deutsches Auslieferungsrecht

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Buntaro
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Beitrag von Buntaro » 12 Jun 2003, 15:13

@Coyote: Gewohnheitstiere ist genau richtig ausgedrückt.
Ich habe oft den Eindruck, die breite Masse will einfach nur regiert werden. Selbst zur Wahl gehen ist schon zu schwer.
Es dauert zu lange, bis die Masse mobilisiert wird. Die großen Parteien machen das ja gar nicht. (Schönhuber machte es, Schill auch, Möllemann hat's versucht) Die Beispiele zeigen, dass es funktioniert, nur von den falschen Personen. Da haben die beiden Volksparteien zu viel Schiss es sich mit der Stammwählerschaft und den Lobbyisten zu verscherzen.


@sir_swift:
eine sehr hohe Verantwortung, zu sagen, welcher Kinderschänder geheilt ist, oder welcher nicht. Wenn einer ein paar Jahre sitzt, und keinen Kontakt zu kleinen Kindern hat, wie will da ein Arzt oder Psychologe entscheiden, ob der nicht wieder rückfällig werden kann ??? aber genau so funktioniert es im Moment bei uns.
du kannst nicht sagen, wir haben 10 wieder rausgelassen, und nur 2 sind rückfällig geworden. Da ist es zum Schutz der Gesellschaft besser alle 10 lieber eingesperrt zu lassen.
andere Frage: wie konnte ein Herr Zurweme raus kommen und mal wieder schnell einen Rentner umbringen ?
Unsere Gesetzgebung schützt zu oft das Recht des Einzelnen vor der ganzen Gesellschaft, das ist aber nicht die Grundidee eines Staates.

zur Politik: die Masse des deutschen Exports geht in die EU (über 60%), d.h. da kann sich der Euro nicht negativ auswirken, gerade deshalb hat man ja die Währungsunion gemacht.
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sir swift
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Beitrag von sir swift » 13 Jun 2003, 18:18

Red' ich chinesisch oder hat die Propaganda von Medien und Politikern so gut funktioniert? Noch mal: die Zahl der Fälle von Kindesmissbrauch ist in Deutschland stetig zurückgegangen. Während 1953 noch 33 Fälle pro 100.000 Einwohner registriert wurden, waren es 1999 "nur" noch 19 pro 100.000 Einwohner. Gleichzeitig ist in diesem Bereich die Anzeigebereitschaft gestiegen. D.h. es werden pro 100.000 Einwohner weniger Fälle registriert, obwohl sich immer mehr Opfer wehren und die Täter anzeigen.
Es stimmt wohl, dass viele Strafgefangene im Vollzug erst so richtig kriminelles Verhalten lernen. Das ist aber erstens ein Grund, vorsichtig mit unbedingten Freiheitsstrafen (dh ohne Bewährung) umzugehen. Man sollte sich genau überlegen, ob man damit nicht nur noch mehr Schaden anrichtet. Zweitens sollte man mehr in die Resozialisierung investieren. Langfristig ist es nämlich auch kostenintensiver, wenn man die Gefangenen nur aufbewahrt und sie dann kurze Zeit nach der Entlassung wieder straffällig werden. Ganz abgesehen davon, dass es dem Sicherheitsbedürfnis der Gesellschaft mehr entspricht, einen Menschen dazu zu bringen, künftig ein Leben ohne Straftaten zu führen.
Natürlich funktioniert das nicht bei allen Straftätern. Diejenigen, die nicht "heilbar" sind, müssen zum Schutz der Gesellschaft im Zweifel lebenslang weggeschlossen werden. So verfährt man auch bei den zu lebenslänglicher Freiheitsstrafe verurteilten: eine Strafrestaussetzung zur Bewährung kommt nur in Betracht, wenn der Betroffene keine Gefahr mehr darstellt. Wenn daran Zweifel bestehen ist die Strafrestaussetzung nicht möglich. Zur Beurteilung müssen wir uns auf die Kenntnisse der Psychologen verlassen.
Zum Fall Zurweme kann ich nicht viel sagen, vermutlich haben da einige Leute riesige Fehler gemacht. Das ist auch schlimm, aber es kommt wirklich EXTREM selten vor. In den Medien wird so was dann natürlich breitgetreten. Ist es wirklich besser 10 Leben zu zerstören um eines zu retten? Dazu kommt noch, dass es immer wieder Fälle gibt, in denen jemand zu Unrecht verurteilt wird. Ich erinnere nur an die Fall, in dem mehrere Eltern wegen Kindesmissbrauchs angeklagt wurden und später herauskam, dass irgendwelche selbsternannten Retter (waren das Mitarbeiter des Jugendamtes oder so ähnlich?) das Ganze den Kindern nur eingeredet hatten.
Unsere Gesetzgebung schützt nicht zu oft, sondern zu Recht oft das Recht des Einzelnen vor dem des Staates, weil das eben die Grundidee unseres Staates ist. Die Geschichte lehrt uns, dass es sich bei den Staaten, die das Gemeinwohl über das des Einzelnen stellen, um totalitäre Systeme handelt.

zur Politik: Erstens waren es 2001 nur 55% der Exporte, die in die EG gingen, zweitens sind nicht alle EG-Mitgliedstaaten der Eurozone beigetreten, drittens bleiben dann immer noch mindestens 45% (allein in die USA 10%), viertens ist das nur ein Grund unter vielen.

@ Coyote: zur Rente stimme ich Dir zu, zur Steuer nicht. Wer kann, "spart" Steuern, egal wie niedrig der Steuersatz ist. Die Leute kapieren einfach nicht, dass ein Staat so nicht funktionieren kann. Alle wollen was, niemand will's bezahlen, am Ende ist der kleine Mann wieder der Dumme. Kirchhoff, dessen Entwurf für ein neues Einkommensteuerrecht ich schon erwähnt habe, fordert ein völlig neues Denken: Die Leute sollen stolz sein, viel Steuern zu zahlen, weil das bedeutet, dass sie wirtschaftlich erfolgreich waren. Deshalb fordert er, den besten Steuerzahlern solle öffentlich ein Preis überreicht werden.
Die Gesetze im Steuerrecht sind übel! Ich glaube ich hab's schon mal erwähnt, aber zurzeit weiß niemand überhaupt, wie viele Gesetze und Vorschriften in diesem Gebiet existieren. Auch im Finanzministerium kann diese Frage niemand beantworten!
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Coyote
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Beitrag von Coyote » 14 Jun 2003, 09:01

@ Buntaro
Zu Recht! @ große Parteien, die es sich nicht verscherzen wollen.
Immerhin würde die Erweckung des Mutes zur Veränderung bedeuten, daß viele Wähler sich möglicherweise völlig neu orientieren würden. Es könnten völlig neue Machtblöcke entstehen und die alten Parteien würden möglicherweise beträchtlich an Boden verlieren! Dahingehend sind sie wie die Aufsichtsräte großer Konzerne. Keines unserer Aufsichtsratsmitglieder will ersetzt werden. Die wollen lieber ihre Plätze behalten! Dahingehend behaupte ich, daß unsere Politiker das Wohl des Volkes aus den Augen verloren haben und ihrem Job nicht mehr nachkommen...

@ SirSwift
;) Also stimmen wir bei den Steuern auch überein! Ich teile deine Ansicht was die 'Moral' der Bürger angeht und ebenfalls die Meinung, daß wir umdenken sollten.
Würde die von dir genannte Moral sich durchsetzen, dann bestünde in mehrfacher Hinsicht Hoffnung! Denn wenn ein derartig integraler Bestandteil unseres Fehldenkens wegfiele könnte sich Deutschland leicht in eine sehr positice Richtung entwickeln!
Thema Strafrecht: Ich streite nicht gegen harte Zahlen an, weil meine Meinung sich hier auf ein intuitives Gefühl bezieht.
Ich kann allerdings etwas zum Rest deiner Aussage sagen (und damit Bunti beipflichten..): Könnten wir uns auf das Urteil unserer Pyschologen verlassen... Dann wäre das sicherlich umsetzbar. Doch können wir das auch?
Wenn ein Mensch erst einmal die natürlichen Hemmungen überwunden hat, die uns daran hindern sollen unseren Artgenossen Leid zuzufügen (insbesondere den Kindern, die zusätzlich noch durch die äußerlichen Merkmale des 'Kindchenschemas' geschützt werden). Hat ein Mensch diese Schwelle einmal hinter sich gelassen ist er gefährlicher als zuvor. Logische Rechtsprechung würde selbst unter dem Aspekt der Affekttat (die auch für mich nachvollziehbar ist!) eine stärkere Kontrolle des betreffenden Individuums nach sich ziehen.
Das wird aber nicht umgesetzt! Sicherlich ist es schwierig jedes Verbrechen zu ahnden. Und die Kassen sind ohnehin leer. Aber wo liegen die Prioritäten? Ich wäre bereit eine zusätzliche Abgabe in die Justizkassen zu leisten, wenn das Geld zum Ausbau unseres eigenen Schutzes verwendet würde.
Statement: Mörder müssen eingesperrt werden! MEhrfache Mörder für lange Zeit! Aber beide benötigen ebenfalls psychologische Betreuung! Und da fehlt es zum ersten.
Kinderschänder sind ein noch extremerer Fall! Erstens leben sie mit einem Trieb, der an sich widernatürlich ist und eine Gefahr darstellt und zweitens ist nicht sicher ob sie überhaupt geheilt werden können! Immerhin ist dieser Trieb krankhaft und den Tätern ist schon zuvor bewußt, daß sie etwas falsches tun. In dieser Art von Bewußtheit eine derartig schlimme Straftat zu begeen ist weit schlimmer als ein Mord, weil niemand mehr behaupten kann er kenne die Folgen eines solchen Mißbrauchs nicht. Somit haben sich diese Personen de facto bereits zum Tatzeitpunkt als uneinsichtig erwiesen!
Eine zweite Chance auf ein Leben an sich mag jeder verdient haben, aber bei diesen Menschen sollte man vielleicht tatsächlich über ein neues Strafvollzugskonzept nachdenken, in dem derartige Straftäter in einer kontrollierten Umgebung ein relativ normales Leben führen können.
Generell bringt bei psychisch Kranken (dazu zähle ich auch Vergewaltiger) eine normale Gefängnisstrafe garnichts! Neben den Mißhandlungen durch Mithäftlinge und Wärter ist eine Bestrafung für einen kranken Geiststeszustand an sich absurd. Es schmeckt mir auch nicht, aber diese Individuen sollten in die geschlossene Anstalt und danach von jeder Versuchung ferngehalten werden. So wie man Epileptiker von Computerspielen fernhält gehören Kinderschänder von Kindern ferngehalten!

