Der Kampf durch Arulco

Söldnertreffpunkt für alle Themen rund um "Jagged Alliance 2" und den Nachfolger "Unfinished Business".

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icecoldMagic
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Beitrag von icecoldMagic » 03 Aug 2002, 17:41

Der Jeep verschwand in der Ferne, zog eine Staubwolke hinter sich her die innerhalb von Sekunden wieder in sich zusammen fiel. Die letzten verzweifelten Schüsse hallten noch nach aber der Soldat war entkommen. Kraftlos ließ ich die ramponierte AK auf den Boden fallen. Meine Schulter begann stärker zu schmerzen und mein Körper war ausgelaugt. Der Kolben des Sturmgewehrs war blutig, die Wunde hatte sich nicht geschlossen. Kein Wunder das ich den Jeep nicht getroffen hatte.
Ich blickte an mir hinab. Überall Schlamm und Pflanzenreste. Ich roch, nein, ich stank nach Moor. Ein nicht gerade angenehmer Geruch. Mein Blick wanderte zu René, der inzwischen auf den Füßen war und die P99 mit schnellen Griffen nachlud. Er sah nicht besser auch.
Mit mürrischem Gesicht blickte er mich an.
Ich zuckte nur mit den Schultern.
„Lass uns das Zeug hier einsammeln.“ Ohne ein Kommentar hob er die nächstliegende Waffe auf. Eine Steyr Aug. Zufrieden klemmte er sie sich unter den Arm.
Zusammen machten wir uns auf ins Gehölz und holten das Equipment zurück welches wir Sicherheitshalber abgelegt hatten. Zulu hatte den näheren Kampfplatz gehabt, so dauerte es nicht lange bis wir die erste Leiche der Kampfhandlung sahen. Ein astreiner Kopfschuss. Wir untersuchten die weiteren Körper, keine Lebenszeichen. Nach dem alles Nutzbare eingesammelt war machten wir uns zu dem kleinen Tümpel auf. Meine Sachen waren auch schnell gefunden.
Keine halbe Stunde später saßen wir in im letzten der drei Jeeps, ein Militärfahrzeug. Auch hier hatte es kein Überlebenden gegeben.
Zulu übernahm das Steuer während ich unsere reiche Ausbeute auf den Rücksitzen und im Kofferraum verstaute.
Als ich mich wieder auf den Beifahrer sitzt kämpfte fiel mein Blick auf das interne Funkgerät. Die Platinenschlitze waren aufgeklappt und es gab kein Ton von sich. Ich schloss die Wartungsöffnung. Immer noch kein Geräusch.
Der Powerschalter stand auf Off.
Ich grübelte immer noch darüber nach warum die Soldaten keine Verstärkung gerufen hatten als wir Cambria erreichten...
"I don't wanna snuggle with Max Power."
"Nobody snuggles with Max Power. You strap yourself in an' feeeel theee cheeeeseee!"

Phoenix 576
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Beitrag von Phoenix 576 » 03 Aug 2002, 23:13

Ein neuer Jeep, wenigstens ein besseres und neueres Model, als unsere alte Schrotkiste, die in ein paar Tausend Einzelteile zerlegt worden war. Das Fahrzeug war gut in Stand gehalten worden, lief wie geschmiert, und hatte eine ordentliche Federung, weshalb wir nicht wie wild auf den harten Sitzen herumhüpften, denn die Straßen in Arulco waren ein Beleidigung für das Wort. Was einen Käufer am Jeep vielleicht gestört hätte, uns zwar nichts ausmachte, waren die Einschusslöcher, mehrere unschöne Löcher in der Karosserie, eine zersprungene Windschutzscheibe.
Was ich jetzt brauchte war nicht viel, erschien einem im zivilisiertem Leben als eine Alltäglichkeit, aber hier war es ein Luxus. Eine Dusche, Zähne waschen, etwas zu trinken, einen Happen zu essen und natürlich eine Mütze Schlaf. Ruhe ist eine Waffe... Normale Menschen, wer war schon normal?, waren sich des Glücks nicht bewusst, sich die Zähne dreimal am Tag waschen zu können, morgens eine frische Dusche, sauberes Wasser, dass einen nicht so krank machte, dass die Gedärme einen umbringen wollten..

James schloss die Tür seines Hauses auf, und wir traten ein. Die ganze Fahrt über war kein Wort gesprochen worden, keiner wusste warum, es war eigentlich auch unwichtig.
"Ich geh jetzt duschen, mach du schon mal Kaffee!" sagte ein dreckiges, schmutziges Wesen, das ich vor einer Stunde nur als icecoldMagic gekannt hatte, jetzt war er wieder James, und verschwand ins Bad. Ich trat zur Kaffeemaschine und hatte sie nach zwei Minuten am Laufen, der Duft von frischem Kaffee durchströmte das Haus. Wunderbar. Ich konnte mich zurzeit an nichts erinnern, dass besser roch. Meine körperliche und geistige Erschöpfung beeinflußte meine Gedanken wie ich mit einem Lächeln feststellen musste. Ich trat zum Wasserhahn, wusch mir Gesicht und Hände, Blut wurden hinunter gespült. Nur, dass sich Blut weitaus schwerer von den Fingern waschen ließ als der Dreck.
Mit einem Seufzer wand ich mich um, suchte mir einen harten Stuhl, mit meinen dreckigen Kleidern wollte ich mich nicht auf ein sauberes Sofa setzen. Ich blickte mir James Wohnung an, sie war sauber, etwas Staub, aber aufgerämt, es fehlte nur etwas, etwas das man im Allgemeinen als die "weiblichen Note" bezeichnen würde. Die Wohnung war schön aber sie hatte keine Seele, sie war tot, wie auch der Besitzer es schon lange war. Er atmete noch, sein Herz schlug noch, aber eigentlich war er tot. Er schien nur noch aus Rache zu bestehen, lebte für seine Rache.
Würde er wenigstens Ruhe finden, wenn er sich gerächt häben würde?

Ein, jetzt viel sauberer aber nicht menschlicherer, James kam zurück und unterbrach meine schweifenden Gedanken. Ich drückte meine Zigarette aus, arulcanische Zigaretten schmeckten ecklig.
Nach der Dusche fühlte auch ich mich besser, und nach zwei Tassen Kaffee fühlte ich mich sogar menschlich. Meine frischen, sauberen Kleider, sie rochen noch nach dem Waschmittel das meine Frau verwendete, waren wohl das Höchste aller Gefühle. James war dabei sich ein großes Pflaster auf seine Schulterwunde zu kleben, die Wunde war nicht schön, und musste sicherlich genäht werden, meine medizischen Fähigkeiten waren begrenzt, um nicht zu sagen miserabel, und James war schlecht in der Lage sich mit der linken Hand die Wunde zu nähen, auch hatten wir nicht mehr genug Antibiotika, wir mussten zum Krankenhaus. Nicht wenige Menschen waren bereits an einem kleinen Schnitt im Dschungel gestorben. Besonders Wasser, und schlimmer noch, das Moorwasser konnte äußerst gefährlich werden. Man fing sich Krankheiten ein, das Ende war absehbar. Er brauchte medizinische Hilfe, und zwar professionelle. James schien meine Gedanken zu lesen, denn seine nächsten Worte waren keine Frage sondern eine Fesstellung:
"Ich muss zum Krankenhaus!"
Ich ging mit, weniger um ihm zu helfen, sondern eigentlich weil ich etwas zu essen brauchte, und selbst kochen, war gerade nichts worauf ich Lust hatte.

Im Krankenhaus verschwand James in einem Behandlungszimmer, während ich mich zur Kantine begab. Anders als einige Berufskollegen trug ich selbst hier eine Waffe, die Stadt schien sicher, aber das Land war im Krieg, und ich schleppte lieber ein ganzes Arsenal bei mir rum, um es vielleicht nie gebrauchen zu müssen, als, dass ich ohne Waffen einem gegnerischen Einsatzkomando vor die Füße laufen würde. So hatte ich eine Pistole in einem Schulterhalfter und ein SMG auf dem Rücken, denn ein Präzisionsgewehr nützt einem recht wenig im Häuserkampf wenn man sich nicht an einer strategisch wichtigen Position befand.
Ohne Quietschen öffneten sich die breiten Türen der Kantine, sie hatten die Angeln wohl vor kurzem geölt.Mit einem schnellen Blick überflog ich die Insassen, eine Hand an der Waffe, und erblickte eine mir wohlbekannte Gestalt. Mattscho! Er hatte natürlich auch das leichte Geärusch der sich öffnenden Tür gehört, und blickte sich um. Sein Gesicht schien sich aufzuhellen. Mit schnellen Schritten war ich bei Ethan, der sich bereits erhoben hatte. Er ergriff meine ausgestreckte Hand:
"Ethan, schön dich zu sehen!"
"Zulu..." Ich unterbrach ihn.
"Nenn mich bitte René."
Wir schüttelten uns die Hände, ein fester Griff, eine kurze Bewegung. Es sagte viel mehr aus, in der Bewegung, dem Druck war die Frage "Du lebst noch? Schön"! Es war die herzliche Begrüßung von zwei Männern die vergessen hatten was Freundschaft bedeutet, denn Kameradschaft war nützlich und selbvstverständlich im Krieg, aber Freundschaft eine ganz andere Sache. Ethan setzte sich wieder, ich entschuldigte mich kurz, mit der Erklärung mir etwas zu essen zu holen. Ich kehrte mit zwei voll gefüllten Tellern und einer großen Flasche, deren Inhalt wohl Limonade sein sollte, zurück. Bei menem Anblick erklärte Ethan jedoch:
"Ich hab schon gegessen, du hättest mir nichts mitbringen sollen."
Ich blickte ihn erstaunt an, und musste dann lachen:
"Das war sowieso alles für mich gedacht."
Ethan grinste verlegen, wurde sofort wieder Ernst. Es konnte nicht viele Möglichkeiten geben, weshalb ich solchen Hunger hatte.
"Probleme gehabt?"
"Ja, Patroullie vor Cambria, zehn Mann."
"Verletzungen?"
Ich setzte die Teller ab, drehte mich kurz im Kreis.
"Siehst du irgendwelche neuen Löcher?"
Wir mussten wieder lächeln, es tat gut nach all dem Blutvergießen mit jemandem einfach normal reden zu können, James war einfach nicht der richtige Gesprächspartner.
"Und ICM?"
"Hat eins in die Schulter gekriegt, ist jetzt beim Arzt, scheint aber nur ein Fleischschuß gewesen zu sein. Hat Glück gehabt, was man von der Patroullie nicht sagen kann. Und wie gehts dir? Und Angelina?" Bei dem Namen hellte sich sein Gesicht auf, und die Antwort bekräftigte dieses Aufstrahlen noch, es ging ihnen beiden gut.
Während ich mich über das Essen hermachte, redeten wir weiter über unsere Erlebnisse. Er war im Auslang gewesen, hatte Material beschaffen, für was sagte nicht, aber es musste sicher einen besonderen Nutzen haben.
Nachdem ich alles aufgegessen hatte, die zu scharfe Soße sogar mit einem Stück Brot aufgesogen hatte, wurde das Gespräch wieder ernster. Ich nahm meine Schachtel Zigaretten heraus, wollte eine anzünden, aber Ethan hielt mich davon ab. Er griff in die Tasche und zog eine Packung Lucky Strikes hervor.
"Denke, die schmecken besser," wieder ein Lachen. Die übrigen Personen in der Kantine blickten uns an, viele hatten Familienmitglieder oder Freunde hier im Hospital liegen, und konnten unsere gute Laune deshalb absolut nicht nachvollziehen. Ethan blickte mir in die Augen und sagte einfach:
"Ich muss dich um einen Gefallen bitten..."

so long...

mattscho
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Beitrag von mattscho » 04 Aug 2002, 21:40

Cambria am Nachmittag

Der Abschied war herzlich, diesmal wirklich. Ein Lächeln, ein Kuss auf die Backe. Ein Wir sehen uns später ins Ohr. Ich hatte das Gefühl, dass sich die Beziehung zwischen mir und ihr, wenn man sie denn so bezeichnen wollte, sehr positiv entwickelte. Dann wieder Einsamkeit, aber sehr kurz. Zulu...René war wieder in Cambria. Genau der Mann, den ich für meine Mission brauchte und doch war er mehr, er war ein Freund. Als ich meinen Blick von dem staubigen Boden erhob und ich durchs Fenster Cambria am Nachmittag erblickte, spürte ich, dass mir dieses Land mehr bieten konnte als meine Heimat, mit der mich schon lange nichts mehr verband. Heimat, es war ein sehr vager Begriff für einen weltweit operierenden Söldner, einer entwurzelten Person. Mein Blick wanderte nach vorne, auf René und die Mission, die noch vor meinen Träumereien standen.
"Ich muss dich um einen Gefallen bitten..."

.“Ich habe einen Deal mit den Rebellen gemacht. Ich darf hier unterkommen und dafür muss ich für sie einige strategische Ziele ausschalten. Und da Ein-Mann-Missionen nicht wirklich erfolgsversprechend sind, würde ich dich und ICM bitten aus meinem Ein-Mann-Team ein Drei-Mann-Team zu machen.“
“Was springt für uns heraus? Nicht, dass ich dir diesen Freundschaftsdienst nicht leisten würde, aber bei James weiß ich nicht so recht.“

“Nun, eine Bezahlung war nicht vorgesehen. Ihr dürfet sämtliche erworbene Kampfausrüstung behalten und überhaupt alles was wir erbeuten. Wenn euch das zu wenig ist, zahl ich euch was.“
“Schon gut, sonstige Haken?“
“Ja, wir dürfen niemanden töten.“
Die Augen von René weiteten sich ungläubig.
"Der Deal sieht vor, dass ich...wir nur Gefangene nehmen. Die Rebellion hat immer noch Imageprobleme. Wenn man keine Gefangenen nimmt, kommt das nicht gut an in der Bevölkerung. Genau das sollen wir nun machen. Anschließend sollen sie nach Cambria gebracht werden. Dort werden sie inhaftiert und nach allen Regeln der Genfer Konvention verwöhnt. Also Essen, Trinken, fließend Wasser, keine Folter, nur Angaben zur Person, keine Zwangsarbeit und all der Quatsch. Anschließend bekommen sie Papier und Bleistift in die Hand und dürfen all ihren Verwandten schreiben wie toll es ihnen bei den Rebellen geht. Die Briefe werden über Kontaktmänner in die Städte geschickt. Mittels ein wenig Propaganda dürfte sich die ganze Sache schnell rumsprechen, die Sicht auf die Rebellion wird sich bessern und das eigentliche Motto ’Wir machen keine Gefangenen’ wird in den Hintergrund rücken. So lautet jedenfalls der Plan für den wir vollkommen unterbezahlt die Drecksarbeit verrichten dürfen. Bock drauf?“ Meine Ausführungen schien ihn zu amüsieren.
“Nun, ich liebe die Herausforderung.“
“Wie soll ich das denn nun deuten?“
“Als Zusage.“


Wir schwiegen eine kleine Weile. Etwas schien ihn zu denken zu geben, er sah nachdenklich aus.
“Was für eine Rolle soll ich bei der ganzen Sache spielen?“
"Den Scharfschützen“
“ Ohne jemanden zu töten?“

René hatte den Satz kaum zu Ende gesprochen, da hielt ich ihm schon ein hölzernes Jagdgewehr hin. Er winkte ab.
“Wirklich nicht? Du weißt nicht was du verpasst.“
“Meinst du mit diesem Relikt könnte ich niemanden töten?“
“Ja, das behaupte ich. Man muss sich schon ziemlich dämlich anstellen um mit diesem Betäubungsgewehr jemanden zu töten.“

Er wurde hellhörig.
"Dieses Ding da ist ein Betäubungsgewehr?“
"Dieses Ding ist das absolute Nonplusultra. Wurde ursprünglich für den Artenschutz entwickelt. Man hatte das Problem, dass man eine bedrohte Antilopenart nicht einfangen konnte. Die herkömmlichen Betäubungsgewehre waren zu laut und zu langsam. Ein alter Scharfschütze hatte von dem Problem gehört und hat aus einer Remington dieses Baby gefertigt. Klassischer Repertierer mit einem 10 Schuss Magazin. Als Munition werden bestimmt Kanülen benutzt, die in einer 5,56mm Ummantelung gehüllt sind. Schallgedämpft, 200 Meter effektive Reichweite, scheint zwar wenig, aber mehr ist nicht machbar ohne dem Zielobjekt größeren Schaden zuzufügen. Auswechselbare Blenden um optimale Anpassung an die Umgebung zu gewährleisten. Der Zweifuß ist in beide Richtungen um 45° drehbar um die Verfolgung von bewegten Zielen zu vereinfachen. Rückstoßdämpfer im Kolben. Und das Jagdzielfernrohr ist erst mal ein Traum. 1x-4x – stufenloser Zoom, entspiegelt, angebracht auf einer NATO-Standardschiene. Und als hätten sie an uns gedacht: Nachtsichtmodus mit 9600facher Lichtverstärkung. Es muss noch nicht mal der Mond scheinen und trotzdem siehst du alles strahlend grün. Als kleine Zugabe gibt es noch einen Halbleiterlaser zur Entfernungsmessung und ein beleuchtetes Zielkreuz. Was soll ich sagen, mit diesem Ding war es ein leichtes die Antilopen einzufangen. Willst du auch mal?“

CAT Shannon
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Beitrag von CAT Shannon » 04 Aug 2002, 23:16

Egal wie oft ich das schon gemacht hatte, der Abschußknall ließ mich noch immer unwillkürlich zusammenfahren. Es gibt kaum etwas beängstigenderes als allein im Feindesland zu liegen und dann einen derartigen Krach zu erzeugen.
Wie immer in einer derartigen Streßsituation schien sich die Zeit ins Unendliche zu dehnen. Es schien mir fast eine Ewigkeit zu dauern, bis meine Kugel die sechshundert Meter zum Ziel zurückgelegt hatte. Da der größte Teil des Rückstoßes von der hervorragend konstruierten Mündungsbremse der Blaser aufgefangen wurde, konnte ich die Wirkung des Schusses durchs Zielfernrohr beobachten. Die Schockwelle der überschallschnellen Kugel ließ die Feuchtigkeit der Morgenluft kondensieren, so daß sich hinter dem Geschoß ein kaum sichtbarer Druckkegel abzeichnete, der mir wie eine Leuchtspur die Flugbahn der Kugel verriet. Nach nicht einmal einer Sekunde schlug das Geschoß in die Schläfe des sich gerade aufrichtenden Patrouillenführers ein. Durch die Aufschlagwucht auf dem Knochen wurde der Geschoßmantel zusammengestaucht und der Durchmesser der Kugel wurde fast verdoppelt, während sie durch den Schädel des Ziels raste. Als sie auf der anderen Seite auf den Knochen traf zersprang dieser wie eine Glasscheibe und ein Schauer aus Blut, Hirnmasse und Knochensplittern spritzte aus dem halb zerfetztem Kopf.
Einundzwanzig...Zweiundzwanzig. Jetzt erst war der Abschußknall bei der inzwischen nur noch fünf Mann starken Gruppe angekommen und hatte die noch Schlafenden aufgeschreckt. Die beiden Wachen fuhren mit den Köpfen herum auf der Suche nach der unsichtbaren Bedrohung. Vergeblich, selbst wenn sie bloß hundert Meter von mir entfernt gewesen wären hätten sie mich nicht sehen können.
Sofort nachdem ich die Kugel hatte einschlagen sehen bewegte sich meine rechte Hand vom Abzug zum Verschlußhebel, ohne den Blick vom Zielfernrohr zu nehmen zog ich den Verschluß zurück und schob ihn sofort wieder vor um eine neue Patrone in den Lauf zu befördern. Die leere Hülse wurde aus der Kammer geschleudert und prallte gegen das über mir liegende Tarnnetz. In dem Moment, in dem sie auf den Boden fiel war meine Hand bereits wieder am Abzug, bereit für den nächsten Schuß.
Wenn ich gewollt hätte könnte ich die übrigen fünf Soldaten ebenfalls einen nach dem anderen töten. Die große Distanz und der Schock ließen mir genug Zeit dazu. Aber es war nicht Sinn der Aktion, möglichst viele Soldaten zu töten. Das Ziel war es, Angst und Schrecken zu verbreiten, indem ich überraschend zuschlug und dann wie ein böser Geist verschwand. Und Terror, denn um nichts anderes ging es hier, braucht Publikum um erfolgreich zu sein. Die Fünf, die jetzt mit panischen Gesichtern und mit den Waffen im Anschlag um die Leiche ihres Kameraden herum kauerten und mit den Augen die Gegend absuchten sollten nach Alma zurückkehren und erzählen, was sie erlebt hatten. Solche Geschichten waren für die Kampfmoral viel schädlicher als das bloße Auffinden einer Gruppe Toter. Wenn man das nur oft genug machte würden sich die Soldaten jedesmal, sobald sie die stark gesicherte Kaserne verließen, fragen ob sie nicht vielleicht schon von einem unsichtbaren Fadenkreuz für einen überraschenden Tod gezeichnet waren. Diese Angst würde Auswirkungen haben. Sie würde die Effektivität der Patrouillen beeinträchtigen, da die Männer sich selbst in den Wahnsinn trieben. Die ersten Anzeichen konnte ich auf den Gesichtern der Soldaten ablesen. Sie hatten schon jetzt Angst, sich zu bewegen und gleichzeitig Angst, stillzusitzen.
Rückwärts kroch ich von der Gruppe weg, denn ich mußte die Zeit nutzen um mich abzusetzen, bevor ihre Angst in Wut umschlug und sie anfingen mich zu suchen. Sobald ich außer Sichtweite war, wechselte ich zur Pirschhaltung über und machte mich in Richtung Norden auf. Auch nördlich von Drassen war von der örtlichen Miliz eine Patrouille gemeldet worden. Ich schätzte, daß ich etwa gegen Mittag erneut die Gelegenheit zum Schuß haben würde.
Life is a sequence of missed opportunities.

icecoldMagic
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Cambria

Beitrag von icecoldMagic » 09 Aug 2002, 18:36

„Ich geh jetzt duschen, mach du schon mal Kaffee!"
Bedächtig öffnete ich die Tür zum Badezimmer. Meine dreckigen Stiefel hinterließen braune Profile auf den weißen Fließen. Blauweiße Mosaiken, die an der Wand hinter Badewanne verliefen, stellten einen blauen Delphin dar aus den Fluten sprang.
Blut tropfte auf den Boden. Die Schulterwunde schien sich nicht schließen zu wollen, die unruhige Fahrt hatte ihr keine Möglichkeit dazugegeben und meine schwere Kleidung hatte einen Grossteil des auslaufenden Lebensträger aufgesaugt. Tropfen für Tropfen ran an der Innenseite des Mantels hinab, zog die Energie aus meinem Körper.
Ich hob den Kopf und blickte in den Spiegel. Mein Bart war verfilzt, mein Haar zersaust, gespickt mit Gras und Lehm. Der Dreck bröckelte mir von den Backen und mein ganzer Körper stank nach der Jauche aus dem Wald, nach schlechtem, totem Wasser.
Der Schnitt am Unterarm begann zu brennen. Meine Knie wurden schwach. Ich musste mich am Waschbecken festhalten um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Staub rieselte aus meinen Handschuhen. Meine Fingerspitzen waren spröde und so verschmutzt wieder Rest meines Körpers.
Langsam, bedacht nicht meine Verletzungen zu berühren, entledigte ich mich Stück für Stück meiner Ausrüstung.
Dann zog ich mich aus, verbiss mir die Laute des Schmerzes als der Stoff über die Wunden schabte.
Meine Kleidung war ich einfach in die Badewanne und drehte den Wasserhahn auf.
Danach begab ich mich in die Duschekabine, neben der Badewahne. Langsam dreht ich das kalte Wasser auf um meine Lebensgeister zu wecken. Ein Rinnsal dreckigem Wasser kämpfte sich seinen Weg vor zum Abfluss um den Weg für die nachfolgenden Wogen warmen Wassers zu bereiten. Immer weiter drehte ich den klassischen Hahn, ließ einen Schauer heißes Wasser über mich ergehen um kurz darauf wieder kalte Wogen meinen Körper wiederzubeleben lassen.
Langsam mischte sich ein roter Streifen in das Wasser, ich spülte mit zusammengebissenen Zähnen meine Wunden aus. Zwar war ich jetzt nur notdürftig sauber aber der Schmerz ließ es mir nicht zu weiter unter der Dusche zu verweilen.
Ich stellte wie in Trance das Wasser ab, trocknete mich und tapste nass und blutend zu einem kleinen Medizinschrank, öffnete diesen und entnahm ihm „ein paar Hilfsmittel“. Ich öffnete ein braunes Fläschchen mit roten Pillen, sogenannte Blutungsstopper. Sie ließen das Blut schneller gerinnen konnten bei Überdosis aber auch Thrombosen erzeugen. Schell schüttete ich mir zwei auf die offene Handfläche und schluckte sie herunter. Des weiteren riss ich eine in Aluminium verpackte Tablette auf und schluckte diese ebenfalls trocken. Amphetamine, Drogen.
Rauchen war eine Sache aber dies hier waren Kampfmittel. Schon im ersten Weltkrieg hatte man die Soldaten mit chemischen Substanzen leistungsfähig gehalten.
Diese Kombination sollte mir über den nächsten Tag helfen, sollte ich die Wunde genäht bekommen.
Aber einhändig war dies ein Ding der Unmöglichkeit. Ich zerrte aus einem nahen, weißen Eicheholzschrank meine Klamotten. Ein dunkles Shirt, eine blaue Jeans... unauffällige Sachen. Danach wanderte noch ein Pflaster aus dem Schrank.
Ich verließ das Bad als gerade noch der Dunst am Fenster kondensierte.
Renè betrat das Bad, ich ging in die Küche, nahm mir einen Kaffee, untersuchte noch mal die Wunde an der Schulter. Die Blutung war nicht mehr so stark, ein gutes Zeichen.
In Gedanken saß ich am Küchentisch und blickte zum Fenster hinaus.
Viel war passiert in den letzten Tagen.
Was würde Zulu machen? Würde er mir helfen? Würde er zurück zu den Söldnern gehen? Würde er Arulco wieder verlassen?
Die Person in meinen Überlegungen spähte durch die Tür, ich war so in Gedanken gewesen das gar nicht bemerkt hatte wie schnell Renè geduscht hatte. Mit raschen Griffen klebte ich mir das Pflaster auf die Schusswunde.
„Ich muss in Krankenhaus!“
Er nickte, zog sich an.
Ich holte mir ein sauberes Paar Stiefel aus dem Schlafzimmerschrank, schnürte sie nur bis zur Hälfte, entnahm dem Schreibtisch an der Wand eine Beretta, überprüfte das Magazin und schob sie mir in den Hosenbund.
Renè, als guter Kämpfer misstrauisch nahm noch ein bisschen mehr mit.
Mit raschen Schritten verließen wir das Haus und machten uns zum Krankenhaus auf. Hier und da ernteten wir einen misstrauischen Blick aber keiner, nicht mal die Milizen wagten es uns anzusprechen.
Als wir das Krankenhaus betraten verschwand ich kommentarlos in Richtung OP, Renè hatte seinen Kumpel ja schon getroffen.
Ich hätte mir nicht im Traum gedacht was für ein Trip mich erwartete...
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Qujo
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Wald, etwas östlich von Grum, Mittag

Beitrag von Qujo » 10 Aug 2002, 12:54

Der Wald war ein Hort der Ruhe, ein paar Vögel pfiffen, Kleintiere huschten durchs Gebüsch. Es war warm aber durch den Schatten der Bäume nicht unangenehm heiss.
Ich genoss den Frieden. Keine Schüsse, keine spuren des Krieges, es war mir, als ob es in diesem Land keinen Krieg geben würde. Wäre da nicht das Gewicht meines SG550 Schnellfeuergewehrs auf dem Rücken gewesen. Ich schob mir eine Hand voll frisch gepflückter Brombeeren in den Mund und beobachtete meine Gruppe Rekruten, die sich im Schatten einer Buche von der anstrengung des Trainings erholte. Die Männer hatten alles Recht, müde zu sein nach 3 Stunden “Feuer und Bewegung“ - natürlich ohne Feuer. Das Gelände machte die Sache auch nicht gerade einfacher, aber die Zeiten Napoleons, als sich die Infanteristen auf offenem Feld in knallbunten Uniformen in Schlachtline gegnüberstanden, waren schliesslich vorbei.
Langsam lies ich meinen Blick über die Bäume und Büsche schweiffen. Ich durfte nicht vergessen, das dieses Land nicht sicher war. Wir konnten jederzeit einer feindlichen Patrulie in die Arme laufen. Zwar war dieses Risiko so nahe an Grum relativ gering, aber immer noch vorhanden. Die Rekruten sassen oder lagen herum, dösten oder schwatzten ungezwungen vor sich hin. Dabei machten sie mehr Lärm als ein Tea-Room voller alter Damen, keiner beobachtete das Gelände. Ich entschied, das es Zeit für eine weitere Lektion sei.
Hank mein Dollmatcher döste vor sich hin, als ich mich neben ihn setzte. Ich stiess ihn mit dem Ellbogen sanft an und erklährte ihm meinen kleinen Streich. Er grinste leicht, blieb aber sonst regungslos. Einige Miuten später rappelte er sich auf um den Reckruten einen Witz zu erzählen, und damit ich unbemerkt verschwinden konnte.

