Hallo!
Khelle hat geschrieben:Absolut. Vor allem vor dem Hintergrund, dass Pierre Marcus beim Betreten des 'Etablissements' noch darauf hingewiesen hatte, dass er ihm nicht zu Hilfe kommen würde. Genauso tragisch ist es ja schließlich, dass ausgerechnet Pierre -der ja eigentlich der Rationalste sämtlicher Charaktere ist- dann völlig abdreht und in so einen Blutrausch gerät.
Ganz genau!
Khelle hat geschrieben:Ich bin mir nicht ganz sicher, aber hätte man sich nicht für diese Erzählweise von hinten nach vorne entschieden, wäre der Film wohl längst nicht so eindringlich. Vor allem die friedliche Atmosphäre am Ende des Films wäre völlig verloren gegangen (genauso wie der bittere Beigeschmack...), wenn man sie ganz konventionell an den Anfang gesetzt hätte. Auch die ganze Idee der 'spinning camera' fand ich extrem passend.
Jub - trotz der an sich antiklimatischen Entwicklung gegen Ende des Films ist dieser Teil eindringlicher als der krasse Anfang; man weiß als Zuschauer, was diesen glücklichen Menschen innerhalb der nächsten paar Stunden passiert - und kann natürlich trotzdem nichts dagegen unternehmen (was gerade diesen von dir sehr passend bezeichneten "bitteren Beigeschmack" ausmacht).
Khelle hat geschrieben:Mich würde es aber mal interessieren, wie du die letzte Szene interpretierst. Also wo Alex auf der Wiese liegt, ihr Buch liest und die Kamera dann langsam anfängt sich zu drehen. Ist es nur ein Traum, den sie im Koma hat, bevor sie stirbt? Oder ist es der Traum, von dem sie Marcus später erzählt? Oder ist sie schon tot?
Ich bin mir nicht sicher, es gibt eine Menge Interpretationsmöglichkeiten.
Nun, ganz sicher kann man sich natürlich nie sein - wie du schon sagtest, gibt es eine Menge Interpretationsmöglichkeiten.
Ich denke aber, dass es auf keinen Fall der Traum ist, von dem Alex Marcus im vorletzten Teil (im Laufe des Film, nicht der Chronologie) erzählt; Alex erzählt von einem roten Tunnel, durch den sie geschritten ist, und der dann plötzlich inzwei gebrochen ist. Ich kann die grüne Wiese mit den spielenden Kindern irgendwie nicht damit in Verbindung bringen.

Der Traum, von dem sie Marcus berichtet, ist meiner Meinung nach eine Vorahnung - sie beschreibt damit wohl den späteren Ort der Vergewaltigung. Das Zerbrechen des Tunnels könnte das "Zerbrechen" ihres Lebens sein.
Einen Traum, den Alex im Koma hat - auf diese Idee bin ich noch nicht gekommen. Ich halte das aber eher für unwahrscheinlich, da es nicht in die zeitliche Abfolge passen würde. Am Ende des Films liegt Alex ja noch nicht im Koma; warum sollte sie also schon einen Traum im Koma haben? Es könnte natürlich sein, dass der Regisseur einen Teil, der erst später passiert (Wiesen-Traum im Koma), schon an den Anfang gesetzt hat; nachdem aber der Rest des Films vollkommen Zeitsprung-frei ist, bin ich davon nicht wirklich überzeugt.
Auszuschließen sind die Traum-Theorien natürlich ganz und gar nicht, aber das sind erstmal die Gründe, warum sie für mich nicht wirklich funktionieren.
Ich habe den Film erst einmal gesehen, daher habe ich nicht mehr alle Details im Kopf. Ich hatte mir eigentlich eine ziemlich einfache Erklärung zurecht gelegt:
Die Szene auf der Wiese ist wirklich der Anfang der Geschichte und soll zeigen, was für ein schönes, friedliches Leben Alex genießt. Außerdem, was meiner Meinung nach noch wichtiger ist, scheint sie die Kinder nachdenklich zu beobachten - meiner Interpretation nach soll das zeigen, dass sie selbst gerne Nachwuchs hätte.
Im (chronologisch) nächsten, sehr kurzen Abschnitt sieht man nur, wie Alex auf dem Bett sitzt, gegen die Wand mit dem Space Odyssey-Poster gelehnt; sie hat die Hände auf ihren Bauch gelegt - für mich wieder ein Zeichen für ihren Wunsch nach einem Baby (zusammen mit ihrem nachdenklichen/freudigen Geischtsausdruck, den sie auch nach dem - positiven - Schwangerschaftstest hat).
Wahrscheinlich ist Alex nach dem Nachmittag auf der Wiese nach Hause gegangen und malt sich nun aus, wie schön ein eigenes Kind doch wäre.
Sie trägt in dieser Szene das gleiche Kleid, das sie auch auf der Wiese liegend an hatte - für mich ein Hinweis darauf, dass die Wiesenszene wirklich vor diesem Teil passiert, und nicht nur ein Traum ist.
Nach diesem Teil sieht man am Anfang der nächsten Szene, wie die nackt auf dem Bett liegenden Alex und Marcus vom Läuten des Telefons geweckt werden und Alex von ihrem "Roter Tunnel"-Traum erzählt. Ich denke, dass zwischen diesem Ereignis und der Szene davor Marcus heimgekommen ist, sie Sex hatten und dann eingeschlafen sind (bis das Telefon klingelt).
Wie gesagt, diese Erklärung funktioniert für mich - wobei ich den Film nur einmal gesehen habe und somit leicht kleinere (oder auch größere

) Details übersehen haben kann. Falls dir irgendetwas als fehlerhaft auffällt, bitte ich um einen Hinweis!
Khelle hat geschrieben:Auch interessant: Ich habe mal gelesen, dass durch diesen Flimmereffekt der Zuschauer völlig vom eigentlichen Film abgelenkt werden soll, so dass er quasi für einen Moment vergisst, was er gerade gesehen hat, und somit selber Teil der Handlung wird (was natürlich vorraussetzt, dass die Sequenz am Anfang der Geschehnisse steht).
Hmm.. sehr interessant. Ich habe sowas noch in keinem anderen Film gesehen. Danke für die Info!
Khelle hat geschrieben:Definitiv ein sehr, sehr guter Film.
Ja, ich fand ihn auch exzellent.
Khelle hat geschrieben:
Mich nervt momentan vielmehr, dass ich Bales gute Figur in The Machinist nicht bewundern kann, weil der Film nirgends läuft. Soll angeblich in der gesamte BRD mit nur 60 Kopien angelaufen sein...was sich nach der ersten Woche sicherlich nochmals drastisch verringert hat. Verdammte Schande
Ich hatte gestern abend das Glück, The Machinist im Kino sehen zu können - noch dazu in Originalsprache.

Ich will dir den Spass daran nicht verderben, daher schreibe ich nicht viel dazu. Nur soviel: mir hat er sehr gut gefallen, und ich könnte mir vorstellen, dass er auch dir gefällt (nach der Diskussion über Irréversible).
Moerges