Paths of Glory (USA 1957)
Deutscher Titel: Wege zum Ruhm
Genre: Kriegsdrama
Laufzeit: 87 Minuten
Regie: Stanley Kubrick
Darsteller: Kirk Douglas, George Macready, Adolphe Menjou
Frankreich 1916. Der Beginn des ersten Weltkrieges jährt sich nun zum zweiten Mal und die Armeen Deutschlands und Frankreichs sitzen sich in einer 500km langen Linie aus Gräben, vom Ärmelkanal bis zur schweizerischen Grenze, gegenüber. Der Krieg hat sich sprichwörtlich in den schlammigen Feldern Frankreichs festgefahren. "Successful attacks were measured in hundreds of yards and paid for in lives by hundreds of thousands" beginnt der Erzähler den Film und gibt so schon die Stoßrichtung dieses Werkes vor.
Colonel Dax (Kirk Douglas - dem man den französischen Offizier nicht so recht abkaufen will) bekommt von seinem Vorgesetzten, General Mireau (George Macready - stilecht mit fieser Narbe im Gesicht), den Auftrag, einen von den Deutschen gehaltenen Hügel mitten im Niemandsland zu nehmen und zu sichern. Dieser Auftrag ist ein Himmelfahrtskommando, dies wird beiden Offizieren spätestens bewusst, als der General grob die Verluste überschlägt, die er für diesen waghalsigen Plan einkalkuliert. Falls es ihnen überhaupt gelingen sollte, die Deutschen zu schlagen und den Hügel zu nehmen, so seien höchstens noch 25% der einstigen Kampfgruppe im Stande diesen zu halten. Die restlichen 75% würden entweder von der eigenen Artillerie in Stücke gerissen oder sterben bei dem Versuch, die schier unüberwindbaren Stacheldrahtbarrieren zu durchbrechen. Zumindest, so Mireau, mache es nichts aus, dass die Division, die diesen Auftrag erhält, durch etliche Verwundete geschwächt sei - diese können als Kugelfang in der ersten Welle die MG-Garben schlucken.
Soweit, so gut. In der Nacht vor dem Angriff wird ein Spähtrupp, bestehend aus drei Leuten, von denen sich zwei noch von früher aus der Schule kennen und sich spinnefeind sind, auf Erkundungstour ins Niemandsland geschickt. Dort wird sehr schnell klar, dass von Kameradschaft nicht die Rede sein kann. Während einer der dreien einen verlassenen deutschen Bunker erkundet, fallen plötzlich Schüsse - die beiden Zurückgebliebenen, hauptsächlich jedoch der inkompetente und mit Alkoholproblemen beladene Anführer, ergreifen daraufhin die Flucht und werfen wie vorher vereinbart noch eine Phosphorgranate, um den Bunker mit Mörserfeuer einzudecken. Den Vorfall verschweigen sie.
Dann schließlich ist es soweit, der Tag der Entscheidung ist angerückt. Die Soldaten warten in ihren Gräben. Colonel Dax durchschreitet noch einmal, so wie es vor ihm General Mireau tat, der jedem Soldaten, mit dem er sprach, als abschließende Worte "Carry on, soldier!" mit auf den Weg gab, die Gräben. Schließlich setzt das Artilleriefeuer ein, Dax hechtet als erster aus dem Graben - in der Hand die Pistole und im Mund die Trillerpfeife. Der Sturm auf die deutschen Stellungen beginnt, doch kommt schon sehr bald zum erliegen. Zeitgleich entdecken sowohl Dax, der sich wieder in die Gräben zurückgezogen hat, als auch Mireau, von seinem Kommandostand aus, das Problem: Eine Einheit hat sich nicht am Angriff beteiligt und ist einfach in den Gräben geblieben, das feindliche Feuer ist einfach zu stark. Wutenbrannt befiehlt Mireau sofort, dass Artilleriefeuer auf die eigenen Stellungen zu lenken, doch der Batteriechef weigert sich. Der Angriff endet in einem vollkommenen Desaster.
