer weiteren Frage ab.
Ein Rumpeln und ein Murmeln, das sich nach "aus dem Weg Grünschnabel" anhörte. Dann Schritte. Ypsilon nahm die Glock vom Kopf der Soldatin weg und legte auf die Türe an.
Sechs Geschosse bohrten sich durch die Tür. Ein Aufschlag war zu hören, wie wenn etwas schweres zu Boden fiel, dann Stille.
Noch 5.
Ypsilon sah die Soldatin wieder an, langsam zeigte sich Angst in ihrem hübschen, jungen Gesicht. Sein Blick war weiterhin starr und seine Stimme kalt.
"Zeit für einen Tanz mit dem Sensemann."
Dann bohrte sich ein Geschoss in ihren Kopf. Noch 4.
Ypsilon machte einen Schritt neben die Tür und stiess sie auf. Keine Kugeln flogen auf ihn zu. Er trat ein und sah sich mit vorgehaltener Waffe um.
Keine Wände, alle Ecken einsehbar, zehn Betten an den Wänden, zwei Tische, kurz vor dem Ende des Hauses ein Funkgerät, daneben ein junger Soldat mit angstverzerrtem Gesicht und einem Kopfhörer auf dem Kopf. Der Funker.
Auf dem Gang, gegenüber der Tür lag ein Soldat in einer Blutlache. Ein Type-85 vor sich. Ypsilon schritt an ihm vorbei auf das Funkgerät zu, während er den Funker im Visier hielt.
Er lauschte kurz den Funksprüchen der Soldaten, dann änderte er die Frequenz.
"Ypsilon, bin hinter den feindlichen Linien und habe gerade das Frontlager gesprengt. Wenn ihr in die Stadt kommt, passt auf, da sind Soldaten in beinahe allen Häusern, zusammen mit Zivilisten. Erhöhte Vorsicht walten lassen. Feind-Frequenz 102.7. Ypsilon Ende."
Er sah den Funker an.
"Du kämpfst auf der falschen Seite."
Zwei Schuss in die Funkanlage, Funken flogen, das Gerät war erledigt. Noch 2.
Er sah wieder den Funker an.
"Das ist dein Fehler."
Die letzten beiden Geschosse zerfetzten seinen Kopf.
Eine kurze Zeit waren die einzigen Geräusche in dem Haus das gurgelnde Blut und zwei Patronenhülsen, die über den Boden rollten.
Im nächsten Moment betätigte Ypsilons Zeigefinger den Auswurfhebel der Waffe, die linke Hand angelte ein Magazin aus dem Gürtel und rammte es in die Waffe, noch bevor das alte Magazin richtig am Boden lag. Mit der nächsten Bewegung der Hand lud er durch. Dann drehte er sich um und verliess das Haus. Anscheinend hatten einige Soldaten gemerkt, dass jemand auf dem Gelände sein musste, wenn die Lagerhütte gesprengt worden war. Sie schwärmten aus, sie gingen alleine los. Ein nettes Spiel begann, aber Ypsilons Ziel stand fest.
Ein Treffen.
Das erste Treffen seit langer Zeit.
Seit 14 Jahren.
Kassenwart und Co-Leader im KdA
MITGLIED DES SÖLDNERTEAMS IM KAMPF DURCH ARULCO
ANSPRECHPARTNER BEIM B&HMP

SÖLDNER DES B&HMP

:sid:YPSILON:mg:

