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von ج ǖpsilǿn kİĹĻë » 15 Mai 2005, 19:38
Schon in den ersten warmen Maitagen wurde meine Mutter von einem Maikäfermann befruchtet. Nun begann für sie eine wilde Zeit des Fressens, der sogenannte Reifungsfraß. Nur so war es möglich, "gesunde" Eier zu produzieren.
In dieser Zeit flog sie zu Buchen, Haselnusssträuchern, Birken, Eichen, Weiden, Ahornbäumen, Lärchen, Nussbäumen und anderen Obstbäumen, um den ganzen lieben langen Tag nur zu fressen.
Nach 14 Tagen grub sich Mami ca. 20 cm tief in lockeren Erdboden, wo sie bis zu 30 Eier ablegte. Diese Zeremonie wiederholte sie noch zweimal. Du kannst dir jetzt ausrechnen, wie viele Geschwister ich habe.
Es dauerte knapp 6 Wochen, bis ich aus meinem Ei schlüpfen konnte. Die Menschen bezeichneten mich als Engerling. Ich war noch ganz winzig. Niemand kümmerte sich um mich, und ich hatte doch so schrecklichen Hunger! Also machte ich mich erst mal über halbverrottete Pflanzenreste im Boden her.
Den folgenden Winter verbrachte ich in ungefähr 1 m Tiefe, wo mir der Frost und die Kälte nichts anhaben konnten. Diesen geschützten Platz musste ich mir gut merken.
Als der Frühling kam und sich der Erdboden erwärmte, reckte und streckte auch ich mich wieder und versuchte, etwas Kräftiges zwischen meine Beißzangen zu bekommen. Jetzt machte ich mich aber über anständiges Futter her! Im Gemüsegarten wuchsen gerade so verlockende Erdbeerwurzeln. Nach ein paar Tagen konnte ich die Besitzerin ganz schön fluchen hören, weil das Grünzeug inzwischen abgestorben war. Deshalb flüchtete ich in die angrenzende Wiese, wo es ebenfalls herrliche Wurzeln gab.
In diesem meinem zweiten Lebensjahr fraß ich, was das Zeug hielt. Erst in der Mitte des nächsten Sommers stellte ich meine Fresswut ein und kroch etwas tiefer in den Boden. Dort formte ich mir eine schöne Höhle mit festgeklopften Wänden - die sogenannte "Puppenwiege" - wo ich mich verpuppte.
Etwa 5 Wochen später zwängte ich mich als fertiger Maikäfer aus meiner unbequemen Puppenhaut. Aber der Winter stand vor der Türe. So wartete ich bis zum Frühling, um mich nach oben zu arbeiten und das Licht der Welt zu erblicken. Bis zu meinem natürlichen Tod würde ich noch ca. einen Monat zu leben haben... Aber zuvor musste ich noch schnell für meinen Nachwuchs sorgen!
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