Verstehst du meine Kernaussage trotz der vielen überflüssigen Worte?

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Beetle
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Beitrag von Beetle » 14 Jun 2003, 19:42

Zum Thema Sexueller Missbrauch:

Jedes Kind hat das Recht auf ein gewaltfreies Leben!. Jede Art der Gewalt ist zu unterlassen (auch seelische Grausamkeit, natürlich körperliche Züchtigung und vor allem sexuelle Übergriffe gegen Kinder).
Eigentlich denke ich, daß das auch für Erwachsene gilt.
Wenn ein Mensch diese Regel (Moralische Setzung) verletzt, ist der Versuch der Gesellschaft gefragt durch Aufklärung und Erziehung das das auffällige Verhalten zu korrigieren. Ich halte den Strafvollzug für einen gescheiterten Versuch diese Aufgabe zu erfüllen. Eine wirkliche Alternative wäre m.E. eine 1:1 Betreuung (wenn keine weitere Gewalt des Täters zu erwarten ist). Aber diese Art der Betreuung ist 1. nicht finanzierbar und 2. keine Sicherheitsgarantie!
Das Verwahren der Täter in Haftanstalten und die Zeitweilige Überprüfung der Möglichkeit sie wieder zu entlassen scheint am ehesten praktikabel und, wie Sir Swift bestätigen kann, auch zu funktionieren.

Beetle
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Beitrag von Beetle » 14 Jun 2003, 20:24

Ich hatte gerade einen schönen Beitrag geschrieben, konnt den aber nicht posten, weil ich 'rausgeflogen war (nicht mehr im Forum angemeldet) Keine Ahnung wieso, dennoch : hier noch einmal die Kurzfassung:

Wir brauchen BILDUNG!

Neue ( oder auch alte?) Werte müssen durch Erziehung weitergegeben werden!:
- Geld verdienen ist gut + Geld für andere ausgeben ist auch gut. - Ehrenamt lohnt sich! ( Wo bleibt die gesellschaftliche Anerkennung?)
- Solidarität trägt die ganze Gesellschaft und auch Dich selbst!
- Wirtschaftliches Denken (G u V) soll nicht alleine das Denken und Handeln bestimmen (Klartext: nicht immer nur denken"Und was habe ich davon?")

Für diese Bildung brauchts aber Geld!
Das Geld liegt irgendwo in privatem Vermögen und könnte die staatliche Handlungsunfähigkeit und auch Handlungsunwilligkeit wegen leerer Kassen beenden!

Freiwilliger Einsatz ist da gefragt und keine finanzpolitischen Zwangsmaßnahmen.

Im Übrigen ärgere ich mich gerade schwarz über den Verlust meines ursprünglichen Beitrags. Ich fand ihn soooo viel schöner als das.

Lavernac
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Beitrag von Lavernac » 14 Jun 2003, 20:49

^^ oh fukk, ja. kenne ich. zum glück habe ich diese WExplorer-bugs seit Xp nicht mehr. hast du ME ??

ich glaube das war immer wenn ich während des schreibens eines beitrags bei toffline rausgeflogen bin.
**Manch mal reisse ich mir einfach meine Haare aus. Ich weiss zwar nicht wieso, aber sie wachsen ja eh wieder nach**

++ http://www.counterpunch.org ++

sir swift
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Beitrag von sir swift » 15 Jun 2003, 10:33

Zum Thema Strafrecht scheinen wir uns ja weitgehend einig zu sein. Es wäre besser, wenn man mehr Geld investierte, aber da das niemand kann oder will müssen wir mit dem bisherigen System auskommen und hoffen, dass die entscheidenden Leute ihre Arbeit richtig machen, um die Gesellschaft so gut wie möglich zu schützen ohne die Rechte der straffällig gewordenen ganz zu vernachlässigen. Eins noch: ich weiss auch nicht, ob wir uns auf das Urteil der Psychologen verlassen können. Ich weiss auch nicht, ob Kinderschänder geheilt werden können. Ich weiss noch nicht mal, ob ein Mensch in seinen Entscheidungen frei ist. Ich hoffe, dass die ersten beiden Punkte möglich sind, und ich glaube, dass der dritte stimmt, aber wissen?

@ Beetle: Deshalb schreibe ich lange Posts offline und speichere sie vor dem klick auf den Antwort- oder Vorschau-Button in Word ab.
Zu deinen Thesen zur Bildung und ehrenamtlicher Tätigkeit: wünschenswert, aber wie soll dieses Umdenken konkret erreicht werden?
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Beitrag von Coyote » 16 Jun 2003, 09:20

@ Beetle
Auch da stimme ich zu! Imo wäre es allerdings garnicht nötig in die Taschen zu greifen, wenn die Arbeitsmoral der Deutschen sich bessern würde!
Ich kanns zwar verstehen und habs auch selbst schon getan, aber einer der Gründe für das Finanzloch der Regierung ist die Schwarzarbeit! Im Grunde zieht auch hier das, was du sagst. Wäre die Bereitschaft gegeben Steuern zu zahlen, dann hätten wir kein Problem! Aber so ist es kein Wunder das wir derartig große Finanzprobs haben... Und dann kommt unsere Rolle als Finanzgeber für amerikanische und internationale Probleme hinzu... Aber das ändert sich ja mittlerweile etwas!

@ SirSwift
Wie kann man o.g. Moral ändern? Indem man den Leuten einige Dinge mal wieder vor Augen führt!
In der Aufschwungszeit war die Moral der Deutschen hoch und sie waren bereit hinter ihrem Land zu stehen... Heute spielt die Nationalität keine Rolle mehr und kaum jemand fühlt sich als 'Deutscher' oder 'Europäer'...
Gemäßigter Petriotismus kann eine gute Sache sein! Und vielleicht sollte in den Schulen begonnen werden den Kindern etwas davon mitzugeben... Selbst gegen den grundlegenden Lernwiderstand in der Schule (den wir ebenfalls an den Tag gelegt haben und der heutzutage nur geringfügig schlimmer ist) bleiben gewisse Dinge doch hängen! Und wenn die Lehrer den Kindern ein Europa-Gefühl vermitteln bleibt auch davon was hängen!
So wie ich auch heute noch an meinen Erdkundelehrer denken muß wenn man mir geopraphische Fragen stellt, deren Antwort ich erst überdenken muß...
Das ganze ist natürlich manipulatorisch! Aber warum die Möglichkeiten nicht mal zu was Positivem nutzen?

Was deine Meinung zu Gewalttätern angeht: Ich denke doch grundsätzlich genauso! Jedem eine zweite Chance... Nur wenn das eine zweite Chance auf einen Gewaltausbruch beinhaltet... Dann wirds kritisch!

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Buntaro
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Beitrag von Buntaro » 16 Jun 2003, 13:06

Wie soll den diese Resozialisierung von Gewaltstraftätern konkret (!!!) aussehen. Also ich bin nicht daran interessiert, dass sie resozialisiert werden. Erklär' mal einem Mädchen/junge Frau , das/die nach einer Vergewaltigung keine Kinder mehr kriegen kann, dass ihr Schänder nicht mehr gefährlich für die Gesellschaft ist. Zumindest für sie ist er gefährlich. Ist sie kein Teil der Gesellschaft ?
Das nächste: Jeder der nach einer Straftat auf Bewährung frei ist und wieder ein Verbrechen verübt, hat doch gezeigt, dass er nicht resozialisierbar ist. D.h. bei diesen kann ich mir die Kosten sparen, und sperre ihn einfach weg.
Ständig wird von den Rechten der Täter gesprochen. Da passt's doch schon nicht.

