Vertical Limit oder lieber K2 - das letzte Abenteuer?

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Kenai
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Vertical Limit oder lieber K2 - das letzte Abenteuer?

Beitrag von Kenai » 12 Aug 2001, 12:01

Hi,

ich weiß ja nicht wer von euch die Filme, oder zumindest einen von ihnen, kennt. Beide habe ich im Kino verpasst und erst vor ca. 5 Monaten, bzw. jetzt auf DVD gesehen.

Bei den Streifen geht es jeweils um eine Besteigung des K2. Dieser - von der Presse wegen der vielen Unfälle gelegentlich auch Mörderberg genannt – ist nach einhelliger Meinung der Profis der schwierigste der Achttausender dieser Erde; eignet sich also wunderbar als Synonym für Hollywood-Katastrophen (Tatsächlich entstand ein Großteil der Filme aber in British Columbia/Kanada, bzw. Neuseeland).

Nachdem ich „K2 – das letzte Abenteuer“ mehr oder weniger zufällig direkt nach dem Kauf des DVD-Players erstand – und absolut begeistert war - wartete ich dann über Monate mit wachsender Spannung auf „Vertical Limit“. Meine Erwartungshaltung wuchs noch zusätzlich als das Review von Area die DVD in die Referenzklasse einstufte.

Um so größer war Anfangs meine Enttäuschung als der Film endlich im Player landete.
Vertical Limit strotzt nur so vor inhaltlichen Fehlern, die das Wissen eines Bergsteigersohns zutiefst beleidigen. So raucht z. B. eine Bergsteigerin auf ca. 5000 m Höhe eine Zigarette obwohl sie gleich zu einer Rettungsaktion auf 8000 m aufbrechen wird; die Gipfelstürmer schleppen Nitroglyzerin mit sich und es wird eine Riesenparty mit ca. 200 Personen am K2 gefeiert, an der natürlich auch diejenigen Bergsteiger teilnehmen die am nächsten Tag auf den Gipfel wollen. Von den locker erbrachten sportlichen Höchstleistungen in einer Höhe, in der ein Normalo nicht mal mit Sauerstoffgerät genug Luft bekommen würde, ganz zu schweigen.

Tags drauf dachte ich mir „So schlecht kann er doch eigentlich nicht sein“, legte ihn noch mal ein, ließ die Erwartungshaltung in Punkto Realität fallen, und siehe da – zumindest als Actionfilm ist er aufgrund seiner atemberaubenden Tricks Spitzenklasse. Wenn man dann noch realisiert, dass der Regisseur u.a. „Stirb langsam 2“ und einen James Bond drehte kommt man mit dem Anspruch des Films ins Reine. ;)
Für Puristen wie mich ist denn auch als Entschädigung eine von National Geographic erstellte Dokumentation über eine Expedition auf den K2 bei den Gimmicks. Außerdem die bisher genauste Trickerläuterung die ich mir bisher gönnen durfte.

„K2 – das letzte Abenteuer“ dagegen ist zwar auch nicht Realität pur, hält sich aber zumindest weitgehend an Selbige. Obwohl der Streifen auf einer puritanischen Euro Video – also ohne jedes Extra – DVD erschien, gehört er zu meinen Lieblingsscheiben. Auch ohne Superaktion-Peng-Bumm-Waff ist er spannend bis zum Schluss. Auch werden hier die Charaktere erheblich besser herausgearbeitet. Außerdem gibt es sie überall für 20 Märker und da darf man denn wirklich nicht meckern.

So, nun seid ihr dran – was haltet ihr von den Filmen?

MfG
Kenai
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Beitrag von Robin Hood » 12 Aug 2001, 18:57

Da ich auch ein Sohn eines Bergsteigers bin, immer noch aktiv in der Bergwelt unterwegs bin, klettere, bergsteige und auf Hochtouren gehe war ich von Vertical Limit masslos enttäuscht.

Ich habe noch nie so einen Scheiss gesehen wie dieser Film. Klar, von den Special Effects her; absolute Spitzenklasse. Aber wenn man nur ein wenig vom Bergsteigen versteht, oder Bücher über die Strapazen in dieser Höhe gelesen hat, dann muss man einfach sagen: Ne, so was gibt es einfach nicht. Der Film präsentiert so viele logische Fehler, dass ich mich fragte, ob die Bergführer und Spitzenkletterer, die auch bei diesem Film mitwirkten, den Film schlussendlich überhaupt einmal angeschaut haben. Denn so wären viele Fehler zu vermeiden gewesen.
Zum Beispiel die Szene, wo sie da von Fels zu Fels hangeln: Erstens kommt so etwas beim K2 nicht vor, zweitens hätte die erste Mannschaft das Seil sicher hängen gelassen, den sie würden da ja auch wieder absteigen, drittens schlussendlich: Der Meistersprung dieses Bruders; sieht geil aus, in Realität unmöglich!

Der andere Film:

Ich sah den mal so in einem Discounter-Geschäft, welches gerade einging und darum auf allen DVD's 50% hatte. Darum kaufte ich ihn, wenn auch mit keinem grossen Erwartunsgehalt. Denn es war ja kein Streifen von einer grossen Filmgesellschaft und auch sonst schien es mir ein wenig wie ein Billigprodukt.
Prädikat: Bei Längen besser als Vertical Limit (für einen Bergsteiger, der sich ein bisschen auskennt. Für Laien ist Vertical Limit einfach geil von den Effects her!) und vor allem realistisch, wenn auch nicht total.
Also mir gefiehl der Film und ich schaue ihn noch oft. Vor allem bin ich der Meinung, dass bei diesem Film wahrscheinlich viel mehr wirklich am Berg gedreht wurde. Auf jeden Fall ist es nicht immer offensichtlich, dass er woanders gefilmt wurde.