Langsam robbte ich durch das Unterholz, den Riemen des Gewehrs straffgezogen, die Waffe in den Armen, ich kam nur mühsam vorwärs. Schleichen war noch nie mein Spezialgeiet. Aber etwas Übung tut immer gut.
Endlich erreichte ich einen guten Platz, das Gebüsch war dicht genug um einen wirksamen Sichtschutz zu bieten, aber nicht so dicht um die Bewegung zu behindern.
Die Rekruten blödelten herum und hätten mich wohl auch dann nicht bemerkt, wenn ich mich aufrecht gehend genähert hätte.
Ich klappte das Zweibein auf und legte an. Das Ziel war nicht zu verfehlen. Mein Daumen wanderte zum Sicherungshebel und bewegte diesen in die Mittelstellung.
Das Ziel erschien im Visier, der Zeigefinger krümte sich leicht um den Abzug, einathmen, das Korn hob sich, ausathmen, das Korn senkte sich unter das Ziel, wieder einathmen, das selbe Zielbild wie beim letzten Athemzug, ich lies die Hälfte der Luft aus meiner Lunge entweichen, meine Rechte Hand schloss sich fester um den Griff der Waffe.
Drei Kugeln verliessen die Mündung und liesen den Erdhügel etwa drei Meter links von der Gruppe in einer Staubwolke explodieren.
Es war erstaunlich wie schnell diese Rekruten auf den Beinen waren, wenn sie nur richtig motiviert wurden.Mit den Waffen im Anschlag warfen sie sich rings um den Rastplatz auf den Boden oder kauerten hinter Bäumen. Wenigstens waren sie überlegt genug um nicht wild drauflos zu ballern.
Von meinem Versteck aus beobachtete ich Hank wie er langsam aufstand und die aufgeschreckten Männer beruhigte.
Von nun an würden sie wesentlich aufmerksamer sein.
I rather be a hammer than a nail.

derLumpi
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Beitrag von derLumpi » 10 Aug 2002, 19:53

Kampfsau kroch zu der Position, an der vor ein paar Momenten noch der Feind unter unserem Feuer lag. Sein Schemen war durch den Restlichtverstärker deutlich zu erkennen.
Die Luft lag reglos, die Nacht dunkel über der Szenerie.
Ich fühlte mich zunehmend unbehaglicher. Der alte Feldanzug aus meiner Bundeswehrzeit war völlig durchgeschwitzt und klebte an meinem Körper, wie eine zweite Haut.
Erinnerungen traten vor mein geistiges Auge. Kameraden, Märsche, die Aufregeung vor dem ersten Schuss, die hier fast lächerlich erschien, im Angesicht des Todes.
Der Kontakt war bedauerlicherweise abgerissen, doch erinnerte ich mich immer wieder gern an die Zeit zurück.
Ksaus Stimme holte mich in die Realität zurück "Hier ist nichts mehr übrig!
Ich zähle 4 Soldaten, reguläre Truppen. Ihr solltet euch das vielleicht mal ansehen!"
"Doc, hier Lumpi, du gibst mir Deckung!"
"Roger!"
Doc schloss zu mir auf, um ein Auge auf den Gefangenen zu haben, und um Ksau und mir, falls nötig, Deckung zu geben.
Langsam glitt ich zu Ksaus Position herüber. 4 tote Soldaten lagen dort in ihrem Blut, dass aus mehreren Wunden hervorgequollen war.
3 waren höchstens 20, bei Nummer 4 war eine Identifizierung unmöglich, da es praktisch kein Gesicht mehr gab.
Ksau hatte die Identifizierungsmarken bereits eingesammelt. Die Getöteten waren ein Paradebeispiel für die Wirksamkeit des Überraschungseffektes. Bei den Soldaten handelte es sich offenbar um einen Spähtrupp. Leichte Bewaffnung, leichtes Gepäck, aber schlecht ausgebildet. Späher beobachten, diese hier hatten eine schlechte Ausbildung. Anstatt uns zu beobachten verfolgten sie uns, ihre wohl letzte Lektion.
Wir begutachteten ihre Ausrüstung und suchten nach verwertbaren Gegenständen wie Karten oder Funkfrequenzen.
.

Gunny
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Beitrag von Gunny » 11 Aug 2002, 12:02

Urplötzlich erklangen Schüsse im Wald. Und genauso plötzlich lagen wir alle am Boden. Ein, zwei Geschosse pfiffen durch das Geäst hoch über unseren Köpfen. Ich hatte mich mit einem langen Satz in die nächstbeste Deckung begeben, nun spuckte ich erst mal die Blätter aus, die bei dem doch recht plötzlichen in Stellung gehen ihren Weg in meinen Mund gefunden hatten.
Wie zum Teufel kam Feind hierher, den Berichten nach war das Gebiet frei, gerade deshalb war es ja für die Übung auserkoren worden. Den Meldungen nach, die in meinem Headset erklangen, konnte niemand etwas erkennen. Ohne eine große Befehlsorgie bildeten die Gruppen eine Rundumverteidigung zur Sicherung. Der Feind, wer immer es auch war, hatte damit seine beste, nämlich die erste und überraschendste, Gelegenheit vertan.
Ich zog die zusammengefaltete Karte aus meiner Beintasche um mir einen schnellen Blick auf das Gelände zu verschaffen. Zwar war mir die Umgebung hier bekannt, aber sicher ist sicher.
Wieder erklangen ein paar Schüsse und diesmal konnte ich die grobe Richtung bestimmen – links von uns. Bei dieser Erkenntnis überkam es mich wie ein Blitz. Faith war in diese Richtung verschwunden um das Päckchen zu verstecken. Und noch etwas fiel mir schlagartig ein. In dieser Richtung lag auch eine Gruppe der Alma-Stammbesatzung zu unserer Sicherung.
Mir wurde bewusst was da vorgefallen war. Irgendwie hatten sich beide getroffen und, da keiner vom anderen wusste, für Feind gehalten. Ich blickte mich suchend nach meinem Funker um, er lag ein paar Meter entfernt hinter einem kleinen Erdhügel und sprach in den Handapparat. Mit zwei Sprüngen war ich bei ihm.
„Major, Hauptmann Duval meldet Feind bei 37 CD 28653 97256. Sierra 3-1 hat die Feindberührung ebenfalls bestätigt. Der Angreifer hat soeben Nebel geworfen.“
Ich riß ihm den Handapparat aus der Hand. „Sofort Feuer einstellen, wiederhole, sofort Feuer einstellen. Duval, Sierra 3-1 bestätigen sie. Kommen.“
Mein Herz raste. Ich hoffte, das nichts passiert war, das würde ich mir nie verzeihen können. So lag ich da auf dem Waldboden neben meinem Funker und wartete auf die Antwort. Der Hörer in meiner Hand rauschte leise vor sich hin.
Und dann knackte es im Gerät und eine Stimme ertönte...
Ten thousand gobs lay down their swabs to fight one sick marine -
Ten thousand more stood up and swore,
'Twas the damndest fight they'd ever seen

Zivi-Animateur im RdGE

RIP Möhre

Ypsilon83
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Beitrag von Ypsilon83 » 12 Aug 2002, 20:30

Die erste Stunde des Tages-Trainings bestand aus Aufwärmübungen. Dehnübungen, der erste Dauerlauf, Liegestützen. Der einzige Unterschied zu einer normalen Aufwärmübung war, dass in beinahe knietiefem Wasser trainiert wurde.
Danach wollte Ypsilon einen Dauerlauf mit Ausrüstung machen. Die Ausrüstung der Milizen, samt Waffen befand sich jedoch nicht am nördlichen Strandabschnitt, an dem Ypsilon trainierte, sondern am südlichen, an dem SEAL mit seinen Milizen Ball spielte.
Als sie dort angekommen waren und ihre Ausrüstung aufgenommen hatten, schauten Ypsilons Rekruten kurz bei SEALs Spiel zu. Als Ypsilon vor dem Abmarsch noch einige Liegestütze sehen wollte, weigerten sie sich. Ihre Forderung: Ebenfalls spielen, oder Ypsilon sollte mittrainieren.
Ypsilon zuckte kurz mit den Schultern, dann sah er den Wortführer an.
"Na gut, ich trainiere mit. Aber dann bekommt ihr zu eurer Ausrüstung noch einen Rucksack mit dem selben Gewicht wie meiner. Da ihr gleiches Recht für alle wollt, dürfte euch das nichts ausmachen."
Die Rekruten stimmten widerwillig zu. Ypsilons Rucksack wurde abgewogen, dann wurden Rücksäcke mit dem selben Gewicht an Sand gefüllt und verteilt.
Missmutige Blicke wurden getauscht, als sich Ypsilon wieder vor den Milizen, die in zwei Reihen angetreten waren, aufbaute.
"Und jetzt...Liegestütze. Volle Ausrüstung, volles Gewicht. Fünfzehn Stück. Wer absetzt, beginnt von vorne."
Ypsilon zog den Gurt seines Gewehres fester, liess sich zu Boden gleiten und machte die fünfzehn Liegestützen einhändig ohne Pause.
SEALs Milizen und auch SEAL sahen interessiert zu.
Er sprang auf und sah seine Rekruten an, welche sich mehr oder weniger schnell auf den Boden legten.
Beinahe zehn Minuten dauerte es, bis alle fertig waren. Die ein oder andere Nettigkeit von Ypsilon motivierte sie zwar etwas, aber wohl noch nicht genug.
Als alle fertig waren, konnte endlich der Dauerlauf beginnen.
"Dauerlauf, meine Damen und Herren, alle mir nach, in zwei Reihen und im Gleichschritt. Gewehre in die Hand und Marsch!"
Nach wenigen Metern hatten Ypsilons Rekruten den richtigen Takt gefunden. Es war Zeit, das Tempo zu erhöhen.
"1, 2, 3, 4, 1, 2, 3, 4 und jetzt schneller. Was ich kann, müsst ihr auch können! Bedankt euch bei Sandro, er wollte ja, dass ich mitlaufe."
Nach einer Stunde waren die zukünftigen Milizen beinahe vollständig erschöpft. Jedoch liess niemand nach. Keiner verliess die Reihe, der Takt der Schritte blieb unverändert, die Geschwindigkeit blieb gleich.
Ypsilon sah nach vorne. Vor ihm war Tiger ebenfalls mit einem Dauerlauf beschäftigt. Es war schon von weitem zu erkennen, dass es Tigers Trupp sein musste. Die Geschwindigkeit war nicht ganz so hoch, was nicht weiter schlimm war, der Trupp rannte jedoch wie ein bunter Haufen durcheinander. Jeder musste aufpassen, dass er dem anderen nicht von hinten in die Füsse trat.
Ypsilon wurde unwillkürlich an Bilder erinnert, die er von germanischen Barbaren bei einem Angriff gesehen hatte. Wild durcheinander, ohne System. Tiger hätte einen prächtigen Barbarenhäuptling abgegeben.
Mit schnellen Schritten überholten sie Tigers Trupp.
Ypsilon grüsste ihn kurz per Handzeichen, dann waren sie auch schon vorbei.
Ypsilon sah auf seine Uhr. Noch eine Stunde bis zur Mittagspause und dem Mittagessen. Nach der Pause würde er mit seinen Leuten ins Gelände gehen und ihnen ein gewisses taktisches Training zu Gute kommen lassen.
Noch während er sich überlegte, was er ihnen an Taktik beibringen sollte, kamen sie am Marktplatz an.
"Alle Mann...STOP!"
Sofort stand der ganze Trupp. Ypsilon stellte sich langsam vor den beiden Reihen auf. Nach wenigen Sekunden ging sein Atem so ruhig wie immer.
"Okay. Der Rest des Vormittags ist frei. Wir sehn uns nach der Mittagspause wieder hier."
Eigentlich hatte er erwartet, dass die Rekruten sofort gehen würden. Stattdessen blieben sie stehen, die Füsse aneinander, und sahen ihn an.
"Weggetreten!"
Langsam wurde wirklich eine Einheit aus ihnen.
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Graf TIGER
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Beitrag von Graf TIGER » 12 Aug 2002, 23:30

Nach zwei Stunden Theorie ordnete ich n Dauerlauf an. Kondition musste trotz allem auch sein. Aber irgendwie hatten die zwei Stunden Rumsitzen den Rekruten nicht gerade gut getan. Sie machten einen müden Eindruck. Von einem schnellen Lauf war gar keine Rede. Von einer geordneten Aufstellung schon gar nicht. Als mich Ypsilons Trupp leichtfüssig überholte, kamen mir wieder einmal Zweifel an meiner Trainingsmethode. Aber vielleicht war die Art dieses Dauerlaufs auch zu eintönig. Zum Glück viel mir dann für den Nachmittag etwas besseres ein. Mal sehen, wie schnell sie ein Zielobjekt im Gelände finden würden.
"Stop! 10 Minuten Pause!", rief ich und verlangsamte meinen lauf, bis ich schliesslich stand. Wirklich angestrengt hatte sich noch keiner, trotzdem schnauften einige wie eine alte Dampflokomotive. "Das war echt Mist!" So etwas hatten sie nun wirklich nicht erwartet. Sie starrten mich ganz entgeistert an. " Wenn ihr im Einsatz so läuft, ist eure Niederlage schon vorprogrammiert! Schaut mehr darauf, dass ihr geordneter und regelmässiger läuft! Lasst die schnelleren vorne laufen, damit sie die hinteren nicht blockieren. Und konzentriert euch aufs Laufen, wenn ihr am laufen seid. Wenn ihr irgendwelchen anderen Gedanken nachhängt, läuft ihr unkonzentriert und stolpert mehr, Ausserdem seid ihr langsamer." Dass das gerade ich sagte, der ununterbrochen an eine Frau dachte, anstatt sich wirklich aufs Training konzentrieren, war irgendwie komisch. Aber ich sah meine Fehler immer zuerst bei den anderen.
"Ähm, Señor ..., die 10 Minuten sind um!" - "Wie...? Achso! Ja, laufen wir weiter!" Ich schaute auf meine Armbanduhr. Es war 10 nach 11. "Noch dreiviertel Stunden. Dann habt ihr Mittagspause!" Mit diesen Worten setzte ich meine Beine wieder in Gang und trabte los. Dreiviertelstunden waren hart, für Leute, die so etwas nicht gewöhnt waren, deshalb liess ich sie um viertel vor zwölf gehen.
"Um halb zwei seid ihr wieder hier, OK?" Bejahendes Gemurmel.
Y's Trupp war eben gegangen, als wir ankamen. Sie waren alle in geordneter Aufstellung vor ihm gestanden. Am Ende musste er sogar ein "Wegtreten!" brüllen, damit sie gingen.
Als meine Leute sich ebenfalls verzogen hatten, waren nur noch Y und ich auf dem Platz. Ich grinste ihn an. "Hast deiner Gruppe ja ganz schön Respekt eingejagt!" - "Wäre bei deiner ja auch mal nötig!" brummte er nur. Eigentlich hätte ich ja so etwas erwarten müssen. "Findest du? Sie machen das schliesslich in ihrem eigenen Interesse. Ausserdem seh ich mich nicht als ihren Chef, sondern als ihren Lehrer. ich zeige ihnen nur, wie sie ihre Stadt am besten verteidigen können, ich will sie zu nichts zwingen. Meiner Meinung nach steigert es die Moral stark, wenn die Sache zwangloser ist, und solange sie auch so genug mitmachen, mach ich auch so weiter." - "Du wirst mich nicht überzeugen können, ich finde deine Methode kontraproduktiv, aber das ist nicht mein Problem!" - "Das stimmt.", grinste ich.
Während des Mittagessens sass ich wieder mit Y und Seal zusammen. "Wie weit kann man von hier aus eigentlich mehr oder weniger sicher nach Norden, Nordwesten gehen?", fragte ich Y irgendwann. "Sicher ist es nirgends, wir haben Krieg! Aber solange du mir die Rekruten alle heil zurückbringst, spazier meinetwegen bis Chitzena!", jetzt grinste er, "aber seid zum Abendessen wieder hier, klar?" - "Alles klar! Danke!"
Gut, mein Nachmittagsplan sollte also klappen.
Als ich 2 Minuten vor halb zwei wieder auf dem Platz ankam, waren schon alle meiner Gruppe anwesend. "So, ich habe eine gute und eine schlechte Nachricht für euch! Die gute: ihr bekommt länger Pause! Die schlechte: es gibt einen kurzen, aber strengen Nachmittag!
Wir machen folgendes: Ich gehe jetzt in nordwestlicher Richtung ins Gelände hinaus. Ich werde mich im Umkreis von 500 Metern von der Brücke über den Fluss entfernt verstecken. Marco, Alberto und José kommen mit mir. Die anderen bilden ebenfalls Vierergruppen. Die jeweils die Aufgabe haben, uns so schnell wie möglich zu finden. Pro Trupp gibt es zwei solche Funkgeräte", ich zeigte ihnen das Funkgerät, das ich in der Hand hielt, "Jeder Trupp bekommt eine andere Frequenz. Nur ich hab die Frequenzen aller, und alle haben meine. Wenn ihr einen von uns ausmacht, meldet das, der ist dann ausgeschieden. Das Gleiche gilt, wenn wir einen von euch entdecken. Wir gehen jetzt los, die erste Gruppe kommt uns in einer halben Stunde nach. Bevor ihr losläuft, müsst ihr mir das per Funk bestätigen. Ich stoppe die Zeit, bis ihr uns, oder wir euch ausgeschaltet habt beziehungsweise haben. Sobald wir oder ihr keinen Mann mehr übrig habt, kehrt die Gruppe hierher zurück. Erst wenn sie hier ist, geht die nächste Gruppe los. Auch diese bestätigt das per Funk. Wenn es irgend ein Problem gibt, meldet ihr mir das ebenfalls!
Alles klar? Gut!
Diejenigen, die hier sind, üben am Schiessstand. Zwei Magazine für jeden, wir müssen sparen. Juãn hat hier die Aufsicht, Mirco vertritt ihn, während Juãn uns sucht!
So, und jetzt bildet ihr Vierergruppen, dann geht ihr ins Lager, die Funkgeräte hohlen!"
Nach bereits einer Viertelstunde waren alle bereit.
"Gut, folgendes noch: Die beste Gruppe bekommt von mir eine Runde in der Kneipe spendiert, diejenige, die nicht ganz so gut wie die anderen abschliesst, macht nach dem Abendessen noch mal eine Stunde Dauerlauf mit mir! Und jetzt: Alle bis auf Marco, Alberto, José, Tocardo, Miguel, Serto und ..., wie war gleich nochmal dein Name?“ – „Erawio“ – „Ah, ja genau! ... und Erawio gehen zum Schiessstand. Marco, Alberto und José kommen mit mir, die anderen vier warten hier eine halbe Stunde, geben mir dann einen Funk, und kommen dann nach! OK?“
Alle wussten, was sie zu tun hatten, die Reihenfolge hatten wir auch ausgemacht, alles sollte klappen. Wir marschierten los.

PinkRabbit
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Beitrag von PinkRabbit » 18 Aug 2002, 21:39

Die Idylle des Waldes wurde von mehreren Gewehrsalven zerrissen. Faith wagte es nicht sich auch nur einige Zentimeter von ihrer Momentanen Position weg zu bewegen. Die Schüssen kamen aus allen Richtungen und die Böschung hielt wahrscheinlich auch nicht mehr lang als Deckung stand.
Die Geräusche um sie wurden formlos, verwandelten sic in eine zähe Masse aus Geräuschen, die sie nicht mehr voneinander Unterscheiden konnte. Langsam gingen sie in ein gleichmäßig schneller werdendes Hämmern über. Zuerst nahm sie an, dass sie einen Tinnitus hatte, doch nach und nach wurde ihr bewusst dass es ihr Herzschlag war, welcher sich in ihrem Gehörgang auszubreiten schien und alle anderen Geräusche abblockte.

Wie ein Echo hallte es durch ihren gesamten Körper. Alarm!
Die gewaltige Maschinerie setzte sich in Bewegung und pumpte Unmengen Blut in alle Muskelfasern um sie ausreichend mit Nährstoffen und vor allem Sauerstoff zu versorgen.
Das Adrenalin wurde soebend, im ungünstigsten Moment ausgestoßen, ihr Körper war bereit um zu reagieren doch der größte Muskel blockte ab, ihr Gehirn hing anderen Überlegungen nach und ihr Herz schlug noch schneller angesichts der riesigen Menge Adrenalin. Faith stand kurz davor in Panik auszubrechen.
Sie hatte den Überblick verloren, das plötzliche Chaos überforderte sie und schaffte Platz für die Zweifel die die ganze Zeit auf ihren Einsatz gewartet hatten.
Sie wusste nicht mehr ob sie es mit Freund oder Feind zu tun hatte. Sie war wie erstarrt bei diesem Gedanken. Es nahm ihr den Atem und verursachte ein übles Gefühl im Magen.
Sie wusste auch das die Situation nicht besser werden würde indem sie Gedanken an etwas verschwendete von dem sie in nächster Zeit nicht wissen konnte was der Wahrheit entsprach.
Ein rauschen mischte sich unter das Hämmern ihres Herzens. Es nahm die Lautstärke eines tosenden Wasserfalles an, bis endlich einige Wortfetzen durchdrangen.
Wie vom Blitz getroffen drehte sie sich um die eigene Achse, die Waffe im Anschlag und noch während Faith dieses Manöver durchführte realisierte sie das es aus ihrem Headset kam.
„Sofort Feuer einstellen, wiederhole, sofort Feuer einstellen. Duval, Sierra 3-1 bestätigen sie. Kommen.“
Eine ihr bekannte Stimmte brüllte ihr ins Ohr, doch nichts hätte sie in diesem Moment lieber gehört, auch wenn ihr so war als hätte es die Gruppe in ihrem Rücken ebenfalls mitbekommen.

„Hier Hauptmann Duval, bestätige.“ Zu mehr war sie nicht in der Lage, die Erleichterung nahm ihr die Spannung aus dem Körper wodurch ihr kurz die Knie weich wurden.
Das Feuer wurde nach und nach eingestellt, vereinzelt abgegebene Salven, vermutlich aus den hinteren Reihen streiften die Büsche, bevor endgültig Ruhe eingekehrt war.

2 tiefe Atemzüge halfen ihr die nötige Konzentration und Willenskraft wiederzuerlangen. Sie zwang sich zur Ordnung. Doch während ihr Körper schon wieder in Richtunggegebener Koordinaten losmarschierte und gleichzeitig die Umgebung absicherte befanden sich ihre Gedanken auf Abwegen. Sie versuchte eine Erklärung für diesen halben Panikanfall zu finden. Der Polizeipsychologe hätte wahrscheinlich von Nervenüberreizung gesprochen und er hätte recht behalten. Das absolute Wissen darüber dass das Vorhaben von Steve und ihr mit dem Tod enden konnte, wenn sie diesen Auftrag nicht erfolgreich abschloss, hatte an ihrer Substanz genagt.
Mit einer schnellen Bewegung wich sie einer Wurzel aus, die aus der Erde ragte und stolperte leicht. Doch dank einer schnellen Gegenreaktion, um das Gleichgewicht zu halten stürzte sie nicht vollends.
Diese kleine Unachtsamkeit forderte Tribut, ihr Knöchel schmerzte und sie hatte einen zurück schlagenden Zweig ins Gesicht bekommen, weswegen ihr Gesicht nun brannte.

Ihre instinktiven Handlungen und Bewegungsabläufe dirigierten sie nun wieder durch den Wald, während ihre Gedanken um Dinge kreisten die nichts in dieser Mission zu suchen hatten. Was ein zurückschnellender Ast und eine beinahe Sturz nicht vermocht hatten, erreichte das erneute Knistern des Funkgerätes und die Stimme des Majors, welches sie aus dieser Gedankenwelt holte und sie wieder an den Einsatz denken ließ.
You look Kind of clean cut... but then again.. you could have murdered your granny with a hammer.

C-TR_Perez
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Beitrag von C-TR_Perez » 21 Aug 2002, 23:53

Fünf Seelen in den tiefen des Dschungels, sie waren alle beisammen, und doch musste jede für sich mit ihren Problemen und Ängsten zurecht kommen.
Und Angst hatten sie, nachdem man mit verzweiflung festgestellt hatte, dass auch der befehlshabende Offizier, der mit drei ihrer Kameraden auf die Suche nach den Vermissten gemacht hatte, auf keinen Funkspruch mehr anwortete.
Sie standen also inmitten der grünen Hölle, ohne zu wissen, was sie nun tun sollten, Anfänger.
Nie hatten sie gelernt, wie in solchen Fällen zu handeln sei.
Ein Laie, der sie in diesem Moment beobachten würde, würde sie als wachsam und vorsichtig bezeichnen, so wie sie da standen , die Augen in den tiefen Wald gerichted,
aber ein erfahrener Soldat würde sofort ihre Unsicherheit und Furcht erkennen, die sie sogleich unachtsam werden ließ,
und die zwei Gestalten, die im Schutze des Dschungels unmöglich auszumachen waren, waren erfahrene Soldaten...

„Wir greifen von beiden Seiten an.“

Stille, man kann sie sich im Dschungel nicht vorstellen, aber in diesem Augenblick konnte man sie förmlich greifen.
Manchmal, so sagt man, kann man Dinge spüren, bevor sie geschehen, und obwohl sie nicht wussten, was hier vor sich ging, macht sich langsam eine Panik in den Soldaten breit, die vollständig von ihren Köpfen besitz ergriff...

„Ich nehme den östlichsten, du nimmst dir den westlichsten vor.“
„Verstanden“
„drei...“

Hektisch blickten die Soldaten zu allen Seiten, warfen sich gegenseitig panische blicke zu.
Einige hoben ihre Gewehre und zielten sinnlos in den Dschungel, ohne aber etwas zu entdecken, das ihre Verzweiflung rechtfertigen könnte.

„zwei...“
„Spricht euer letztes Gebet.“
„eins...“

Ein leises Rascheln über den Köpfen des Soldaten, ein kleines Tier, ein Vogel warscheinlich der aus dem Schutze eines Baumes entfloh, doch dieses Geräusch reichte aus, um die Spannung zu zerreißen.
Kugeln, ziellos in die Höhe geschossen durchbrachen die Stille, panisch feuerten die Soldaten in die Luft, ohne zu wissen auf was sie da eigentlich Schossen, Anfänger.

„null!“

Die beiden Kugeln wurden vom Lärm der Gewehre übertönt,
Blut spritze durch die Luft, befleckte Kleidung und Gesichter der Rekruten,
der Lärm verstummte, fassungslos blickten sie auf die zwei Leichname ihrer Kameraden, die da zu Boden gingen, Sekunden schienen wie die Ewigkeit,
Wieder Stille...
Die Gedanken schalteten sich ab, einzig und allein der eiserne Überlebenswille ist ihnen Geblieben, Adrenalin schoss durch ihren ganzen Körper,
dann rannten sie los, hinein in den tiefen Dschungel, alle in verschiedene Richtungen, planlos, nur auf der Suche nach einer Möglichkeit, dieses Grauen zu überstehen.
Einer warf die Waffe auf den Boden und flüchtete in die tiefen des Waldes,
eine Kugel traf ihn in den Unterarm, nur noch Fetzten blieben an der Stelle zu sehen, an der vorher seine Hand hing, doch er spürte keinen Schmerz, rannte einfach weiter...
Ein zweiter Schuss traf ihn in den Rücken, zersplitterte sein Schulterblatt, als er zu Boden stürzte, wo er elend verbluten würde, alleine mit sich selbst unter grausamen Qualen,
während sein Kamerad, panisch um sich schießend, zwischen Ästen und Zweigen fliehen wollte, aufgehalten durch eine Kugel, schnell und tödlich, aber davon spürte er warscheinlich nichts, als das Geschoss auf seiner Stirn auftraf und seine Schädeldecke zum platzten brachte...