Zu den Steuern:
sicherlich kann jeder noch ein bisserl mehr Steuern verkraften, ein paar Euro sind noch bei jedem drin.
Aber:
- mit sinkendem Einkommen sinkt das Konsumverhalten (auch das von Herrn Schröder und Herrn Eichel) => geringere Steuereinnahmen, Arbeitsplatzabbau
- wenn du von deinem Lohn Abgaben von ca. 42% hast, dann fargt man sich langsam wo das hinführt.
- Das Sozialsystem ist überteuert, nicht die Steuern zu niedrig; wenn in einem Land nur EIN EINZIGER von Sozialhilfe besser leben kann, als jemand der arbeitet, kann das System nur noch falsch sein
- Bürokratieabbau, Verwaltungsabbau. Wieso braucht jede Popelgemeinde einen eigenen Bürgermeister und Gemeinderat. Wie wäre es mit Verwaltungsgemeinschaften nicht auf freiwilliger Basis, sondern auf Zwangsbasis.
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Beitrag von Beetle » 16 Jun 2003, 22:10

@ Buntaro

Wie gesagt, 1:1 Betreuung und viel Geduld und Konsequenz! Wenn einem Straffälligen ein Betreuer/Lehrer/Mentor oder wer auch immer eine geeignete Ausbildung hat zur Seite gestellt wird, der mit dem Straffälligen ein langfristiges soziales Training absolviert, dann kann ich mir vorstellen, dass Resozialisierung (wirklich „re-„ ?) funktionieren könnte. Richtiges Verhalten muss gelernt werden, d.h. wenn einer schon sein ganzes Leben noch nicht wusste wie er sich in der Gesellschaft zu verhalten hat, dann eingesperrt wird und wegen guter Führung (ich unterstelle, dass das im Knast schon geht, weil man nicht so viele falsche Entscheidungen treffen kann wie im richtigen Leben) entlassen wird, woher soll der dann wissen wie er sich in Freiheit verhalten soll? Außer den Verhaltensmustern, die er vor der Inhaftierung hatte, kennt er doch nichts! Da ist es doch kein Wunder wenn er wieder straffällig wird. Hat er einen Menschen zur Seite der da hilft- umso besser. Ein Bewährungshelfer, wie er im Augenblick zur Verfügung steht, kann nicht einmal ansatzweise diese Aufgabe erfüllen, ist er doch in aller Regel überlastet (hohe Fallzahlen bei zu viel administrativem Aufwand).

Und Rechte hat jeder Mensch, selbst das größte Ar...loch auf der Welt. Diese Rechte dürfen auch nicht von einer Merheitsentscheidung abhängig sein!

Zum Thema Engagement für die Gesellschaft

Was fehlt ist der „Lustgewinn“ bei nicht monetär entlohnter Arbeit! Wem kann man es heute verdenken, wenn er für alles, was er tut, Geld haben will? Schließlich haben wir das schon im Kindesalter so gelernt: lieb sein heißt Bonbons bekommen. Wo ist der Anreiz etwas zu tun, wenn es keine schöne Sache ist und es nicht einmal Geld dafür gibt?

Wo bleibt das gute Gefühl, wenn man seine Arbeit (auch wenn man sie nicht so sehr mag) gut gemacht hat? Wo bleibt das Lob für jeden morgen aufstehen? Wer klopft uns auf die Schulter im täglichen Einerlei und sagt: „Genau Dich und keinen anderen haben wir hier gebraucht“ ? Wann kriegen wir endlich einen Orden (wem er etwas bedeutet) für unseren täglichen Kampf mit dem inneren Schweinehund?

All das können wir nur selbst für uns tun! (Mit ein wenig Glück tun das auch Familie und Freunde...)
Es ist alles nur eine Frage des Bewusstseins! Denken wir uns also einfach zufrieden und wir werden zufrieden sein!
Ich möchte von keinem die Aufgabe seiner eigenen Interessen verlangen, oder ihn nötigen bestehende Falschheit als etwas Richtiges zu sehen, aber mit ein wenig Besinnung auf das Wesentliche (nach eigenem gusto) vermeidet man das Gefühl, dass alles irgendwie gegen einen läuft. Es lebe die selbstbewusste Bescheidenheit! Wenn man dann mit sich und der Welt zufrieden ist, kann man auch versuchen zur Zufriedenheit anderer beizutragen, schließlich braucht man ja nicht mehr seine ganze Kraft für sich alleine. Ich denke, dass sich dann noch ein weiteres Gefühl der Zufriedenheit einstellt. Das ganze kann aber auch zum höllischen Frust werden wenn einem andere nur Missgunst und Kritik entgegen bringen. Irgendwann ist dann ja auch der größte Idealismus einfach so verraucht. Uns fehlt eine Kultur des freundschaftlichen Bestärkens, des Lobens und der emotionalen Teilhabe am Erfolg anderer.


Im Übrigen bezweifle ich, dass es möglich ist "gut" von Sozialhilfe zu leben! Allein die Ächtung durch die lieben Mitmenschen kann einem da den Spass vergällen.

Coyote
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Beitrag von Coyote » 18 Jun 2003, 09:08

Zu allererst: Extrem gut gesagt Beetle!!! :k:

Ich antworte mal wieder durcheinander...:
@ Sozialhilfe
Ich kann und will es einer alleinstehenden Mutter mit zwei bis zwanzig Kindern nicht verdenken, daß sie zum Sozialamt geht! Dafür ist der Verein da! Und geneusowenig will ich den 45jährigen Maurer verdammen, den kein Arbeitnehmer mehr haben will!
Beide wurden sicherlich vom Leben hart genug gestraft und haben unsere Unterstützung verdient. Dafür sind wir ein Sozialstaat!
Ich will auch keineswegs gegen Ausländer motzen (oder zumindest keine Parolen schwingen), aber ich war in meinem Leben zweimal in den Räumen eines Sozialamtes und kenne einige Leute die darauf angewiesen sind... Und wenn ich einen angeblichen politischen Flüchtling sehe, der mit seinem Mercedes vorfährt um seine Kohle abzuholen, die er nicht wirklich braucht und für die er nichts getan hat, dann kommt mir etwas die Galle hoch!
Ich sage nicht, daß wir keine Asylanten aufnehmen sollten, weil einige echt nicht verdient haben was man ihnen in ihrem zuhause antut, aber zumindest sollten gewisse Relationen gewahrt bleiben! Und dazu gehört, daß die eigenen Bürger eines Staates Vorrang haben müssen! Dazu gehören genau Prüfungen der Bedürftigkeit etc...
Ihr habt sicherlich auch in letzter Zeit mal eine der Raportagen über die Prüfer des Sozialamtes IrgendeineGroßstadt gesehen... In Wilhelmshaven gibt es solche Prüfer anscheinend nicht! Und gerade in einer derartigen Stadt wäre schon ein eiziger in der Lage jährlich Millionen einzusparen...

@ Strafrecht/Straftäter
Prinzipiell muß ich Bunti da Recht geben! Immerhin bedeutet eine Verurteilung in der Regel, daß jemand auch eine Strafe verdient hat! Allerdings sollten wir mal bedenken, daß unser gesamtes Strafrechtssystem auf uralten Prinzipien beruht, die niemals aktualisiert wurden! Klar gilt für Diebe oder Betrüger eigentlich immernoch der Grundsatz: Strafe muß ein! Und bei denen ist unser Starfsytem hinlänglich... Aber es gibt heutzutage Verbrechenstypen, die unsere Vorfahren so nicht definieren konnten... Und trotzdem wenden wir immernoch deren Systeme darauf an!
Das gesamte Strafrechtssystem benötigt eine komplette Überarbeitung! Da sollte zuerst mal eine Trennung zwischen den Delikten, die sich ausschließlich um Eigentum/Kapital drehen und solchen die Einzelpersonen psychisch oder physisch schädigen her! Und bei letzteren muß dann überlegt werden, ob es überhaupt Sinn macht diesen Täter 'heilen' zu wollen... Kann man jemanden heilen, der psychisch nicht in der Lage ist zwischen einem Punchinball und einem Gesicht zu unterscheiden? Kan man das Risiko eingehen, daß derjenige diesen Unterscheidungsfehler nocheinmal begeht? Oder ein drittes oder viertes Mal???
Ich rede bewußt von Gewalttaten im herkömmlichen Sinne, weil Vergewaltigungen und Kinderschänderei noch höher auf dieser Liste stehen! Wenn ein Mensch diese Grenze ersteinmal überschritten hat ist er doch nicht resozialisierbar... (imho)
Und was die Ursachenforschung angeht: Klar ist die Wichtig! Aber doch nicht für diesen Täter! sondern um künftige Taten anderer potentieller Täter zu verhindern! Dieser speziele Täter hat sein Recht auf Milde oder Verständnis mit deiner Tat verwirkt! Nur durch das Wesperren solcher Kranken Individuen können wir die hilflosen und Schwachen unserer Gesellschaft schützen!
Selbst wenn derjenige noch jung war sind die fehlerhaften Verhaltensmuster doch bereits fest in seiner Psyche verankert... Wie soll man dagegen an therapieren?
richtig ist in diesem Zusammenhang, daß eine Strafe im eigentlichen Sinne nicht zieht! Eine Starfe zielt immer auf eine Besserung durch das Erwecken der Angst vor den Konsequenzen! Das ist bei betreffenden Leuten unsinnig! Die müssen in eine geschlossene Anstalt, wo sie unter Beobachtung und mit Betreuung ein 'normales' Leben jenseits der Gesellschaft führen können! Da gefährden sie niemanden und können vielleicht durch ihre sonstigen Talente trotzdem noch etwas zum Wohl der Gesellschaft beitragen...

Ansonsten kann ich natürlich auch nur rumhypotetisieren... Eine Neuauflage des gesamten Strafrechtskomplexes mit derartig umfassenden Neudefinitionen ist utopisch! Ebenso wie die 1:1 Betreuung... Daher kann ich mir nur härtere DStrafen für Gewaltverbrecher jeder Art wünschen! Das wäre wenigstens ein Anfang!

@ Umgang mit den Mitmenschen
Nochmal gesagt: Großartige Aussage Beetle! Wenn mehr Menschen anfangen so zu denken und zu leben wird die Welt wieder ein besserer Ort!!!