CAT Shannon
Scharfschütze
Beiträge: 3712
Registriert: 02 Mär 2000, 13:06

Beitrag von CAT Shannon » 08 Mär 2002, 01:31

"Wer waren die Leute, Ethan?" fragte Angelina. Ethan war also sein Klarname. Ich suchte in meiner Erinnerung, ob wir uns schon früher begegnet waren, aber mir fiel nichts ein. Und ich habe ein erstklassiges Gedächtnis. Nein, wir hatten uns hier in Arulco zum ersten Mal gesehen.
"Söldner. Vermutlich hat Cat sie gekannt."
"Ich habe sie beerdigt." So wie Viper heute. Fremde in einem fremden Land. Es waren im Laufe der letzten fünf Jahre noch mehr gewesen, aber an die drei konnte ich mich noch am besten erinnern. Billy Parker war in Exjugoslavien gefallen, während meines ersten Einsatzes als Söldner. Natürlich hatte ich vorher, als ich noch ausschließlich für die IRA arbeitete, auch schon Kameraden verloren, aber das war etwas anderes gewesen, sie waren für ihre Überzeugung und ihren Glauben an ein freies Irland gestorben. Billy Parker war aus Lust am Abenteuer in einen Krieg gezogen, der ihm eigentlich egal sein konnte.
Johnny Edwards war in Maupaa erschossen worden, als er versuchte, "Spam" Webster Deckung zu geben. Fast drei Monate lang hatte ich an seiner Seite gekämpft und eine Menge von ihm gelernt, wenn es darum ging, sich geräuschlos zu bewegen. Er hatte nicht umsonst "Snake" geheißen. Big Jimmy schließlich war in Angola ums Leben gekommen. Er war während eines Jagdkommando-Einsatzes auf eine Mine getreten. Ich hatte den zweihundert Pfund schweren Hünen fast einen Kilometer weit zurück zum Basislager geschleppt, wo er noch auf dem OP-Tisch des Lazarettes verblutet war.
"Und heute wieder. Warum tun Sie das eigentlich? Warum riskieren Sie ihr Leben in fremden Ländern, die Sie nichts angehen?"
"Ganz einfach, dafür werde ich bezahlt" lautete meine knappe Antwort.
"Ihnen geht’s nur ums Geld?"
"Ja."
"Und dafür bringen Sie Menschen um?"
"Wenigstens weiß ich, wofür ich töte: für mich selbst. Ich habe weiß Gott genug sogenannte „Idealisten“ gesehen, die glaubten, für ihre Ideen töten zu dürfen nur um am Ende festzustellen, dass sie hereingelegt wurden. Falls sie überhaupt lange genug lebten. Ich will bloß genug Geld verdienen, um mich eines Tages bequem zur Ruhe zu setzen und als Söldner verdiene ich schneller und mehr als in jedem anderen Job, den ich in Irland bekommen könnte."
"Also kämpfen Sie auch für ein Ideal."
"Ja, aber mir geht es nicht darum, andere Menschen zu beherrschen. Was ich mache ist nichts anderes als das, was viele Menschen tun: meine Arbeit erledigen um sich die persönlichen Träume zu erfüllen."
"Ihre Arbeit ist es, Kriege zu führen."
"Ich führe keine Kriege. Ich fange sie nicht an. Diese Entscheidung wird von anderen getroffen. Zugegeben, ich profitiere davon, aber alles, was man mir deshalb vorwerfen kann ist, daß ich ein Opportunist bin."
"Was wäre, wenn Deidranna Ihnen jetzt einen Seitenwechsel vorschlagen würde? Würden Sie das tun?"
Wenn die Summe stimmt, sicher. Aber das behielt ich für mich.
"Ich weiß, worauf Sie hinauswollen. Bloß weil ich für Geld kämpfe glauben Sie, ich würde einfach so die Seiten wechseln, wenn ich ein entsprechendes Angebot bekäme, richtig? Falls Sie es nicht wussten: Ich bin Geschäftsmann, mein Geschäft ist der Krieg. Ich habe mit Dark Magic, dem Kommandeur der Söldner, einen Vertrag. Darin habe ich mich für eine bestimmte Dauer verpflichtet, unter seinem Kommando zu kämpfen. Was ich tue, wenn die Vertragslaufzeit abgelaufen ist, ist meine Sache."
"Verträge kann man brechen" hielt sie mir entgegen. "Und wer würde schon einem bezahlten Killer trauen?"
"Sie werden es nicht glauben, aber auch im Söldnergeschäft gibt es Regeln, an die man sich halten sollte, wenn man drin bleiben will. Falls ich plötzlich die Seiten wechselte, wäre ich für immer erledigt, kein Mensch würde mir noch einen Job anbieten. Und das hieße, ich würde mir meine Einkommensquelle ruinieren." Daher wäre die Summe, die ich für einen Seitenwechsel verlangen würde, so hoch, dass ich wohl niemals ein derartiges Angebot bekäme. Darüber hinaus wüsste der Abwerber, dass ich zum Seitenwechsel für Geld bereit wäre, was kein besonders beruhigender Gedanke ist.
"Selbst wenn mein Vertrag mit Dark Magic beendet ist gibt es eine Warteklausel, die verbietet, dass ich innerhalb von einem Monat für die andere Konfliktpartei arbeite."
"Und wenn Deidranna Sie zuerst unter Vertrag genommen hätte?"
"Wollen Sie wissen, ob ich für sie gearbeitet hätte oder ob ich in dem Fall die Seiten wechseln würde?"
"Sowohl als auch"
"Ja, ich hätte für sie gearbeitet, um den ersten Teil zu beantworten. Und was den zweiten angeht: nein, ich hätte auch in dem Fall nicht die Seiten gewechselt. Ich hätte meine Vertragslaufzeit absolviert, danach nicht verlängert und wäre dann nach Hause gefahren."
"Falls man Sie gehen ließe."
Bei der Vorstellung mußte ich lächeln. "Man hätte mich gehen lassen. Auch die Arbeitgeber müssen sich an die Regeln halten, sonst wäre niemand bereit, für sie zu arbeiten. Außerdem, wie hätte man mich halten sollen? Söldner werden meistens angeheuert, weil die eigenen Truppen unfähig sind. Und falls Sie mir nicht glauben wollen, warum fragen Sie nicht Ihren Freund? Der hat noch viel mehr Erfahrung als Söldner. Mattscho, oder Ethan, ich wette, du könntest einige recht...interessante Geschichten über unser Gewerbe erzählen, habe ich recht?"
Life is a sequence of missed opportunities.

mattscho
Alpha-Squad
Beiträge: 1705
Registriert: 14 Sep 2000, 15:38
Kontaktdaten:

Beitrag von mattscho » 08 Mär 2002, 11:24

früher morgen in Cambria

Ich blickte gedankenverloren auf mein Glas Vodka, die klare Flüssigkeit spiegelte sich in der immer höher steigenden Sonne. Ich nahm das Streitgespräch war, doch ich hörte nicht zu, ich war mit meinen eigenen Gedanken beschäftigt. Mit jedem Wort von Cat wurde es schwieriger, Angie für meinen Plan zu gewinnen. Diese Skrupellosigkeit, der fehlende Idealismus, unverzichtbar für einen Söldner, dieser Haufen Geld, der auch der Zivilbevölkerung zu Gute kommen würde, wenn die Revolution die Söldner nicht bezahlen müsste. Sie fand es ungerecht, verständlich, doch ohne die Söldner gäbe es diese Situation überhaupt nicht.