Bis dann!

Robin Hood
"Alles, was sie bewilligten, wurde ihnen durch die Notwendigkeit abgezwungen. Und selbst das Bewilligte wurde uns hingeworfen wie eine erbettelte Gnade und ein elendes Kinderspielzeug, um dem ewigen Maulaffen Volk seine zu eng geschnürte Wickelschnur vergessen zu machen." [Georg Büchner, 1833]

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Beitrag von Khellè » 12 Aug 2001, 20:30

Naja, Vertical Limit ist halt der typische Kino Film. Ich glaube kaum das sich den viele Leute anschaun würden wenn alles, was dort unrealistisch dargestellt wurde, entfernt bzw. verändert würde.

Alles Söne von Bergsteigern? Ich bin der Sohn eines Maschinenschlossers, da gibts aber leider noch nicht viele Filme drüber ;)
His favorite areas of study within his degree were Shakespeare, the Restoration, Ancient Literature and most definitely not Contemporary Lesbian Eurobitch Authors.

Kenai
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Beitrag von Kenai » 12 Aug 2001, 22:54

2 Robin Hood
Hochtouren - geil! ;)
Abgesehen von Alaska wo das Ganze noch ohne Drahtsicherseilen abläuft und damit einen zusätzlichen Kick gibt war ich aber schon lange nicht mehr am Berg. Auch echtes Bergsteigen ist nichts für mich, die längste Wand die ich je bezwungen habe dürfte höchstens 8 Meter gewesen sein. Damals - ich war stolze 9 Lenze - hat mein Pa mich aber mehr hochgezogen als dass ich geklettert wäre.
Geblieben ist mir die Liebe zur Natur im Allgemeinen und zu den Bergen im Besonderen.

Weißt du zufällig wie der französische Extremkletterer hieß, der vor ein paar Jahren von einer Himalaya-Expedtion nicht mehr zurückkehrte? Ich meine den, der alle 8tausender ohne Sauerstoff bezwungen hat, dann nach einem Autounfall längere Zeit im Koma lag und schon zwei Jahre darauf trotz teilweise gelähmten Bein wieder erfolgreich einen davon bestieg bevor der zweite ihn das Leben kostete? War auch ein ganz bekannter Freeclimber. Bilder von ihm wie er in Amerika diese rötlichen Felsen ohne Seil bezwungen hat sicherlich jeder schon mal gesehen.

K2 ist bis auf die unmotivierte Schlägerei (ohne hätte er in Amerika vermutlich keinen Verleih gekriegt) und den Streit innerhalb des Teams wirklich verdammt nah an der Realität. Er wurde hauptsächlich in Kanada gedreht - auch die Stunts ohne Studio. Es gab mal einen großen Artikel in einer Sportzeitschrift über die Dreharbeiten. Vertical Limit dagegen ist Stuntmäßig hauptsächlich im Studio entstanden (Blue Screen). War wohl auch besser so. Wenn man bei den Gimmicks den Bericht über die Dreharbeiten sieht steht McDonnel der blanke Schweiß auf der Stirn als er für wenige Minuten von ca. 1000 Profis gesichert ein Stück in den Abgrund abgeseilt wird um die Endsequenz zum Sprung zu drehen.


2 Khelbun
An K2 sieht man, dass sich auch Realismus und Spannung nicht ausschließen.
Mein Vater war übrigens Schweißer - gibts auch keine Action torys zu ;)

MfG
Kenai


2
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Beitrag von Malachi » 12 Aug 2001, 23:21

aus metallberufen ließen sich aber sicher nette splatterfilme ableiten.
schweißer I, die punktnaht der verdammnis
der schlosser III, die drehmaschine.

malachi

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Beitrag von Robin Hood » 13 Aug 2001, 12:59

Ja, Hochtouren sind wirklich was geiles. Auch in diesem Jahr ging es bei einem verdammten Hundswetter auf zwei Viertausender. Es ist echt was kribbeliges, manchmal habe ich verdammt Schiss und das Risiko folgt Dir einfach auf Schritt und Tritt. Aber das ist halt so beim Bergsteigen: Nervenkitzel!

@Khelbun: Wenn man wirklich alles total realistisch drehen würde, dann wäre es wahrscheinlich ein eher langweiliger Film. Vielleicht hast Du ja die Eiger-Nordwand-Verfilmung des Schweizer Fernsehens gesehen. Also wenn man da die ganze schauen wollte: Gute Nacht, du wärst eingeschlafen. Klettern ist halt immer noch auch eine Geduldssache, aber vor allem nichts Übermenschliches, wie es in Vertical Limit ab und zu wirklich der Fall ist!

@Kenai: Nein, den kenn ich nicht. Werd aber sofort recherchieren :D

Mein Vater ist übrigens auch kein Bergsteiger von Beruf!

Bis dann!

Robin Hood
"Alles, was sie bewilligten, wurde ihnen durch die Notwendigkeit abgezwungen. Und selbst das Bewilligte wurde uns hingeworfen wie eine erbettelte Gnade und ein elendes Kinderspielzeug, um dem ewigen Maulaffen Volk seine zu eng geschnürte Wickelschnur vergessen zu machen." [Georg Büchner, 1833]

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