Coyote

€dit Da hab ich doch glatt die Steuern vergessen...
Dazu: Zustimmung @ Buntaro! Sehe ich genauso!
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Beitrag von sir swift » 22 Jun 2003, 00:26

@ Buntaro: Wie die Resozialisierung von Gewaltstraftätern konkret aussieht kann ich Dir auch nicht genau sagen, aber ich gehe davon aus, dass die zuständigen Psychotherapeuten, Sozialpädagogen oder was auch immer Möglichkeiten kennen.
Ich glaube durchaus, dass Du an der (Re-)Sozialisierung von Gewalttätern interessiert bist, weil ich ganz einfach davon ausgehe, dass du ein Interesse daran hast, nicht ihr Opfer zu werden. Jeden "Bösewicht" für immer einzusperren ist nach dem in Deutschland und der gesamten so genannten zivilisierten Welt herrschenden Verständnis von Recht nicht möglich, da musst Du Dir schon irgendwo ein totalitäres System suchen.
Erklär' mal einem Mädchen/junge Frau , das/die nach einer Vergewaltigung keine Kinder mehr kriegen kann, dass ihr Schänder nicht mehr gefährlich für die Gesellschaft ist. Zumindest für sie ist er gefährlich.
Was soll das heißen, für das Opfer sei der nicht mehr gefährliche Täter doch noch gefährlich? Diese Aussage widerspricht sich doch selbst. Oder meinst Du, dass das Opfer auch den inzwischen nicht mehr gefährlichen Täter doch noch für eine Gefahr hält? Verlangst Du ernsthaft, dass sich eine Strafe nach dem subjektiven Empfinden des Opfers richten soll? Dh. besonders empfindliches Opfer=besonders hohe Strafe, unempfindliches Opfer=geringe Strafe?
Jeder der nach einer Straftat auf Bewährung frei ist und wieder ein Verbrechen verübt, hat doch gezeigt, dass er nicht resozialisierbar ist.
Wenn jemand, dessen Strafrest zur Bewährung ausgesetzt wurde, wieder straffällig wird, zeigt das nur, dass die Prognose falsch war, und nicht, dass der Betroffene grundsätzlich nicht in der Lage ist, ein Leben ohne Straftaten zu führen.
D.h. bei diesen kann ich mir die Kosten sparen, und sperre ihn einfach weg.

Du weißt offensichtlich nicht, was ein lebenslänglicher Platz in einer Vollzugsanstalt bzw. in der Psychiatrie kostet.
Ständig wird von den Rechten der Täter gesprochen.
Das stimmt erstens nicht. In jedem Beitrag zum Opferschutz wird das behauptet, um dann eine härtere Bestrafung der Täter verlangen zu können: reine Propaganda. Zweitens muss man aus verschiedenen Gründen auch von den Rechten des Täters sprechen: diese werden von den populistischen Politikern nämlich gerne beschnitten, oft auch mehr oder weniger ganz verleugnet. Außerdem nützt es sowohl dem Opfer als auch der Gesellschaft insgesamt gar nichts, wenn der Täter rechtlos gestellt wird. Resozialisierung ist ein wichtiger Bestandteil des Opferschutzes.

Zu den Steuern, Sozialsysteme usw.: Ich stimme Dir doch zu, dass vieles bis alles in den heutigen Systemen nicht mehr funktioniert. Ein Problem ist aber, dass zwar alle zuerst nach Veränderungen schreien, wenn es dann aber um konkrete Maßnahmen geht, ist ihnen das Bewahren ihrer Besitzstände wichtiger. Einschnitte soll es immer nur bei den anderen geben. Und die Berufspolitiker sind auch nur Menschen, die wiedergewählt werden wollen um ihre Macht zu behalten. Wir sollten langsam begreifen, dass der wirtschaftliche Aufschwung nicht ewig weitergeht und dass die Systeme von vor 50 oder 100 Jahren verändert werden müssen.

Zur Zusammenlegung von Gemeinden: In Baden-Württemberg und in anderen Bundesländern wurde eine solche Gebietsreform bereits Ende der 60er und Anfang der 70er Jahre durchgeführt. Die damit verbundenen Ziele der Vereinfachung und Rationalisierung wurden allerdings nur teilweise erreicht. Insbesondere die Bürgernähe und das typische örtliche Kulturleben der Gemeinschaft sind vielfach auf der Strecke geblieben.

@ Beetle: Ich stimme Dir zu, allerdings sehe ich nicht, wie die von Dir vorgeschlagene 1:1 Betreuung finanziert werden soll. 1:1 ist bestimmt auch gar nicht nötig, aber trotzdem wird wohl kein Politiker so weit in die Zukunft blicken, um zu erkennen, dass so ein System langfristig kostengünstiger wäre. Außerdem kommt so etwas bei der Masse der Bevölkerung nicht an, also wird es nicht passieren.

@ Coyote: zur Sozialhilfe: Deine Wut ist ja verständlich, aber das sind extreme Ausnahmen. Nur zwei kleine Anmerkungen: Dafür, Sozialhilfe zu erhalten muss niemand vorher etwas leisten. Zweitens werden die Deutschen hier auch jedenfalls gegenüber Asylbewerbern bevorzugt.
zum Strafrecht: 1). An welche Verbrechenstypen konnten unsere Vorfahren denn nicht denken, auf die unser Strafrechtssystem nicht passt?
2). Eine Trennung zwischen reinen Eigentums- und Vermögensdelikten von solchen, die das Opfer körperlich oder seelisch beeinträchtigen ist nicht möglich. Denk nur mal an die möglichen psychischen Folgen des Opfers eines Einbruchsdiebstahls.
3). Unterscheidung Punchingball - Gesicht: Das ist doch aus Ally McBeal geklaut und nicht ernst gemeint?
4). Zur Resozialisierbarkeit auch von Gewalttätern habe ich bereits in einem Beitrag weiter oben geschrieben und ua belegt, dass selbiges zB bei Sexualstraftätern sogar erfolgreicher ist als im Durchschnitt.
5). Warst Du nüchtern beim Schreiben dieses Beitrags? Tippfehler und Inhalt deuten eher auf das Gegenteil... soll nicht bös gemeint sein. Zum Rest des Beitrags zu diesem Thema weiß ich gar nicht was ich schreiben soll. Klingt wie im CSU-Bierzelt und wurde größtenteils bereits in früheren Beiträgen widerlegt. Nur eins nochmal: härtere Strafen helfen nicht. Und: härtere Strafen schaden nur. Und überhaupt: härtere Strafen sind kein sinnvolles Mittel der Kriminalpolitik.
sir swift[LBF]

Der Mensch ist ein politisches Geschöpf, das am liebsten zu Klumpen geballt sein Leben verbringt. Jeder Klumpen haßt die andern Klumpen, weil sie die andern sind, und haßt die eignen, weil sie die eignen sind. Den letzteren Haß nennt man Patriotismus.
Kurt Tucholsky

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Beitrag von Buntaro » 22 Jun 2003, 11:50

uiuiui, sir_swift ....
Böser Fehler !!!
1. wie kanns du Coyote Parolen aus dem CSU-Bierzelt vorwerfen, wo er doch immer schreibt, dass er Schröder wählt. Ist Schröder zur Union übergelaufen ? Oh Scheiße, da hab ich was verpasst; schnell Nachrichten einschalten. Nein, da bringen sie nichts davon.
Tja, dann lass lieber solchen Unfug, da du ja als sooo gebildet in Sachen Justiz rüberkommen willst.

2. auch die SPD hält Parteisitzungen in Bierzelt-Atmosphäre ab, also was soll der unqualifizierte Beitrag über die CSU. Vielmehr sind sie in Bayern stolz, dass Politik auch im Bierzelt gemacht wird, denn das zeigt Volksnähe. (das ist nicht ironisch gemeint !)

3. Wieso sollte das Justiz-System nicht reformbedürftig sein, wenn das ganze Land reformbedürftig ist ?

4. Klar stellt der Vergewaltiger für die Vergewaltigte immer eine Bedrohung dar, auch wenn er als geheilt entlassen wird. Stell die beiden mal auf offener Straße bei Nacht gegenüber, und du wirst sehen, ob die Vergewaltigte ihrern Peiniger für geheilt erachtet oder nicht.

5. Manche sind grundsätzlich nicht inder Lage ein straffreies Leben zu führen, sie sind nicht sozialisierbar (von re- will ich gar nicht erst sprechen). Und mal schnell zu behaupten: " Oh, da war unsere Prognose wohl falsch " hat wie im mehrfach erwähnten Beispiel Dieter Zurweme ja "nur" ein Menschenleben gefordert.

6. Die Strafe sollte immer aus Sicht der Gesellschaft und des Opfers bemessen werden, nie aus Sicht des Täters (schlechte Vergangenheit, usw). Es sollte in der Gesellschaft vielmehr vorbeugend gegen falsche Kinderbehandlung vorgegangen werden, um eine "schlecht Kindheit" zu verhindern. Aber ein Mord ist doch nicht weniger schlimm, nur weil der Täter evtl von seinem Vater geschlagen worden ist. Mord bleibt doch Mord.
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Beitrag von sir swift » 22 Jun 2003, 14:15