Im Gedanken überlegte ich mir, wie meine zukünftigen Einsätze aussehen würden, als die Worte in meinem Kopf wiederhallten
“ Mattscho, oder Ethan, ich wette, du könntest einige recht...interessante Geschichten über unser Gewerbe erzählen, habe ich recht?“
Ich blickte hoch, unsere Blicke trafen sich. Er hielt meinen finsteren Blick stand. Zum ersten Mal musterte ich ihn genauer. Er war noch recht jung, so Mitte Zwanzig, aber scheinbar schon sehr erfahren, seinen kleinen Narben und Falten zufolge. Sein Blick war leer, kalt, man musste schon eine Weile im Geschäft sein um solche Augen zu bekommen. Absolut gefühllos. Er war jetzt vielleicht so alt, wie ich bei meinen ersten Einsatz, ich konnte nicht erahnen wie lang er schon im Geschäft war. Irgendwo hatte ich aufgeschnappt, dass der Mann Ire war, wenn er aus Nordirland stammte, war alles klar.

Ich blickte rüber zu Angelina. Sie hatte diesen “Erzähl mir, dass das nicht wahr ist“-Blick aufgelegt, hoffte, dass ich anders sei als Cat, dieser Söldner, ein sehr guter sogar, doch menschlich ein Scheusal in ihren Augen. Ein Söldner, der es geschafft hatte mich in Bedrängnis zu bringen. Natürlich stimmte es, was Cat sagte, was erwartete sie von mir? Ich musste irgendwie von der Sache ablenken.
"Du hast ein wichtiges Prinzip vergessen, Cat.“ Er schaute gespannt und leicht amüsiert zu mir rüber.
"Diskretion“ Er schmunzelte. Die Sache war vom Tisch.

“Raul, Cat, wir treffen uns in einer halben Stunde im Krankenhaus. Ich glaube, wir haben Einiges zu besprechen.“ Anschließend verließ ich den Saal, das Glas in einen Zug leerend.
Angelina stürmte hinterher. Sie war empört.
"Du kannst doch nicht für den da arbeiten!“
“Ich arbeite auch bestimmt nicht für ihn, wenn ich überhaupt für irgendetwas arbeite, dann für die Revolution. Ich werde sicher kein Geld von ihnen akzeptieren.“
"Du musst wieder ins Feld, nicht?“
"Das wird sich zeigen.“

derLumpi
Evil Mod
Beiträge: 8882
Registriert: 30 Mai 2001, 12:07

Beitrag von derLumpi » 08 Mär 2002, 14:54

Da stand er.
Ungefähr Mitte 20, 1,80 groß, normale Statur.
Er bedeutete mir, meine Waffe auf den Boden zu legen.
In der Hand hielt eine SAW, es musste das MG des Toten gewesen sein, denn an der Waffe waren einige Blutspritzer zu sehen.
Wenn er also abdrücken würde, wäre ich Hackfleisch, dessen war ich mir sicher.
Ich ging langsam in die Knie, um meine Waffe auf den Boden zu legen.
Eine Explosion erschütterte das Gebäude, die noch intakten Fenster flogen in Form von kleinen Glassplittern durch das Gebäude, ihm in den Rücken, mir ins Gesicht.
Instinktiv lies ich mich auf den Bauch fallen.
Teile der westlichen Wand stürzten ein, dass Dach ächzte.
Der Explosionsdonner und Staub fegten über mich.
Ich ergriff meine Waffe und versuchte mich aufzurichten.
Mein Gesicht brannte, die Ohren klingelten.
Tinitus, mal wieder.
Sofort richtet ich die Waffe auf den Soldaten, aber es war unnötig.
Er lag unter Teilen der eingestürzten Wand begraben, röchelte zwar noch, konnte sich aber offensichtlich nicht mehr bewegen.

Als Arzt leistet man einen Eid, jedem in Not zu helfen.
In Tixa hatte ich mir geschworen nie wieder einem Gegner zu helfen.
Ich hörte den Schuss nicht wirklich, aber spürte die innere Befriedigung, etwas Gutes getan zu haben

Ich verlies das zerstörte Gebäude.
Job hatte bereits alle Hände voll zu tun.
Ich stieg in sein infernales Stakkato ein
Von hinten stiessen Dark, West und Kampfsau zu uns hinzu.
.

CAT Shannon
Scharfschütze
Beiträge: 3712
Registriert: 02 Mär 2000, 13:06

Beitrag von CAT Shannon » 09 Mär 2002, 02:15

“Raul, Cat, wir treffen uns in einer halben Stunde im Krankenhaus. Ich glaube, wir haben Einiges zu besprechen.“
Mit diesen Worten verließ Mattscho die Bar, gefolgt von seiner Freundin. Ich blieb noch sitzen und genoß den Whiskey. Immerhin hatte es das Leben eines Kameraden gekostet, ehe der Wirt ihn herausgerückt hatte.
Was es wohl zu besprechen gab? Eigentlich wollte ich so schnell wie möglich nach Grumm, wo noch gekämpft wurde. Andererseits war da noch eine Überlegung, die mir seit der Begegnung mit der Milizionärin Manuela Escobar im Kopf herumgeisterte. Dabei ging es mir um die Ausbildung einer kleinen Scharfschützentruppe aus Milizionären.
Die von uns befreiten Städte glichen nämlich befestigten Inseln in einem Meer, in dem es von Piranhas wimmelte. Innerhalb der Städte war man zwar relativ sicher, aber der Großteil des Landes ausserhalb war Niemandsland, das von Patrouillen der Armee durchstreift wurde, die jede Verbindung zwischen den Städten unterbanden.
Die Scharfschützen, die ich provisorisch innerhalb einer oder zwei Wochen ausbilden wollte, sollten sich an diese Patrouillen anpirschen, einen oder zwei Soldaten töten und sich dann wieder zurückziehen. Das Ziel war Terror. Die Soldaten der Armee sollten sich nirgends sicher fühlen können. Das Ganze erforderte nur geringen Personal- und Materialaufwand und hatte sich bereits in Nordirland bewährt. Auf diese Weise hatte meine Laufbahn begonnen.
Mal sehen, was Dark von der Idee hielt. Aber dazu mußte ich erst einmal nach Grumm.
Ich leerte mein Glas, dann sah ich auf die Uhr. Noch genug Zeit. Ich winkte dem Wirt, der füllte nach.
Auf die Hunde des Krieges!
Life is a sequence of missed opportunities.