Obwohl zu diesem Zeitpunkt schon 35 Minuten des Filmes rum sind, beginnt nun der eigentlich zentrale Teil, der ihn letztendlich auch zu einem Kriegsdrama macht. Die Offiziere, unter ihnen auch der intrigante und oberflächlich immer gut gelaunte General Broulard (Adolphe Menjou), beraten sich, was zu tun sei. Während Mireau, der für den Angriff verantwortlich war, fordert, mindestens 100 Leute der betreffenden Einheit exekutieren zu lassen ("Those little sweethearts won't face german bullets, they'll face french bullets!"), sind Dax und Broulard da schon realistischer. Dax hauptsächlich, weil er sich mit den Männern, den einfachen Soldaten in diesem Fall, gut versteht und nachvollziehen kann, warum sie keinen Schritt aus ihrem Graben getan haben. Broulard hingegen sind die einzelnen Schicksale völlig egal, ihn interessiern eher die Politiker und Zeitungen, und so können sich die drei Offiziere darauf einigen, drei Soldaten -aus jeder der meuternden Kompanien einen- vor ein Kriegsgericht zu stellen, welches noch am gleichen Nachmittag in Mireaus Hauptquartier, einem edlen Anwesen mit riesigem Exzerzierplatz vor der Tür, abgehalten wird. Dax, der Jura studiert hat, vertritt dabei die drei zufällig ausgewählten Soldaten und muss während des Prozesses unfairen Methoden, simplen Argumenten und einer gleichgültigen Jury in die Augen sehen...
Der Film soll, so zumindest soweit ich mich an Kubricks Intention erinnere, die Unmenschlichkeit des Militärs darstellen, weshalb man wohl auch den 1. Weltkrieg als Schauplatz genommen hat. Dieses Ziel hat Kubrick auch durchaus erreicht und man wundert sich doch während der Erstürmungszenen schon, wie überhaupt jemand soetwas überleben konnte. Besonders gut kommt auch zum Vorschein, wie sehr Kubrick auf der einen Seite versucht, gängige Vorstellungen zu brechen (keine Kameradschaft unter den Soldaten, Gleichgültigkeit), auf der anderen Seite jedoch so manches Klischee bedient ("der gutherzige Colonel, der sich -im Gegensatz zu den ganzen Generälen- noch um seine Männer kümmert"). Auch ist es etwas schwer, den Hauptteil des Films zu fixieren, da dieser eigentlich relativ gut in die Teile "Krieg", "Gerichtsverfahren" und schließlich die "letzte Nacht der Soldaten vor der Exekutierung" aufgeteilt ist. Erfreulich bei der ganzen Sache: Es wird auf kitschigen Zwangssymbolismus in Zusammenhang mit dem Tod verzichtet. Auch die Charaktere sind sehr facettenreich gezeichnet, allerdings trifft das auf die beiden Opponenten Mireau und Dax eher weniger zu, dafür umso mehr auf die Nebendarsteller. Zum einen der karrieregeile General Broulard, dann der fast schon sadistisch wirkende Adjutant von Mireau und schließlich auch der Führer des Erschießungskommandos und sein Verhältnis zu den Gefangenen. Gegen Ende hin, als die Soldaten schließlich auf den Hof geführt werden, kann man eine gewisse Ähnlichkeit -zumindest vom Gefühl- zu (noch zudem, da beide schwarz-weiß sind und sich die Musik ähnelt)
An occurence at Owl Creek Bridge nicht leugnen, obwohl die Stories eigentlich völlig unterschiedlich sind.
Fazit: Sehr interessanter Film, der es schafft, Themen, bei denen man sonst teilweise nur Gähnen kann, auf spannende und kurzweilige Art umzusetzen. Die Schauspieler wirken erfrischend und man kauft ihnen ihre Rollen jederzeit ab, was den Film für mich schon eher zu einer Art Charakterstudie macht, als zu einem Antikriegsfilm, was er wohl ursprünglich einmal werden sollte. Meine Empfehlung: Den Film auf Englisch ansehen, sonst entgehen einem einige Nuancen und besonders die Spielfreude der Schauspieler, während der längeren Szenen.
Ich hoffe auf andere Meinungen und Kritiken