@ Buntaro: Zunächst mal weiß ich nicht, warum Du Dich aufregst, wenn ich einen Beitrag von Coyote angreife. Aber der Reihe nach:
zu 1). So weit ich das beurteilen kann, sind solche platte Parolen nicht üblich für Coyote. Wenn dann solche Sprüche kommen, ohne irgendeine Argumentation, dann werde ich das wohl angreifen dürfen. Das gilt besonders dann, wenn ua ich bereits in früheren Beiträgen solche Aussagen widerlegt habe. In so einem Fall gehört zu einem Widerspruch schon etwas argumentativer Aufwand, ansonsten muss ich darauf gar nicht weiter eingehen und darf auch etwas unsachlich werden. Dass meine Kritik nicht böse gemeint war habe ich sogar in den Beitrag geschrieben, wenn das nicht reicht kann ich Dir auch nicht helfen.
Das hat aber auch gar nichts damit zu tun , dass ich "sooo gebildet in Sachen Justiz rüberkommen will". Es ist nun mal so, dass ich im Rahmen meines Studiums das eine oder andere etwas genauer mitbekomme oder wenigstens weiss, wo ich genauere Informationen herbekomme. Wenn ich das dann in eine Diskussion einbringe und nicht nur mit Halbwahrheiten und Lügen aus Boulevardmedien argumentiere hat das nichts mit Selbstdarstellung zu tun, sondern mit meinem Interesse an ernsthafter Diskussion. Ich halte meine Meinung auch nicht für unfehlbar, sondern ich freue mich gerade auf den Austausch mit Andersdenkenden. Nur sollten andere Meinungen genau wie meine auch sachlich begründet sein. Wenn ich hier einen Beitrag in einer halbwegs sachlichen Diskussion schreibe, sitze ich schon mal zwei Stunden daran, recherchiere in Büchern oder im Internet. Wenn solche Argumente dann aber überhaupt nicht beachtet werden, werde ich eben auch mal unsachlich.

zu 2). Ich lasse Dir doch Deine Meinung über die csu, aber ich muss doch dann meine nicht verschweigen. Ich glaube jedenfalls nicht, dass wirklich Politik im Bierzelt gemacht wird. Dort wird sie vielleicht dem Volk verkauft (für Freibier?). Meiner Meinung nach hat das weniger was mit Volksnähe als mit Populismus zu tun. Außerdem habe ich nur behauptet, dass ich mir einen Teil seines Beitrags so auch im csu-Bierzelt vorstellen könnte, ich habe nicht behauptet, dass nicht auch andere Parteien Bierzelte haben und auch nicht, dass dort nicht dasselbe zu hören ist.

zu 3). "Weil das ganze Land reformbedürftig ist, ist es auch das Justizsystem." ist eine unbelegte Behauptung von Dir. Wo ist die Argumentation? Außerdem habe ich nirgends behauptet, das Justizsystem sei nicht reformbedürftig, wobei wir vermutlich gegensätzliche Vorstellungen von der einzuschlagenden Richtung haben.

zu 4). Subjektiv hält sie ihn vielleicht noch für eine Bedrohung, objektiv ist er es aber nicht mehr. Wie bereits oben erklärt kann es nicht auf die Ansicht des Opfers ankommen. Wie sollte das zB bei einem vollendeten Tötungsdelikt gehen? Ach so, die kommen ja sowieso für immer hinter Gitter. Ich hab's zwar schon mehrfach erwähnt, aber das ist in unserem Staat nicht möglich. Noch ein Beispiel: Ich war kürzlich in einer Gerichtsverhandlung, dort wurde eine Schlägerei/Messerstecherei unter Jugendlichen verhandelt. Dabei wurde einer der Beteiligten durch einen Schnitt schwer am Hals verletzt, nur knapp ging er am Tod vorbei. In der Verhandlung war er bestens gelaunt, machte Späße über seine Verletzung. Ihm hatte das Ganze anscheinend nicht viel ausgemacht. Soll in so einem Fall der Täter dann auch milde bis gar nicht bestraft werden?

zu 5). Darüber, dass es möglicherweise Täter gibt, die nicht (re-)sozialisiert werden können und wie mit ihnen verfahren werden soll, waren wir uns hier bereits weitgehend einig.
Zudem möchte ich doch darauf hinweisen, dass nicht die Behauptung "Die Prognose war falsch." ein Menschenleben fordern kann, sondern eben die Tatsache, dass die Prognose falsch war. Desweiteren hättest Du Dich ruhig genauer über den Fall informieren können, wenn Du schon mehrmals so auf ihn hinweist. Zurwehme beging seine Taten nicht nach einer Strafrestaussetzung auf Bewährung, sondern sondern wohl als Freigänger. Außerdem hat er nicht nur einen Menschen getötet sondern vier.

zu 6). Warum sollte die Strafe ausschließlich aus Sicht des Opfers und der Gesellschaft bemessen werden? Lies: § 46 StGB
sir swift[LBF]

Der Mensch ist ein politisches Geschöpf, das am liebsten zu Klumpen geballt sein Leben verbringt. Jeder Klumpen haßt die andern Klumpen, weil sie die andern sind, und haßt die eignen, weil sie die eignen sind. Den letzteren Haß nennt man Patriotismus.
Kurt Tucholsky

Coyote
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Beitrag von Coyote » 23 Jun 2003, 07:14

Zur Atmosphäre: Wird etwas giftig hier... Kein Grund an die Decke zu gehen! Ich ann mit Kritik leben und bin Swift auch nicht böse!
Trotzdem freue ich mich natürlich über Buntaros Schützenhilfe! ;) Nicht weil ich Swift eins auswischen will, sondern weil es immer angenehm ist Unterstützung zu bekommen... ;)

Zu den Tippfehlern: Ich tippe manchmal schneller als ich lese! Da ich direkt in der Eingabemaske tipee ohne eine Rechtschreibüberprüfung zu machen... Meine Entschuldigung hierfür!

Zu 'Bierzeltparolen': Ich muß zugeben: Das hat gesessen! Alles andere trifft mich nicht wirklich... Aber dieser Vorwurf tut weh!
Ich halte mich durchaus für gebildet und sehe mich nicht als Stammtischparolenschwinger...
Ich bin weder Sozialdemokrat noch Unionsfan! Ich schätze keine der beiden Parteien und würde wahrscheinlich eher die Grünen wählen, wenn da nicht eine tiefgehende Antipathie gegen die Gallionsfiguren der Union wäre! So habe ich beschlossen alles zu tun, was in meiner Macht steht, um zu verhindern das selbige die Regierungsmehrheit erhalten... Ergo finden sich meine ganz persönlichen 'Parolen' in einem Bierzelt einer der beiden Parteien!
Ansonsten fühle ich mich etwas mißverstanden! Wenn ich scheinbar abgedroschene Parolen schwinge bitte ich darum, die Aussage hinter dieser Parole im Wortsinn zu erfassen ohne auf die Veraänderungen durch häufigen Gebrauch oder die üblichen Grupierungen von denen man solche Sprüche erwartet zu schließen!

Und nun:
@ SirSwift
Ich verstehe deine Aussagen und ahne welche Argumentationsgrundlage du verwendest! Imo basieren deine Äußerungen auf dem theoretischen Konzept unseres Rechtssystems! Eine Sache vergißt du allerdings (oder übersiehst sie?): Zwischen Theorie und Realität liegt ein Unterschied!
Das ganze ist eine Kettenreaktion. Wären unsere Kinder besser vor Mißbrauch geschützt gäbe es vielleicht kaum noch Gewaltverbrecher - Gäbe es weniger Gewaltverbrecher wäre die psychologische Betreuung vielleicht besser - Wäre die psychologische Betreuung besser gäbe es vielleicht weniger Wiederholungstäter...
Fat ist jedoch, das unser System zwar theoretisch hinkommt, praktisch allerdings nicht mit der Entwicklung mitommt.
Wir reden hier nicht zuletzt von Dunkelziffern über die es keine empirischen Erhebungen gibt! Wieviele Verbrechen (aus den Bereichen Kindesmißbrauch und Vergewaltigung) ommen denn wirklich zur Anzeige? Kann man die Entwicklung dieser Tatbestände wirlich nachvollziehen ohne die echten Zahlen zu kennen?
Betrachte ienmal unsere Gesellschaft! Selbst im liensten Rahmen sieht man auf der persönlichen Ebene eine Verschlechterung unseres Umgangs miteinander. Schon seit Jahrhunderten schlagen wir uns mit unseren Nachbarn, aber mittlerweile sind auch familiäre Bande kein Hindernis mehr... Hierbei rede ich jetzt nicht von Gewalt im strafrechtlichen Sinne sondern einfach von einer generellen Verschlechterung des Umgangstones!
Es ist gewiß nicht verwunderlich, daß immer mehr Leute bereit sind zur Befrriedigung ihrer Bedürfnisse Gewalt anzuwenden! Und hier kommen wir zum Thema! Denn das eigentliche Problem ist doch nicht therapierbar!
Wenn ein Mensch das Bedürfnis hat einen anderen Menschen (Kind oder Frau ist hier gleichgültig) zu einer seuellen Handlung zu zwingen erwächst das Ganze aus dem Wunsch Macht zu erlangen! Die Ausprägung dieser psychischen Störung sind allerdings absolut pervers (widernatürlich)! Allein der Umstand das es nicht nur ein paar wenige gestörte Individuen sind ist schon besorgniserregend! Wie sollen Psychiater denn einen derartige Entwiclung therapieren? Vor allem wenn man bedenkt, daß immernoch teilweise nach Freud gearbeitet wird!

Kontext wie gehabt: Wären unsere Therapeuten wirlich gur darin den menschlichen Geist von seinen Verwirrungen und Störungen zu befreien... Dann hätte das System sicherlich eine Aussicht auf Erfolg! Aber dem ist nicht so!
Fakt ist das ein Strafsystem an sich ohne ein System zum Schutz vor Straftaten aufgeschmissen ist! Wir haben keine eigentliches Schutzsystem! Wir müßen uns dahingehend auf unsere (unterbezahlte und personell unterbesetzte) Polizei verlassen... Die darf allerdings erst eingreifen wenn bereits etwas geschehen ist! Was wiederum dazu führt das die Opfer nicht ausreichend geschützt werden können...