derLumpi
Evil Mod
Beiträge: 8882
Registriert: 30 Mai 2001, 12:07

Beitrag von derLumpi » 09 Mär 2002, 15:09

Eine großes Militärgebäude westlich der Mine explodierte in einem großen Feuerball.
Die umherfliegenden Trümmer, der aufgewirbelte Staub und der Rauch verhinderte, dass wir gezielt schießen konnten.
Wir stellten das Feuer ein und nutzten die Verschnaufspause, um unsere Munitionssituation zu überprüfen.
Ich hatte noch 2 volle Magazine, danach müsste ich mich umsehen, woher ich Ersatz bekommen würde.
Der Rest hatte noch ausreichend Munition.

„Wir müssen jetzt nachsetzen!
Seht ihr das Fabrikgebäude?
Rückt bis dorthin vor, ich bleib hier und schick den Rest dorthin!“
Dark nahm Job das Funkgerät ab.
Kurz davor kam ein verstümmelter Funkspruch von Y herein, wir konnten allerdings nichts verstehen.
Also konnten wir ihm auch nicht helfen und mussten so weitermachen, wie wir es besprochen hatten.

„Los geht’s!“
West führte uns an, er kannte sich hier grob aus, danach Job gefolgt von mir.
Unser Reporter behielt unseren Rücken im Auge.
.

icecoldMagic
*sabber*
Beiträge: 9151
Registriert: 25 Mär 2001, 22:00
Kontaktdaten:

Cambria / kurz bevor CAT ankommt

Beitrag von icecoldMagic » 09 Mär 2002, 17:43

Die Tasche locker in der rechten Hand, das Zischen der Tür beim Druckverschluss, das Knarren der Treppe... alles Geräusche, Gefühle, Empfindungen... irgendwie bemerkte man es nicht mehr lang wenn man im Geschäft war. Als Anfänger hatte es etwas Rituelles, man schaute hoch zu den Profis, die Jungs die immer kühl blieben, die den Ablauf kannten... Ich hatte es nie beschreiben können... es war wie wenn man einen Tunnelblick bekam, nur nicht für die visuelle Wahrnehmung sondern für das Verhalten. Man beachtete alles anders. Alles wurde zurückgestuft. Null oder Eins, Bedrohung oder nicht. Freund oder Feind? Geübte Griffe, bekannte Abläufe. Die mit Bleieinsätzen versehenen Handschuhe knirschten leise, das Bandolero klackte leicht beim anziehen, das Schaben der Magazine, das Rascheln der Mäntel ...
Der Perser war auch schnell wieder ausgerollt, Zulu nahm die Tasche und warf sie sich locker über die Schulter. Kurz drauf drehte sich der Schlüssel im Schloss und die Ruhe senkte sich wieder über mein Heim, als ob wir nie da gewesen wären.
Das einzigste was an unseren kurzen Aufenthalt erinnerte waren zwei leere Tassen in der Spüle...