In der Mitte, wo anfangs die Soldaten standen, trafen sich die zwei Gestalten des Dschungels wieder, neben sich zwei Leichen ihrer Opfer, bis zu unerkenntlichkeit verunstaltet...
„Einer ist entkommen.“
„Lass ihn laufen, der wird sicherlich keine Waffe mehr anfassen...“

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Beitrag von Ypsilon83 » 22 Aug 2002, 00:19

Nach dem Mittagessen, das langsam immer besser wurde, klapperte Ypsilon die einzelnen Waffenlager der Stadt ab.
Die AK war zwar eine hervorragende Waffe, aber in seinen Händen wirkte sie immer wie eine Spielzeugwaffe. Er brauchte eine richtige Waffe und zwar die Waffe, mit der man ihn ausgebildet hatte, die er ebenso blind beherrschte, wie die AK und die er perfekt bedienen konnte.
Er hatte vor seiner Suche die Waffenliste durchgesehen, die kurz nach der Eroberung erstellt worden war. Ein Exemplar gab es in der Stadt und da die entsprechende Munition in der Stadt nur von etwa fünf Waffen benutzt wurde, sie aber im Überfluss vorhanden war, würde es damit ebenfalls keine Probleme geben.
Er erreichte ein weiteres Lager. Für die Aussentüren der Lager gab es einen Universalschlüssel und mit diesem öffnete er nun die Tür.
Ypsilon sah sich um. Nach der Liste war das das Lager mit der gesuchten Munition. Er vermutete, dass das Gewehr ebenfalls hier sein müsste.
Regale, Schubladen, Schränke, eine Tür zu einem Nebenraum...verschlossen.
Ypsilon atmete tief durch und drehte sich von der Türe weg. Ein erster langsamer Schritt. Er liess sein Gewehr aus der Hand auf den Tisch neben sich fallen. Ein zweiter langsamer Schritt.
Ypsilon sprang herum, riss den Fuss nach oben und trat mit aller Kraft direkt neben das Türschloss.
Der Tür bekam der plötzliche Druck nicht sonderlich und sie liess einen knarrenden Ton, der kurz darauf zu einen Krachen wurde, vernehmen. Dann bog sie sich unter der Kraft des Fusses nach innen. Der Türrahmen, der ebenfalls einiges der Kraft aushalten musste, brach neben dem Schloss und liess darurch sämtliche Bewegungsenergie auf die Tür wirken.
Die Tür brach nun vollends aus und stürzte mit einem lauten Knall zu Boden.
Zufrieden lächelnd betrat Ypsilon den Raum. Das längliche Objekt, welches auf dem Tisch vor ihm aufgebaut und durch ein weisses Tuch vor Staub geschützt war, erregte sofort seine Aufmerksamkeit.
Er zog das Tuch weg und sein Lächeln wurde für einen kurzen Moment zu einem breiten Grinsen.
Ein RPKS-74.
Zufrieden auf Russisch murmelnd hob Ypsilon die Waffe auf und wog sie in der Hand. Von einen Moment auf den nächsten fuhr er herum und riss die Waffe in Schussposition. Sie lag in seinen Händen wie früher bei seiner Ausbildung. Wahrscheinlich sogar noch besser, als die Waffe, mit der er in einem Grossteil von Arulco gearbeitet hatte.
Einige kurze Bewegungen und das Zweibein, sowie die Schulterstütze waren eingeklappt. Das machte die Waffe praktischer beim Transport und notfalls konnte er sie auch so halbwegs zielsicher abfeuern.
Ypsilon verliess den Raum und legte die Waffe zu dem AK-74 auf den Tisch.
Dann entlud er sein AK und ging zum Munitionsschrank. 5.45er Kaliber, 45 Schuss in einem Magazin. Er legte die Magazine, die für sein AK gedacht waren zusammen mit einigen anderen auf einen Tisch und füllte sie in die für das MG gedachten Magazine um.
Mit schnellen, lange geübten Bewegungen füllte er etwa zehn Magazine um.
Fünf bis sechs würde er für die Kämpfe bei sich tragen. Den Rest brauchte er, um sich mit der Waffe einzuschiessen. Er schraubte das Zielfernrohr von dem AK und liess dieses in einem der Schränke verschwinden. Danach tauschte er sein Zielfernrohr gegen ein passenderes aus, verliess das Waffenlager und begab sich in eine der Werkstätten.
Die Waffe wurde vollständig demontiert, gereinigt, gewartet und ausgerichtet.
Dann setzte er das neue Zielfernrohr auf und verliess zufrieden mit seiner Arbeit das Gebäude, um seine Schüler abzuholen.
Man erwartete ihn schon sehnsüchtig.
"Nun denn, meine Herrschaften, auf gehts im Dauerlauf zu den Schiessplätzen im Süden."
Tiger war bei den Plätzen im Norden, das hatte er mitbekommen, warum also sollte er ihm in die Quere kommen?
"Ihr dürftet ja gesehen haben, dass ich auch eine neue Waffe trage und die muss ich erstmal einschiessen."
Die Milizen begannen ihr Training. Auch hier zeigten sie schon gute Fortschritte.
Mit schnellen Bewegungen brachte Ypsilon das Zweibein, sowie die Schulterstütze seines MGs in die richtige Position, dann ging er hinter einigen Sandsäcken, die Anfänger-Schützen als Stütze dienten, in die Hocke und setzte das Zweibein darauf auf.
Zuerst Einzelfeuer, um die Abweichung zu überprüfen und um das Zielfernrohr etwas anzugleichen.
Die ersten Schüsse konnten Ypsilon nicht für die Einstellungen nutzen, er musste sich trotz allem erst wieder an die Begebenheiten der Waffe anpassen. Nach dem fünften Schuss hatte er sich wieder eingefunden, nach fünfzehn Schuss hatte er sein Zielfernrohr ausgerichtet und nach dem ersten Magazin hatte er sich die Eigenheiten bei der Abweichung der Geschosse genau eingeprägt.
Eigentlich war es lächerlich, ein MG so genau auszurichten, wie man es sonst nur bei Scharfschützengewehren oder guten Sturmgewehren tat, aber es war eine alte Angewohnheit und sie hatte ihm schon des öfteren das Leben gerettet.
Das zweite Magazin verabschiedete sich in mehreren Feuerstössen.
"Gelobt sei mein Ruchnoj Pulemöt Kalaschnikoa!"
Eine viertel Stunde und ein weiteres Magazin später beendete Ypsilon das Training. Und ging mit seinen Rekruten ins Gelände, genauer gesagt zu den Verteidigungsanlagen in der Nähe der Grummer Mine.
Das RPK-74 hing wieder zusammengeklappt auf seinen Rücken, als er sich vor seinen Schülern positionierte und seine nächste Lektion begann.
"Okay, folgende Situation. Ihr seid hier auf Wache und bemerkt verdächtige Aktivitäten am Waldrand."
Er deutete zum Wald. Vor wenigen Tagen noch lag er dort und zielte auf die Soldaten aus Deidrannas Armee.
Etwa da, wo er im Moment stand, hatte er einem Soldaten den halben Oberkörper weggeschossen.
Er sah erneut zum Waldrand. Vielleicht war es jetzt umgekehrt.
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Paddy J.
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Beitrag von Paddy J. » 22 Aug 2002, 21:55

Es war einer dieser Tage, an denen sich ein Söldner fragt, warum er die ganze Scheiße überhaupt mitmacht. An solchen Tagen ist man zu nichts mehr fähig, das Hirn blockiert und du kommst nicht mehr von diesem Gedanken weg. Ein regelrechter Horrortrip, der mich schon oft geplagt hat. Wahrscheinlich liegt das aber nur daran, das ich erst seit einem Jahr bei A.I.M. bin. So unterscheidet man wohl Profis von Neulingen.
Meine Knochen taten weh. Vor drei Tagen war ich zusammen mit Danny, Dr. Q, Fidel und Len unterwegs im brasilianischen Dschungel. Wir hatten den Auftrag, ein zuvor entdecktes Terroristenlager aufzuspüren. Der Auftrag erforderte einen Absprung aus dem Helikopter. Nachts mit dem Fallschirm zwischen irgendwelchen Bäumen zu landen ist eine echte Kunst. Eine Kunst, die ich normalerweise auch beherrsche. Aber irgendwie wollte der Baum nicht zur Seite und so knallte ich bei knapp 15 Metern gegen den Stamm, fiel runter und blieb bei 2 ½ Meter kopfüber hängen. Das war das aber zum Glück der einzige Zwischenfall. Der Auftrag verlief perfekt, wir spürten die Terroristen am Morgengrauen auf. Der Widerstand war gering und so konnten wir im gesamten Lager Sprengladungen anbringen und uns aus dem Staub machen, während das Lager hinter uns in die Luft flog.
Tja, und nun bin ich wieder zu Hause, liege auf dem Bett und beobachte, wie die Katze auf dem Schrank rumbalanciert. Neben mir, die wohl bezauberndste Frau der Welt, leichtbekleidet und eingehüllt in weißem Satin. Ich lächelte und wandte meinen Blick wieder der Katze zu, als plötzlich der Laptop piepste. Eine Nachricht. Absender war ein gewisser Dark Magic. Er schrieb, er bräuchte Hilfe und würde mich heute Abend über die A.I.M. –Nummer anrufen. Nicht, dass ich auf einmal irgendeine Vorahnung bekäme, aber allein schon der Name machte mich etwas stutzig.
Es wurde Abend. Sarah lag im Liegestuhl auf dem Balkon, in irgendein Buch vertieft, während ich mich am Laptop aufhielt. Das Telefon klingelte. Jemand rief auf der A.I.M. –Nummer an. Ich hob ab:
„Paddy J.?“
&#8222Dark Magic hier. Hab übers A.I.M. von dir Erfahren. Hast du über den nächsten Zeitraum schon was vor?“
„Schon möglich. Um was geht’s denn?“
„5.000 hab ich bereits überwiesen. 10.000 bei Ankunft, die restlichen 10.000 nach Abschluss. Ich erwarte dich übermorgen in Prag am Flughafen. Du findest mich neben dem Haupteingang am Telefon. Einzelheiten erfährst du, wenn du ankommst. Nur ein Tipp, es geht um Arulco“
>>klack<<
Ich war wie geschockt. 25.000 Dollar. Und ich hatte schon Zweifel ob ich demnächst 20.000 verlangen sollte. Klarer Fall, das musste was großes sein. Ich befragte den R.I.S. Aufklärungsservice, der mir dank dem A.I.M. bekannt war, nach Infos über Arulco. Kurze Zeit später kam auch schon die Antwort. War eigentlich nicht besonderes aber der Satz „Hat für seine Größe ein relativ großes Militär“ ließ mich schon erahnen, was mich erwartet. Ich ging auf die Bobby Ray – Site. Auch er war mir durch A.I.M. bekannt. Nach der üblichen Bestellung musste ich nur noch Sarah klarmachen, was ich vorhatte. Ich ging auf den Balkon.
„Hör mal, ich muss mit dir Reden“
Sarah hatte diesen Blick drauf, der schon erahnen lässt, dass sie bereits Bescheid wusste.
„Ist es wieder so was wie letztens?“
„Größer als das. Viel Größer.“
Sie stand auf.
„Wenn du schwer verletzt zurückkommst, dann schwöre ich dir, dann bring ich dich um.“
Sie lächelte. Das war ihre besondere Art. Sie sah das alles sehr positiv und akzeptierte meine seltsame Berufwahl. Wir küssten uns...vielen gemeinsam auf Bett...
Den nächsten Tag verbrachten Sarah und ich zu Hause, erst Abends fuhren wir zum Flughafen, wo ich mich nach einem Abschiedskuss direkt zum Abflugschalter aufmachte. Etliche Stunden später kam ich noch etwas müde von dem Schlaf im Flugzeug in Prag an und suchte zu aller erst im Parkhaus den Mitarbeiter von Bobby Ray auf, der mir dann eine Tasche übergab und sofort wieder in seinem Mercedes verschwand. Dann begab ich mich zum Haupteingang. Ich bemerkte sofort einen etwas größeren Mann mit Mantel und Sonnenbrille, aber vor allem mit Springerstiefeln, der an den Telefonen stand und den Hörer am Ohr hatte. Ich ging zum Apparat neben ihm, nahm den Hörer und klopfte an die Trennwand. Der Mann lag den Hörer auf.
„Paddy J?“
„Ich glaube schon.“
„Dark Magic. Ich hab von dir gehört. Wie war das Wetter in Brasilien?“
„Ich denke hier isses schon angenehmer.“
Wir setzten uns in ein Cafe im Flughaften, er nahm die Sonnenbrille ab und ich bestellte zwei Kaffee.
„Zur Sache. Es geht um Arulco. Der ehemalige Diktator Enrico hat mich aufgesucht, die jetzige Diktatorin Deidranna auszuschalten. Anscheinend soll sie da unten großes Unheil über das Volk gebracht haben. Jedenfalls sind bereits einige Söldner vor Ort.“
„Hmm, ich versteh nicht ganz, wieso du gerade an mich gedacht hast?“
„Ich hab übers A.I.M. von deinem Einsatz im brasilianischen Regenwald gehört und mich über dich informiert.“
„Aha. Na schön, ich bin dabei.“
„Gut. Die weiteren Zehntausend kommen dann per Überweisung an dein A.I.M. –Konto. Ich hab dir bereits nen Hubschrauber organisiert, der dich nach Arulco bringt. Deine Kontaktperson ist DocSchuh. Er wartet in Drassen auf dich und informiert dich über alles weitere.“
„Gut.“
„Wenn der Auftrag zu Ende ist, kommen die letzten Zehntausend auf per Überweisung.“
Wir gingen durch verschiedene Gänge, bis wir dann auf dem Rollfeld standen, wo schon ein Hubschrauber auf mich wartete.
„Also, Viel Glück.“
„Danke, ich hoffe mal der macht wenigstens ne Pinkelpause.“
Dark Magic ging und ich stieg in den Hubschrauber. Wir hoben ab, flogen etwa 2 ½ Stunden bis zu irgendeinem kleinen Kaff, wo wir dann auftankten und schließlich weiterflogen.
Wir waren etwa auf 300 Meter. Nur ich und der Pilot saßen in der 355 Twin Star. Der Flug war recht angenehm und der Pilot erzählte von seiner Dienstzeit beider U.S. NAVY. Wenn ich an meine Zeit bei den Fallschirmspringern zurückdenke und höre, was der Pilot so alles mitmachen musste, schien meine Einheit ein echter Glücksfall zu sein. Mal ganz nebenbei, mir kam mein Ausbilder von Anfang an etwas zaghaft vor.
Drassen war erreicht und aus der Luft konnte ich bereits eine große Anzahl von Streitkräften beobachten. Wir landeten. Ich bedankte mich beim Piloten und er wünschte mir nochmal viel Glück und hob kurz darauf wieder ab. Nun war ich also da. Mein erster Eindruck war relativ gut. Alles sehr sauber und ordentlich.
Jemand kam auf mich zu.
„Paddy J.?“
„Der bin ich.“
„Mein Name ist DocSchuh. Dark Magic hat mich über dich informiert. Du kommst als Unterstützung?“
„Sieht ganz so aus. Wie ist die Lage?“
„Wir halten uns ganz gut. Es gab so gut wie keine Verluste. Die Milizen können dem Feuer der feindlichen Verbände standhalten und bisher haben wir schon einige Städte sowie Raketenstellungen unter Kontrolle.“
„Aha, eins würde mich interessieren. Sind das hier alles einheimische Milizen?“
„Soweit ich weiß ja. Momentan bin ich ja auch nur hier in Drassen und kontrolliere, ob alles läuft.“
„Nun, was genau sind jetzt meine Pläne?“
„Am Besten, du schließt dich dem Großteil der Truppe in Grumm an. Das ist zwar eine Lange Strecke, aber wenn du einen unserer Jeeps nimmst und dich relativ weit im Norden fortbewegst, solltest du bis Chitzena keine Probleme habe. Ob die Straße zwischen Chitzena und Grumm frei ist, kann ich dir nicht sagen.“
„Na ja, das ist ja immerhin ein Anfang.“
„Ich werd den anderen Bescheid geben, dass du dich auf dem Weg befindest. Ansonsten Viel Glück.“
„Danke“
Ich deckte mich noch mit 2 Feldflaschen und einem kleinen Snack für die Fahrt ein, nahm mir einen der Jeeps und studierte die Karte. Ich kann nur hoffen, dass DocSchuh recht hat und ich nicht auf feindliche Kräfte stoße. Nicht das ich feige wäre, aber ganz alleine ist da doch schon so n gewisses Risiko. Ich überlegte kurz. Ach, was soll das. Ich bin ein Söldner, das kann man sich das nicht Aussuchen. Ich nahm mir eine Karte aus dem Handschuhfach, vergewisserte mich, das ich auch alles dabei hatte und machte mich auf den Weg nach Westen...
:getsome: Anwärter für den Kampf durch Arulco

derLumpi
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Beitrag von derLumpi » 24 Aug 2002, 21:11

Die Dusche war wirklich notwendig. Das kalte Wasser wusch den Dreck, Schweiß und das Blut ab. Überreste des Gefechts mit den feindlichen Soldaten.
Vor meinem inneren Auge lief die Nacht wieder und wieder ab.

Unsere Flucht, das Scharmüzel und der Rückweg nach Cambria. Wir hatten extra einen Bogen geschlagen, um etwaige Verfolger abzufangen, allerdings war diese Sorge unbegründet. Niemand hatte uns verfolgt.
Den Unbekannten übergaben wir der örtlichen Miliz, Doc war mit Ksau bereits unterwes nach Drassen. Ksau mußte wieder ins Ausland und Doc würde die Arbeiten an den Stellungen in Drassen leiten.

Ich drehte das Wasser ab, trocknete mich ab und zog einen frischen Feldanzug an. Jetzt noch ein Frühstück und ich würde wieder einsatzbereit sein.
.

icecoldMagic
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Beitrag von icecoldMagic » 25 Aug 2002, 05:36

Quietschend öffnete sich die Angeltür als sie dem Druck meiner linken Hand nicht mehr standhielt und den Gesetzen der Physik und vor allem dem der rostigen Teile öffnete. Hier musste wohl nachgeölt werden.
Meine Schulter begann wieder zu pochen und mein Arm fing langsam an zu jucken. Der sich neu bildende Schorf schien es eilig zu haben fehlendes Gewebe zu ersetzen.
Zum Glück fühle ich soweit keine Schmerzen und die Mittel schienen ihre Zweck erfüllt zu haben.
Ein weiteres Werkzeug eines Kriegers. Die Idee war als einer der ersten den Deutschen gekommen um ihre Soldaten in den Schützengräben Frankreichs den Geschützehagel erträglicher zu gestalten. Trotzdem verloren sie nicht nur diesen Krieg...
Sein Land war damals zwar auf der Gewinnerseite gestanden, was auch ein Verdienst seiner Großväter gewesen war, aber er hatte zu Zeiten des kalten Krieges oft genug an der Grenze zu stehen gehabt und einen guten Draht zu den Leuten des Bundesnachrichtendienstes entwickelt. Oft waren die Soldaten der Organisation bei inoffiziellen Zwischenfällen zur Unterstützung herangezogen worden.
Die Präzision der deutschen Einsatz und Spionageeinheiten war hervorragend, es waren auch einige Ehemalige der innerdeutschen Grenzschutztruppe im der ersten Einsatzkommando der Organisation gewesen.
Damals...
Früher...
Vergangen...

Meine Gedanken waren abgeschweift. Erst jetzt bemerkte ich das relative Ruhe im Gang herrschte. Es waren nur vereinzelt Gespräche aus anderen Zimmern zu hören, auch saßen nur vereinzelt Leute herum, meist mit Verbänden oder Verletzungen.
Ein lautes Lachen war zu hören und ich blickte zurück zur Tür, die sich gerade hinter einer hinreisend hübschen Dame schloss. Lange Beine und ein wiegender Gang, ein Reißbrett mit ein paar Notizen in der Hand, mit der anderen brachte sie eine Strähne wieder an den angebrachten Platz hinter dem Ohr.
Ein Schmunzeln lag auf ihren Lippen als sie sich mir näherte und den Blick auf mich richtete... und dann verging es auch.
Sie blieb einen Schritt vor mir stehen und schien sich nicht sicher zu sein was sie sagen sollte... oder wollte.
Ich wusste nicht in wie weit sie ihre Befreiung mitbekommen hatte, sie war ziemlich ausgebrannt und wie in einem Schockzustand gewesen aber sie schien sich in dieser Hinsicht schnell erholt zu haben.
Das war gut. Und Ethan würde es sicher auch gut tun, soweit er das Verhältnis zwischen den beiden richtig eingeschätzt hatte. Ansonst... hatte ich geholfen. Es war keine Mission gewesen. Keine Jobs, keine Aufträge...
Einem Kamerad aus der Klemme helfen, dafür waren Kameraden da.
Und man klaute einem Mann nicht seine Lieblingsknarre.
Das Tat man aus Prinzip nicht. Es ist egal wie du wenn mit was killst, aber nimm niemals die Waffe eines Profis ohne zu fragen.
Außer du bist besser als er...
Und das in Arulco jeder auf jeden schoss... dafür konnte er ja nichts. Und wer schießt, der muss auch damit rechnen das man zurückschießt.
Auch eigentlich ein Naturgesetzt.
Nein, was mir fehlte war ein richtiger Einsatz. Etwas richtiges, mit Planung, mit richtigem Ablauf, einfach ein richtiger Auftrag.

Die junge Dame schien sich gefasst haben und dankte mir der taktvollen, kleine Pause indem sie das Gespräch begann.
„Kann ich ihnen helfen, Mister...“, sie hob fragend die Augenbrauen schien aber ansonst eher Abstand zu mir zu halten.
„Ja, können sie“, überging ich die indirekte Frage nach meinem Namen, „bringen sie mich zum diensthabenden Arzt.“ Ein Seufzen entrang sich meiner Kehle. „Ich hab was zum flicken“ und zeigte auf meine Schulter. Wieder trat ein fragender Ausdruck auf ihr Gesicht.
Sie schien zum sprechen anzusetzen, doch hinter ihr öffnete sich eine der Seitentüren und ein Mann in Arztkleidung erschien, hielt die Tür für ein junges Mädchen von vielleicht sechzehn Jahren auf. Ein Arm war bandagiert. Das Mädchen bedankte sich beim Doktor welcher sich verabschiedete und zu mir und meiner hübschen Konversationspartnerin hinzugesellte. Ein erkennender Blick, Doktor Vincent Beaumont war mit mir schon von früheren Stippvisiten meinerseits vertraut. Er deutete auf die Tür aus der er gerade getreten war und wechselte noch ein paar leise Worte mit Mister Silverman’s Bekannten und schob mich dann aufordernd in den Raum. Ein Operationssaal.
Kurzerhand setzte ich mich auf die nahe Liege und streifte das Shirt ab.
Doc Beaumont zog sich einen kleinen, mit Rollen ausgestatteten Hocker zu sich und entfernte mit zögerlichen Griffen das Pflaster.
„Mister Beaumont“, sprach ich ihn mit ausdruckslosem Gedicht an ,“ich bin keine Frau.“
Verblüfft schaute er mich an, zuckte mit den Schultern und entfernte das restliche Pflaster mit einem Ruck.
„ Die Blutung war schwer zu stillen und es hat einiges an Gewebe mitgenommen, ich hoffe das es keine Muskeln erwischt hat Doc.“
Mit genauem Blick überprüfte der Doc die Wunde und nickte geistesabwesend bestätigend.
„Ja, sie haben Recht. Ob Muskeln fehlen kann ich ihnen im Moment nicht so genau sagen, das Blut muss erst mal weg. Aber eins kann ich ihnen jetzt schon sagen, das muss ich nähen.“
Resignierend seufzte ich.
„ Dann machen sie.“
Der Doc war aufgestanden und überprüfte gerade ein paar Edelstahlwerkzeuge die auf einem Rolltisch lagen.
Dann zog er eine große Spritze aus dem geordneten Regiment der medizinischen Geräte und fragte mit einem dicken Grinsen, „haben sie Angst vor Spritzen.“
Ich lag schon auf dem Operationstisch und blickte in das helle Licht welches die starke OP-Lampe mir entgegenfeuerte. Ich bemerkte gar nicht wie Kanüle in meinen Körper eindrang.
„Nein.“
Die Decke war weiß gestrichen. Doc Beaumont trommelte mit den Finger leicht auf den Tisch.
„So... das dauert nicht mehr lang...“ hörte ich den Doktor neben mir.
„ Doc... kennen sie jemand der ihren Namen trägt? Der auch Vincent heißt?“
Das Licht begann zu wabern. Die Decke wurde unscharfer.
Und kalt. Ein Kältegefühl begann Besitz von mir zu ergreifen. Ein leichter Wind schien von der Decke zu strömen, ein gekühlter Raum in diesem Land, das teilweiße subtropische bis arid sein konnte. Eigentlich eine Wohltat, doch jetzt kam es ihm wie ein Eiswind vor. Erinnerungen an Finnland krochen aus den hinteren Ecken seiner Erinnerung. Es wurde immer kälter.
Eine verzerrte Stimme erklang und schien ewig zu brauchen um durch die Ohren das Gehirn zu erreichen.
„ Doch... ich kenne jemand der meinen Namen trägt...“ Doc Beaumont schien weit weg zu sein, „Vega... Vincent Vega... das war noch damals... in den Staaten...“
Und dann zerfloss das Licht...

...und eine Stimme erklang.

„Scheiße ist das hier kalt!“

Shadow-of-Death
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Beitrag von Shadow-of-Death » 28 Aug 2002, 17:41

Die beiden Söldner huschten wie Schatten durch das dichte Gewirr des Urwaldes. Sie waren Killer. Sie töteten Lebewesen ihrer eigenen Spezies für einen Lohn der die Gefahr die darin lag aufwiegen sollte. Doch nichts ging über ein menschliches Leben wenn man den Beteuerungen von Menschen glauben schenken konnte, die in zivilisierten Ländern in Europa aufwuchsen und nie etwas anderes gesehen hatten als ihre schöne heile Welt. Doch diese Söldner und die restliche Bevölkerung dieses Landes wusste es besser. Sie hatten die grausame Fratze des Krieges gesehen und wussten das sogar sehr viel über ein menschliches Leben ging. Allem voran natürlich eine gute Waffe. Selbst eine Kugel ging manchmal weit über ein menschliches Leben. Doch meist löschte sie nur eines aus...

Vorsichtig schlich sich der Sandmann vorwärts. Sie hatten die Waffen der Toten an sich genommen und waren auf dem Weg auf freies Gelände zu kommen. Der Dschungel bot viele Vorteile, aber sie waren beide Scharfschützen die ihre Feinde aus großer Entfernung ausschalteten. Der Regenwald war hier zu dicht als das sie ihre großen Gewehre günstig einsetzen konnten. Letztendlich mussten sie auf freies Gelände um ihre Vorteile richtig ausspielen zu können.

Eine Buschschlange wand sich gen Boden und zog sich wieder zurück als die Männer durchkamen. Vielleicht hätte Isaac es schaffen können sich vorbei zuschleichen ohne das die Schlange reagierte. Aber Perez hatte nicht diese Verbindung zur Natur wie der Deutsche. Der italienische Profikiller hatte duzende Aufträge in Städten erledigt die Isaac nicht einmal in Betracht gezogen hätte. Er mochte die Städte nicht und jagte lieber in der freien Natur. Es war ihm dabei egal ob seine Beute vier oder zwei Beine hatte. Der einzige Unterschied bestand für ihn darin das er die Vierbeiner nur bei akuter Gefahr oder wenn er Hunger verspürte erlegte und dann vollständig verwertete. Die Zweibeiner dagegen mussten nur auf der falschen Seite sein und kamen automatisch auf seine Abschussliste.

Der Italiener dazu war an die Stadt gewöhnt. Er konnte durch Fensterscheiben schießen und dabei die Abweichung mit einberechnen. Er jagte ausschließlich zweibeinige Raubtiere der Spezies Homo Sapiens und war darin ziemlich gut. Er könnte wohl keinem Tier das Fell abziehen, aber er konnte einem Ziel über einen Kilometer eine Kugel in den Schädel jagen. Und das würde ihn in der offenen Graslandschaft extrem tödlich machen. Doch noch war er inmitten des Regenwaldes, wo es weit tödlichere Lebewesen gab. Sandmann gehörte ebenso dazu wie die Männer die ihre Gewehre im Anschlag hatten und die schon seid Wochen hier im Dschungel lebten und ihn wie ihre Westentasche kannten. Es waren die Grünen Teufel...

KdA-Erzähler
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Beitrag von KdA-Erzähler » 28 Aug 2002, 17:49

Die Hitze des Tages war gewaltig. Kein Lüftchen regte sich unterhalb der hohen Kronen der Regelwaldbäume. Schwüle, abgestandene Luft beherrschte die grüne Hölle und machte sie für jeden normalen Menschen zur Tortur. Moskitoschwärme flogen wie kleine Wolken umher und stachen alles was nach süßem Blut roch. Tiere gehörten ebenso dazu wie die Menschen. Doch die Männer die dort auf dem Baum lagen wurden nicht gestochen. Es gab hier eine Pflanze dessen Blätter zerrieben ein perfektes Antimückenmittel ergaben. Diese Männer waren schon seid mehreren Wochen und teilweise sogar länger ständig hier gewesen und hatten gelernt wie sie hier überlebten. Nur die Besten hatten überhaupt den Eignungstest überstanden. Von den anderen hatte man dann nichts mehr gesehen. Ausgelöscht. Genauso wie alle Beweise dafür das diese Männer überhaupt je existiert hatten.
Sie waren Geister. Niemand außer der Herrin wusste von ihrer Existenz und jeder der es je erfahren würde war tot bevor er etwas sagen konnte.

