Aber das war im Augenblick uninteressant. Wichtiger waren die Papiere, die vor mir auf dem Schreibtisch lagen. Die Verhörprotokolle der Söldner plus die neuesten Aufklärungsberichte. Was ich sah war gar nicht mal so schlecht. Zum ersten Mal seit Jahren hatte die Armee wieder Zulauf durch Freiwillige. Und alle sagten dasselbe. Sie hatten Angst. Angst vor den Rebellen und ihren Greueltaten. In dem Papier stand, daß auch die Rebellen nicht gerade Heilige waren. Es gab Berichte über Folterungen von Soldaten. Berichte über Massaker,ergänzt durch Fotografien von Soldaten mit aufgeschlitzten Kehlen und anderen Wunden. Eine Quelle mit dem Namen "Knopfloch" berichtet darüber wie ein Offizier der Armee durch einen Söldner gefoltert wurde. Schläge und gebrochene Finger waren noch das geringste. Augenzeugen berichteten immer wieder von "El Diablo", einem Hünen mit einer großen Waffe die Licht spuckte. Schien mir ein bißchen übertrieben.
"Könnte ein MG mit Leuchtspur sein." Konnte es sein das ich die gefangenen Söldner falsch eingeschätzt hatte. Sie schienen mir, wenigstens der eine der in der Zelle wach war, keine solchen Tiere zu sein. Seine Augen waren nicht so leer. Aber ich konnte mich auch irren. Dazu würde ein weiteres Gespräch nötig sein, morgen oder übermorgen. Das ganze hatte aber auch einen Vorteil. Die Freiwilligen würden kämpfen. Man brauchte nicht einmal Druck auszuüben. Das bewiesen mir die Geräusche, die ab und zu durch die Stille im Raum drangen. Rodriguez und der Rest meiner Leute brachten die Rekruten auf Vordermann. Waffendrill, Hindernsbahn, Sport und Schießen. Sie schossen mit einem Eifer und einer Hingabe wie man es selten sah.
Ich blätterte weiter. Oh, das war interessant. Ich notierte etwas auf meinem Block. Das schien wichtig. Ein leichtes Lächeln umspielte meine Lippen. Ein Plan nahm langsam Gestalt an.
Nächstes Blatt. Die Verhörprotokolle. Namen. Dark, Ypsilon (ein blöder Name, ging es mir durch den Kopf

Aha, interessant. Ein Waffenhändler in San Mona, West. Den würde ich mal besuchen müssen. Weitere Namen. Ihr Auftraggeber. Ein gewisser Chivaldori. Dahinter ein großes Fragezeichen und ein Vermerk. "Chivaldori ist doch tot!" stand dort. Dazu mußte Rodriguez etwas genaueres wissen.
Ich las weiter. Und in meinem Kopf nahm der Plan immer weiter Gestalt an.
"Hihihihihi." Das konnte ich mir nicht verkneifen.
Draußen rannte gerade ein Zug vorbei und brüllte sich die Lunge aus dem Hals. "Links, Zwo, Drei, Vier. Links, Zwo, Drei, Vier.
Ja, übt nur schön.