Mit langen Schritten traten wir auf die Straße. Staub wirbelte auf, die Sonne schien auf uns herab, Zulu blickte mit zusammengekniffenen Augen in den blauen Himmel, zog eine Sonnebrille hervor und platzierte sie mit einem zufriedenen Lächeln auf seiner Nase, rückte sie mit einem Finger zurecht, festigte seinen Griff um die schwarze Nylontasche und schritt mit einem leichten Humpeln weiter.
Ein kleiner Stupser mit den Zeigfinger und mein Hut saß wieder genau richtig um das Sonnenlicht von meinen Augen fernzuhalten...
Auf dem weg zum Fuhrpark der Widerstandskämpfer, in Cambria schien dies verständlicherweise das Krankenhaus zu sein, passierten wir mehrere Patroullien der Miliz. Aus ein paar Fenstern sah man Gewehrläufe herausragen, man müsste hier wohl doch noch ein paar Lektionen in Taktik und Kampfverhalten geben bevor das alles ein professionelles Level erhalten würde, aber das war im Moment ja nicht mein Bier. Eine Gruppe kleiner Kinder spielte mit einem kaputten Fußball neben einer Sandsackgruppe... fröhliches, junges Lachen schallte in meinen Ohren aber in Gedanken analysierte ich wo, hypothetisch gesehen, der beste Platz für einen Scharfschützen währe um diese Stellung unter Feuer zu nehmen. Mein kurzer Blick endete auf einem Hügel außerhalb der Stadt der leicht bewaldet war...
Mit einer reflexhaften Bewegung des Oberkörpers wich ich dem Ball der Kinder aus... entschuldigende Blicke trafen mich und mit einem Schmunzler kickte ich den schwarzweiß gefleckten Ball zurück zum Absender... und schüttelte gleich darauf den Kopf... wurde ich mit dem Alter weich? Schnell schloss ich zu Zulu auf der es sehr eilig zu haben schien seine Walther zurückzubekommen.
Am Krankenhaus angekommen nahmen wir ungefragt wieder den Jeep der uns schon letzte Nacht gute Dienste getan hatte. Eine kurze Untersuchung der Karosserie, eigentlich nur ein schneller Blick, offenbarte die Kratzer des Motorradfahrers oder besser seines Gefährtes, von ihm waren nur ein paar rotbraune Flecken übrig geblieben... Aber größere Schäden schien er nicht hinterlassen zu haben und an der Fahrtüchtigkeit war auch auf dem Rückweg nichts zu bemängeln gewesen. Die Einschusslöcher sorgten nur für eine bessere Belüftung des Motors...
Das einzigste was noch zu beanstanden war, der Tank. Ein kurzer Abstecher ins Lager des Krankenhauses, welcher auch unter dem strengen Blick der Milizen vollzogen wurde, erbrachte einen vollen Benzinkanister der sicher bis San Mona reichen würde und noch ein ganzes Stück weiter.
Die Tasche landete auf dem Rücksitz, unsere Mäntel ebenfalls, die Zündung ließ das übliche Schleifen von sich, die Kupplung wurde hart durchgetreten, der erste Gang rastete ein und der Motor brüllte laut und deutlich, zeiget das er bereit war Meilen zu fressen. Mit einer mörderischen Kehrtwende schossen wir weg vom Hospital und Zulu griff schnell nach dem Überrollbügel damit ihn die aufkommenden Zentrifugalkräfte nicht aus dem vierrädrig angetriebenem Vehikel warfen. Mit hundert Kilometer pro Stunde fegten wir über die Landstraße nach San Mona, dem Sündepfuhl von Arulco, nur um ein läppisches Gewehr zu holen... oder um uns selbst was zu beweißen?
Mein Beifahrer angelte wieder seine Zigaretten aus der Tasche und blickte starr nach vorne, eine Hand am Bügel, die andere hielt seinen Glimmstängel und schien in Gedanken schon wo ganz anders zu sein, so wie ich mir auch schon meine Gedanken machte was wohl kommen mochte...
Seit meinem letzten Besuch hatte sich dort sicher einiges verändert aber bestimmt nicht zum besseren, wo etwas starb gab es auch immer Assfresser...
Aber eins blieb immer gleich.
Fressen oder gefressen werden.
Und wir hatten einen Mordshunger...
"I don't wanna snuggle with Max Power."
"Nobody snuggles with Max Power. You strap yourself in an' feeeel theee cheeeeseee!"