Als die Rebellen ihre ersten Erfolge erringen konnten, wurde Deidranna nervös und befahl die Bildung einer Spezialeinheit die den Dschungel um Meduna sichern sollte. Sie wurden die grünen Teufel genannt da sie allesamt Tarnungsspezialisten waren und sich im Dschungel auskannten wie kein Zweiter. Sie hatten ein Training durchlaufen das sie bis an die Grenzen ihrer Belastbarkeit getrieben hatte und sie waren Spezialisten im tarnen, für Sprengstoffe aller Art und andere Fallen, für den bewaffneten und unbewaffneten Nahkampf und natürlich waren sie allesamt exzellente Schützen. Nach ihrem Training wurden sie im Dschungel vor Meduna ausgesetzt, mit der Anweisung jeden zu töten der sich dort aufhielt und nicht die Uniform der Armee hatte.

Seitdem hatte es immer wieder Berichte über verschwundene Jäger und Kräutersammler gegeben und die grünen Teufel hatten den Dschungel seitdem nie verlassen. Alles was sie zum Überleben brauchten bot ihnen der Dschungel und ihre Ausrüstung konnten sie an geheimen Vorratdepots auffüllen. Sie waren nun die wahren Herren des Dschungels. Sie hatten ihre eigenen Bräuche und Rituale entwickelt. Dazu gehörte das sie jedem ihrer Opfer den Kopf abschlugen und an einem bestimmten Baum aufhangen. Es waren schon viele Köpfe an diesem Baum befestigt...

Ein paar von ihnen, niemand, nicht einmal Deidranna selbst, wusste wie viele es von ihnen gab, hatten nun nach langer Zeit wieder neue Opfer gefunden. Still und mit Verwunderung hatten sie die Bewegungen der neuen Beute begutachtet. Es waren Profis die sich auskannten. Besonders der größere der beiden kannte sich in der Wildnis aus. Sie waren eine würdigere Beute als die schwachen Jäger die sie bis jetzt erlegt hatten. Diese Köpfe würden sie höher als die anderen aufhängen.

Ein leises Rascheln ertönte als das grüngeschminkte Gesicht sich zurückzog um seine Kameraden über die Eindringlinge zu unterrichten. Sie mussten ihnen eine Falle stellen und sie überraschen. Eine direkte Jagd war zu gefährlich. Der Jäger wurde nur allzu leicht selbst zur Beute wenn die Beute zu gut war. Und diese Beiden waren gut...
Der offizielle Erzähler und Kritiker des "Kampf durch Arulco" Threads.

Shadow-of-Death
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Beitrag von Shadow-of-Death » 28 Aug 2002, 17:58

Aufmerksam schaute sich der Sandmann um. Im Urwald herrschte ein dämmriges Dunkelgrün vor. Nur vereinzelte Lichtstrahlen drangen durch das dichte Blätterdach und brachten einen Schimmer Helligkeit auf den Boden. Allzu leicht konnte man einen Gewehrlauf übersehen den ein Heckenschütze durch das Unterholz geschoben hatte um den unglücklichen Vorübergehenden niederzuschießen. Es war ein gefährlicher Ort und doch war er Sandmann vertraut wie sonst nichts.

Er brauchte nicht einmal unbedingt nach dem Gewehrlauf Ausschau zu halten denn er wusste das er ihn nie entdecken würde. Auch würde sich ein gut getarnter Soldat nicht von ihm entdecken lassen. Allerdings konnte sich nichts wirklich vor der Natur verstecken. Der Wald wusste was in ihm kroch und krauchte und so musste man nur dem Wald lauschen. Auch wenn ihn schon manch Einer für komplett durchgeknallt gehalten hatte, wenn er ihm erklärte das der Wald ihm mitgeteilt hätte wo der Scharfschütze gewesen war, so wusste er doch das es so war. Man musste nur die Sprache des Waldes nur verstehen lernen. Die einfachste Sprache waren die Vögel. Sie wagten sich nicht in die Nähe des Menschen und wenn irgendwo ein Vogel verschreckt aufflog könnte dort ein Mensch lauern.

Doch auch der Wind war ein guter Informant. Isaac hatte eine sehr feine Nase und die betäubenden Düfte des Urwaldes wurden manches mal vom Schweiß eines Menschen durchwebt und warnten ihn so vor der Anwesenheit eines weiteren Säugetieres. Der Wald war ein verlässlicher Informant und Isaac bezahlte ihn dadurch, dass er ihn achtete und versuchte so viel Schaden wie nur möglich von ihm abzuwenden. Es war ein guter Pakt...

Lautlos wie Katzen huschten die beiden Scharfschützen dahin und nur ein paar kleine abgebrochene Äste oder ein leichter Abdruck im weichen Dschungelboden gab überhaupt Zeugnis davon ab, dass hier jemand lang gelaufen war. Und selbst diese Spuren waren nur hin und wieder zu sehen da beiden wussten das jede noch so kleine Spur sie selbst zu den Gejagten werden ließ. Vorrausgesetzt etwaige Verfolger wussten diese zu deuten und konnten sie verfolgen. Die beiden Scharfschützen glaubten nicht wirklich das es in Deidrannas Armee Leute gab die diese hohe Kunst beherrschten. Es war nicht einfach solche Spuren zu entdecken.

Ein rascheln des Blätterdaches und die beiden gingen wie eine Einheit in die Hocke und schauten und horchten aufmerksam in die Dämmerung hinein. Beide hatten sie ihre Scharfschützengewehre auf dem Rücken und Perez hatte eines der erbeuteten Gewehre in der Hand während Sandmann die MP5 mit Schalldämpfer seines getöteten Spotter in der Hand hatte. Sie war mit normalen Vollmantelgeschossen geladen, aber Isaac hatte die Magazine so gefüllt das jede zweite Kugel ein Hohlspitzgeschoss war. Bei einem normalen Feuerstoß von drei Kugeln war so gesichert das bei einem Gegner ohne Panzerung die maximale Zerstörung zur Geltung kam, während bei einem gepanzerten Gegner mindestens eine Kugel die Rüstung durchschlagen könnte.

Als es sicher war das hier nichts war ging es weiter, doch plötzlich bemerkte Sandmann wie sich der Urwald veränderte. Die Vögel hörten teilweise auf zu singen und die Affen kreischten nicht mehr. Eine tödliche Stille bemächtigte sich der Umgebung und ein kalter Schauer wanderte über Isaacs Rücken. Er spürte regelrecht das hier etwas war. Wie ein Tier hob er die Nase in die Höhe und blähte seine Nasenflügel. Ein heiseres Wort kam über seine Lippen:
”Warte!”
Wie ein Schatten huschte er in das Dickicht welches sich mit einem Rascheln öffnete und wieder schloss. Perez gehorchte dem indirekten Befehl und hockte sich mit einem mulmigen Gefühl auf den Boden. Sandmann würde schon wissen was er tat. Er hatte Erfahrung in solchen Einsätzen und würde bestimmt gleich wieder kommen. Bestimmt...

Einige Minuten vergingen und die schlanke Gestalt Isaacs schälte sich aus der dichten Blätterwelt die den Dschungel darstellte. Ein winken mit der Hand und ein knapper Befehl waren alles, bevor er sich wieder umdrehte und leise raschelnd wieder verschwand:
”Schnell. Hier ist e nicht sicher. Ich weiß nicht wer oder was aber hier ist irgendwas. Wir müssen hier weg ins dichteres Gehölz. Dort können die ihre Zahlen nicht so ausspielen.”

Die beiden rannten auf eine größere dichte Ansammlung von Bäumen und Sträuchern zu als ein dumpfes gedämpftes Spucken ganz in ihrer Nähe ertönte. Blätter wurden zerrissen und Kugeln zischten geräuschvoll an den Leibern der beiden vorbei die sich geistesgegenwärtig auf den Boden geschmissen hatten und jeweils in eine andere Richtung gerollt hatten. Die Jagd hatte begonnen und die Rollen mussten neu verteilt werden wenn die beiden Scharfschützen überleben wollten...

Ypsilon83
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Beitrag von Ypsilon83 » 01 Sep 2002, 22:21

Ypsilon war mit seinen Rekruten seit beinahe einer Stunde bei den Verteidigungsanlagen der Stadt.
Zum hundertsten Mal liess er sie zwischen den Sandsäcken herumlaufen und zeigte ihnen die passenden Verteidigungsaktionen auf alle möglichen Angriffsvarianten des Feindes.
"Carlos, dich hat gerade ein Scharfschütze erschossen. So lange wie dein Kopf oben war, dürfte er jetzt nur noch ein bluter Klumpen sein!
Juan, so hoch wie du deinen Hintern beim robben hast, könnte man dich für schwul halten!"
Beinahe ohne Pause brüllte Ypsilon über das Gelände.
Doch seine Gedanken waren nicht immer voll bei der Sache.
Einerseits suchte er den Wald immer wieder nach einer realen Bedrohung ab, andererseits dachte er über verschiedene Dinge nach.
Lumpi war mit seinem Trupp vor beinahe fünf Tagen aufgebrochen, er müsste bald zurückkommen. Das Training der Milizen kam gut voran, wenn auch nicht gleichmässig schnell. Und es musste einfach schnell gehen. Deidranna verlor immer mehr Macht und würde deshalb wohl alle Möglichkeiten zur Machterhaltung verzweifelt ausnutzen. Dazu gehörten auch frühzeitige Angriffe auf gerade vom Feind eroberte Städte.
Mit schnellen, weiten Sätzen sprang Ypsilon von einer Sandsackreihe zur nächsten, um wieder etwas näher am Geschehen zu sein.
Zwei laute, grelle Pfiffe schallten über das Gelände. Kurze Unterbrechung. Die Rekruten sahen Ypsilon an.
"MG Sperrfeuer aus Südost. Domingo, deine Sandsackdeckung wird gerade nach und nach zerfetzt. Du wirst von Sand überhäuft und merkst, dass deine Deckung immer geringer wird. Wie reagierst du?"
"Ähm, ich springe auf und versuche in die nächste Deckung zu rennen?"
"Hm, soll ich mich mal mit meinem MG da drüben aufstellen und wir spielen das Ganze mal durch?"
Domingo schüttelte entsetzt den Kopf.
"Du kannst hier eigentlich nur versuchen noch weiter auf den Boden zu kommen, ansonsten bist du handlungsunfähig. Gib einen Funkspruch ab, damit sich jemand anderes darum kümmert. Entweder eins von unseren MGs mit gezieltem Sperrfeuer, oder..."
Er deutete hinter sich, auf ein kleines unauffälliges Gebüsch auf einem der zahlreichen Erhöhungen, von dem aus man das Gelände gut überblicken konnte.
"Hierbei ist das Teamwork wieder besonders wichtig. Er gibt durch, dass er beschossen wird. Ein Anderer, der die Möglichkeit dazu hat, meldet, dass er übernimmt und gibt Bescheid, sobald das MG weg ist, damit sich der vorher Eingeschlossene entfernen kann. Also dann weiter."
Ein Milizionär versuchte von einer Deckung zur nächsten zu rennen.
"Marco, Beinschuss."
Er liess sich zu Boden fallen und gab zum Zeichen seiner Verwundung einige Klagelaute zum Besten.
"Na, was ist? Sperrfeuer und dann den Kameraden in die nächste Deckung bringen. Na los!"
Zwei seiner Kameraden sprangen aus ihrer Deckung auf, rannten zu ihm und zogen ihn in Deckung.
"Wo bleibt der Sani?"
Kurz darauf sah Ypsilon den Sanitäter von der anderen Seite der Anlage heranhechten.
"Bum, euer Sani wurde gerade von einem feindlichen Scharfschützen erschossen. Gerade Sanis sollte etwas vorsichtiger sein."
Etwa zehn Minuten später war die Übung beendet. Die Milizen stellten sich in zwei Gruppen auf. "Lebende" und "Tote".
"Schaut euch nur genau um. Wie viele hier gestorben wären, wenn der Angriff echt gewesen wäre. Und das war nur ein mittelmässiger Angriff. Nur damit ihr seht, wie weit ihr mit eurem Training bisher seid. Aber ich muss sagen, dass ihr euch ziemlich gut geschlagen habt."
Ein erschöpftes Lächeln auf den Gesichtern der Milizen. Ein Lob war nach solch einer Übung oftmals das Beste.
"Okay, das wars für heute. Bald gibts Abendessen, wir sehn uns dort....Weggetreten!"
Nachdem er geduscht hatte, machte sich Ypsilon auf zum Dorfplatz, neben dem auch die Kantine lag, in der sie immer assen.
Ausser einem Teil seiner Leute war noch niemand da. Die meisten von ihnen lungerten im Schatten der Bäume und Häuser herum. Ihr Milizendasein schien ihnen eine gelungene Abwechslung zum normalen Fabrikarbeiter-Alltag.
Ypsilon setzte sich an einen der Tische im Freien vor der Kantine. Ein Schild neben der Tür verhiess, dass man ab sofort auch im Freien essen durfte.
Welch Luxus.
Ypsilons Blick fiel auf die Kompakt-Anlage auf dem Tisch nebenan.
Er sah einen der Milizionären an.
"Wem gehört die?"
"Marco, er sitzt dort drüben unter dem Baum Senor."
"Danke."
Ypsilon sah zu Marco hinüber.
"Marco?" Darf ich?"
Auf Marcos Nicken zog Ypsilon eine CD aus der Tasche und legte sie ein.
Eine selbstgebrannte CD mit der Aufschrift "Iron Maiden".
Das erste Lied begann und Ypsilon drehte den Bass, sowie die Lautstärke bis an die Belastungsgrenze und diese lag wirklich sehr hoch.
Kurz darauf schallten die ersten Töne über die Stadt.
Fear of the Dark, ein Lied, das mit Erinnerungen behaftet war.

I am a man who walks alone
And when I'm walking a dark road
At night or strolling through the park
When the lights begin to change
I sometimes feel a little strange
A little anxious when it's dark


Ypsilon lehnte sich etwas zurück und sah über den Platz.

Fear of the dark, fear of the dark
I have a constant fear that something's
always near
Fear of the dark, fear of the dark
I have a phobia that someone's
always there
Have you run your fingers down
the wall
And have you felt your neck skin crawl
When you're searching for the light?
Sometimes when you're scared
to take a look
At the corner of the room
You've sensed that something's
watching you


Aus Norden näherte sich Tiger mit seinen Leuten. Vom südlichen Teil des Strands kam SEAL mit seinen Leuten.
Auch sie mussten die Musik schon hören, Ypsilon grinste etwas.

Have you ever been alone at night
Thought you heared footsteps behind
And turned around and no one's there?
And as you quicken up your pace
You find it's hard to look again
Because you're sure there's
someone there.
Watching horror films the night before
Debating witches and folklore
The unknown trouble's on your mind
Maybe your mind is playin' tricks
You sense, and suddenly eyes fix
On a dancing shadow from behind.


Den Kopf im Takt mitzubewegen unterliess er. Die Blicke, die man ihm bisher zuwarf waren schon verwirrt genug.
Tiger und SEAL näherten sich mit ihren Rekruten immer mehr. Langsam konnte Ypsilon ihre Gesichter erkennen und auch sie erkannten, wer für diese Musik verantwortlich war. Man konnte es in ihren Gesichtern lesen.

Fear of the dark, fear of the dark
I have a constant fear that something's
always near
Fear of the dark, fear of the dark
I have a phobia that someone's
always there
When I'm walking a dark road
I am a man who walks alone.


Es war ein so schönes Lied, wenn man den Text verstehen konnte.
Tiger und SEAL kamen direkt auf ihn zu.
Ypsilon sass immer noch zurückgelehnt da und wartete, wartete auf seine Kameraden und darauf, dass ein Gong bekanntgab, dass das Essen fertig war.
Kassenwart und Co-Leader im KdA
MITGLIED DES SÖLDNERTEAMS IM KAMPF DURCH ARULCO
ANSPRECHPARTNER BEIM B&HMP

SÖLDNER DES B&HMP

:sid:YPSILON:mg:

SEAL
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Beitrag von SEAL » 02 Sep 2002, 18:14

Tiger war zu spaet gekommen, aber nur wenige Minuten, was ihm Y wohl gerade noch so verzieh...der Schlafraum war stickig und schwuel gewesen, was sich sehr auf meine Laune am morgen auswirkte: sie war auf einem Tiefpunkt...Das Wasserballspiel am Strand als Alternativtraining hatte den meisten Rekruten Spass gemacht, und auch das Teamgefuehl gestraekt.
Beim Abendessen deutete Tiger an, dass er am naechsten Tag nach Norden gehen wolle, wogegen es keine Widerworte gab. Y wuerde sich hauptsaechlich im Sueden aufhalten, weshalb fuer mich an sich nur das Fabrikgelaende in Frage kam...

"Okay, zum Aufwaermen rennen wir umdie Werkshalle, und machen jedesmal wenn wir hier ankommen 20 Liegestuetzen....LOS!!!"

Rennen war ne beleidigung, es war ein sehr lockerer Trab, so das wir fuer die ca 300m lange Runde knapp 2 Minuten benoetigten. eine Stunde spaeter war selbst der groesste Drueckeberger warm geworden.

"OK, da wir 26 Mann sind brauch ich 13 Freiwillige...Auf dem Marktplatz muesst ihr euch entschieden haben..." Der kurze Rueckweg wurde schweigend zurueckgelegt.

"So, legt eure Ausruestung ab, dann treten die 13 Freiwilligen mal vor..."
ich war wirklich erstaunt, als 13 tatsaechlich vortraten....
"Gut, dann sucht euch unter den anderen 13 mal einen partner aus" kommandierte ich im Befehlston, waerend ich auf den Schwersten zuschritt..."Hat jeder einen? Gut, dann machen wir jetzt eine Wanderung, wobei die Freiwilligen die anderen tragen werden...und Los.."
Lautstarke Flueche und teilweise hoehnisches Gelaechter hallten ueber den Platz... Mann, war meiner schwer, puhh, dann gingen wir los, 5km einfache Strecke hatte ich mir vorgenommen, dann wuerden wir wechseln, aber jetzt erstmal durchhalten...
KDA, der beste Thread der Welt
die coolste Seite im Netz: http://www.frozenboard.de

Exegi monumentum aere perennius.

CAT Shannon
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Wald westlich Drassens, 2030h

Beitrag von CAT Shannon » 06 Sep 2002, 22:50

Nach einem erfolgreichen erstem Einsatztag war ich in mein Versteck tief im Innern des Waldes zurückgekehrt. Wie schon beim ersten Angriff am Morgen war auch der zweite ein vollkommener Erfolg gewesen. Auch die zweite angegriffene Patrouille wurde völlig überrascht und verlor ihren Anführer, während die Soldaten ihr Mittagessen, das aus auf einem Feuer heißgemachter Dosensuppe bestand, herunterschlangen. Es war beinahe zu einfach. Mit Angriffen dieser Art hatte die Armee wohl bisher noch keine Erfahrung gemacht. Aber über kurz oder lang würde sich das ändern. Die Soldaten würden wachsamer werden und nicht mehr auf offenem Feld rasten. Vielleicht würde die Armee auch Jagdeinheiten ausschicken um die Scharfschützen, die ihnen das Leben zur Hölle machten, auszuschalten. Wie lange wird es wohl bis dahin dauern? überlegte ich , während ich die Verpackung eines HVC-Konzentratnahrungsriegels aufriß. Einige Tage wohl mindestens, denn soweit es die Armeeführung betraf, konnten einige wenige Attacken auch auf wagemutige Rebellen zurückzuführen sein. Erst wenn die Nadelstichangriffe als neue Strategie erkannt wurden, wenn die Moral der Truppe spürbar abnahm würde man etwas unternehmen. So lange war ich relativ sicher, wenn ich keine allzu großen Fehler machte. Mit dieser Überzeugung widmete ich mich meinem Abendessen. Es war alles andere als schmackhaft. Der Riegel hatte das Aussehen und die Konsistenz von Karamel und schmeckte in etwa wie trockene Haferflocken. Aber zwei solche Riegel pro Tag, einer morgens und einer am Abend, reichten aus um einen Mann im Einsatz auf den Beinen zu halten. Wenn es sein mußte und man seine Anstrengungen etwas einschränkte, konnte man sogar mit einem pro Tag auskommen. Ich hatte genug dabei, um wochenlang nicht auf andere Verpflegung angewiesen zu sein. Natürlich hatte ich nicht vor, so lange hier draußen in der Wildnis zu kampieren, auf dem harten Waldboden und vor den Launen des Wetters nur durch eine dünne Tarnplane geschützt. Das ließ sich vielleicht eine Woche lang aushalten, aber danach konnte ich ein Bett, wie klapprig auch immer, ein Dach über dem Kopf, egal was für eine Bruchbude, eine warme Mahlzeit, und sei es nur eine Dose Bohnen, gebrauchen. Ganz zu schweigen von ein paar Stunden richtigen tiefen Schlafs statt dieses halbwachen Dämmerzustandes, zu dem man hier draußen verdonnert war.
Gegen den trockenen Nachgeschmack des HVC-Riegels nahm ich einen Schluck aus der Feldflasche. Das Wasser schmeckte nach chemischen Reinigungstabletten und war lauwarm. Naja, dachte ich, wenigstens werde ich dafür bezahlt, so unbequem und gefährlich zu leben. Das es tatsächlich Leute gab, die ein komfortables Leben führten und dann eine Menge Geld ausgaben um ihre Freizeit möglichst ohne die Annehmlichkeiten eines zivilisierten Lebens zu verbringen war für mich ein unerklärliches Phänomen.
Da ich etwa gegen drei Uhr nachts wieder aufbrechen wollte kroch ich rückwärts in den Holzstapel, den ich über meinem Deckungsloch aufgehäuft hatte. Zum Schluß zog ich noch mein Gewehr in die Deckung, dann war ich wie vom Erdboden verschluckt. Wenigstens waren die Nächte hierzulande nicht allzu kalt, war mein letzter Gedanke, bevor ich eindämmerte.
Life is a sequence of missed opportunities.

Gunny
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Beitrag von Gunny » 11 Sep 2002, 17:56

Ich atmete zweimal tief durch. Es war niemandem etwas passiert und das war dem puren Glück der Beteiligten zuzuschreiben. Schnell sammelte ich mich um niemandem meine Erleichterung anmerken zu lassen. Etwa zehn Sekunden verstrichen, ehe ich den Hörer wieder in die Hand nahm.
"Duval, zurück zum Ausgangspunkt. Gegenwärtigen Auftrag abbrechen. Verstanden? Kommen.“
Sofort erfolgte die Bestätigung. „Verstanden, bin auf dem Weg.“ Trotz des Rauschens im Hörer war das Erstaunen in ihrer Stimme nicht zu überhören gewesen und das konnte ich ihr nicht einmal verübeln. Die Entscheidung das verstecken der Akten abzubrechen, sollte es noch nicht geschehen sein, hatte ich aus dem Bauch heraus entschieden. Jedenfalls erwähnte Faith es nicht, was mich zu dieser Überzeugung kommen ließ. Mein Gefühl sagte mir das es so richtig war und solche Entscheidungen hatten sich schon öfters im nachhinein als richtig erwiesen, was mich auf sie hören ließ.
„Sierra 1-3 halten sie Position, Sicherung wieder aufnehmen. Und nächstes Mal setzen sie eine Kontaktmeldung ab, bevor sie in wilde Schießereien ausbrechen. Dann können wir so etwas wie gerade eben vermeiden. Kommen.“, wies ich ihn zurecht.
Der Führer der Sicherung bestätige. Ob der Fehler nun auf seiner Seite lag oder auf meiner war egal. In Zukunft durfte und würde so etwas nicht mehr vorkommen. Ich wandte mich an den Funker. „Geben sie an die anderen Gruppen durch, das sie sammeln und Vollzähligkeit prüfen sollen. Danach wird eine Sicherung ausgelegt und wir machen eine Rast, das sich alle wieder beruhigen können.“ Ich blickte auf die Uhr. „Im Anschluß an diesen Durchgang hatte ich das eh’ geplant.“
„Jawohl Major“, bestätigte er und machte sich sogleich an die Arbeit.
Es waren etwa vier bis fünf Minuten vergangen als Faith schließlich wieder auftauchte. Ihre Uniform schien an einigen Stellen beschmutzt, offensichtlich eine Folge des Feuergefechtes. Einige der Aufnahmen für Granaten ihrer Trageausrüstung waren leer wie ich sah. Dort hatten sich bis vor einer Weile Rauchgranaten befunden, es war also tatsächlich sie gewesen mit der die Sicherung Kontakt gehabt hatte. Ein Blick in ihr Gesicht hätte jeden Zweifler von der Richtigkeit überzeugt, der Ausdruck sprach Bände. Ich schaute sie an.
„Alles in Ordnung?“ Die Frage war zwar völlig überflüssig, aber sie stellte eine gute Einladung zum Reden dar.
Ihr Mund verzerrte sich zu einem schiefen Grinsen. „Nein.“ Faith setzte sich neben mir auf den Boden. „Ich habe es vermasselt. Ich war hinter dem Zeitplan und deshalb wollte ich die anderen ablenken, anstatt sie weiträumig zu umgehen. Tut mir leid.“
Ich schüttelte den Kopf. "Das muß es nicht, der Fehler lag ebenso bei mir. Ich hätte dich auf die Sicherung aufmerksam machen sollen. Zum Glück ist alles glimpflich verlaufen.“ Ich wechselte das Thema. „Hast du das Zeug noch bei dir?“
Faith nickte und griff in ihre Uniform um mir die Akten zu zeigen. Doch plötzlich änderte sich ihr Gesichtausdruck und statt der Akten zog sie mein GPS hervor und reichte es mir. Ich nahm es entgegen und während ich es verstaute drehte ich mich um, um zu sehen wer den Sinneswandel verursacht hatte – es war Rodriguez. Er kam auf uns zu, in der Hand, wie ich sah, ein Teil von seinem Essgeschirr.
„Sicherung liegt aus Major, der Rest der Leute rastet. Ich dachte mir das sie vielleicht einen Kaffee vertragen könnten.“ Mit diesen Worten ließ er sich ebenfalls zu Boden gleiten und reichte Faith das dampfende Gefäß. "Darf ich fragen was passiert ist Major?“
Ich nickte. „Natürlich Rodriguez. Ich hatte Hauptmann Duval losgeschickt uns zu umgehen. Sie sollte von einer sicheren Position aus unser Vorgehen beobachten und auf eventuelle Mängel prüfen. Leider vergaß ich ihr die genaue Position von Sierra 1-3 zu sagen. Meine Schuld. Den Rest können sie sich sicherlich denken.“
Konnte er offensichtlich, denn außer einem Nicken und einem kurzen Verziehen des Gesichtes gab es keine Reaktion seinerseits. "Da hatten sie aber Glück Hauptmann und nicht zu knapp. Aber das gehört dazu“, wandte er sich an Faith, während sie mir den Kaffee reichte. Er war heiß und ich verbrannte mir fast die Zunge als ich zwei Schlucke nahm. Im Anschluß gab ich ihn zurück an Rodriguez.
„Wie kommen sie eigentlich so schnell an frischen Kaffee?“
Rodriguez lächelte. „Nun, sie kennen doch Caballo, ohne Kaffee ist er nur ein halber Mensch. Und ich dachte mir das sie einen vertragen können.“
Ten thousand gobs lay down their swabs to fight one sick marine -
Ten thousand more stood up and swore,
'Twas the damndest fight they'd ever seen

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RIP Möhre

Black Roach
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Beitrag von Black Roach » 24 Sep 2002, 09:14

Ich erhob mich langsam von meinem niedrigen Hocker in Arnie’s Werkstatt und dehnte meinen Körper kurz durch. Stundenlang zu sitzen und Waffen auseinanderzubauen, zu reinigen und Ersatzteile aus nicht mehr reparabelen Waffen auszubauen war wirklich kein Traumjob; mal abgesehn davon die aus dem ewigen Sitzen resultierenden Rückenschmerzen. Aber die Arbeit hatte sich gelohnt, endlich waren alle Waffen fertig repariert. Zwar waren nicht alle in einem perfekten Zustand, aber sie funktionierten alle, und Fehlfunktionen würden wohl erst nach längerem Einsatz auftreten. Während der ganzen Arbeitszeit hatten Arnie und ich geschwiegen, nach anfäglichen Versuchen Gespräche in den Gang zu bekommen, waren wir stillschweigend darüber eingekommen, dass uns Gepräche von der Arbeit ablenken würden.
„Ich bringe die Waffen in das Voratslager, damit sie den Milizen zur Verfügung stehen.“ murmelte ich zu Arnie. Nicken seinerseits.
Nachdem ich die Waffen abgegeben hatte, machte ich mich auf den Weg zum Team-Leader. Ich war noch reltiv neu im Team und wollte nicht unbedingt dadurch auffallen, dass ich als einziger faulenzte, während andere schuffteten, also musste ich mir einen neuen Job zuweisen lassen. Ich warf einen Blick auf die sich langsam senkende Sonne, folgte dem Geräusch des Essensgongs und beschloss Yspilon direkt nach dem Abendessen aufzusuchen.
ViVa La CaCuRaChA!
__________________
there is no beginning,
there is no end,
there is only change.