Ich stelle fest das ich immerwieder ins philosophieren komme... ;)
Was ich sagen will ist folgendes: Theoretisch mag unser onzept eine gewisse Bandbreite abdecken! Praktisch tut es das aber aufgrund von menschlichem Versagen nicht!
Beleg hierfür: Persönliche Erfahrungen (Sozialamt, Strafsystem), Erfahrungen von Familienmitgliedern (Strafvollzugssystem, mein Onkel arbeitet in einer JVA), Erfahrungen von engen Freunden (Sozialsystem, Strafsystem und das besagte 'Schutzsystem'; wie viele zu viele andere kenne ich betroffene Frauen und Kinder)

Ich kann dir keine statistischen Erhebungen vorlegen SirSwift! Aber ich kann dich zu mir einladen und dir eine Frau vorstellen, die dreimal von ein und demselben Täter mißbraucht wurde... Und ich kann dich einer Familie vorstellen die ihr Kind durch einen inderschänder verloren hat, der nach absitzen einer vierjährigen Bewährungsstrafe in dieselbe Starsse gezogen ist und über ein Jahr lang Zeit hatte die Betroffenen zu verhöhnen bevor er erneut in den Knast kam (für eine Tat, die er nur Tage nach seiner Entlassung gegangen hat)...
Wenn solche Dinge in Deutschland passieren können ist mit unserem Rechtssystem etwas nicht in Ordnung! Denn neben aller Moral und allen Rechten eines Täters sollte doch eines im Vordergrund stehen: Das es gar nicht erst zu einer Straftat kommt!!!

Coyote

PS: Natürlich könntest du jetzt argumentieren, daß solche Fälle Ausnahmen sind! Aber ist nicht jede Straftat eigentlich ein Ausnahmefall? Muß nicht das Gesetz vor eben diesen Ausnahmefällen schützen?

PPS: Ich hoffe du verstehst das diese Argumentation nicht deinen Wissenshintergrund als solchen angreift, sondern dir die Unterschiede zwischen Theorie und Praxis aufzeigen soll...!?
Und für all die Tippfehler entschuldige ich mich und führe folgendes Zitat an: 'Das sklavische Festhalten an vorgegebenen Verhaltensmustern zweugt von einem begrenzten Erfassungsvermögen!'
In diesem Sinne versuche ich also nur euren Geist wach und aufmerksam zu halten... ;)
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Buntaro
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Beitrag von Buntaro » 23 Jun 2003, 09:52

@sir_swift:
Grundsätzlich solltest du in einer Diskussion so fair sein, jedem selbst zu überlassen, ob er findet, seine These sei widerlegt.
Nur weil du vielleicht einen Paragraphen mehr weißt, als ein anderer, heißt das noch lange nicht, dass durch den Paragraphen die Meinung deines Diskussionspartners widerlegt ist. Es könnte ja sein, dass gerade der Inhalt/Sinn des Paragraphen/des ganzen Gesetzes angezweifelt wird, und das ist eine eigene Meinung. Die eigene Meinung kann nicht von einem anderen widerlegt werden.

Wo ist die Grenze zwischen Populismus und Volksnähe ? Ich persönlich glaube nicht, dass es möglich ist ein Bundesland über 50 Jahre lang ohne Unterbrechung nur mit Populismus zu regieren; v.a. wenn man sich die Erfolge ansieht.

Die Meinung eines Psychologen ist doch auch subjektiv. Wie kannst du da behaupten, dass nach einem positiven Gutachten ein Straftäter objektiv keine Gefahr mehr darstellt ?

Wenn du zustimmst, dass es Täter gibt, die nicht (re-)sozialisiert werden können und nicht nur möglicherweise, dann erst sind wir einer Meinung.

Es ging im Fall Zurweme nicht um die genaue Darlegung der Tathergänge, sondern um das Prinzip. Ich wollte, ohne unbedingt genau sein zu müssen, lediglich darlegen, wozu eine zu milde, falsche oder unzuverlässige Justiz bzw Bestrafung führen kann.

Wenn in den USA Proteste gegen die Todesstrafe stattfinden, weil dargelegt wird, dass schon ein zu unrecht Verurteilter diese Strafe nicht mehr rechtfertigen kann, dann müsste im Umkehrschluss ein wieder rückfällig gewordener Straftäter (sei es auf Bewährung, Freigang oder im Gefängnisklo), das Argument liefern, dass Versuche der Wiedereingliederung in die Gesellschaft nicht zu rechtfertigen sind.

Ob es nun die Behauptung, oder die Prognose selbst ist, die ein Menschenleben fordert, ist mir letzlich egal, weil es eben ein Leben gefordert hat, das ist doch das schlimme, das Menschenleben, das ausgelöscht wurde.

Ich stimme mit Coyote überein, dass zwischen Theorie und Praxis auch in der Gesetzgebung ein riesiges Loch klafft. Und ich finde auch, dass Tippfehler entschuldbar sind.
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Beetle
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Beitrag von Beetle » 23 Jun 2003, 22:31

Hm- ich denke wir haben etwas vergessen!

Meiner Meinung nach kann kein Psychologe, kein Polizist, kein Richter, kein Pfarrer, kein Lehrer, keine Eltern, keine Kinder und auch sonst niemand verhindern, dass jemand ein Verbrechen begeht!

Nur der (potentielle) Täter selbst kann sich Einhalt gebieten.

Was der (potentielle) Täter dazu aber braucht, sind für ihn/sie verbindliche Werte. Ich rede hier von Moral und Ethik. Für die Vermittlung dieser Werte sind o.g. Personen mitverantwortlich.

Ich möchte nicht zu sehr auf die Wahlfreiheit des Menschen zwischen dem "Guten" und dem "Bösen" eingehen - eine rein theologische Diskussion könnte folgen, und die wäre mir ein wenig zu weit weg von der praktischen Seite des Lebens.

Aber in jedem Fall halte ich die, in fast jeder Religion festgehaltenen, moralischen Setzungen zum Wert des Lebens für Erwähnenswert.

Wer sich und anderen mit Wertschätzung begegnen kann, wird u.U. nicht gleich mit Gewalt auf Situationen des Alltags reagieren.

Bei psychischen Störungen kann die Wahrnehmung von Recht und Unrecht in einer bizarren, für andere nicht mehr nachvollziehbaren, Form vorhanden sein - aber sie ist möglicherweise noch da. Solange die Hoffnung (und mehr ist es eigentlich nie) besteht, dass ein Mensch zu einer Entscheidung angeleitet werden kann, die frei ist von Gewalt gegen andere, solange halte ich Versuche zur Resozialisierung für angebracht.

Jeder von uns könnte auch Täter sein- die Frage ist nur nach der Bewertung der Schwere eines Vergehens. Ist zu schnell fahren genauso gefährlich wie eine Pistole auf jemanden zu richten?
Ist einen Unfall zu verursachen, bei dem Menschen sterben besser, als den Abzug zu betätigen? Spielt beim Ergebnis: "Ein Mensch ist tot oder schwer verletzt ( auch in der Psyche)" der Umstand eine Rolle, ob ein Vorsatz zur Tat vorhanden war?

Und jetzt kommen wir zum Recht

Unsere Rechtssprechung versucht den oben gestellten Fragen auch Antworten zu liefern. Natürlich basiert sie dabei auf einem sehr umfangreichen und komplexen Wertesystem der Gesellschaft. Mit anderen Worten : Sie ist das (Zwischen-) Ergebnis einer mehrtausendjährigen geistesgeschichtlichen Entwicklung.

Und so wie wir uns weiterentwickeln, entwickelt sich auch das Recht weiter. Es gibt keine absoluten Wahrheiten, keine Standardlösungen für das Leben.
Und das ist meistens auch ganz gut so!

Wenn nun aber die Rechtssprechung keine universellen Lösungen anbieten kann, wenn kein Gesetzeswerk, wie zum Beispiel auch das Bundessozialhilfegesetz (BSHG), frei ist von der Möglichkeit, das Leben am Buchstaben des Gesetzestextes vorbei zu mogeln, dann heisst das doch noch lange nicht, dass das Recht falsch, oder ungerecht sei. Es heisst nur, dass das Leben viel bunter als schwarz und weiß ist.

Es bleibt dabei: Ein jeder trägt selbst die Verantwortung für sein Tun und jeder braucht Werte um möglichst wenig Schaden an sich oder anderen zu verursachen. Die Vermittlung dieser Werte ist gemeinschaftliche Aufgabe aller Menschen. Unabhängig von kultureller oder nationaler Zugehörigkeit. Dies macht es also erforderlich einen einfachen, aber für alle verbindlichen Verhaltenskodex zu etablieren.
Beispiele: "Du sollst nicht töten!", oder : "Du sollst nicht stehlen!"

Ist der Weg zur Religiosität (gefragt ist aber nicht nur das Christentum!) ein erster Schritt?

P.S.

1. Vielen Dank, Coyote! Tut gut!
2. Tippfehler sind kein Hindernis!
3. Kritik ist meist nicht angenehm,
4. Angriffe müssen aber auch nicht sein
5. Im Übrigen halte ich jeden für "würdig" hier Anerkannt zu werden, der sich die Mühe macht seine Beiträge auszuarbeiten. Diese Bemerkung sei mir als relativ neues Forenmitglied gestattet.

Coyote
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Beitrag von Coyote » 24 Jun 2003, 05:49

:hail: @ Beetle
Du bist mein neuer Prophet... ;)

Na, ernsthaft! Deine Meinung muß ich achten! Sie enthält in einfachen Worten viel Wahrheit und bringt die Sache besser auf den Punkt als ich das formulieren kann!
Außerdem kann ich mich bestens darauf comitten... zmindest die gemäßigte Hälfte meiner Persönlichkeit! Die andere Hälfte stellt zweite Chancen prinzipiell in Frage...