Gunny
Evil Mod
Beiträge: 3028
Registriert: 01 Jul 2001, 17:08

Beitrag von Gunny » 10 Mär 2002, 03:20

Der Wald war hier lichter, weshalb ich den Truck schon frühzeitig erkannte.
Jetzt lag Sanchez entlang einer kleinen natürlichen Schneise, die zufällig genau auf den Wagen wies. Ich für meinen Teil hatte mich hinter einem kleinen Gebüsch verkrochen. Halb rechts, zwischen Sanchez und mir war eine Bewegung zu erkennen, wenn man genau hinsah. Das war Rodriguez, der gerade auf einen Baum zusteuerte, der seine neue Deckung darstellen sollte. Ich ließ den Blick über das Gelände streichen, doch es war nichts zu erkennen. Nur der Wind pfiff leise in den Bäumen und einige Vögel hatten wieder angefangen zu zwitschern, nachdem sie durch uns gestört worden waren.
Meine Stirn juckte schon seit ein paar Minuten stark. Das kam von dem hartnäckigen Schweißtropfen, der die ganze Zeit langsam in Richtung Nase kroch. Als er an der Nasenwurzel angekommen war, konnte ich ihn mit einem Finger der Schießhand wegwischen, eine wahre Erleichterung. Die Bewegung konnte ich mir leisten weil einmal nichts zu erkennen war und zweitens wir drei eigentlich überzeugt waren, das keine Feinde in der Nähe waren. Doch der Teufel ist ein Eichhörnchen, und Vorsicht ist besser als einsachtzig frostfrei zu liegen, dachte ich bei mir und fing an vorwärts zu gleiten als Rodriguez’ Zeichen kam. Eine kleine Furche kam mir zu Hilfe, was eine schnellere Bewegung möglich machte. Ich nahm das Gewehr in beide Hände und kroch vorwärts, schob mich nur unter Nutzung von Ellbogen und Unterschenkeln vorwärts.
Mist, das Gras und der Boden waren feucht, die Nässe drang mir durch die Uniform. Dreckig war sie sowieso schon, aber nun auch noch feucht. Ein unangenehmes Gefühl. Ich kroch weiter die Rinne entlang und gelangte schnell an die vorgesehene Stelle. Bis zur Straße waren es etwa 20 Meter.
"Wir werden noch ein paar Minuten beobachten und uns dann den Wagen anschauen. Sanchez, gib uns mit dem MG Deckung, für alle Fälle." "Klar." "Ok!"
Ich brachte das Gewehr in Stellung, blickte durch das ZF und schaute mir jeden Busch in meinem Sektor an - nichts. Dann begann ich noch einmal von vorn, wieder nichts. Plötzlich, aus den Augenwinkeln, ich hatte das ZF fast abgesetzt bewegte sich etwas in der Optik. Sofort klebte ich wieder am Glas, fixierte die Bewegung. Ein Fuchs erschien auf der Bildfläche, er schaute aus einem kleinen Busch an der gegenüberliegenden Straßenseite heraus, offensichtlich prüfte er die Witterung. Schließlich kam er hervor und lief schnurstracks zum LKW, den er beschnupperte.
"Das ist sein Revier Major, der LKW ist neu, er wird ihn garantiert noch markieren." Wie auf Sanchez' Stichwort hob der Fuchs das Bein und pinkelte an einen der platten Vorderreifen. Dann trottete er zurück in den Wald. Ich wollte gerade anfangen zu sprechen, doch Sanchez kam mir noch einmal zuvor.
"Da drüben liegen keine Feinde, er hätte sich sonst anders verhalten, wäre nicht zurückgegangen und schon gar nicht so unbekümmert. Wir hatten schon Glück mit der Windrichtung, das er nicht uns roch." Ich stimmte dem zu, dann gab ich Rodriguez ein Zeichen. Wir erhoben uns und gingen gebückt weiter auf die Straße vor. Direkt am Waldrand machten wir noch einen kurzen Halt, Rodriguez spähte rechts, ich links die Straße entlang, jedoch ohne Ergebnis. Die Straßenoberfläche war hier hart, was die Gefahr von Sprengfallen erheblich reduzierte. Schnell, aber nicht hastig, gingen wir zum Fahrzeug und durchsuchten es. Ich schaute mir den Fahrerraum an, Rodriguez die Kabine. Die Fahrertür war total zerschosssen, die Einschläge schätzte ich so auf fünfzehn bis zwanzig. Drinnen waren große Blutflecken, sowohl auf den Sitzen, als auch im Fußraum, offensichtlich vom Fahrer, denn von den Schüssen in der Tür war ein Großteil durchgeschlagen. An den Seiten waren unidentifizierbare Kratzer, alte und neue, und die Reifen waren aus nächster Nähe zerschossen worden. Das war alles, keine Spur vom Fahrer oder Beifahrer, abgesehen vom Blut.
Rodriguez kam um die Ecke. "Hinten ist auch niemand. Das ist ein Gefangenentransport gewesen, aber von den Leuten und dem Gefangenen fehlt jede Spur, keine Gewaltanwendung an der Tür. Sie ist also von innen geöffnet worden, ich denke mal unter Zwang, oder so."
"Der General sagte mir, das es zwei Wagen gewesen wären, einer ist offensichtlich entkommen. Irgendjemand muß den Rebellen die Verlegung verraten haben. Daraufhin haben sie den Konvoi überfallen und den Gefangenen befreit." Ich sprach weiter. "Wurde aber schlampig ausgeführt, sonst würden hier beide Wagen stehen und nicht nur einer. Wenn sie Pech hatten, haben sie vielleicht sogar richtig Mist gebaut und die Frau statt dem Söldner befreit." Es knackte in meinem Headset. "Sir, es wäre schön, wenn sie nicht so Zielscheibe mitten auf der Straße spielen würden", hörte ich Sanchez sprechen. Rodriguez hatte mitgehört und wir gingen zurück in den schützenden Wald. Als wir hinter den Bäumen in Deckung waren, informierte Rodriguez Sanchez über die Erkenntnisse und ich überlegte mir schnell den nächsten Schritt.
"Ok, wir werden an den Waldrand angelehnt zum Jeep zurückkehren und dann schnellstmöglich nach Meduna verlegen. Das hier muß gemeldet werden, der andere Wagen könnte ja doch erobert und dann nur weggebracht worden sein. Sollen die in Meduna entscheiden. Auf geht's, Sanchez zur Straße Rodriguez rechts, ich gerade."
Ten thousand gobs lay down their swabs to fight one sick marine -
Ten thousand more stood up and swore,
'Twas the damndest fight they'd ever seen

Zivi-Animateur im RdGE

RIP Möhre

Qujo
Bravo-Squad
Beiträge: 804
Registriert: 01 Dez 2001, 17:29
Kontaktdaten:

Beitrag von Qujo » 10 Mär 2002, 10:24

Das Gefecht schien sich zu verlagern, trotzdem kroch ich dicht am Boden weiter.
Nach mühseliger Kriecherei erreichte ich die andere Stellung. Die Sandsäcke waren von der Handgranate zerrissen und lagen zum Teil lose in der Gegend herum.
Neben der Stellung kniete ein Söldner im Graben und schüttelte gerade seine Benommenheit ab.
Bei einem Blick auf seinen Helm hätte ich beinahe laut herausgelacht.
„Bist du ok?“ „ja, soweit alles in Ordnung, danke“
„Ach übrgens..“ „ja?“ „Halloween ist erst im Oktober“
Zu erst schien er etwas überrascht, danach blitzte kurz der Ärger in seinen Augen auf.
„leck' mich“ Ich grinste ihn entwaffnend an. „das Gefecht verlagert sich, wir müsssen machen, dass wir nicht abgeschnitten werden!“
In dieser Situation bestand die Gefahr, dass wir bei einem Zangenmanöver des Gegners vom Rest der Einheit abgeschnitten würden. Die Warscheinlichkeit für ein solches Manöver war zwar gering, aber in diesem Job überlebt man nicht lange, wenn man unnötige Risiken eingeht. „gute Idee“ Der Söldner, Tiger nannte er sich in passender Weise, blicke über den Grabenrand. „hmm...ok, 10 Meter vor, hinlegen, sichern, dann kommt der andere“ ich nickte und zog meine Beretta. „wo hast du denn dein Gewehr?“
„das M-60? Liegt dort drüben im Graben. Keine Muni mehr“ „ok“
Tiger sicherte und ich rückte gedukt vor. Nach 10 Meter legte ich mich ins Gras und Tiger überholte mich.