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Beitrag von SEAL » 28 Sep 2002, 12:11

Wie hatte ich nur auf diese Scheißidee kommen können?? innerlich ohrfeigte ich mich duzende Male, als der Schweiß erst in Rinnsälen, dann in waren Bächen über meinen Körper lief. Der Boden war morrastig, und holprig, was ein Vorwärtskommen beschwerlich machte...bei nächsten Mal würde ich mich selber von der Geländebeschaffen heit überzeugen, und nicht auf Karten und Berichten anderer vertrauen, zumindest dann nicht, wenn es sich vermeiden lies...
Wir waren ein ideales Ziel: laut, wenig aufmerksam und kaum bewaffnet...
Der Boden stieg an...wenn die Karte richtig war, waren das nun die letzten 500m vor dem Wechsel...puh, Endspurt...ok, da war die Hügelkuppe..

"Ok, Rast!! 10 min! Späher verteilen! "

Ich ließ meinen Blick über die Gruppe der Männer schweifen. Sie genossen die Pause. Mein Blick wanderte zur Uhr, es wurde Zeit..
"Abmarsch! und die Rollen wechseln!"
Die Lacher von vorher waren nun mit Stöhnen dran...
wir marschierten in umgekehrter Reihenfolge, d.h. ich war am Ende der Kolonne. Meine Gedanken schweiften ab... wie lange sollten wir die Milizen noch trainieren? Es juckte mich in den Fingern, ich wollte wieder ins Gefecht, doch sie waren noch nicht so weit...sollten wir sie noch Wochenlang trainieren, und in der Zeit auf der Stelle treten? Sicher gingen gerade die Schützen rum, aber ich sehnte mich nach dem Süden, und nachdem Luxus der Zivilisation, je schneller Deidranna tot war, desto früher konnte ich zurück, falls ich es denn schaffte...Sollten wir die Gruppe abermals Teilen, und einige von uns hierlassen, und einige weiterziehen?
Zumindest mal kurze einwöchige Exkursionen machen, dann zurückkommen, dann die anderen 1 woche umherziehen lassen...
Der Stadtrand kam in Sicht.
"Ok, wieder normal laufen. wir gehen essen. Morgen treffen wir uns eine Stunde früher um etwas Taktik zu pauken...Wegtreten!"
Ich lief über den Platz zu Y, der Musik auf voller Lautstärke hörte. Wo er die Anlage und die CD herhatte interessiert mich nicht sonderlich, lieber wollte ich ihm meine Idee unterbreiten, als ein Gong uns zum Essen rief...
'Dann eben beim Abendbriefing' ging es mir durch den Kopf....
KDA, der beste Thread der Welt
die coolste Seite im Netz: http://www.frozenboard.de

Exegi monumentum aere perennius.

derLumpi
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Beitrag von derLumpi » 28 Sep 2002, 13:47

"Danke Schwester Angelina!" Mit den neuen Erkenntnissen im Kopf, kehrte ich ihr den Rücken und bahnte mir einen Weg in Richtung Ausgang. Robin war also tatsächlich am Leben, zwar in Gefangenschaft, aber immerhin am Leben.
Während ich durch die fast leeren Gänge zum Ausgang überprüfte ich den korrekten Sitz meiner Koppel, zog den Riemen nach. Mein nächstes Ziel war es, Robins Standort herauszufinden um ihn dann zu befreien.
Der Tag neigte sich dem Ende entgegen. Fünf Tage waren seit meiner Abreise aus Grumm vergangen. Das waren 3 zuviel. Ich steuerte das HQ der Miliz an, um meinen baldigen Aufbruch vorzubereiten.
.

Graf TIGER
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Beitrag von Graf TIGER » 29 Sep 2002, 02:09

Nach einer halben Stunde Marsch, meldete die erste Gruppe, dass sie jetzt losgehe. Ich bestätigte kurz. Wir mussten uns jetzt nach geeigneten Orten, an denen wir uns auf die Lauer legen konnten, umsehen.
Etwa drei Kilometer nördlich von Grumm, ganz in der Nähe der Strasse, fanden wir ein passendes Versteck.
„So, nun teilen wir uns auf! Alberto kommt mit mir, ihr zwei versteckt euch dort auf der anderen Seite der Strasse hinter diesen zwei grossen Felsen mit den Büschen dazwischen. OK?“ – „Alles klar!“ - „Sehr gut! Los jetzt! Die ersten werden bald hier sein!“
Alberto und ich gingen auf den Waldrand zu. „Hör zu! Du setzt dich hinter diesen Busch! Ich klettere auf den Baum da. Von da habe ich eine perfekte Übersicht. Dann sollten wir keine Probleme haben, sie zu kriegen.“, grinste ich und kletterte auf den Baum. Auf etwa vier Metern Höhe konnte ich mich gut hinsetzen, und hatte die Strasse und deren Umfeld bestens im Blickfeld. Mit Alberto konnte ich mich nun allerdings nur noch per Handzeichen verständigen.
Nun machte ich einen Funktest. „Tiger an José und Marco, hört ihr mich?“ – „Positiv, Señ... *knacks*! Aber der Empfang ni... *knister* gut.“ – „OK, muss gehen! Meldet euch, wenn ihr jemanden seht! Over!“

Nach etwa 10 Minuten Wartens knackte das Funkgerät wieder. „Miguel und Erawio bieten eine PERF... *knacks* ...TE Zielscheibe! Adios Amigos!“ Die Antwort der beiden kam sofort: „Ach, hier seid ihr? Mierda! Tocardo und Serto werden euch kriegen!“ Ich grinste. Da haben sie anscheinend nicht so gut aufgepasst. Ich war ja mal gespannt, was ihre beiden Kollegen trieben.
Nach circa 3 weiteren Minuten kam wieder eine Stimme aus dem Funkgerät: „Señor Capo?“ – „Ja? Was ist denn?“ – „Nun ...,“ die Stimme schien zu kichern, sofern man kichern vom zischen des Funkgeräts unterscheiden konnte, „... hier Tocardo! Ich sie gut sehen kann. Sie sollten sich eine andere Baum suchen!“ Blitzschnell wandte ich den Kopf nach hinten. Etwa 20 Meter hinter mir sassen, breit grinsend, Tocardo und Serto neben einem kleinen Felsen. Sie hatten mich also tatsächlich gekriegt.
Auch dem nichtsahnenden Alberto fielen sie nun in den Rücken. Jetzt wurde es spannend. Zwei gegen zwei.
Tocardo und Serto suchten erst ganz vorsichtig das Gebiet auf unserer Strassensseite ab, jedoch ohne von José und Marco bemerkt zu werden. Wahrscheinlich ahnten sie nun, dass diese zwei auf der anderen Seite der Strasse sein mussten, denn sie gingen erst Richtung Norden, bis die Strasse eine Kurve machte, so dass wir sie nicht mehr sehen konnten.
Nun beobachtete ich die Stelle, wo Marco und José sein mussten. Plötzlich entdeckte ich die anderen Beiden, die sich von Norden her näherten. Sie näherten sich immer mehr den beiden Felsen, ohne dass sie bemerkt wurden. Doch auch sie bemerkten noch nichts. Doch plötzlich drehte sich Marco um und entdeckte die beiden. Tocardo und Marco rissen gleichzeitig ihre Funkgeräte heraus und ich hörte nur ein aufgeregtes Durcheinandergeschreie.
„OK, OK! Ihr wart alle gut! Ihr hab alle den Sieg verdient! Tocardo, Serto, Miguel und Erawio gehen nun zurück! Die anderen wieder auf ihre Plätze! Ich ruf die nächste Gruppe.“

So und ähnlich verlief der Nachmittag. Aber keine Gruppe schaffte es noch, alle von uns zu kriegen.
Als auch wir gegen Abend mit der letzten Gruppe zusammen heimkehrten, trafen wir in Grumm auf Y, der, man staune, am Musik hören war. Ich kannte das Lied nicht, aber ich kannte mich in der Musik so oder so nicht extrem aus. Jedenfalls nur einseitig.
Ich wandte mich meinen Rekruten zu: „So! Ihr wart nicht schlecht heute, echt nicht schlecht! Um halb acht treffen wir uns wieder hier! Geht euch jetzt etwas ausruhen und esst etwas!“
Dann ging ich auf Y zu. „Machst du auch selber Musik, oder hörst du nur zu?“ ich grinste. „Woher hast du überhaupt dieses Teil aufgetrieben?“ ich deutete auf den Recorder. Er nickte nur in die Richtung eines seiner Rekruten. „Schade, dass ich selber keine CDs dabei habe. Aber ich dachte zum Vornherein nun WIRKLICH nicht, dass ich das hier gebrauchen könnte!“

PinkRabbit
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Beitrag von PinkRabbit » 29 Sep 2002, 02:38

Ja, das gehörte dazu. Man wusste worauf man sich einließ und war damit einverstanden bis zu dem Zeitpunkt an dem einer dieser dazu gehörenedn Vorfälle eintrat.
Der heiße Kaffee spülte die Vorwürfe und innerlichen Flüche beiseite um den Platz für ein Wechselbad der Gefühle frei zu machen. Erleichterung, Besorgnis, Verzweiflung, Entschlossenheit.....Wahnsinn.
Von diesem Stadium war sie noch Meilenweit entfernt und bevor sie sich weiter den Kopf über unabänderliche Dinge zerbrach, orderte sie noch eine weitere Tasse frischen Kaffee.
"Wie werden wir......" setzte sie an und hielt sich dabei an dem kleinen dampfenden Gefäß fest. Doch bevor sie den Satz zu Ende bringen konnte, wurde sie erneut von Rodriguez unterbrochen der eine neue Meldung bereit hielt. "Major Smith. Sierra 1-3 ist soeben eingetroffen, die Truppe macht sich auf den Rückweg um den Übungseinsatz zu einem späteren Zeitpunkt zu wiederholen."
"Gut, geben sie Order die Gruppe aufzusplitten, Sierra 1-3 wird als Spähtrupp eingesetzt, sie und ihre Leute rücken nach, während wir die Nachhut bilden."
Rodriguez quitierte den Befehl mit einem Nicken.
"Beim zweiten Versuch." seine Antwort zu ihrer nur Halb ausformulierten Frage kam für Faith so unvermittelt dass sie ihn zunächst nur verwundert ansah, bis sie realisierte was gemeint war.
Hinter ihnen setzte rege Geschäftigkeit ein, als die Truppe sich zum Aufbruch bereit machte. Es dauerte nicht mehr lang bis die Nacht über sie herein brach und zum ersten Mal bemerkte Faith ein Gefühl das ihr vorhin entgangen war....Angst.
You look Kind of clean cut... but then again.. you could have murdered your granny with a hammer.

Lutz
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Beitrag von Lutz » 08 Okt 2002, 19:59

Der Angriff war außerordentlich gut verlaufen, ich hatte keine nennenswerte Beteiligung gezeigt, was mich jetzt, nach dem Angriff, noch ärgerte. Als der letzte Feind vertrieben war, wurde ich für eine der gemütlichsten Aufgaben eingeteilt: Waffen einlagern.
Wir hatten eine Fülle von Aks, Hks und allem, was eine Armee so benötigte. Mörser, Sprengstoff, Handgranaten, Tarnfarbe, Karten, alles war in den Hallen eingelagert worden. Nur eins war in begrenzter Anzahl vorhanden: Munition.

Nach dem einsortieren hatte ich mich erst einmal umgesehen, um mir ein Bild bei einer möglichen Verteidigung vergegenwärtigen zu können. Ich beobachtete das Milizentraining und machte selbst noch ein paar Übungen. Von Dehnübungen über Kraftübung, bis zur Kondition. Danach ging ich in die Waffenkammer und holte mir alle möglichen Accessoires für meine ImI Galil und Tarnfarben. Ich ging zum Übungsplatz und brachte erst das Zielfernrohr an. Das Magazin wanderte in den dafür vorgesehen Platz.
Der erste Schuss war zum Rückstoß. Na ja, hielt sich in Grenzen.
Der zweite bis fünfzehnte Schuss war zum ZF ausrichten.
Den Rest des Magazins brauchte ich zum LP ausrichten.
Dann verschoss ich noch ein Magazin für Spaß und versuchte meine Waffe zu reinigen. Leider ging das vollkommen in die Hose. Eigentlich hatte ich keine sonderlich gute Ahnung, wie man eine IMI Galil reinigte, und deshalb musste ich mich an Black Roach wenden. Er stöhnte ein bisschen auf, als ich im die Galil zeigte, aber als Entschädigung würde ich ihm später beim Abendessen noch einen Zigarillo geben.

Aber in der Zwischenzeit setzte ich mich erst mal unter einen Baum gegenüber der Bar, um ein bisschen zu chillen, als Y mit seinem Haufen ankam. Später dann ertönte der Gong zum Abendessen und nach und nach kamen alle Söldner, Milizen und sonstige zum Abendessen. Ich ergatterte einen Platz gegenüber Roach.
„Sach ma, kannst du mir mal ein bisschen was von deinen Waffenkenntnissen beibringen?“
Er schmunzelte. Vermutlich hatte er noch mich mit der Galil vor Augen.
„Ja, komm morgen mal vorbei, dann schaun wir mal.“
„Danke man, hier haste noch nen Zigarillo, den können wir dann ja zusammen schmauchen.“
"Gott ist gemein, er nimmt einem die Haare vom Kopf und steckt sie einem in die Ohren" [Bruce Willis]

********* !

mattscho
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Beitrag von mattscho » 09 Okt 2002, 13:17

Cambria am Abend

René war für die Mission gewonnen, das war die Pflicht, die Kür bestand darin auch ICM für uns zu gewinnen. Er wurde immer noch behandelt, die Kür verschoben. Stattdessen überbrückte ich die Zeit mit Angelina, die gerade Schluss hatte.
“Zeig mir doch mal Cambria“

Wir liefen vom Krankenhaus nach Süden. Dieser Teil der Stadt war vielleicht der Schönste, kleine, hübsche Häuser breiteten sich ungeordnet, natürlich aus, verbunden durch Schotterstraßen. Es war alles im Einklang mit der Natur, die Häuser aus Holz, statt Beton, die Straßen nicht überzogen mit schwarzem Asphalt. Im vorderen Teil waren die Häuser größer und reicher ausgestattet, es waren die Häuser der Ärzte, im hinteren Teil, nicht weit weg von der Mine, die der Arbeiter. Sie waren kleiner, teilweise schief, mit eigenen Händen errichtet und doch so viel schöner als die Häuser, die ich aus meiner Jugend in New York kannte.

“Hab ich dir eigentlich schon die Universität gezeigt?“
Sie hatte es nicht, sie war unser nächstes Ziel.
Es war ein Bild des Schreckens. Der Flachbau war nichts mehr als eine Ruine, Teile der Häuserwand fehlten, die Fenster waren zugenagelt, die einst gepflegten Wege und Grünanlagen waren mit Unkraut zugewachsen. Es war ein gespenstiges Gefühl als wie durch den großen Eingang die Universität betraten. Entlang des dunklen Korridors, der nur durch einige Löcher erhellt wurde, schlängelten sich die einzelnen Fakultäten. Angelina führte mich herum, unsere Schritte auf dem, mit Schutt übersäten Fußboden, knirschten als starker Hall in den verlassenen Gängen wieder. Angelina zeigte mir einen Raum auf der linken Seite. Mehrere Stühle lagen übereinander, es herrschte Chaos, An der Tafel konnte man die Überschrift “Malaria, ihre Formen und Behandlungsmöglichkeiten“ gerade noch so lesen.
“Unser alter Hörsaal. Hier hat uns Professor Gomez den Stoff im Akkord reingeprügelt.“ Ein Lächeln, Erinnerungen.
“Er war ein guter Lehrer.“ Wir gingen weiter.

Rechts gegenüber war das Spielzimmer, eine alter Bezeichnung der angehenden Mediziner
für den Operationssaal. Auch hier war alles durcheinander.
Ich durfte hier mal bei eine Blinddarmoperation helfen“, sagte sie voller Stolz,“das war für einen Medizinstudenten eine Ehre.“ Sie betonte es für mich noch einmal extra.
“Und hier hab ich auch meine ersten Menschen seziert.“
Ich erschauderte, sie fand mich komisch.

Den Gang entlang war die Mensa. Angelina berichtete von dem leckeren Essen und den unzähligen Beziehungen, die hier mit einem einzigen Blickkontakt begannen. Sie erzählte es so, dass die Mensa zum Leben erwachte, man sich alles lebhaft vorstellen konnte, wenn man die Augen zumachte, man den Lärm der Studenten hören konnte, die Arulco in eine bessere Zeit führen sollten. Doch wenn man die Augen wieder aufmachte sah man nichts als Schutt und Leere. Tränen füllten ihre Augen. Sie hätte in diesem Monat ihre Diplomarbeit abgegeben, zusammen mit Hundert anderen angehenden Ärzten, wäre sie ausgeschwärmt um der Bevölkerung wenigstens das Mindestmaß an medizinischer Versorgung zu gewährleisten, die in den meisten Ländern dieser Erde Standart ist. Es war nicht das Geld, wie in anderen Ländern, dass sie dazu bewog Medizin zu studieren, nicht in diesem Land, hier konnte man selbst als Arzt nicht sonderlich viel verdienen.

Wir gingen durch die Bibliothek, Angelina erzählte von dem Schweigen, der Ruhe, der konzentrierten Arbeitsatmosphäre. Wir gingen durch den Campus, sie erzählte von Studenten auf dem Rasen, von den hoffnungsvollen Augen, von dem modernen Geist. Wir gingen durch das Studentenwohnheim, sie erzählte von wilden Parties, von ihrer ersten Liebe, von echter Freundschaft.

Wir verließen das Gelände, sie war deprimiert, der Kontrast zwischen Vergangenheit und Gegenwart, zwischen der scheinbar rosigen Zukunft und der erschreckenden Realität machte ihr stark zu schaffen. Ich fand keine Worte, die sie trösten konnten.
“Angelina, sind sie es?“ Erschrocken drehten wir uns um.
“Professor Gomez.“ Ihr alter Professor lebte immer noch in der Nähe der Universität. Es war ein herzliches Wiedersehen, wir nahmen seine Einladung zum Essen dankend an. Seine Frau kochte ausgezeichnet.
"Dann erzähl mal, mein Liebes, was treibst du so?“
“Ich arbeitete im Moment im Krankenhaus.“
Der alte Mann strahlte.
"Du weißt gar nicht wie froh mich das stimmt. Du warst immer eine meiner besten Schülerinnen und das weißt du auch.“
“Professor, ich bitte sie....“
“Nein, keine falsche Bescheidenheit, ich bin froh, dass du diesen Weg eingeschlagen hast, denn du kannst eine ausgezeichnete Ärztin werden. Was hast du die letzten Jahre gemacht, seit das Monster die Uni zugemacht hat?“
“Ich hab die Bücher durchgearbeitet, die ich aus der Uni geklaut habe, und hab ein wenig mit Heilkräutern experimentiert.“

Der alter Professor lachte herzhaft auf.
“So kenn ich sie, Miss Silverman. Darf man fragen, wer ihr entzückender Begleiter ist?“
Wir blickten uns an.
“Ein Freund von mir.“
Mir lief es heißkalt den Rücken herunter, sie bezeichnete mich als einen Freund. Der Professor lachte.
“Ihre Augen sagen aber mehr, meine Teure.““
Die Situation war für alle Beteiligten unangenehm und so fragte der Professor wie wir uns kennen gelernt hatten. Es war eine lange Geschichte.

Es war schon dunkel, als wir das Haus von Professor Gomez verließen.
Von dort war es nur ein Katzensprung zum Stadtzentrum mit seinen Geschäften, Lagerhäusern, Bars, Hotels und dem Hauptquartier der Rebellen. Langsam schlenderten wir hinunter.
“Weißt du wozu ich noch gar nicht gekommen bin?“
“Nein, wozu Ethan?“
"Dir dein Geschenk aus Wien zu geben.“

Es war ein Parfum von irgendeinem Designer, ich wusste nicht mehr von wem. Ich war einfach in das Geschäft gegangen und hatte mir das Teuerste herausgesucht, Ahnung davon hatte ich eh nicht. Es verfehlte seine Wirkung nicht.
"Das wäre doch nicht nötig gewesen.“
“Sieh es als kleines Dankeschön. Für alles.“

Es kam ganz unvermittelt, ganz unvermittelt küssten wir uns. Er war mehr als ein Kuss auf die Wange, oder ein Abschiedskuss, den man einen guten Freund gab.

Wir waren im Stadtzentrum angelangt. Ich erinnerte mich wieder an die Angelegenheiten, die ich noch klären musste. Im Schein der Straßenbeleuchtung sah ich Lumpi in das Hauptquartier gehen und auch musste ich noch mit ICM reden. Es fiel schwer sich jetzt zu verabschieden, doch sie verstand es, der Abschiedskuss sagte mehr als tausend Worte.
“Ich warte auf dich“
Es fiel mir schwer mich auf meine Aufgaben zu konzentrieren.

CAT Shannon
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Östlich von Omerta

Beitrag von CAT Shannon » 10 Okt 2002, 12:33

Ich pirschte mich am Waldrand entlang Richtung Süden. Der vierte Abschuß im augenblicklichem Einsatz, und der zweite an diesem Tag, lag hinter mir. Wieder hatte es eine Patrouille nördlich von Drassen erwischt. Im Morgengrauen war ich weiter westlich aktiv gewesen, an der Straßenkreuzung südlich Omertas, über die man nach Cambria oder Drassen gelangen konnte. Neben den Patrouillen, welche das gesamte Land durchstreiften, waren auch die Feldposten an den Kreuzungen wichtige Ziele für unsere Terrorkampagne. Die Kreuzungen waren die Knotenpunkte im Verkehrsnetz, die wir unbedingt freihalten mußten, wenn wir die Isolation der einzelnen Städte aufheben wollten. Und da wir eben nicht genug Leute hatten, um selbst die Kreuzungen ständig zu besetzten mußten wir eben die Armee davon abhalten, Leute dorthin zu schicken.
Rechts von mir konnte ich über die abgegraste verlassene Wiese hinweg die Gebäude einer Farm entdecken. Da ich mich selbst noch innerhalb des Waldes befand und darüber hinaus noch in mein Tarnnetz gehüllt war, war es praktisch unmöglich mich von dort aus zu sehen. Da ich allein unterwegs war, bewegte ich mich mit dem bestmöglichen Kompromiß aus Geschwindigkeit und Lautlosigkeit. Außerdem legte ich alle paar Dutzend Meter eine kurze Späh- und Horchpause ein.
Aus dem Augenwinkel bemerkte ich eine Staubfahne, die sich auf die Farmgebäude zubewegte. Die einzigen beiden Gruppen, die sich hierzulande mit Fahrzeugen fortbewegten waren wir Söldner oder die Armee. Da der Großteil unserer Söldnertruppe in Grumm mit dem Aufbau der dortigen Miliz beschäftigt war konnte es sich nur um ein Fahrzeug der Armee handeln. Ich fragte mich, was die Armee wohl auf der Farm wollte, also klappte ich das Zweibein der Blaser aus, öffnete die Staubschutzkappen des Zielfernrohrs und legte mich auf den Boden. Um besser sehen zu können stellte ich die maximale Vergrößerung ein. Noch etwas Hin- und Herdrehen an der Schärfeeinstellung, dann hatte ich den Eindruck, nur noch etwa hundert Meter vom Ort des Geschehens entfernt zu sein, während mich in Wahrheit fast ein Kilometer offenes Feld von der Farm trennte. Da kaum ein Geräusch diese Distanz überbrückte konnte man das Gefühl bekommen, einen Stummfilm zu sehen. Das Fahrzeug verlangsamte sein Tempo, so daß ich es jetzt genauer erkennen konnte. Es war ein geländegängiger Zweitonner, von dessen Ladefläche die Abdeckplane und die dazugehörenden Stützen entfernt worden waren. Nach allem was ich sehen konnte, war der Wagen mit neun Mann besetzt. Auf jeder Seite der Ladefläche saßen drei Mann auf den niedrigen Seitenwänden, ein weiterer stand direkt hinter dem Führerhaus und hielt mit einer Hand ein MG mit Patronengurt, dessen Zweibein auf dem Dach des Führerhauses stand, während er sich mit der anderen an einem Griff oder ähnlichem festhielt. Eine weitere Person saß auf dem Beifahrersitz und ließ einen Ellbogen aus dem heruntergekurbelten Fenster ragen. Den Fahrer konnte ich nicht erkennen, da er von der Gestalt des Beifahrers verdeckt wurde. Der LKW kam etwa hundert Meter so vor dem Farmhaus zum Stehen, daß das MG auf dem Dach direkt auf die Tür des Wohnhauses zeigte. Kaum stand der Wagen, da sprangen die Soldaten auf der Ladefläche schon ab und der Beifahrer öffnete seine Tür und stieg aus. Jetzt konnte ich erkennen, daß es sich bei den Soldaten um Angehörige der Elitetruppe handelte. Sie trugen die typischen schwarzen Hosen und graue kurzärmelige Hemden und mit ein wenig Konzentration ließen sich die silbernen Totenschädel an ihren Baretts sowie die beiden kleineren an den Kragenaufschlägen und die Rangabzeichen auf ihren Schultern ausmachen. Alle trugen Pistolenholster am Gürtel und waren bis auf den Beifahrer und den MG-Schützen mit Sturmgewehren bewaffnet. Es waren außerdem riesige, muskelbepackte Kerle, wie ich durch einen Größenvergleich mit ihrem Fahrzeug feststellen konnte. Der kleinste der Truppe war mit etwa 1,80m der Mann, der auf dem Beifahrersitz gesessen hatte. Er strich sich gerade die kurzen schwarzen Haare zurück und setzte seine Kopfbedeckung wieder auf. Im Gegensatz zu den übrigen trug er eine schwarze Schirmmütze mit Silberkordel. Auch die Mütze trug das silberne Totenkopf-Abzeichen, darüber befand sich das Staatswappen Arulcos, die von zwei Schlangen flankierte Pergamentrolle, ebenfalls in Silber. Die Mütze wies ihn als Offizier aus und die Rangabzeichen waren, soweit ich das auf diese Entfernung und mit meiner bloß oberflächlichen Erfahrung erkennen konnte, die eines Hauptmanns. Plötzlich ging mir ein Licht auf: Die Soldaten mußten Angehörige der Spezialtruppe von Major Marsok sein, deren Aufgabe es war, die Loyalität der Bevölkerung durch Terror und Abschreckung sicherzustellen. Ein Blick auf den linken Ärmel eines der Männer bestätigte meine Vermutung, denn statt des normalerweise üblichen, in Schwarz gestickten Staatswappens in schildförmiger Umrandung trugen sie auch hier einen Totenschädel über gekreutzen Knochen aus Silberfäden in einem schwarzen, silbern umrandeten Kreis. Da Marsok, der Kommandeur der Einheit, selbst bloß Major war mußte dieser Offizier ein hohes Tier in seiner Truppe sein. Mit dieser Truppe hatten einige meiner Kameraden noch das eine oder andere Hühnchen zu rupfen. Nach allem, was ich wußte, wurden die Soldaten dieser Truppe sowohl aufgrund von Kampferfahrung als auch Grausamkeit ausgewählt und anschließend auf brutalste Weise gedrillt, bis sie jede Menschlichkeit verloren hatten. Im Gegensatz zu den regulären Truppen würden diese Männer nicht in Panik verfallen, wenn sie überraschend angegriffen wurden. Sie würden den Spieß umdrehen und den Angreifer jagen, ohne sich um eigene Verluste zu kümmern. Ich hatte schon hin und wieder mit derartigen Truppen zu tun gehabt, so daß ich wußte, das es der reinste Selbstmord wäre, sich allein mit ihnen anzulegen.
Life is a sequence of missed opportunities.