Alles in allem denke ich, daß sich unsere Spezies in die richtige Richtung entwickelt! Wir nehmen sicherlich nicht den einfachsten oder schnellsten Weg und es gibt ganz klar viele verschiedene Möglichkeiten wie das Resultat unserer Entwicklung aussehen wird, aber solange es Menschen wie euch drei gibt wird die Menscheit nicht einfach davondiffundieren!
Solange wir Philosophen haben (auch und gerade solche, die eigentlich inmitten des Systems einen geachteten Beruf ausüben und trotzdem kritisch in Frage stellen) geht es weiter! Und das ist imo das Wichtigste!

Außerdem besteht doch zwischen uns eine grundlegende Einigkeit dahingehend, daß unser System Fehler hat und verbesserungswürdig ist!

CoHugh!Ichhabegesprochenyote
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Beitrag von sir swift » 25 Jun 2003, 14:36

1). Ich bin froh, dass Coyote nicht beleidigt ist. Ich möchte hier niemanden persönlich angreifen, sondern höchstens die Beiträge einer Person.
2). Tippfehler sind selbstverständlich entschuldbar. Wenn sie sich aber sehr häufen erleichtern sie das Lesen eines längeren Beitrags nicht gerade, manchmal erschweren sie es sogar, die Gedanken des Schreibers nachvollziehen zu können oder drehen den Sinn einer Aussage ins Gegenteil.

@ Beetle:
3). Sehr gut gesagt!
4). Zu der Frage, ob wir zurück zur Religion sollten: Da bin ich skeptisch, ob das unbedingt eine Religion mit einer oder mehreren höheren Macht/Mächten sein muss. Religion kann dazu beitragen, moralische Werte zu entwickeln. Solche Werte lassen sich aber auch aus der menschlichen Vernunft ableiten. Ein gewisser Bestand an solchen Maßstäben ist meiner Meinung nach auch grundsätzlich in jedem Menschen vorhanden.

@ Buntaro:
5). Wie Du selbst sagst, kann eine Meinung nicht widerlegt werden. Dagegen kann eine Tatsachenbehauptung sehr wohl als richtig oder falsch erkannt werden. Ein Beispiel: Coyote hat in einem Beitrag behauptet, Gewalttäter seien nicht resozialisierbar. Das ist eine Tatsachenbehauptung. In einem früheren Beitrag habe ich bereits darauf hingewiesen, dass im Bereich der Sexualstraftaten die Rückfallquote deutlich niedriger ist als im Durchschnitt aller Delikte und habe das mit Zahlen aus dem Ersten periodischen Sicherheitsbericht der Bundesregierung belegt. Er kann das einsehen oder nicht, das ändert die Tatsache jedenfalls nicht. Er müsste dann schon eine andere gleichwertige Quelle nennen, die seine Behauptung bestätigt. Ansonsten ist seine Aussage widerlegt.
Ich habe Dich aufgefordert, Dir zum Thema der zu berücksichtigenden Faktoren für die Strafzumessung einmal § 46 StGB durchzulesen, damit Du siehst, was der Gesetzgeber zu dieser Frage meint und damit Du Dir Gedanken darüber machen kannst, ob das sinnvoll ist oder nicht. Deine Meinung zu diesem Thema hast Du jedenfalls bisher nicht begründet.
6). Die Grenze zwischen Volksnähe und Populismus ist zumindest dann überschritten, wenn man das Rückgrat einer Salatschnecke zeigt, sich immer danach richtet, was derjenige will, der am lautesten schreit (die angebliche Mehrheit) und Politik ausschließlich mit den Gefühlen und Ängsten des Volkes macht.
Vielleicht ist das Land ja auch gar nicht erfolgreich, weil eine bestimmte Partei dort regiert, sondern die Partei regiert dort, weil das Land erfolgreich ist. Zudem sollte man vielleicht sagen, dass Bayern noch nicht lange zu den erfolgreichen Bundesländern zählt, sondern lange vom Länderfinanzausgleich profitiert hat.
Außerdem hat meiner Meinung nach der Erfolg dieser Partei auch viel damit zu tun, dass sie im Bund als Vertreter Bayerns eine Sonderrolle spielt.
7). Ich habe nie behauptet, nach einem positiven psychologischen Gutachten sei ein Straftäter keine Bedrohung mehr. Du hast behauptet, ein nicht mehr gefährlicher Straftäter sei immer noch eine Gefahr für das Opfer. Ich gehe mal davon aus, dass die Gesetze der Logik auch für Dich gelten. Da gibt es den so genannten Satz vom Widerspruch: Von zwei einander sich widersprechenden Aussagen über den selben Gegenstand muss mindestens eine falsch sein. Auf deine Aussage bezogen heißt das, entweder der Täter ist ungefährlich, dann kann er aber auch für das Opfer objektiv keine Gefahr mehr darstellen. Es kann natürlich dann noch sein, dass das Opfer den Täter noch für gefährlich hält. Oder der Täter stellt tatsächlich noch eine Gefahr für das Opfer dar, dann ist er aber gerade nicht ungefährlich.
8).
Wenn in den USA Proteste gegen die Todesstrafe stattfinden, weil dargelegt wird, dass schon ein zu unrecht Verurteilter diese Strafe nicht mehr rechtfertigen kann, dann müsste im Umkehrschluss ein wieder rückfällig gewordener Straftäter (sei es auf Bewährung, Freigang oder im Gefängnisklo), das Argument liefern, dass Versuche der Wiedereingliederung in die Gesellschaft nicht zu rechtfertigen sind.

Logik? Die Aussagen verkürzt sind:
- Der Staat darf einen Menschen nicht töten, weil die Möglichkeit besteht, dass er die Tat gar nicht begangen hat, er also unschuldig ist.
- Straffällig gewordene Menschen sollen nicht dazu gebracht werden, in Zukunft ein Leben ohne Straftaten zu führen, weil die Gefahr besteht, dass das nicht immer funktioniert.
Wo ist der Zusammenhang? Das eine Mal stirbt jemand, das andere Mal besteht eine winzige Wahrscheinlichkeit, dass jemand stirbt, weil ein Täter rückfällig wird. Vollständige Sicherheit gibt es nicht. Kriminalität, auch schwerste Gewaltkriminalität gibt es in jeder Gesellschaft. Nimmst Du am Straßenverkehr teil? Weißt Du um wieviel größer die Gefahr ist, Opfer eines Verkehrsunfalls als Opfer von Kriminalität zu werden? Trotzdem verzichten wir nicht auf das Autofahren. Man muss versuchen, Sicherheit zu erreichen, aber man darf dabei nicht die Freiheit vergessen. Das Beispiel der USA zeigt doch ganz deutlich, dass auch ein hartes Vorgehen gegen Kriminalität nicht dazu führt, dass weniger passiert.

@ Coyote:
9). Deine politische Grundhaltung ist mir zwar durchaus sympathisch, spielt aber für eine sachliche Diskussion keine Rolle.
10). Wenn Du Dich von meinem Vorwurf der Parolendrescherei getroffen fühlst, möchte ich Dich dazu auffordern Dir noch mal Deinen angesprochenen Beitrag genauer anzusehen und auf meine sachlichen Kritikpunkte auch einzugehen. Nehmen wir den Teil zum Strafrecht/Straftäter.
a) Du schreibst davon, unser Strafrechtssystem basiere auf uralten Prinzipien und sei nie aktualisiert worden. Was soll das heißen? Auf welchen uralten Prinzipien basiert es denn? Auf welchen sollte es heute basieren? Bist Du sicher, dass es nicht sogar ständig aktualisiert wird?
b) Dann verlangst Du eine komplette Überarbeitung unseres Strafrechtssystems. Dazu habe ich Dir in der direkten Antwort auf Deinen Beitrag zwei Fragen/Anmerkungen gestellt, die Du leider nicht beantwortet hast: (1) An welche Verbrechenstypen konnten unsere Vorfahren denn nicht denken, auf die unser Strafrechtssystem nicht passt?
(2) Eine Trennung zwischen reinen Eigentums- und Vermögensdelikten von solchen, die das Opfer körperlich oder seelisch beeinträchtigen ist nicht möglich. Denk nur mal an die möglichen psychischen Folgen des Opfers eines Einbruchsdiebstahls.
c) Dann stellst Du die Frage nach der Therapierbarkeit von Gewalttätern. Wie das genau funktioniert, weiß ich nicht, ich bin kein Psychologe. Dass es aber möglich ist, habe ich bereits anhand der Rückfallstatistiken belegt, siehe auch weiter oben in diesem Beitrag.
d) Als nächstes sprichst Du den Straffälligen ohne Begründung und Differenzierung ein Recht auf Verständnis ab, bezeichnest sie als unheilbar krank und willst sie Wegsperren. Also ich habe mit manchen Taten, auch Gewalttaten durchaus Verständnis. Das heißt natürlich nicht, dass sie trotzdem eine angemessene staatliche Reaktion erfordern. Aber ob man bspw jemanden, der in einer Konfliktsituation einen anderen tötet, unbedingt für immer einsperren muss, halte ich für fragwürdig.
e) Warum man Ursachenforschung nicht auch zur Therapie von bereits straffällig gewordenen einsetzen soll wird nicht sachlich begründet.
f) Erneut stellst Du die bereits widerlegte Behauptung auf, straffällig gewordene seien nicht therapierbar.
g) Du behauptest, Strafe ziele immer auf die Besserung durch das Erzeugen von Angst vor einer Bestrafung. Das ist nicht richtig. Eine Bestrafung soll zwar auch sowohl den Täter als auch den Rest der Bevölkerung von der Begehung weiterer Taten abschrecken. Das wäre aber zuwenig und funktioniert nicht in allen Fällen. Die Strafe soll also auch das Rechtsgefühl der Gemeinschaft stärken und dem Täter die Möglichkeit bieten, zu lernen ein Leben ohne Straftaten zu führen.
h) Schließlich kommt noch die anscheinend unvermeidbare Forderung nach härteren Strafen für Gewalttäter, ohne Begründung und obwohl ich auch schon in früheren Beiträgen belegt hatte, dass das nicht hilft.