Ich war gerade dabei an ihm vorbei zu gehen, als in Richtung Stadt ein Lichtblitz erschien, gefolgt von einem lauten Donnern. Ich lies mich fallen und beobachtete das Gebiet.
In Tigers Headset knackte es. „Tiger, wo steckst du?“ „bin auf dem Weg nach Forne“
„hast du den Neuen gefunden?“ „negativ, er fand mich, rücken gemeinsam vor“
„wo seid ihr?“ „rechte Flanke, etwa 12 Meter vor den Sandsäcken“ „ok, wir sind ca. 30 Meter vor euch, etwas mehr links“ „rogger“ Tiger sties mich an und bedeutete mir, ihm zu folgen.
Bei den alten Stellungen des Gegners angekommen konnten wir uns ein Bild von der Lage machen. Das Gefecht schien an Intensität verloren zu haben. Der Gegner schien irgendwie anderweitig beschäftigt zu sein. Warscheinlich hatte jemand die feindlichen Linien infiltriert und das Magazin gesprengt. Die Söldner nutzten die Atempause um sich neu zu formieren.
Tiger drängte mich zum Vorrücken. „wart ne Minute, ich will mich noch bewaffnen“
In der Stellung links von mir lag die kopflose Leiche eines Soldaten, daneben eine
AK-74SU. Ich hob die Waffe auf, prüfte das Magazin und nam die Reservemunition an mich. Dann nam ich das Zielfernror meiner Rugger, welches ich beim Verlassen des Hubschraubers eingesteckt hatte aus der Tasche und montierte es an der MP.
Tiger sah mich schief an. Offensichtlich schien ihm ein Scope an einer Nahkampfwaffe nicht sehr sinvoll. „was bringt das?“ ich grinste leicht “warts ab“
Ich legte kurz an und setzte mich dann in Richtung Front in Bewegung.
Kaum waren wir angekommen, ging es auch schon weiter.
I rather be a hammer than a nail.

Phoenix 576
Alpha-Squad
Beiträge: 1834
Registriert: 04 Feb 2001, 21:34
Kontaktdaten:

San Mona / 1200

Beitrag von Phoenix 576 » 10 Mär 2002, 21:14

Der Motor stotterte erst, bevor er mit einem störrischen Husten ansprang. Ich zog mir eine Kippe aus meiner Brusttasche und zündete sie mir an. Die misstrauischen Blicke einiger Milizen verfolgten uns als wir mit über 100 Sachen aus der Stadt rasten. Aber das war nur Show, obwohl ich den Grund dafür nicht so recht verstand, nachdem wir aus dem Blickfeld der Stadt waren, senkte ICM das Tempo, die Gefahr von Minen, Hinterhalten, Stolperdrähten oder anderen Fallen war einfach zu groß.
Die Strasse raste unter den Rädern des Fahrzeugs dahin und Kilometer um Kilometer verstrich. Der abgebrannte Filter der Zigarette lag längst auf dem staubigen Feldweg weit hinter uns.

San Mona! Sündenpfuhl Arulcos! Er erwartete uns. Die Sonne stach vom Himmel, wurde jedoch von den dunklen Spiegelgläsern meiner Sonnenbrille abgehalten. Es war heiß, trotzdem trugen wir wieder unsere langen Mäntel, die vorhin auf dem Rücksitz des Jeeps gelegen hatten, schließlich mussten wir unsere Ausrüstung vorläufig verdeckt tragen. Den Jeep hatten wir stehen gelassen, im Gebüsch versteckt, und marschierten jetzt auf die Stadt zu, obwohl ich noch eher humpelte als schritt. Dieses Scheißland war einfach nicht geeignet um seine Verwundungen auszukurieren, obwohl es früher oft als Ferienort für Soldaten der Organisation benutzt worden war.
Meine längliche Nylontasche in der rechten Hand war recht leicht und störte nicht weiter beim Gehen. In ihr befand sich lediglich mein Scharfschützengewehr, meine Munition die ich nicht gleich am Mann trug und die übrigen Kleinigkeiten die man nur für gewisse Situationen brauchte. Im hinteren Hosenbund war die P229 an meinem Gürtel befestigt. Die letzte Rettung, hoffentlich würde ich sie heute nicht brauchen. Ich hatte sie mit Weichkerngeschossen geladen, denn wir würden nur mit geringer Wahrscheinlichkeit auf gepanzerte Gegner treffen. Die P99 hatte ich an meiner linken Seite in einem, von ICM geborgten, Hohlster stecken. Die H&K MP5KA4 hatte ich an der rechten Seite meines Mantels mit zwei Klettverschlüssen befestigt, die ich früher einmal dort angebracht hatte. Ich musste bloß mit beiden Händen in die Innenseite des Mantels greifen und konnte die Waffe hervorreißen, entsichern und sofort losfeuern. Eine Prozedur die nicht mal zwei Sekunden in Anspruch nahm, und jahrelang geübt worden war. Die kleine Maschinenpistole von Heckler & Koch war perfekt für verdeckte Einsätze geeignet, es gab sogar ein Model dass in einem Koffer verdeckt getragen wurde, und ähnlich meinem Model blitzschnell gezogen werden konnte. Von vielen Spezialeinsatzkräften eingesetzt um scheinbar unbewaffnet an die Tangos heranzukommen und dann blitzschnell und tödlich zuzuschlagen. Ausgerüstet mit einem 30 Schussmagazin, das innerhalb von zwei bis drei Sekunden geleert war, mähte man seine Gegner rasend schnell nieder. Hatte man das Pech nicht alle Ziele zu treffen, und nachladen zu müssen saß man in der Patsche.
Aber was auf uns zukommen würde, stand in den Sternen, und wir würden erst einmal feststellen ob unsere Ausrüstung der Situation angemessen war. Es war klar dass wir improvisieren würde, man konnte schließlich nicht planen wenn man keinerlei Informationen hatte. Unser Ziel bestand einzig darin mein Gewehr wiederzubeschaffen, und vielleicht ein Exempel an den Dieben zu statuieren, ihnen zu zeigen, dass es Personen gab die man einfach nicht bestahl.