CAT Shannon
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Beitrag von CAT Shannon » 10 Okt 2002, 12:34

Der Offizier gab mit in die Hüften gestemmten Händen Befehle und sofort sicherten drei Mann nach den Seiten und nach hinten, während je zwei Mann in das Haus und in die nahe Scheune stürmten. Kurze Zeit später wurden drei Personen mit hinter dem Kopf verschränkten Armen aus dem Wohnhaus getrieben, ein Mann und zwei Frauen, eine davon anscheinend die Tochter des Mannes. Mit den dunklen Haaren und der tiefbraunen Hautfarbe waren sie auf den ersten Blick als Einheimische zu erkennen. Der Farmer, der mit seinen leicht grau werdenden Haaren etwa Mitte Vierzig sein mußte, wirkte stämmig, war ungefähr so groß wie der Offizier und machte den Eindruck, eher ungehalten als ängstlich zu sein. Seine Frau, in etwa so alt wie ihr Mann, war einen halben Kopf kleiner und ziemlich füllig. Die Tochter mochte um die Zwanzig sein und war eindeutig die jüngere Ausgabe ihrer Mutter und wie diese hätte auch sie gut und gerne ein paar Kilo abnehmen können. Beiden Frauen stand die stumme Panik ins Gesicht geschrieben. Die drei knieten mit noch immer erhobenen Händen circa einen Meter vor der Hauswand nieder, wo sie vom MG-Schützen auf dem LKW ins Visier genommen wurden. Nun kamen auch die beiden Soldaten aus der Scheune zurück und schüttelten, anscheinend als Antwort auf eine Frage des Offiziers, die Köpfe. Der schien wieder einen Befehl zu bellen worauf hin die vier Soldaten den drei Gefangenen die Hände auf dem Rücken fesselten. Danach verschwanden sie wieder im Wohnhaus. Offenbar hatten sie Befehl, das Haus zu durchsuchen. Während die vier beschäftigt waren stolzierte der Offizier vor den drei Knieenden auf und ab und redete dabei. Vermutlich verhörte er die Farmerfamilie, denn als er herumfuhr und sich vorbeugte schüttelten die drei den Kopf. Daraufhin schlenderte er gemächlich in ihren Rücken, beugte sich zu dem Mann herunter und flüsterte ihm scheinbar etwas ins Ohr. Der Knieende schüttelte wieder den Kopf und seine Haltung zeigte gleichzeitig Wut und Angst. Der Offizier wiederholte dasselbe zuerst bei der älteren Frau, dann bei der jüngeren, mit dem identischen Resultat. Dann richtete er sich wieder auf, ging zum LKW und lehnte sich mit vor der Brust verschränkten Armen an den Kühler. Wenige Sekunden später tauchten die vier Soldaten aus dem Haus wieder auf, einer hatte sein Gewehr über die Schulter gehängt und hielt statt dessen eine Schrotflinte in den Händen. Offenbar war er der Ranghöchste der vier, denn er erstattete dem Offizier Meldung, während die drei anderen hinter die knieenden Farmer traten und die Mündungen ihrer Gewehre auf sie richteten. Der Offizier baute sich erneut vor ihnen auf. Ich konnte mir vorstellen, was sich hier abspielte: Die Soldaten der Spezialtruppe hatten den Auftrag, den Scharfschützen, der die Armee terrorisierte, aufzuspüren. Das würde zumindest der vorgeschobene Grund sein. Tatsächlich ging es darum, der Bevölkerung Arulcos auf drastische Art vor Augen zu führen, daß Deidranna noch immer an der Macht war. Diese Farm war ausgewählt worden, da sie sich in der Nähe der beiden Angriffe auf die Armeepatrouillen befand. Und das Gewehr, das die Soldaten im Haus gefunden hatten, war für den Offizier der Beweis. Das diese Schrotflinte, von deren Art sich auf so ziemlich jeder Farm in Arulco ein Exemplar zur Abwehr von Bloodcats befand, technisch gesehen meilenweit von meinem Scharfschützengewehr, mit dem die Soldaten getötet worden waren, entfernt war, schien den Offizier nicht zu stören. Die Soldaten waren in dieser Gegend erschossen worden und seine Leute hatten ein Gewehr gefunden. Vielleicht hatte es in einem Schrank gestanden, so daß man behaupten konnte, die Waffe wäre im Haus versteckt gewesen. Das reichte als Rechtfertigung für das, was er vorhatte. Auf den Befehl des Offiziers hin entsicherten die hinter den Farmern stehenden Soldaten ihre Gewehre als der Soldat mit der Schrotflinte, den Rangabzeichen nach ein Sergeant, etwas zu dem Offizier sagte. Nach ein oder zwei Sekunden Bedenkzeit nickte der. Zwei Soldaten rissen daraufhin die Tochter an den Armen hoch und zerrten sie nach vorn. Aufgrund der Entfernung konnte ich nichts hören, aber die Gesichter der Eltern sagten genug.
Der Sergeant zerriss das Hemd des Mädchens, das noch immer von zwei Mann festgehalten wurde, und trat einen Schritt zurück, wie um sein Werk zu bewundern. Unter dem Hemd war das Mädchen nackt. Der MG-Schütze auf der LKW-Ladefläche und der Mann, der die Eltern in Schach hielt, sahen zu, die drei Wachposten, die nach außen absicherten, konzentrierten sich aber weiter auf ihren jeweiligen Beobachtungsbereich. Die Soldaten waren gut gedrillt. Der Offizier lehnte mit vor der Brust verschränkten Armen demonstrativ desinteressiert an der Motorhaube. Bewußt langsam zog der Sergeant sein Kampfmesser aus dem Gürtel und ließ es zwischen den Brüsten hindurch über den Bauch zum Bund des Kleids wandern. Ein kurzer Schnitt und ein heftiger Ruck ließen das Kleid zu Boden fallen, ein weiterer Schnitt und auch das Höschen fiel. Das Mädchen wand sich unter dem Griff der beiden Soldaten, die sie festhielten, aber sie hätte nicht einmal mit freien Händen auch nur gegen einen von ihnen eine Chance gehabt. Die beiden rissen sie zu Boden, während der Sergeant sich an seinem Gürtel zu schaffen machte.
Als der Sergeant sich auf das Mädchen warf war ich froh, daß ich zu weit entfernt war um irgendetwas zu hören, denn andernfalls hätte ich vielleicht etwas unüberlegtes getan und mich sinnlos in Gefahr gebracht. So lag ich reglos da und verfolgte das Geschehen durch mein Zielfernrohr. Nachdem der Sergeant fertig war wurde er von einem der beiden, die das Mädchen festgehalten hatten, abgelöst. Bevor der sich über sie hermachte hielt er kurz inne, goß etwas Wasser aus seiner Feldflasche über ihr Gesicht und verabreichte ihr ein paar Ohrfeigen. Offenbar war sie ohnmächtig geworden und er hatte sie auf diese Weise wieder zu Bewußtsein gebracht. Die Soldaten lösten sich nacheinander bei ihrem „Vergnügen“ ab und diejenigen, die fertig waren übernahmen die Wachposten ihrer Kameraden, damit diese auch zum Zug kamen. Zwischendurch mußte das Mädchen mehrmals mit Schlägen und kaltem Wasser wieder zu Bewußtsein gebracht werden. Schließlich waren alle Soldaten an der Reihe gewesen, da stieß sich der Offizier von der Motorhaube ab und blickte in die Runde. Obwohl ich außer Hörweite war glaubte ich fast, die im ironischen Tonfall gestellte Frage „Wer will nochmal, wer hat noch nicht?“ zu hören. Da sich niemand meldete zuckte er mit den Schultern, zog seine Pistole und schoß zuerst dem am Boden liegenden Mädchen, dann der Frau des Farmbesitzers und schließlich selbigem eine Kugel in die Stirn. Die drei Schüsse waren das erste Geräusch, das ich hören konnte. Als wäre das ein verabredetes Zeichen gewesen liefen zwei Soldaten zum LKW, holten je einen Kanister von der Ladefläche und verschwanden damit im Haus. Bis sie wieder herauskamen war der Rest der Truppe bis auf den Offizier aufgesessen. Letzterer scheuchte auch die beiden Soldaten auf die Ladefläche, dann zog er eine Handgranate vom Gürtel und schleuderte sie in die offenstehende Haustür. Ich hörte leise dem dumpfen Knall der Detonation, dann stand innerhalb weniger Sekunden das gesamte Haus in Flammen. Der Offizier zog sich gerade ins Führerhaus hoch, da bemerkte ich, daß ich meine Waffen entsichert hatte und das Fadenkreuz auf den Rücken des Offiziers richtete. Wenn es überhaupt eine Chance zum Angriff gab, dann jetzt. Ich zog den Abzug durch.
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Lutz
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Nächster morgen.

Beitrag von Lutz » 10 Okt 2002, 18:48

Am nächsten morgen machte ich mich nach einem erholsamen Schlaf auf zum HQ. Ich war auf dem Dienstplan für die 3. Nachtschicht eingeteilt.
„Na toll, dann darfst du aufstehen, Wache schieben, und dich wieder ins Bett legen.“, dachte ich bei mir.
Normalerweise versuchte ich die erste oder die letzte Schicht zu ergattern, denn bei beiden konnte man zwischenzeitlich an einem Stück, also ohne Unterbrechung schlafen.
Danach machte ich mich zu Roach auf. Er hatte noch die Müdigkeit in den Augen. Als erstes begannen wir ein paar einfachere Waffen auseinander zu nehmen, Mps hauptsächlich. Danach noch eine Ak, und dann kam sie endlich, meine Galil. Er gab mir Anweisungen, so dass ich mir besser einprägen konnte, wie man sie reinigt und auseinander baut. Sie wir in eher mittelmäßigen Zustand, aber nach einigem säubern und rumbasteln, hatte ich sie im Endeffekt noch ein bisschen aufgemotzt, obwohl das eigentlich nicht meine Absicht gewesen war.
Als wir dann die Sachen wieder wegräumten war es schon später Vormittag.
„Ich schulde dir was“, sagte ich zu Roach, und er gab ein lästerndes
„Rette mir einfach mal den Arsch“, zur Antwort.
Hoffentlich würde ich das nie machen müssen...
Ein wenig später sah ich mir das Training der Milizen an. Seal brachte ihnen gerade taktische Grundlagen bei. Aber eine Lektion vermisste ich: Psychologie.
Man konnte einem Menschen zwar beibringen, wie man jemanden tötet, aber ob er es ihm Ernstfall auch tun würde, war dennoch fraglich.
Deshalb fragte ich Seal, ob ich mir seine Milizen am Nachmittag mal „ausleihen“ konnte...
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Ypsilon83
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Beitrag von Ypsilon83 » 10 Okt 2002, 21:56

Tiger sprach Ypsilon auf die Musik an. Ob er selbst welche machen würde und noch einiges mehr. Ypsilon grinste nur. Kurz darauf ertönte der Essensgong, Ypsilon stellte die Anlage ab und folgte den Anderen zur Essensausgabe. Als die Söldner wenig später am Tisch sassen und assen, besprachen sie die Fortschritte der Ausbildung. Die Idee von Lutz, die Milizen auch mit einigen Psycho-Techniken vertraut zu machen war nicht schlecht. Danach wurde mehr geplaudert. Man konnte es beinahe für das Geschwätz an einem Stammtisch halten. Nur das diese Stammtischbrüder Schutzwesten trugen, Sturmgewehre neben sich an die Stühle gelehnt hatten und bei einem einzigen auffälligen Geräusch herumfahren würden, um zu schiessen.
Ypsilon war nicht ganz bei der Sache, er ass zwar normal weiter, aber sein Blick war auf etwas weit entferntes gerichtet.


Die Sonne war schon lange untergegangen. Wenigstens regnete es nicht. Das hätte den Zutritt zu dem Gebäude etwas erschwert. Es war so schon beschissen genug. Ypsilon baumelte an einem Seil an der Rückseite des Gebäudes, in dem die Disko untergebracht war. Eine Nobeldisko mit Edelbar, Edelnutten und eigenen Zimmern, die man stundenweise mieten konnte. Der Eintritt war bezahlbar, man musste sich jedoch strengen Eintrittskriterien unterwerfen. Also blieb nur der alternative Weg. Der Glasschneider erfüllte seinen Zweck, das Fenster, das in eine Kabine der Herrentoilette führte, war offen. Ypsilon hangelte sich hinein und löste sich von dem Seil. Er schloss die Kabinentür ab und lauschte. Nichts. Er ging zu Boden, keine Füsse in den anderen Kabinen zu sehen. Ein letzter Blick aus dem Fenster, gottseidank war es nicht als Notwendigkeit angesehen worden, die Fenster in fünften Stock zu vergittern. Das ein Seil vom Dach bis zum Boden dieses Hauses reichen konnte, hatte man wohl nicht bedacht. Ypsilon verliess die Kabine und betrat den Hauptteil der Disko. Sie war riesig. Fünf Stockwerke, über zahlreiche Treppen verbunden. Überall farbige Scheinwerfer, Sitzecken, Boxen, Aquarien. Auf jeder Ebene eine Bar samt Theke. Die Mitte jeder Ebene war entfernt worden, so dass man auf die unterste Ebene schauen konnte, die beinahe nur aus einer einzige Tanzfläche bestand. Ein kurzer Blick über die Gäste.Man konnte mit gutem Gewissen behaupten, dass über die Hälfte morgen einen "Schnupfen" haben würde. Die Nase war einfach ein empfindliches Organ. Ypsilon durchstreifte die einzelnen Ebenen auf der Suche nach seinem Ziel und immer darauf bedacht, den Ordnern aus dem Weg zu gehen.Ein junges Mädchen, wahrscheinlich noch keine sechszehn, sass auf dem Schoss eines grauhaarigen Geschäftsmannes. Sein Blick ruhte die ganze Zeit auf ihrem Busen, der von einem goldschimmernden Top in Form gehalten wurde. Unwillkürlich umfasste Ypsilon seinen Todbringer unter dem Mantel, rief sich jedoch augenblicklich wieder zur Ordnung. "Verdient hätte er es, aber wenn ich das bei allen machen wollte, würde ich als als schlimmerer Mörder in die Geschichte eingehen, als Stalin." Ypsilon ging weiter. Stockwerk für Stockwerk. Vom Fünften ins Vierte. Vom Vierten ins Dritte und so weiter, bis er im ersten Stock war. Im Erdgeschoss würde er seine Zielperson wohl kaum finden. Er war Geschäftsmann, kein Tänzer.Er fand ihn auch, zusammen mit seinen drei Leibwächtern und zwei Kolleginnen von Ypsilon auf dem Schoss. Keine direkten Kolleginnen, aber Huren und Söldner hatten im Grunde den selben Beruf. Beide verkauften sich und ihr Können für Geld. Mit dem winzigen Unterschied, dass die einen Spass brachten und die anderen den Tod. Ypsilon stellte sich an die Bar und wartete, hier konnte er nicht zuschlagen. Der Barkeeper erschien hinter ihm.
"Ja bitte?"
"Ne Cola."
"Nur alkoholische Getränke, mein Herr."
"Ich will nur ne Cola."
"Tut mir leid, aber wir schenken nur alkoholische Getränke aus."
"Auch ne Methode, um die Unfallstatistiken nach Diskobesuchen zu erhöhen. Dann feuchten sie ein Glas mit einen Tropfen Jack Daniels an und verkaufen es mir als Jacky-Cola."
Der Barkeeper verschwand murrend und kurz darauf bekam er das verlangte Getränk und bezahlte es sofort. Er hatte noch nicht einmal das halbe Glas leer, als einer der Leibwächter wegging. Wahrscheinlich, um eines der Privatzimmer für seinen Chef zu bekommen. Ein anderer hielt sich kurz darauf ein Ohr zu, Kopfhörer also, und sprach darauf mit seinem Boss, der nun in Begleitung der Damen durch eine Tür in den privaten Bereich verschwand. Ypsilon wartete noch kurz, entleerte sein Glas mit einem Satz und schlenderte dann langsam auf die Türe zu. Aus der anderen Richtung kam der dritte Leibwächter zurück, das Büro war anscheinend in einem anderen Stock untergebracht. Ypsilon beschleunigte seine Schritte und hielt vor dem Ordner, der die Türe bewachte.
"Ich bin einer der Begleiter von Herrn Santos. Darf ich?"Der Ordner öffnete wortlos die Tür. Drei Begleiter waren angekündigt worden, das hier war der letzte. Mehr hatte ihn nicht zu interessieren und Ypsilon interessierte nur, dass der richtige dritte Leibwächter ihm nicht folgen konnte.
Langsam ging er den von zahlreichen Türen gesäumten Gang entlang. Hinter jeder lag ein kleines privates Zimmer.Das Zimmer seine Zielperson war nicht schwer zu finden. Erster Gang links ab, dann lag es direkt am Ende des Gangs, unübersehbar durch die beiden Leibwächter vor der Tür.Ypsilon zog die Handschuhe zurecht, überprüfte ein letztes Mal den korrekten Sitz seines Gürtels, sowie seines Metallknüppels, während er langsam auf die Beiden zuging. Der Linke machte einen Schritt vor die Tür, der Rechte kam auf ihn zu. Noch fünf Meter. Noch drei. Der Knüppel löste sich vom Gürtel, Ypsilon schwang ihn hoch und liess ihn krachend auf die Schulter seines Gegenübers fahren. Die Wirkung setzte sofort ein, Tango eins ging zu Boden. Tango zwei wusste nicht wie ihm geschah.Der hochgewachsene Söldner sprang über seinen am Boden liegenden Gegner und versetzte Tango zwei ebenfalls einen Schlag auf die Schulter.Ein kurzes Röcheln, dann lagen beide bewegungslos am Boden.Ypsilon schritt auch über den Zweiten hinweg, liess den Knüppel wieder verschwinden, zog dafür seinen Todbringer und legte die Hand auf die Türklinke.
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Ypsilon83
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Beitrag von Ypsilon83 » 10 Okt 2002, 22:23


Er atmete ein letztes Mal tief durch. Durch die Tür waren gedämpfte Laute zu vernehmen. Es ging anscheinend ganz schön zur Sache. Wenigstens waren sämtliche Räume schalldicht.Das erleichterte auch seinen Job.Eine kurze Drehung der Türklinke, ein Schritt und er stand genau vor dem Bett. Seine Zielperson drehte sich erschrocken von der Frau herunter und starrte ihn an.
"Wer zum Teufel sind sie?"
"Das ist unwichtig...wichtiger ist für dich was ich hier mache."
"Und was..."
Ypsilon liess ihn nicht zu Ende sprechen und hob seine Waffe. 50.AE. Hohlmantelgeschosse, das beste Mittel gegen ungepanzerte Ziele. Und ein nackter Mann im Bett war ein ungepanzertes Ziel. Drei Geschosse schlugen in seinen Oberkörper ein, er bäumte sich ein letztes Mal auf, dann war alles vorbei. Ein Blick auf die Hure. Sie sah ihren Kunden an, traute sich nicht den Killer anzusehen. Kluges Mädchen, wer nicht hinsah, konnte überleben. Ausserdem veränderte der künstliche Bart Ypsilons Gesicht vollständig, auch wenn das bei seiner Statur wohl unnötig war. Wo war die Andere? Unter einer weiteren Tür, die wohl ins Bad führte war Licht. Egal.
Er sammelte die leeren Patronen ein, drehte sich um und verliess den Raum. Die Waffe verschwand im Holster, den Metallknüppel packte er in den weiten rechten Ärmel seiner Jacke. Tango eins, sein erstes Ziel war immer noch vollkommen weggetreten. Höchstwahrscheinlich war auch seine Schulter zertrümmert. Tango zwei hatte den Schlag mit dem Knüppel besser verkraftet. Er hatte sich schon wieder auf die Knie aufgerappelt. Sein Pech.
Ypsilons Weg führte rechts an ihm vorbei, er riss sein rechtes Knie herum, traf die Nase von Tango zwei, so das dieser samt einer kleinen Blutfontäne an die Wand hinter sich gedrückt wurde. Nun kam der schwierigere Teil. Aus dem Privatbereich, an den Ordnern vor der Tür und dem dritten Leibwächter vorbei und aus der Disko raus. Ypsilon betrat wieder den öffentlichen Teil der Disko. Eine kurze Bewegung des Arms würde ausreichen, um den Knüppel schlagbereit zu haben. Aber die Ordner griffen ihn nicht an. Die erste Treppe nach oben kam näher, ebenso wie der dritte Leibwächter, der gerade verzweifelt versucht hatte, seine Leute hinter der Tür über Funk zu erreichen.Ypsilon setzte zunächst alles auf eine Karte und beschleunigte seine Schritte. Der Leibwächter trat zwischen ihn und die Treppe, noch sieben Meter Abstand."Drei."Fünf Meter."Zwei."Drei Meter."Eins."Tango drei holte zum Schlag aus, Ypsilon sprang auf ihn zu, Tango drei schlug zu, Ypsilon packte den Arm, wirbelte herum und brachte den Arm in eine äusserst schmerzhafte Position.Dann drückte er seinen Gegner von sich, über das Geländer.Er schlug hart auf der Tanzfläche einen Stock tiefer auf, stand leicht benommen wieder auf und stürzte auf die nächstgelegene Treppe zu.Ypsilon setzte sich ebenfalls in Bewegung, der Abstand zwischen seinem Verfolger und ihm war gross genug, um die Toilette im fünften Stock zu erreichen und wieder in der Kabine mit dem geöffneten Fenster zu verschwinden.Vorsichtig kletterte er aus dem Fenster und hielt sich an dem Seil fest. Die Kabinentür neigte sich schon bedenklich unter den Schlägen des Leibwächters nach innen. Langsam liess sich Ypsilon nach unten gleiten. Etwa auf der Höhe des dritten Stocks hörte er die Tür brechen und der Kopf seines Verfolgers erschien am Fenster. Ein letzter Ruck und Ypsilon hatte wieder festen Boden unter den Füssen. Mit schnellen Schritten verschwand er in einem Gewirr aus kleinen Strassen. Nach fünf Minuten hatte er sein Auto erreicht und verschwand in Richtung seines Hotels.Er betrat sein Zimmer und überprüfte es auf fremde Besucher, dann reinigte und wartete er seine Ausrüstung und verstaute sie in seiner Reisetasche. Sein nächster Weg führte ins Bad. Duschen, rassieren und Kleidungswechsel.
Er starrte auf sein Handy, sah, dass er weder eine Kurzmitteilung, noch einen Anruf bekommen hatte. Wieder einmal wurde ihm bewusst, dass er wieder alleine war. Kein Engel mehr da.
Ypsilon setzte sich vor den Fernseher seine Hotelzimmers. Morgen würde er wieder nach New York fliegen.
Dort würde er


Lachen. Ypsilon sah in Lutz' Gesicht, über das wohl gelacht wurde. Er hatte es zu einer Grimasse verzogen.
"Was ist denn?"
"Hast du dieses Zeug", er deutete auf die wässrige Brühe vor sich, die als Nachtisch angeboten wurde "schon probiert? Das schmeckt ja grauenvoll."
Ypsilon probierte von seinem eigenen Nachtisch.
"Willst du deins noch, Lutz?"
"Nein danke, mir reichts."
Er griff über den Tisch und füllte den Inhalt von Lutz Teller in seinen eigenen. Dann ass er es mit Genuss.
"Dir schmeckt dieses Zeug?"
"Was weiss ich wie viele Jahre in einem Waisenhaus, dann Militärschule und schliesslich Militär, alles in Russland. Und täglich dieses Zeug hier, weil es das billigste war. Dort lernst du Essen. Entweder du liebst es, oder du bringst dich um. Und wie du siehst, lebe ich noch." sagte er grinsend.
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Beitrag von derLumpi » 12 Okt 2002, 19:14

Ich suchte das Hauptquartier auf. Einerseits wollte ich über die aktuelle Lage informieren, zum anderen hatte ich es auf verbesserte Ausrüstung abgesehen. Die Milizen Cambrias zählten zu den am besten ausgestatten Verteidigungskräften auf unserer Seite. Dies resultierte aus den heftigen Angriffen auf Cambria und das erbeutete Material wurde repariert und wieder ausgegeben. Der Waffenwart war ein durchaus fähiger Mann, früher Jäger half er uns nun, indem er Waffen reparierte und auch wenn möglich mit Zusatzausrüstung ausstattete, was allerdings selten vorkam.
Die Wache am Haupteingang salutierte, wie es die Milizen bei jedem Söldner taten. Seit Anfang an hatte man uns als Vorgesetzte akzeptiert, einzig mit Miguel gab es noch kleinere Meinungsverschiedenheiten. Er glaubte noch immer, dass wir uns nach Ende des Krieges her als neue Herrscher niederlassen wollten, und er war nur schwer von seinem Standpunkt abzubringen. Darum sollte sich Dark wieder kümmern, wenn er wieder zurück kam. Im innern ging es im Moment recht ruhig zu, eine handvoll Milizen war damit beschäftigt die Karten, die an den Wänden hingen auszuwechseln und durch aktuellere zu ersetzen. Auf den Karten war die aktuelle sehr gut zu erkennen. Die umliegenden Streifengebiete, befreite Städte, potenziell gefährliche Bereiche. Raul saß hinter einem Funkgerät und hörte offenbar den Meldungen der Streifen zu. Ich hatte das Gefühl das er trotz seiner Position als Milizkommandeur einen Großteil der Arbeit selbst in die Hand nahm. Ein äußerst sympathischer Charakterzug von ihm, verhinderte dies doch das wir uns zu intensiv mit den Milizen beschäftigen mussten und uns so auf unseren Auftrag konzentrieren konnten. Er nickte mir zu. Ich signalisierte ihm, dass ich mich später mit ihm unterhalten würde. Ich steuerte die Tür an, vor der eine weitere Wache stand, auch sie salutierte und lies mich ungehindert eintreten.
Der dunkelhäutige mitfünfziger sah mich überrascht an.
„Ich hatte schon gehört das sie wieder hier sind.“ begrüßte er mich.
„Was kann ich für sie tun?“
„Was haben sie denn anzubieten?“
Ein grinsen zeichnete sich auf seinem Gesicht ab.
„Sie haben Glück. Ich habe heute Morgen die Arbeit an diesem Schätzchen abgeschlossen!“ er hatte sich umgedreht und war auf ein Regal zugegangen. In seinen Händen hielt er ein mattschwarzes Sturmgewehr. „Der Verschluss war defekt, aber ich hab einen neuen bei West organisieren können.“ Er übergab mir ein deutsches G-36. „Wenn sie es möchten, können sie es haben.“
„Und ob ich möchte!“ Er übergab mir noch zwei Magazine und notierte die Übergabe, die ich dann auch noch unterschrieb. Gut das die Organisation immer besser funktionierte, wurde doch so verhindert, dass zuviel Waffen ausgegeben wurde. Sicher auch Rauls Verdienst.
Ich bedankte mich bei dem alten Jäger und schickte mich an, Raul aufzusuchen, als mich der Waffenwart noch einmal zurückrief.
„Wie lange sind sie noch in der Stadt?“ fragte er.
„Ich schätze bis morgen. Warum?“
„Kommen sie morgen wieder, da hab ich eine Überraschung für sie!“ sprachs und wandte sich seinem Schraubstock zu.
Ich quittierte die „Einladung“ mit einem Achselzucken und verlies, das G-36 geschultert, die Waffenkammer.
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Nachmittag

Beitrag von Lutz » 12 Okt 2002, 20:10

Am frühen Nachmittag, so gegen 16:00 Uhr ließ ich Seals Milizen antreten. Wir begaben uns an den Strand, und setzten uns an ein paar Felsen, nicht im Sand, aber auch nicht zu weit von Meer entfernt. Das Meerrauschen war schon immer ein beruhigender und wirkungsvoller Effekt in der Psychologie gewesen und war weitaus effektiver, wenn Meeresduft hinzukam. Und wenn man sogar die Möglichkeit hatte am Meer zu sitzen, war alles schon fast getan. Man hatte von hier aus einen schönen Blick auf das Wasser und den Grumm umgebenden Wald.
Vor ein paar Tagen waren die hier Versammelten noch ein Haufen schwacher, unerdrückter Leute gewesen, aber unsere Trainer hatten ihnen Rückgrat und Stärke gebracht. Aber das allein reichte nicht, um den Feind zu besiegen. Auch wenn die Taktik noch so gut erdacht war, die Leute die sie durchführten aber direkt in Panik geraten oder steif vor Angst waren, brachte auch die größte Stärke nichts mehr. Deshalb musste ein bisschen geistiges Training und Psychologie her. Unwillkürlich musste ich an meinen Trainer zurückdenken. Er hatte mir damals alles über Kampfsport beigebracht. Sein Leitspruch war immer gewesen: „Ein Gegner kann dich verletzen, aber hier oben“, an der Stelle hatte er immer an die Schläfe gedeutet, “musst du stark bleiben“
Ich sah die Milizen an. Hauptsächlich junge Männer, so um die 25, in meinem Alter also. Also Leute, nennt mich Lutz. Einige kicherten. Ich starrte sie alle nacheinander an ,das war schon ein geübter Blick von einigen Verhören, denn eigentlich jeder Söldner drauf hatte. Dann war Ruhe. Jetzt war ihnen wohl nicht sonderlich zumute, sie fühlten sich jetzt so, als hätten sie etwas verbrochen.
„Setzt euch erst mal, das hier ist kein Training, sondern eher eine Art...“, ich suchte das richtige Wort, „Nun ja sagen wir Seminar.“ Natürlich war es kein Seminar, aber die Milizen sollten nicht denken, dass das reguläres Training war.
Ich begann mit einer kleinen Einleitung, über Disziplin und geistige Stärke, dann kam ich zum Hauptteil.
„Also, was macht ihr, wenn ein großer feindlicher Verband eure Stadt angreift ?“
Verdutzte Blicke.
Es kam zu einem Stimmengewirr: “Na zurückschießen... in Deckung gehen... Alarm schlagen...“, konnte ich heraushören.
„Das ist ja alles soweit richtig, aber nehmen wir mal an, eurem Nachbarn wurde gerade die Rübe in tausend klitzekleine Knochensplitter und Gewebestücke zerfetzt, würdet ihr dann immer noch so unerschrocken zurückschießen ?“
Damit hatten sie wohl nicht gerechnet. Ein paar blickten mich verdutzt an, die anderen waren wie erstarrt. Solche Situationen hatten sie sich wohl nicht im Traum erdacht, und meine Strategie zeigte Wirkung. Ich hatte vor, sie erst am Boden zu zerstören und dann von Grund auf wieder aufzubauen. Aber es war kein Schleifen, es war wirklich ein Aufbauen. Punkt eins hatte ich schon fast erreicht, also machte ich noch ein bisschen weiter, malte ihnen die schlimmsten Szenarien aus, bis ich entschloss, das es genug sei. Zu sehr durfte man sie auch nicht niedermachen, denn dann würden sie vielleicht wieder von den Milizen zurücktreten, oder gar Selbstmord begehen.
Dann ging ich zu Punkt zwei über. Ich erklärte ihnen, das man im Krieg Freunde verlieren würde, und vielleicht sogar Familie, machte noch ein bisschen Propaganda nebenbei, wie böse doch Deidranna sei, und wie schlimm sie doch ihre Soldaten quälen würde, so dass sie erst einmal fühlten, was für ein Glück sie hatten, noch am Leben und gerettet worden zu sein. Jetzt waren sie in dem am leichtesten manipulierbaren Zustand. Ich erzählte ihnen, was für ein schönes Land sie doch hätten und von den verpesteten Großstädten, damit sie sehen konnten, wofür sie kämpften. Sie kämpften für ihre Freiheit, ihr Land, ihr Leben.
Ich hatte sie jetzt wieder relativ weit aufgebaut, aber jetzt durfte ich aber auch nicht weitergehen, denn sonst konnte es zu starken psychischen Schwankungen kommen. Psychologie ist schon ein heikles Thema, dachte ich, als ich in den Sonnenuntergang blickte.
Sonnenuntergang? Dann hatten wir hier schon fast 5 Stunden gesessen und sie hatten mir die ganze Zeit ohne Unterbrechung zugehört.
„Ihr könnt jetzt gehen.“, sagte ich halblaut.
Einige blieben erst noch einmal einen Moment sitzen, andere rieben sich die Augen, aber keiner gähnte, als sie zum Abendessen in die Bar gingen....
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fReEzE
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Beitrag von fReEzE » 13 Okt 2002, 18:15

Der Regen vermischte sich mit dem aufziehenden Nebel und beide bildeten einen grauen Schleier, der es einem fast unmöglich machte weiter als 5 Meter zu schauen. Der Baum im Garten beherbergte nur noch ein Blatt, was schon längst vertrocknet war und sich dennoch dagegen wehrte sich vom Baum zu lösen.
Es bewegte sich unsicher im Wind und wurde von den Regenmassen die vom Himmel kamen umspült.
Es war Herbst geworden, erstaunlich wie schnell die Zeit verging.
Freeze hatte sich auf die überdachte Terrasse gestellt um die frische, saubere Regenluft zu genießen.
Seine Aufmerksamkeit war auf das Blatt gerichtet, seine Gedanken schweiften in der Ferne.
Das Blatt begann nun heftiger zu zittern und fügte sich schließlich doch den Naturgewalten, um gen Erde zu segeln und in einem Haufen anderer Laubblätter unterzugehen.
Er zündete sich eine Zigarette an und blies Kringel in die Luft.
In der letzten zeit wurde er nachdenklicher, es mochte am Wetter liegen, an der Jahreszeit die alle Menschen, aus welchem Grund auch immer Depressiv machte oder daran das er die ganze Zeit nur an eines dachte, es aber versuchte zu verdrängen.
Alkohol, Frauen, hin und wieder Drogen und unzähligen Sitzungen bei seinem Psychologen.