11). Jetzt zu Deiner Antwort:
Ich übersehe keineswegs die Realität. Ich gehe aber selbstverständlich erst einmal von den gesetzlichen Grundlagen aus. Erst dann kann ich die Theorie an der Realität prüfen. In diesem Zusammenhang möchte ich auf meine Verweise unter anderem auf den Ersten periodischen Sicherheitsbericht der Bundesregierung verweisen, der eine Bestandaufnahme zur tatsächlichen derzeitigen Situation der Kriminalität darstellt. Wenn ich dann in der Realität meine theoretischen Ansatz bestätigt oder jedenfalls nicht widerlegt finde, gehe ich selbstverständlich davon aus, dass dieser gilt. Genau solange bis jemand das Gegenteil beweist. Ausnahmen sind hier keine Gegenbeweise und 100%ige Sicherheit gibt es nicht. Auch wenn jeder Fall sehr schlimm ist, den Du kennen gelernt hast, ist das noch kein Beweis dafür, dass das System insgesamt und grundsätzlich nicht funktioniert.
Am Rande: eine vierjährige Bewährungsstrafe abgesessen? Wie geht das denn? Entweder wird die Strafe zur Bewährung ausgesetzt oder sie wird abgesessen, wobei eine Freiheitsstrafe nur bis zu einer Höhe von zwei Jahren auf Bewährung ausgesetzt werden kann.
12). Du behauptest, es gäbe keine empirischen Untersuchungen über das Dunkelfeld bei Straftaten. Das stimmt natürlich nicht. Der von mir schon einmal angesprochene Professor ist zB einer der führenden empirischen Kriminologen in Deutschland. Ich habe auch schon in einem früheren Beitrag hier auf die Dunkelfeldforschung im Bereich der Sexualdelikte hingewiesen. Methoden der Dunkelfeldforschung sind beispielsweise Täter- und Opferbefragungen. Übrigens: es gibt da einen Ersten periodischen Sicherheitsbericht der Bundesregierung...
sir swift[LBF]

Der Mensch ist ein politisches Geschöpf, das am liebsten zu Klumpen geballt sein Leben verbringt. Jeder Klumpen haßt die andern Klumpen, weil sie die andern sind, und haßt die eignen, weil sie die eignen sind. Den letzteren Haß nennt man Patriotismus.
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Buntaro
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Beitrag von Buntaro » 26 Jun 2003, 10:01

@Beetle:
Das Problem in unserer Gesellschaft ist der Werteverfall. Die ersten die Werte an Kinder vermitteln sollen sind die Eltern. Die schieben den schwarzen Peter aber immer dem Staat zu (Kindergärten, Schulen, ...). Deshalb betrachte ich Ganztagesschulen sehr kritisch, weil das Eltern ein Bequemlichkeitsalibi verschafft. Wenn dann sollten ausschließlich Kinder von Alleinerziehenden oder zwangsläufig Doppelverdienern zugelassen werden. Im zwieten Fall müsste man das Existenzminimum überprüfen, und sehen ob das Paar tatsächlich 2 Verdienste braucht, oder nicht. Wenn nicht, dann für das Kind auch keine Ganztagesschule, sondern Erziehung und Wertevermittlung durch Eltern.
Weil die Alternative nur lauten kann, alle Kinder in Ganztagesbetreuung zu schicken, was zu einem Betreuungs-System wie 3.Reich oder "DDR" führt, und das will ich nicht. Ich will meinen Nachwuchs selbst groß- und er-ziehen.

Woher kommen die Werte ? Ich verstehe die Ablehnung von Coyote und sir_swift in dieser Beziehung nicht ganz, weil meiner Ansicht nach alle Werte aus den verschiedenen Religionen entstnaden sind. Und in jedem Kulturkreis (Ostasien, Vorderasien, Afrika, Europa+Amerika), der religösanders geprägt ist, sind auch die Werte etwas unterschiedlich (Bsp. Verhältnis Obrigkeit-Untertan in Ostasien, Stellung der Frau in Vorderasien, Afrika). Und selbst die großen Aufklärer, wie z.B. Kant, haben Werte gepredigt, die man aus der Religion ableiten kann.

Das soll nicht ein Aufruf zur Erweckung der Religionen sein, aber ohne Religion gäbe es die meisten Werte nicht. Das große Problem ist, dass sich die Religionen untereinander die Köpfe einschlagen (Nordafrika Moslems gegen Christen, Israel Moslems gegen Juden, Pakistan/Indien Moslems gegen Hindus, Malaysia Moslems gegen Buddhisten).


@sir_swift:
Ein Land kann nur erfolgreich sein, wenn die Politik im Land stimmt, denn Standortvorteile hatte man in Bayern anfangs ja offensichtlich nicht (sehr starke Agrarausprägung, keine Bodenschätze wie im Ruhrgebiet).

Nach deiner Definition von Populismus, wäre unser Kanzler nur durch Populismus wiedergewählt worden, weil er Politik nach Gefühlen und Ängsten der Bevölkerung (Elbe-Flut) gemacht hat. Aber ohne geht es halt nicht, da Politiker die Vertreter des Volkes sind.

Natürlich stellt dein objektiv als ungefährlich beurteilter Täter objektiv auch keine Bedrohung für das Opfer mehr dar, aber trotzdem ist er eine subjektive Gefahr, also ist da nirgendwo ein Widerspruch.

Ich habe nicht behauptet, dass straffällig Gewordene nicht wieder in dei Gesellschaft eingegliedert werden sollen, für mich gilt diese Aussage nur bei Gewaltverbrechen. Aber dadurch, dass ich solche Leute auf Dauer einsperre, sorge ich ja auch dafür, dass sie nicht rückfällig werden können.

Deine Ausführungen klingen alle sehr sachlich, theoretisch und objektiv. Das ist aber völlig realitätsfern ! Wie Coyote schon sagte, in der Praxis sieht die Anwendung von Gesetzen halt ganz anders aus, als im Buch oder während des Studiums. Das soll kein persönlicher Angriff sein, und dein Idealismus in Ehren, aber die Gesellschaft sieht alles nicht nur objektiv, sondern sehr, sehr subjektiv.
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Beetle
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Beitrag von Beetle » 30 Jun 2003, 21:38

@ All

Beetle (der leicht errötet und ein wenig verlegen zu Boden schaut)
erhebt sein Glas und trinkt einen tiefen Zug voller Dankbarkeit auf die wohltuenden Äußerungen von oben. :beerchug:

@ Buntaro

Ganztagsschulen bieten aber auch die Chance statt gar keiner Erziehung wenigstens ein Minimum an Wertevermittlung zu bieten. Mal ganz abgesehen von Nachmittagsbetreuung in Horten und KiTas. Natürlich ist die Erziehung durch Eltern das, was am nachhaltigsten prägt, aber heutzutage will ich keinem Mann und keiner Frau verübeln, dass sie zur Steigerung (vielleicht auch nur zur Sicherung) ihres Lebensstandards arbeiten gehen (müssen?).
In erster Linie denke ich an die überteuerten Preise für Wohnraum. Im Rhein-Main-Gebiet und auch in anderen Ballungszentren in D sollte meiner Ansicht nach eine gesetzliche Regelung zur fairen Gestaltung des Mietspiegels erfolgen!
Vielleicht wäre es dann auch nicht mehr erforderlich, dass beide Eltern arbeiten müssen.
Im Übrigen halte ich das Bedürfnis mancher Mitbürgerinnen und Mitbürger zweimal im Jahr irgendwohin in Urlaub zu fliegen für überzogen.
Luxus darf schon sein, aber ein Recht auf Luxus existiert meiner Meinung nach nicht.
Den muss man sich eben doch verdienen.

@ Sir Swift

Die Vernunft ist nur dann über die Logik erhaben, wenn sie über Moral verfügt.
Beispiel: Einen besiegten Gegner, der am Boden liegt, zu töten wäre vernünftig weil:
Er mir dann nichts mehr tun kann (Prävention!)
Er es nach dem Kampf verdient hat (Rache/Vergeltung/ Auge um Auge)
Ich dann ein Held bin (Stärkung der eigenen Position im archaischen Stammesverband)

Aber es wäre nach unserem Verständnis nicht "gut" , d.h. moralisch vertretbar. Vielmehr gilt derjenige als "ritterlich", der Gnade vor Recht (?) ergehen lässt.

Alles in allem ist ein ( in diesem Fall) christliches Wertesystem über einen vernunftgeprägten Pragmatismus erhaben.

Ein Angebot:
Die Qualität einer Gesellschaft ist belegt durch ihren Umgang mit Schwachen und Rechtlosen, die ihre eigene Stellung nicht alleine behaupten können. Das dem gesellschaftlichen Handeln zugrunde liegende Wertesystem ist dabei im Fokus der kritischen Betrachtung, da es ursächlich für dasselbe ist.

Mit anderen Worten:
Jede Gesellschaft taugt nur so viel wie die Behandlung ihrer schwächsten Bürger.

@ Coyote

Mein "anderes Ich" ( = der ungesunde Volkszorn am Stammtisch) schreit auch nach Rache an besonders fiesen Gewalt- und Sexualstraftätern.
Es bleibt beim täglichen KJampf gegen den wirklichen inneren Schweinehund. Und der ist manchmal sehr mächtig...

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