Wir schritten durch die staubigen Strassen der Stadt, links glühte eine große Leuchtreklame und pries das Shady Lady an. Ein Bordell, das einzige im Land wie ich erfahren hatte, und das sich deshalb reger Besucherzahlen erfreute, besonders Soldaten unter Deidrannas Kommando waren hier öfters anzutreffen. Aber deswegen waren wir nicht hier, es lag zwar bereits lange zurück, dass ich mich mit einer Person des anderen Geschlechtes vergnügt hatte und etwas Bodenkampf geübt hatte, aber alles zu seiner Zeit, wie ein man zu sagen pflegte. Meine Hände wanderten wie automatisch zu meiner Brusttasche und zogen eine weitere Kippe hervor, ich rauchte bereits wieder zu viel. Scheiß Stresssituationen. Aber ein running Gag der Hunde des Krieges war noch immer die Antwort auf die Gefahren des Tabakkonsums „die Chance, dass ich an Nikotinvergiftung sterbe, ist doch eher gering. Weitaus höher ist die Chance, dass ich an einer Bleivergiftung sterbe“. Und der Spruch hatte schließlich recht, denn unsere Lebenserwartungen lagen weit unter dem üblichen Durchschnitt. Nicht viele wurden so alt um ihren Reichtum zu genießen.

Mit Staunen, aber auch Genugtuung stellte ich fest, dass man uns aus dem Weg ging. Wir schienen bekannt zu sein, vielleicht sogar angekündigt.
In einiger Erfahrung entdeckte ich die große Bar. Ein alter rustikaler Bau im Westen der Stadt mit großen Fenstern zur Straße hin.
Die Tür quietschte leise bei unserem Eintritt, von innen schmetterte uns laute Musik entgegen. Irgend ein alter Jazzsong den ich nicht kannte. Mein Blick schweifte kurz in der Runde, während ICM der sich hier auszukennen schien zu einem Tisch in der hinteren Ecke steuerte. Das Innere erinnerte mich frappierend an die Bar in der ich einen großen Teil meiner Jugend verbracht hatte. Zwei alte Billardtische standen im hinteren Teil neben einem Boxring. Ich erinnerte mich an die Spuren ausgedrückter Zigaretten auf dem grünen Billardtischtuch in der Bar meiner Jugend, ich hatte oft und viel Billard dort gespielt und mich langsam zu einem guten Spieler entwickelt. Schon damals war ich ein Meister des perfekten Schusses gewesen, und später hatte ich diese Fähigkeit in meinem Beruf verwirklicht und weiter perfektioniert, nur mit anderen Gegenständen. Was ich früher mit dem Queue gemacht hatte, wurde daraufhin ein Scharfschützengewehr.
Der Song ertönte aus einer alten Music-Box die in einer hinteren Ecke stand, und die Wände erzittern ließ, man hörte sein eigenes Wort kaum. An der Wand hing ein Kalender mit Bikinimodels aus dem Jahre 1986, daneben klebte ein riesiges Coca-Cola Plakat aus den 60er Jahren. Ein Sammler hätte ein Vermögen dafür auf den Tisch geblättert. Weitere Werbungen für Zigaretten oder einen neuen Schoko-Riegel „Raider“ hingen nebeneinander an den schmutzigen, vom Rauch dunkel getönten, Wänden.
Die Luft war stickig, an der Decke krochen Rauchschwaden dahin. Das Lokal war eigentlich recht sauber, außer einer zerbrochenen Flasche neben dem Boxring, den überfüllten Aschenbechern und den schmutzigen, mit Fingerabdrücken übersäten, Fenstern.
Das Einzige, das anders war als in dem Lokal in meiner Jugend, waren die Gäste. Insgesamt zählte ich fünfzehn Personen, davon waren sieben bewaffnet, das war leicht zu erkennen, denn ihre Waffen lagen offen auf dem Tisch oder standen an diesen angelehnt am Tisch. Sie schienen uns ebenfalls zu erwarten, vielleicht war es aber nur meine übertriebene Vorsicht die mich warnen wollte, wo keine Gefahr war. Ich zählte sechs bewaffnete Männer, darunter ein schwarzer Riese, der Ypsilon Konkurrenz gemacht hätte, und eine Frau, mit einer alten Mossberg Schrotflinte bewaffnet. Alle beobachteten sie uns mit schweigenden, hasserfüllten Blicken. In der Luft hing ein durchdringender Schweißgeruch. Die anderen anwesenden Gäste schienen Zivilisten zu sein, es waren die typischen alten Männer, die deprimiert vor ihrem Bier saßen und versuchten die Zeit und ihr Elend zu vergessen, die man so oft hier im Land sah. Ich schritt hinter ICM her und setzte mich an den Tisch in der hintersten Ecke. Aus dem Augenwinkel hatte ich ein bekanntes Objekt auf einem der Tische gesehen. Mein WA 2000. Ich beherrschte mich, und wartete erst einmal ab, was passieren würde. ICM ließ seine Tasche zu boden sinken und erhob sich mit einem kurzen „Geh was zu trinken holen“ und schritt dann Richtung Bar, ich legte meine längliche Tasche, leichter aber länger als seine, ebenfalls auf den Boden und ließ mich selbst auf einen Stuhl nieder...

so long...

Antworten