Irgendwo in der Ferne grollte es dunkel und bedrohlich, es schwoll zu einem lauter werdendem Inferno an und schien näher zu kommen.
Mit zitternder Hand schnippte er seine Kippe hinaus in den Regen.
Innere Unruhe hatte ihn gepackt, seine Nervosität nahm zu und mit ihm das Grollen.
Er hatte schon ganz andere Dinge miterlebt als das er sich vor einem Gewitter fürchten müsste, doch dieses Geräusch erinnerte ihn an etwas, es gehörte zu der Vergangenheit die er versuchte zu verarbeiten und in gewisser Weise auch zu verleugnen.
Er schaltete den Fernseher an, in anbetracht seiner Ausbildung in Elektrotechnik und Sprengstoffen aller Art, hätte er wissen müssen das man alle elektrischen Geräte die man im Haus hatte besser ausgeschaltet ließ während eines Gewitters.
Nach einiger Zeit erfolglosen zappens schlief er auf der Couch ein begleitet von der samtenen Stimme einer Moderatorin irgendeines ausländischen Senders.

Draußen donnerte es kräftiger, unweit seines Hauses schlug ein Blitz ein, doch Freeze bemerkte es nicht.
Die bunten, flackernden Bilder des Fernsehers spiegelten sich auf seinem Gesicht wieder.
“Und nun zu den heutigen Meldungen……“ wieder kam irgendwo in der Nähe ein Blitz nieder. aktuellen Berichten zufolge fanden in der Nähe…… Freeze drehte sich unruhig zur anderen Seite. …welches auch unter dem Namen Arulco bekannt ist, heftige Gefechte statt….
Die ersten Wortfetzen drangen an sein Ohr ohne eine Reaktion in ihm auszulösen, er hatte den Eindruck als gehöre es zu seinem Traum. inoffiziellen Meldungen des U.S Nachrichtendienstes sollen mehrere Rebellen einem Hinterhalt zum Opfer gefallen sein, Einzelheiten sind noch nicht bekannt.“
Freeze schreckte hoch. Hatte er nicht eben den Namen Arulco gehört?! Mit einer schnellen Handbewegung wischte er sich den Schweiß von der Stirn, doch das salzige Wasser lief ihm in Rinnsälen den ganzen Körper hinunter.
Es musste eine Täuschung gewesen sein, doch Sicherheitshalber suchte er die Kanäle der anderen Nachrichtensender auf.
CNN berichtete nur von einigen Auseinandersetzungen im mittleren Osten, nicht die Information die er suchte. NBC hingegen erwähnte dass es eine Rebellion in einem südlich gelegenen Land gäbe, die außer Kontrolle laufen sollte. Die US Regierung machte sich Sorgen das der Volksaufstand zu einem Handfesten Krieg ausbrechen könnte und werde die Vorkommnisse im Auge behalten.“
„Der Krieg hat schon längst begonnen!“
Er hatte gewusst dass diese Vergangenheit ihn nicht loslassen würde, in keinem Land der Welt.
Ihn plagte der Gedanke darüber was die USA bereits wusste und ob sie die Drecksarbeit lieber anderen überlassen würde anstatt selbst einzugreifen. Unterstützen sie die Rebellion sogar oder schlugen sie sich auf die Seite Deidranna’s.
„Diesen verfluchten Lügner darf man hier gar nichts mehr glauben.“ Er drückte den roten Knopf und begab sich ins Bad um eine kalte Dusche zu nehmen bevor er die Sachlage noch einmal analysierte.
Nachdem er frisch geduscht war, sich rasiert und angezogen hatte, saß er wieder auf der Couch in seinem Wohnzimmer. Der Fernseher war aus, das Donnern hatte nachgelassen und das Geräusch von Regentropfen die gegen das Fenster schlugen dominierte den Raum.

Freeze hatte eine Karte in der Hand, auf ihr stand eine Nummer. Die Zweifel nagten an ihm. Was würde man von ihm denken, er der Verräter der sich aus eigennutz aus dem Staub gemacht hatte, nur weil seine labile Psyche nach dem Angriff auf die Raketenstellung nicht mehr standhielt.
Ein innerer Kampf entbrannte, obwohl der Gewinner schon feststand.
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Phoenix 576
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Cambria / Nachmittag

Beitrag von Phoenix 576 » 13 Okt 2002, 19:50

Würde man zu einem „normalen“ Menschen sagen er müsste eine Arbeit erledigen und müsste dabei töten, würde er sicher abschlagen.
Säge man mir, ich müsste eine Operation in einem Krisengebiet durchführen ohne dabei feindliche Kräfte zu töten, wäre ich erstaunt und würde ablehnen...

Aber welche Situation entsprach schon den Normen, es gab immer Faktoren die verhinderten, dass man nach den Regeln entscheiden konnte, dass man objektiv urteilte, dass man sein Leben nicht unnötig aufs Spiel setzte...

Ethans Vorschlag war auf den ersten Blick Selbstmord, aber die Faktoren halfen auch hier die Situation positiver darzustellen als sie es war.
Ich griff mir die Waffe und verglich Ethans Daten mit der Waffe selbst. Das Teil war ein Traum, kein Gewehr für den alltäglichen Gebrauch, aber bei Spezialoperationen wie der unsrigen könnte sie sehr nützlich werden. Mit einem lautlosen Ruck öffnete ich die Kammer, die Mechanik funktionierte ausgezeichnet, der Lauf war blitzblank, sah man von einigen Staubpartikeln ab, das matte Metal blitzte selbst in der grellerleuchteten Kantine nicht auf. Dann wandte ich mich dem Zielfernrohr zu, das ich in wenigen Augenblicken abmontiert und untersucht hatte.
„Wow!“
„Bist du zufrieden?“ fragte er mit einem Grinsen.
„Lass uns jagen gehen!“
„Sicher, aber zuerst fragen wir ICM.“
Während Ethan mit seiner Angelina verschwand ging ich auf den Schießstand der Rebellen um die neue Waffe auszuprobieren und das Zielfernrohr auszurichten.
Ich rollte meine Decke auf der langen Schießbahn aus, stellte das Gewehr auf den Boden und lief gemächlich zu den Zielscheiben. Es befanden sich keine weiteren Schützen hier, ansonsten wäre dieser Lauf Selbstmord gewesen. Es gab sicherlich Rebellen die schießen konnten, aber beim Großteil von ihnen stand ich lieber hinter ihnen als vor ihnen wenn sie eine Waffe bei sich hatten. Als Ziel setzte ich mehrere verrostete Getränkedosen auf eine Holzkiste. Es gab hier keine Papierzielscheiben, Papier war Mangelware in diesem Land. Dieses, für uns so selbstverständliche Gut, hier ein Luxusgut. Man merkte schnell wie angewiesen man auf dieses Material war, Klopapier war beispielsweise Luxus.
Zurück bei meiner Waffe, legte ich mich auf die Decke und versuchte es mir so bequem wie möglich zu machen. Ich nahm das, mit zehn Betäubungsgeschossen gefüllte, Magazin aus meinem Munitionsbeutel und schob es in die Waffe. Mit einem Klicken rastete es ein. Ich zog dünne Handschuhe aus einer Tasche hervor, zog sie über und griff dann das Gewehr. Der Vorderschaft lag gut in der Hand, nur der Kolben war noch schlecht eingestellt. Nachdem ich diesen justiert hatte, und meine Backe auf dem weichen Kunststoff ruhte, konnte es beginnen. Ich öffnete die Staubklappen des Zielfernrohrs und blickte durch das kleine Glas. Das dünne Fadenkreuz wanderte über den Boden. Ich schaltete den Halbeiterlaser ein und las die Entfernung von dem Gerät ab. 133,32 Meter.
Ein letzter prüfender Blick in die Runde und es konnte beginnen. Hinter mir standen zwei Rebellen und blickten mir gespannt zu. Ich hasste Zuschauer, ich hasste Personen in meinem Rücken, konnte aber nichts dagegen tun. Mit einem tiefen Atemzug konzentrierte ich mich wieder auf meine Ziele, beruhigte meine Atmung, spannte den Körper leicht an. Das dünne, schwarze Fadenkreuz wanderte über die fünf aufgestellten Dosen. Die in der Mitte zuerst. Ich stellte das Zielfernrohr genauer ein, das Bild wurde immer schärfer, berechnete den Wind im Kopf mit ein und richtete das Gewehr dann dementsprechend aus, obwohl man auf diese Entfernung bei einer Windstärke von 15 nicht viel justieren musste.
Mein Finger wanderte zum Abzug, fühlte den glatten Stahl. Ein letzter Atemzug, Luft anhalten, Hälfte der Luft langsam ausatmen, Gewehr ganz justieren...

„Attention!“ brüllte es hinter mir. Ich löste mich von der Waffe, rollte zur Seite und hatte sofort meine Pistole in der Hand, hinter einer Wand liegend. Die Reflexe waren einprogrammiert, blitzschnell, kein Zögern. Überlebenstrieb.
„Bericht! Was ist los!“ Meine Blicke streiften blitzschnell umher, fanden die beiden Rebellen die mich mit offenem Mund anstarrten, ihre Erstarrung dauerte exakt drei Sekunden, dann löste sich einer, hob vorsichtig den Arm und zeigte in Richtung meiner fünf Ziele. Ich erhob mich zögernd, die entsicherte Waffe noch immer in der Hand, und blickte zu meinen Dosen, dort erkannte ich drei kleine Jungs, einen kaputten Ball zwischen sich und blickten sich ängstlich an. Ich seufzte erleichtert auf, und blickte die beiden erschrocken zu Boden. Ich hätte mit etwas Pech eines der Kinder getroffen, es wäre nur betäubt worden, was aber für dessen psychologischen Zustand, die Moral der Bevölkerung und meine eigene Psyche nicht gerade hilfreich gewesen wäre. Ich schritt vorsichtig zu den beiden Rebellen und rief die Kinder zu mir, die mit ängstlichen Schritten angetrottet kamen. Mit meinen minimalen Kenntnissen in Spanisch und meinem Französisch versuchte ich den beiden Soldaten meinen Dank auszudrücken und sie für 18 Uhr in die Bar einzuladen. Den Jungs drückte ich jeweils einen Schokoriegel in die Hand und scheuchte die übermütigen Kinder weg.
Daraufhin sammelte ich mich wieder und fuhr mit dem Einschießen der Waffe fort.
Nach den zehn Schuss stand fest, dass die Waffe bereits von einem Profi eingestellt worden war. Zufrieden schulterte ich das Präzisionsgewehr und führte die beiden Rebellen in die Bar wo ich ihnen einige Runden ausgab. ICM würde noch eine Weile schlafen wie uns Angelina mitgeteilt hatte.

Eine halbe Stunde später, die ich über Karten und Truppenbewegungen grübelnd verbracht hatte, betrat ein bekanntes Gesicht den Raum. Es war Lumpi. Ich begrüßte ihn und bot ihm einen Stuhl an meinem Tisch an, mit einem Lächeln nahm er an und setzte sich zu mir. Sein Blick wanderte von den Karten aufwärts zu meinem Gesicht:
„Wo hast du die denn her?“
„Habe ich mir von euch geliehen. Störts dich doch nicht oder?“
„Äh nein, solange wir sie wiederbekommen.“
„Fein, wie ist es in Grumm gelaufen?“
„Ganz gut, die Stadt ist in unserer Hand, und soweit ich weiß auch bereits gut gesichert.“
„Respekt, den Plänen hier zufolge, muss das eine Höllenarbeit gewesen sein.“
„Oja!“ stöhnte er auf.
„Verluste?“
„Job wurde schwer verwundet, Dark hat ihn ins Ausland gebracht.“ Ich blickte erstaunt von den Karten auf.
„Wer kommandiert jetzt?“
„Ich,“ aus seiner Stimme war ein verständlicher Stolz herauszuhören.
„Glückwunsch.“
„Und was hast du so gemacht?“
„Gegnerische Patrouille vor Cambria ausgelöscht,“ erwiderte ich beiläufig, „übrigens, mattscho will mit dir reden."

so long...

fReEzE
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Beitrag von fReEzE » 14 Okt 2002, 21:20

Er erhob sich und Griff zum Telefon. Die Nummer konnte er noch auswendig, obwohl er verzweifelt versucht hatte sie zu vergessen. So ging es ihm mit vielen Dingen.
Eine ihm vertraute Stimme meldete sich.
„Wie lautet der Code?“
Mit tonloser Stimme las er die Zahlen von der Karte ab, jeder bekam so eine, für den Fall das man es sich noch einmal anders überlegte oder in Schwierigkeiten steckte.
“Schön sie wieder dabei zu haben Sir, lang ist’s her.“
„Zu lang. Was haben Sie für mich.“
Der Ton in seiner Stimme machte bereits deutlich auf was er hinaus wollte, sein gegenüber verstand.
„Nun sie waren eine ganze Weile nicht aktiv, es wäre zu gefährlich für sie ohne weitere Vorbereitung wieder in diese Sache einzusteigen. Sie sind ein guter Söldner, deswegen wäre es Schade sie schon wieder zu verlieren nachdem sie sich entschlossen haben zurück zu kehren.“
Freeze schwieg, er wusste dass die Stimme am Telefon Recht hatte, er vermutete dass sie bestens über ihn informiert waren, auch über seine psychische Verfassung.
“Wir werden sie testen, ihre physische sowieso psychische Fitness, wenn die Ergebnisse zu unserer Zufriedenheit ausfallen werden wir sie aktiv einsetzen.“
„Ok.“ Ihm blieb keine andere Wahl wenn er diesen Alptraum, persönlicher Natur und natürlich den des Volkes beenden wollte.
“Ihrer Akte zufolge werden sie keine weiteren Probleme mit diesem Test haben, danach folgt ein kleinerer Auftrag um sie noch einmal im Einsatz beobachten zu können, wenn sie diese Hürde meistern steht einem Einsatz nichts mehr im Wege. Alles weitere später. Sie wissen wo sie uns finden.“
Damit war das Gespräch beendet, nicht einmal 2 Minuten hatte es gedauert, eine Minute zu lang wenn sie belauscht wurden. Mit einem Blick auf die Straße prüfte er ob sich jemand vor seinem Haus aufhielt, niemand zu sehen. Man konnte nicht vorsichtig genug sein.
Freeze war aus der Übung, in alten Zeiten hätte er vor dem Gespräch überprüft ob Gefahr drohte, doch die Leitung war ohnehin sicher.
Er ging auf den Dachboden um seine Ausrüstung zu holen, es war ein eigenartiges Gefühl eine Waffe in der Hand zuhalten nach so langer Zeit.

Es fing wieder an zu Donnern.
Doch zu diesem Geräusch mischte sich noch ein anderes, ein leises klappern, das noch etwas nachhallte als das Donnern schon längst nachließ.
Jemand war hier.
Er hielt den Atem an, doch vernahm kein weiteres Geräusch. War es eine Einbildung, wurde er paranoid oder waren es einfach nur die Nerven. Er zog den Reißverschluss der Tasche zu.
Da war es schon wieder. Das Klappern einer Tür.
Es gab viele Möglichkeiten weswegen dieses Geräusch ertönte, vielleicht hatte er vergessen die Tür zu schließen oder ein Fenster offen gelassen.
Er erhob sich so leise wie möglich und schlich zur Treppe die ins zweite Geschoss führte.
Die Stufen knarrten ein wenig unter seinem Gewicht.
Mit leisen Schritten schlich er den Flur entlang.
Aus der Entgegengesetzten Richtung in die er ging ertönte erneut dieses Geräusch.
Im oberen Stockwerk hatte er definitiv kein Fenster offen gelassen.
Jemand war hier. Auf diesem Stockwerk.
Freeze hielt seinen Atem flach um keine unnötigen Geräusche zu machen, doch sein Puls stieg nach oben und hämmerte in seinem Hals.
Ihm war als hätte er all seine Kampferfahrung von einem zum anderen Tag vergessen, er fühlte sich wie ein Anfänger.
Im Unteren Stockwerk waren nun auch Geräusche zu hören, es schienen mehrere zu sein.
Was sollte das. Waren es Einbrecher, hatte man ihn beobachtet oder gar belauscht?!
Noch zwei Schritte und er hatte die Tür zum oberen Schlafzimmer erreicht.
Er versuchte etwas durch den geöffneten Spalt zu erkennen, doch es war zu dunkel um irgendetwas zu sehen.
Freeze lauschte in die Dunkelheit und hielt dabei den Atem an, in der Angst er könne sich mit irgendeinem Geräusch verraten.
Der Test! Anders konnte er sich diesen plötzlichen Überfall nicht erklären. Doch wie konnten sie so schnell in seiner Nähe sein. Ihm schauderte.
Ein Geräusch riss ihn aus seinen Überlegungen, es kam wiedererwarten von unten und diesmal sehr deutlich aus der Küche.
Egal wer bei ihm eindrang, er konnte kein Profi sein.
Seine Anspannung lies etwas nach und er schlich den Korridor nach unten um dort erneut zu beobachten.
Die Silhouette eines Körpers zeichnete sich am Fenster ab, das Licht war zwar ausgeschalten, jedoch war es draußen, trotz Regen immer noch heller.
Vorsichtig und ohne ein Geräusch zu verursachen schlich er hinter die mittlere Ablage der Küche, ohne bemerkt zu werden, denn die Gestalt durchwühlte gerade eines der Schubfächer. Wahrscheinlich handelte es sich doch nur um einen Diebstahl. Mit einem großen Satz brachte er die Entfernung zwischen sich und der Person hinter sich.
Ehe diese reagieren konnte, hatte er bereits dem Eindringling die Hand auf den Mund gepresst, um zu verhindern dass eventuell noch andere sich im Haus befindende Feinde alarmiert wurden und zur Sicherheit den Arm im Polizeigriff.
Die Person gab einen unterdrückten Schmerzensschrei von sich, der allerdings halb in seiner Hand unterging.
Er hatte die Person größer und kräftiger anhand der Silhouette eingeschätzt, doch jetzt war sie kleiner und…… weiblicher.
Freeze Zerrte sie etwas unsanft zum nächst gelegenen Lichtschalter.
Es funktionierte nicht. Entweder war es dem Gewitter zum Opfer gefallen oder Sie hatte die Stromleitungen gekappt. Die Person begann sich heftig zu wehren, doch Freeze lockerte seinen Griff nicht und drückte noch etwas fester zu als nötig gewesen wäre.
Er entließ sie mit einem kleinen Stoß Richtung Wand und richtete im selben Moment die Taschenlampe, die er auf der Ablage im Flur erspäht hatte auf ihr Gesicht.
„Bryan ich bin’s, verdammt noch mal bist du verrückt geworden?“
Sie sprach seinen Namen immer noch falsch aus. Er war weniger Überrascht als er hätte sein müssen. „Was tust du hier!“ fragte er in mürrischem Tonfall und unterdrückte mit Mühe seine Erleichterung.
“Ich wollte meine Sachen holen. Falls du’s vergessen hast, mir gehört die halbe Einrichtung.“
“Du hättest anrufen können.“
„Das hab ich versucht, aber es war besetzt und eh ich es noch stundenlang weiter versuche bin ich eben kurz vorbei gekommen. Das ist übrigens noch kein Grund Gewalt anzuwenden! Und nimm endlich das Ding aus meinem Gesicht“
Sie hatten sich vor gut 2 Monaten getrennt. Sie hatte schon gehasst als er für diese Organisation gearbeitet hatte, doch als er dann für kurze Zeit wieder in den Polizeidienst beim Bomb Squad eingetreten war, verlor sie endgültig die Geduld und zog aus.
Seitdem waren sie sich nur flüchtig begegnet, hatten sich ein „Hallo“ zugemurmelt und Freeze bekam jedes mal ein schlechtes Gewissen, weil er genau wusste das sie über seine „Frauengeschichten“ bescheid wusste.
Immerhin war sie ausgezogen!
Er hätte sich nur zu gern mit ihr vertragen bevor er seinen neuen Job antrat, doch sie würde dafür kein Verständnis haben.
“Du weißt ja wo alles ist.“ Sagte er und schraubte am Sicherungskasten rum bis die Lampe wieder funktionierte. „Ich hab noch verschiedene Dinge zu erledigen, bin für ne längere Zeit unterwegs, wäre nett wenn du dich um alles kümmern könntest.“
Freeze ließ sie mit ihrem fragenden Gesichtsausdruck zurück und holte seine Tasche von oben. „Und wenn du nächstes mal vorhast vorbei zu kommen dann mach gefälligst ein wenig mehr Krach.“ . Bevor sie darauf antworten konnte hatte er sie geküsst und war kurz darauf aus dem Haus verschwunden.
Freeze kam sich lächerlich vor, doch das würde im Dschungel alles seine Bedeutung verlieren. Er startete den Wagen und fuhr los.
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SoldierReaper
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Beitrag von SoldierReaper » 15 Okt 2002, 11:48

Kann man noch mitspielen?
Wäre Reaper noch frei?
Danke schon mal im voraus
Gutes Charma

CAT Shannon
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Farm bei Omerta

Beitrag von CAT Shannon » 17 Okt 2002, 11:49

In den zwei Sekunden, die die Kugel zur Überbrückung der Distanz von fast einem Kilometer brauchte hatte ich genug Zeit, mir die Frage zu stellen, ob der Offizier wohl eine Schutzweste trug, denn auf diese Distanz war der sicherere Kopfschuß nicht mehr zu garantieren. Aber an der Art, wie der Körper im Türrahmen zusammenzuckte und erstaunlich langsam zu Boden sackte konnte ich erkennen, daß mein Treffer tödlich gewesen war. Noch bevor der Tote auf dem Boden aufprallte hatte ich bereits nachgeladen und einen zweiten Schuß abgegeben. Dieser zerfetzte den Hinterreifen des LKWs. Hoffentlich reichte das, denn ab jetzt war jede Sekunde kostbar. Es würde eine Weile dauern, bis die Soldaten den Kilometer, der uns voneinander trennte, überwunden hatten. In dieser Zeit mußte ich im Wald untertauchen. Ich hob das Gewehr auf, warf mir den Trageriemen über den Kopf und rannte so schnell ich konnte ins Innere des Waldes, wobei ich mir größte Mühe gab, keine Spuren zu hinterlassen.
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derLumpi
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Beitrag von derLumpi » 19 Okt 2002, 18:40

"Mattscho?"
Nachdem ich mit Raul gesprochen hatte und das Hauptquartier verlasen hatte war er mir entgegengekommen. Er und Raul waren alte Bekannte.
Es war noch nicht lange her, dass er im HQ verschwunden war.
Ich entschied mich ihn sofort aufzusuchen und danach noch etwas Schlaf zu bekommen.
"Du entschuldigst mich?"
"Klar doch." Phoenix nickte mir zu.
.

Robin Hood
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Gefängnistransporter, kurz vor Meduna

Beitrag von Robin Hood » 19 Okt 2002, 20:07

Ich hatte also die Möglichkeit. Sie war da, ich konnte sie nutzen. Würde es eigentlich einen Unterschied machen, wenn ich auf meiner Flucht erschossen werde oder wenn ich mich jetzt schön still und brav verhalte?
Wohl nicht, denn es lief alles aufs Gleiche hinaus: Das eine war ein Himmelfahrtskommando, das andere ein Ticket in die Hölle, ohne Retour, versteht sich.....

War es denn wirklich ein Himmelfahrtskommando? Ich lehnte mich nochmals zurück und schaute meine zwei Wachen an. Greenhorns, wir hatten es schon mal. Die waren nicht schlau, die waren nicht gut, die würden nicht genug schnell reagieren können. Ich war zwar kein Pistolenkünstler wie Lucky Luke oder Clint Eastwood, aber was ma konnte, konnte man halt. Und eine Pistole innerhalb weniger Sekunden einmal links, einmal rechts gezielt zu nutzen, das konnte jeder, also auch ich. Zwar hatte ich immer noch Schmerzen, in einer Stresssituation und sonstigen brenzligen Lagen wäre ich wohl nicht imstande meine Haut zu retten, aber in Anbetracht der Überraschung und der Erfahrung hatte ich wohl die besseren Karten!

Ich würde es also wagen. Langsam bückte ich mich wieder vor, löste das erste Klebband, das zweite, das dritte. Es interessierte mich nicht, was die zwei anderen taten, ob sie etwas merkten oder nicht. Ich musste es wagen, würde ich es nicht schaffen, wäre das Ergebnis ja das Gleiche gewesen. Also kam es nicht drauf an, ich musste einfach auf mein Glück vertrauen und hoffen, sie würden solange nichts merken, wie es für mich nötig war. Danach war es egal, denn dann waren sie eh tot.

Die letzte Halterung lag jetzt in meine Händen. Ich beugte mich weiter vor, löste es schnell, die Waffe plumste auf den Boden. Nix. Es geschah nichts. Die zwei rührten sich nicht. Greenhorns. Ausgemachte Anfänger. Aber mir sollte es recht sein.

Die Pistole lag schnell in den Händen, ich erhob mich und blickte direkt in vier Augen. Sie sahen es, man sah es ihnen an. Ihre Augen wurden gross. Sie schauten ungläubig. Man sah es ihnen an. Man konnte ihre Gedanken lesen. "Woher hat dieses Arschloch...." - weiter ist der eine wohl nicht gekommen. Er hatte vorher eine Kugel im Kopf. Der zweite kam weiter, viel weiter. Er war wohl doch nicht so blöd. Er schwenkte seine Shotgut hoch, zielte nicht, war auf diese Entfernung auch nicht nötig. Drückte ab und die Salve traf mich. Ich spürte, wie sich ein breiter Schmerz in meinem rechten Oberarm breitmachte. Er hob seine Flinte weiter, fasste an dessen Vorderteil und wollte nachladen.
Jetzt nur nicht nachlassen. Fass dich, reiss dich zusammen, rapple dich hoch. Ich schwenkte die Waffe rüber zu ihm, drückte ab.

Schnell. Jetzt musste es schnell gehen. Ebenso hatte auch der Lastwagen angehalten, seine Führung hatte wohl gemerkt, dass etwas in seiner Ladung nicht stimmte. Schnell stand ich auf, stolperte nach vorn und guckte durch das kleine Fensterchen zur Kabine. Der Lastwagenführer war schnell dahin, ich vernahm Schritte.
Ich drehte mich um.
Die Schritte waren ganz deutlich.
Links von mir, Schuhsohlen, die in Sand stapfen.
Sie ginge an mir vorüber, entfernten sich förmlich und dann kam die Gestalt um die Ecke - sie wurde von mir erwartet...

Tango 4 also auch am Boden, doch das Gefecht war trotzdem noch nicht vorbei. Es ging weiter. Ich fasste mir an den Oberarm. Blutig. Schöne Scheisse, das war nicht gut. Aber jetzt war keine Zeit, um an solche Sachen zu denken. Lieber einen Teil seiner Haut retten, als alles verlieren!
Ich fasste mich wieder und trat schnell zu den zwei Leichen hin. Ich durchsuchte sie, so schnell es ging. Ein Medi-Kit kam nicht zum Vorschein, Shit. Ich entkleidete schnell sein Hemd. Es war zwar nichts interessantes drin, wahrscheinlich machte ich es einfach auch nur so. Man musste ja mal anfangen, was mitzunehmen. Ich packte noch die Schrotflinte. Zuerst wägte ich aber ab, ob das auch eine gute Idee war. So ein Gewehr war in manchen Situationen doch nur hinderlich. Egal. Aus seinem Munitionsgurt kamen noch ein paar Ladungen in meine Hosentasche. Ich schaute nochmals beim seinem Kollegen nach. Nichts. Kein Medi-Kit.

Ich musste fort. Der andere Lastwagen hat sicher schon längst gemerkt, dass der zweite ihm nicht mehr folgte ... ich sprang von der Ladenfläche, orientierte mich kurz. Wo war Norden? Links von mir war der Dschungel. Zuerst nur lichte, dann im Hintergrund sah er ziemlich dicht aus. Rechts wurde der besagte Wald immer lichter und lichter. Der Boden war hier sandig. Dort musste wohl Süden liegen, also nicht meine Wahl. Ich fing an zu rennen, gegen links.

Rennen. Einfach nur rennen. Ich sprang über Wurzeln, ich rannte nicht mehr, ich sprang nur noch. Über Wurzeln, über Steine, ich sprang durch hüfthohe Grasfelder, wich Bäumen aus, mied grosse Steine, sprang über kleinere, immer nach oben, gegen das Dickicht, denn das bedeutete Sicherheit, erste Sicherheit vor dem zweiten Lastwagen. Der Dschungel kam auch langsam näher. Doch momentan war ich der Gefahr noch ausgesetzt. Hoffentlich würde es reichen.....
"Alles, was sie bewilligten, wurde ihnen durch die Notwendigkeit abgezwungen. Und selbst das Bewilligte wurde uns hingeworfen wie eine erbettelte Gnade und ein elendes Kinderspielzeug, um dem ewigen Maulaffen Volk seine zu eng geschnürte Wickelschnur vergessen zu machen." [Georg Büchner, 1833]

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Beitrag von Qujo » 21 Okt 2002, 20:02

Es wurde Abend, wird wohl bald was zu Essen geben, wenn man dem den so sagen darf. Vorher suchte ich aber noch einmal das Magazin auf, man weis ja nie.
Gemächlich schlenderte ich durch die Reihen von Regalen. Bei der 5.56er Munition vielen mir drei Militärgrüne Munitionskisten auf. Sie waren mit GP 90 beschriftet.
Wo haben die den das her? Der Fund freute und wunderte mich gleichzeitig ein wenig. GP 90-Patronen waren auf dem Schwarzmarkt kaum aufzutreiben. Gegen die Anwesenheit dieser Munition hatte ich jedoch nichts einzuwenden. Mein Gewehr funktionierte auch mit der 5.56 NATO ganz gut, aber die 90er war eben genau auf diese Waffe abgestimmt.
beschlagnahmt! Ich schnapte mir eine der Kisten und hinterlies auf den anderen einen Vermerk, für deren Gebrauch. Im Austausch deponierte ich meine NATO-Muni am richtigen Platz und machte mich zufrieden aus dem Staub.
Sollen die anderen sagen was sie wollen, n Scharfschütze verbringt Tage auf dem Schiessstand um das richtige Pulver für sein Blei zu finden.
Der Gedanke amüsierte mich.
Abendessen. Ich setzte mich etwas abseits an einen leeren Tisch und begann zu Essen. Nach meiner Performance am ersten Abend hier, wagte ich es nicht mich zu den Anderen zu setzten.
selber schuld, du Idiot, hat man dir nicht mal beigebracht dich zu beherrschen?!? Aber nein, der Herr muss gleich bei der ersten Gelegenheit den komplexbelasteten Rächer heraushängen lassen! Hast dich je ziemlich beliebt gemacht.
Ich beeilte mich mit dem Essen, um noch ne mützte vol Schlaf zu kriegen. Da man mich der 2. Wache zugeteilt hatte.
I rather be a hammer than a nail.

CAT Shannon
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Im Wald östlich von Omerta

Beitrag von CAT Shannon » 26 Okt 2002, 22:42

Atemlos lehnte ich mich an den Stamm eines Baumes. Ich konnte einfach nicht mehr. Seit über einer halben Stunde war ich im Zickzack-Kurs durchs Unterholz gehastet und hatte versucht, die Elitesoldaten abzuhängen. Ich konnte nur hoffen, daß meine Vorteile, mein Vorsprung und die Tatsache, daß ich die Richtung bestimmen konnte, meine Nachteile, nämlich die zahlenmäßige Unterlegenheit, das schwerere Gepäck und die schlechtere Kondition, aufwogen. Warum zum Teufel, wollte ein Teil meines Bewußtseins wissen, hast du, wenn schon, nicht geschossen als es noch einen Unterschied gemacht hätte? Weil es da zu riskant gewesen ist, antwortete der andere Teil. Und warum dann überhaupt? fragte der erste. Gute Frage. Gab es auch eine Antwort? Doch, schon. Zum einen war es die beste Gelegenheit gewesen, einen feindlichen Offizier zu töten. Das war zwar schon ein Ziel an sich, aber die Tatsache, daß es der Anführer einer Todesschwadron war machte das Ganze noch lohnender. Todesschwadronen waren ein altbewährtes Mittel in der Bekämpfung von Rebellionen, aber ich hatte persönlich nichts als Verachtung dafür übrig. Mutwilliger Mord an Zivilisten war etwas, mit dem Soldaten, oder auch Söldner, nicht abgeben sollten. Sicher, auch ich hatte schon einige wenige Male Zivilisten getötet. Wenn man mit einem Trupp auf Fernspäh-Patrouille tief im feindlichen Hinterland unterwegs ist, kann man nicht damit rechnen, auf Freunde zu treffen, da gibt es nur Neutrale und Feinde. Und "neutral" ist für eine verdeckt operierende Truppe ein ziemlich dünnes Konzept. Es war nie angenehm gewesen, das Nötige zu tun, aber um sich danach beschissen zu fühlen mußte man erstmal am Leben sein. Was ich allerdings auf der Farm gesehen hatte war keine derartige Situation gewesen. Es war nicht einmal kaltblütiger Mord gewesen, sondern die Soldaten hatten auch noch ihren Spaß daran gehabt. Aber wenn ich nicht erkannt hätte, daß zumindest die Chance bestand, nach dem Zuschlagen verschwinden zu können, hätte ich nicht geschossen. Denn ich hatte meine Prioritäten schon lange gesetzt: an erster Stelle kam ich selbst, dann, mit einigem Abstand, meine Kameraden und irgendwo ganz hinten alle anderen.
Ein Knacken lenkte meine Aufmerksamkeit wieder auf meine augenblickliche Situation. Vorsichtig schielte ich hinter dem Baum hervor. Zuerst konnte ich nicht erkennen, was es war...dann konnte ich. Trotz allen Hakenschlagens hatte es einer der Soldaten geschafft, mir auf den Fersen zu bleiben. Oder er war rein zufällig in diese Richtung gerannt. Jedenfalls hastete er, wesentlich weniger auf Lautlosigkeit bedacht als ich, direkt auf mich zu. Schnell zog ich meinen Kopf zurück und dachte fieberhaft nach. Das Gewehr war zu sperrig, ich mußte ihn mit dem Colt erledigen. Das bedeutete, ich mußte ihn näher herankommen lassen. Noch einmal lugte ich vorsichtig hinter dem Baum hervor um seine Position auszumachen und seine Laufgeschwindigkeit abzuschätzen. Wieder in Deckung zog ich den .45er und umklammerte den Griff mit schweißnassen Händen. Meine letzte "Showdown"-Situation lag schon einige Zeit zurück. Wie es mir in der Ausbildung beigebracht worden war hielt ich die Waffe in beiden Händen dicht an meiner rechten Wange, die Mündung nach oben gerichtet, den Zeigefinger oberhalb des Abzugs ausgestreckt am Rahmen und den Daumen auf der Sicherung.
Als der Soldat nach meiner Schätzung noch fünf Meter entfernt war atmete ich tief durch, dann dreht ich mich auf dem linken Fuß hinter dem Baum hervor und ging gleichzeitig leicht in die Hocke. Noch in der Drehung streckte ich die Arme nach vorn und fixierte das Ziel mit den Augen. Der Soldat vor mir war der MG-Schütze der Truppe und die Sperrigkeit seiner Waffe zusammen mit dem Überraschungsmoment gaben mir die entscheidenden Sekundenbruchteile, die über Leben und Tod entscheiden.
Als die drei Tritiumpunkte auf Kimme und Korn eine perfekt horizontale Linie über der Brust des Soldaten bildete zog ich den Abzug durch. Das Adrenalin in meinem Blut verlangsamte die Wahrnehmung bis zur Zeitlupe, so daß ich genau sah, wie der Hammer auf den Schlagbolzen fiel, der Schlitten zurück- und wieder vorschnellte, dabei die verbrauchte Patronenhülse auswarf und eine neue in die Kammer beförderte und den Hammer erneut spannte. Die Kugel erwischte den Soldaten mitten in der Brust und ließ ihn zurücktaumeln. Sobald die Muskelspannung in den Handgelenken den Rüchstoß aufgefangen und die Waffe wieder ausgerichtet hatte feuerte ich ohne nachzudenken den zweiten Schuß ab. Dieser ging höher und zerfetzte die Kehle des Soldaten, der, vom ersten Treffer noch aus dem Gleichgewicht gebracht rückwärts zu Boden stürzte. Die Mündung auf den am Boden Liegenden gerichtet sprang ich vorwärts, aber alles, was ich an Lebenszeichen sehen konnte war das letzte hasserfüllte Funkeln in seinen Augen bevor sie brachen.
Eine hastige Durchsuchung ergab, daß der Tote zwar ein kleines Handfunkgerät in der dazugehörenden Gürteltasche dabeihatte, aber kein Headset trug. Zumindest hatte er nicht mehr melden können, daß er mich, zufällig oder nicht, gefunden hatte. Aber da ich nicht wußte, ob er kurz zuvor eine Positionsmeldung abgesetzt hatte hielt ich es für das klügste so schnell wie möglich zu verschwinden.
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Lutz
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Teil II Psychotraining:

Beitrag von Lutz » 26 Okt 2002, 22:56

Am nächsten morgen ließ ich die Truppe wieder antanzen. Ich musste mein Werk jetzt vollenden, ansonsten würden sie wohl zu depressiven Hippies mutieren. Ich musste bei dem Gedanken lächeln.
„Morgen Leute.“, begrüßte ich die Truppe.
„Tach“, kam es von einigen gähnenden zurück; alle sahen recht niedergeschlagen aus.
Jetzt fing ich mit dem weitaus einfacheren Teil an, ich musste sie jetzt zu Ende aufbauen und dann war ich fertig.
Also fing ich an. Ich laberte sie zu mit allerlei militaristischem Zeug, was für solche Fälle genau richtig schien und sagte ihnen, das sie es schaffen könnten, sich zu verteidigen und solche Sachen. Ich hörte keinerlei Wiedersprüche oder ähnliches, alles lief am Schnürchen. Allerdings waren sie in einer Art Trancezustand, der sie irgendwie unheimlich aussehen ließ.
Dieser Haufen würde vermutlich einmal entweder tot, oder Elite sein. Ich tippte eher auf das zweite.
Nach zwei weiteren Stunden puren Redens entließ ich sie wieder in die Freiheit, und hatte ein sehr gutes Gefühl bei der Sache. Sie sahen jetzt ziemlich zuversichtlich aus und würden wohl frohen Mutes wieder an die Arbeit gehen. Was Seal wohl jetzt von seinen Milizen hielt ?
"Gott ist gemein, er nimmt einem die Haare vom Kopf und steckt sie einem in die Ohren" [Bruce Willis]

********* !

fReEzE
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Beitrag von fReEzE » 27 Okt 2002, 13:50

Der Regen peitschte so heftig gegen die Scheibe dass die Wischblätter Probleme bekamen die Wassermassen zu verdrängen und die Sicht einigermaßen frei zu halten. Hinzu kam die feuchte Luft die durch den offenen Spalt des Fensters strömte und sich in seinen Knochen festsetze. ER hatte sich immer vorgenommen die Heizung zu reparieren, doch es kamen ihm andere Dinge dazwischen, weswegen er sich jett verfluchte. Lieber mit minimaler Sichtweite fahren als noch weiter in dieser Eiseskälte zu sitzen.
Er bewegte die Finger seiner rechten Hand um zu gucken ob er noch in der Lage war Schmerz zu empfinden.
Um sich abzulenken und sicher zu gehen das ihm niemand ihm folgte , fuhr er einige Umwege, bog in Feldwege ein, hielt unvermittelt am Straßenrand an und tat als würde er etwas auf der Landkarte suchen um gleichzeitig die Umgebung zu beobachten.
Gegen Morgen und unzähligen Seitenstraßen kam er auf dem Gelände an.
Einst eine blühende Westernstadt, profitierend von den Goldsuchern im Umfeld die darauf hofften das sich die große goldene Ader auf ihrem Stück Land befand.
Heute tot. Jedenfalls äußerlich.
Sie hatten es gut getarnt.
Freeze parkte den Wagen hinter einem der zerfallenen Häuser und deckte es mit herumliegendem Wellblech und Kleinteilen zu.
Manchmal brachten Leute auch ihren Müll hier, weil sie davon ausgingen es würde niemand bemerken.
Als Freeze die Autotür zuschlug, hallte das Geräusch in den umliegenden Bergen wieder, er war mehr als 1000 Meilen gefahren und hatte den Regen hinter sich gelassen. Die neue Zeitzone drehte die Uhr um 2 Stunden zurück.
Freeze zog mit der rechten Hand eine Schachtel Lucky Strikes aus seiner Hosentasche und entzündete sie mit der Linken, sie hatten ihn ohnehin schon bemerkt.
Hinter einem unscheinbaren alten Schuppen, unter halb verrotteten Gegenständen befand sich das simple Elektroschloss, welches ein Passwort verlangte, bevor es die dazugehörige Tür öffnete.
Dahinter befand sich das eigentliche Sicherheitssystem.
Netzhautscan, Fingerabdruckscan, persönliches Passwort.
Die Organisation bot hohe Standards, im Angebot, wie in der Versorgung „ihrer“ Schützlinge, dasselbe erwartete sie auch von den Anwerbern.
Es tat gut durch die vertrauten Gänge zu laufen, hier hatten sie alle ihre ersten Ausbildungsstunden der Organisation genossen.
“Mr. Mc.Allister, wir haben sie erwartet. Ich nehme an sie möchten sich zuerst ausruhen, bevor wir mit ihrem kleinen Auffrischungskurs beginnen.“
“Sir, ich weiß dass sie nichts davon halten, doch ich möchte so schnell wie möglich zurück in das Einsatzgebiet.“
Ein Stirnrunzeln machte sich bei seinem Gegenüber breit.
„Ich halte tatsächlich rein gar nichts von dieser Idee und wahrscheinlich würde ich sie anschreien wie sie auf so eine schwachsinnige Idee kommen können, wenn ich nicht trotz allem davon überzeugt wäre das sie noch immer ihre alte Form haben. Ich hoffe ich irre mich nicht, zu ihrem und meinem Besten. Es wäre jedoch besser sie würden vor ihrer Abreise noch einmal die Grundfitnessübungen durchlaufen, den Gesundheitscheck dürften sie ohne weitere Probleme bestehen.“
“Ja Sir.“
“Wegtreten, sie wissen ja wo ihr Spind ist.“
Er hatte wohl gewusst dass sie irgendwann alle zurück kehrten, das lag in ihrer Natur. Es war schon immer so.
Freeze schmiss seinen Seesack in den Spind, ohne ihn auszupacken. Morgen schon würde er, wenn die Umstände s zuließen in einem Flieger Richtung Arulco sitzen, wozu da noch Zeit mit Auspacken verschwenden. Er ließ sich aufs Feldbett fallen und wurde von der Müdigkeit übermannt.
-=fear not for the future,weep not for the past=-

fReEze is an experienced soldier of KdA

Gunny
Evil Mod
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Beitrag von Gunny » 30 Okt 2002, 19:53

Der Wind rauschte leise in den Blättern, aus der Ferne drang Vogelgezwitscher an mein Ohr.
"Da Major, das Backsteinhaus mit dem Busch. Ein Rebell hat es gerade verlassen.“
Ich schwenkte meine Waffe in die angegebene Richtung. Das Haus erschien im Blickfeld des Okulars. Es schien eines der besseren Häuser hier in Cambria zu sein, dafür sprachen der Baustil und die massive Ausführung. Möglicherweise gehörte es einem der Ärzte des Krankenhauses in der Stadt, oder vielmehr hatte gehört, denn soeben verließ ein zweiter Rebell das Gebäude. Das und die Tatsache das vor ein paar Minuten zwei andere das Haus betreten hatten, bestärkte mich in der Gewissheit, das wir einen der Alarmposten der Rebellen gefunden hatten. Vermutlich hatten sie einen der Räume zu einem Kampfstand ausgebaut, mit großer Wahrscheinlichkeit ausgerüstet mit einem Maschinengewehr. Ich jedenfalls hätte so gehandelt. Die Mauer bot Schutz, die Freifläche, eine Mischung aus Gras- und kleinen Äckern, ungehinderte Sicht bis an den Waldrand an dem ich mich gerade befand und meinerseits auf die Stadt blickte.
Langsam setzte ich die Waffe ab und ging hinter dem Baum den ich als Deckung nutzte in die Hocke. Die etwa tausend Meter Entfernung bis zu den ersten Häusern machten zwar eine Entdeckung unwahrscheinlich, aber man sollte nichts herausfordern, solange es sich nicht vermeiden ließe. Ich zog meine Skizze aus der Tasche und trug die eben entdeckte Stellung darauf ein. Es befanden sich noch mehr Zeichen darauf, jede markierte eine Stellung oder einen wichtigen Punkt.
Cambria hatte sich seit meinem letzten Besuch verändert, wie mir aufgefallen war. Einige Häuser die vorher noch intakt waren wiesen jetzt Schäden auf. Offensichtlich hatte es einen Angriff gegeben über den ich nicht informiert worden war. Und die Stellungen waren insgesamt verstärkt worden, sicherlich als Folge dessen. Dadurch wurde ein Eindringen beziehungsweise eine Annäherung enorm erschwert. Allerdings waren mir auch die Schwachstellen sofort aufgefallen.
Ich dachte zurück an meine Zeit als „regulärer“ Soldat. Damals hatten wir solche Szenarien bis zum Abwinken durchgespielt und geprobt. Das Einzige was hier nötig war, waren zwei oder drei Wiesel mit Maschinenkanone 20mm, ein Zug Mörser und zwei Kompanien ausgebildete Jäger, dann hätten die Kameraden da drüben ihr blaues Wunder erlebt. Bei dem Gedanken musste ich lächeln.
Was hatte ich es damals verflucht, schwitzend und verdreckt durch Bonnland zu rennen, bepackt mit Munition und Handgranaten, das Gewehr in der einen, die Sturmleiter oder das Sprengrohr in der anderen Hand. Die Häuser des Übungsdorfes hallten wieder von den Salven unserer MGs, den Detonationen der Handgranaten und unseren geschrieenen Befehlen. Rauchschwaben waberten durch die schmalen Straßen, drangen aus verbarrikadierten Fenstern, nahmen uns den Atem. Schemenhafte Gestalten tauchten für Sekunden in dem Rauch auf um ebenso schnell wieder darin zu verschwinden.
"Da sind zwei von den Söldnern, Major.“
„Wo Rodriguez?“ Ich steckte die Skizze schnell weg, nahm die Waffe wieder hoch und blickte durch das ZF.
Tatsächlich, da liefen zwei Gestalten die Straße entlang. Ihre Uniformen passten nicht in das bei den Rebellen vorherrschende Bild. Sie wandten mir den Rücken zu, liefen langsam die Straße entlang. Ihren Gesten konnte ich entnehmen das die beiden miteinander zu sprechen schienen. Die Entfernung machte es unmöglich ihre Gesichter genau zu erkennen. Nach einer knappen Minute waren beide hinter einem Haus verschwunden.
Für etwa zehn Sekunden spielte ich mit dem Gedanken einen Schuß auf die beiden abzugeben, trotz der Entfernung. Aber das hätte nur unnötige Aufmerksamkeit erregt, schließlich war ich mit Rodriguez’ Trupp zur Aufklärung hergekommen, nicht zum Kämpfen, noch nicht jedenfalls.
Mit einem Zeichen gab ich ihm zu verstehen, das ich mich wieder zurück ins Versteck begeben würde um die bisherigen Ergebnisse gemeinsam mit Faith auszuwerten. Sie war nach ihrem kleinen Abenteuer bei der Übung immer noch etwas bedrückt, deshalb hatte ich sie erst einmal dort gelassen um den Aufbau der Verteidigung des Verstecks zu organisieren.
Ten thousand gobs lay down their swabs to fight one sick marine -
Ten thousand more stood up and swore,
'Twas the damndest fight they'd ever seen

Zivi-Animateur im RdGE

RIP Möhre

Lutz
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Flashback Teil I

Beitrag von Lutz » 30 Okt 2002, 22:15

Das Milizen Trainieren hatte nicht nur die Milizen geschlaucht. Ich war ziemlich erschöpft jetzt, und deshalb ging ich bedächtig zum Strand, an Leuten vorbei, an den Fabriken, bis ich endlich angekommen war. Es flogen ein paar Arulcanische Seevögel durch die Gegend, die Palmen spendeten ein wenig Schatten, aber das alles war nicht von Interesse für mich. Ich wollte nur meine Ruhe haben und deshalb setzte ich mich unter eine Palme und starrte auf das Wasser.
Es brauste auf und ab, auf und ab...
Wie schon allgemein bekannt war, hatte das Meer eine sehr beruhigende Wirkung auf Körper und Geist, aber galt das auch für Söldner oder Soldaten? Vermutlich nicht, denn sie hatten zu viele schlechte Erinnerungen, die immer wieder hoch kamen.

„Co meldet Bereitschaft“, raunte ich durch meinen Helm.
„Ok Leute, bereithalten.“, hörte ich daraufhin die Stimme des Leaders.
Wir hatten einen Auftrag in Berlin durchzuführen. Es ging um eine Geiselnahme in einer Villa in dem Villenviertel. Eine Gruppe von Terroristen hatte eine Industrielistenfamilie in ihrem Haus gefangen genommen, und erpresste jetzt 10 Millionen DM von dem Familienvater, der zu der Zeit des Kidnappings auf Geschäftsreise war. Das Haus war weiß, hatte große Fenster und zwei Etagen. Es gab außerdem einen großen Garten, der hauptsächlich aus Graßfläche bestand. Das gesamte Grundstück war von einer 2 Meter-Mauer umgeben, der hintere Teil des Gartens beherbergte einen Pool und eine Terrasse, in der darrüberliegenden Etage war ein Balkon. Der zugriff wurde dadurch erschwert, dass das Gebiet aus fast jedem Fenster eingesehen werden konnte, und wir wussten weder wie viele Tangos es waren, noch wo sie waren. Aber deswegen waren wir ja hier: Weil die örtlichen Spezialkräfte nicht weiter kamen.
Wir hatten zwei Trupps gebildet. Der eine sollte von dem Tor aus zugreifen, in diesem Squad waren der Leader, Alpha und Beta. Der zweite Trupp bestand aus mir als Co-Leader, Gamma und Delta. Die Namen waren zwar nicht einfallsreich, aber das machte nichts. Wir sollten über die östliche Mauer klettern.
Und jetzt war die Zeit für den Zugriff gekommen. Ich schwang mich als erstes die Mauer hoch. Es klackerte etwas an meinem Gürtel. Als ich auf der anderen Seite war gab ich den Befehl zum Nachrücken und sicherte die Umgebung.
„Hier Squad 1, haben Tangos in Sicht, Zugriff erfolgt jetzt.“
„Negativ, Ausrüstung macht Probleme“, gab ich zur Antwort.
Ich checkte meinen Gürtel. Da war das Problem. Die Blendgranaten waren nicht richtig befestigt gewesen. Ich befestigte den Klettverschluss wieder. Unwillkürlich wanderte mein Blick zu der M-Granate. Das war eine spezielle Granate, die absolute Notlösung. Sie hatte eine extrem hohe Sprengkraft, die Wirkung war aber auf einen für Granaten ziemlich engen Raum begrenzt worden. Ich riss mich los von dem Anblick und richtete meinen Blick auf das Anwesen. Laut Geheimdienstberichten waren die Geiseln im ersten Stock untergebracht und die Geiselnehmer sehr gut bewaffnet.
„Hier Co, melde Bereitschaft, Zugriff kann erfolgen.“, meldete ich dem Leader.
„Alle Mann in Position, Zugriff erfolgt ... JETZT !“
Ich rannte geduckt-schleichend los. Wenn jetzt irgendetwas klapperte war ich tot. Ich war an der Wand angelangt, die die Terrasse vom Garten abtrennte. Ganz langsam spähte ich um die Ecke. Da stand ein Tango. Wenn ich jetzt eine Blendgranate einsetzte, würden die Geiseln vermutlich sofort getötet. Deshalb musste ich anders verfahren. Ich gab Delta meine schwere MP mit Schalldämpfer und Laserpointer und zog eine Pfeilpistole aus der Hosentasche. Vorsichtig lehnte ich mich wieder um die Ecke. Der Tango war weg. Er war wieder ins Haus zurückgekehrt. Das erschwerte die Sache ungemein. Aber jetzt, wo er mir noch den Rücken zuwandte hatte ich vielleicht eine Chance. Das Wohnzimmer war mit Designermöbeln ausgestattet, allesamt in sehr dunklen Farben. Man konnte durch eine offene Tür in die Küche schauen. Die Küche war das Nordöstlichste Zimmer von dem Haus. Von da aus führte eine weitere Tür in den kurzen Empfangskorridor, den man allerdings auch durch eine Tür im Wohnzimmer erreichen konnte. Ganz links im Wohnzimmer war die Tür zu einem enorm großen Badezimmer, das so lang wie das gesamte Wohnzimmer war. Ich watschelte im Entengang bis zur Tür, die nur angelehnt war und drückte sie auf. Ich legte an.
Der Tango machte eine halbe Drehung.
Ich zog Kimme und Korn ungefähr auf Höhe von Hals und Torso.
Der Tango drehte sich weiter in meine Richtung.
Ich konnte jetzt das Weiße in seinen Augen sehen... und drückte ab.
Der Schuss machte nur ein leises Surren, als der Pfeil den Lauf verließ. Der Tango sank sofort ohnmächtig zu Boden. Er fiel glücklicherweise auf einen der Möbel, so das es kein Geräusch machte. Der Boden war mit weißen Fliesen ausgelegt, das Licht ausgeschaltet.
Ich gab das Zeichen zum Nachrücken, steckte die Pfeilpistole wieder in den Beinhohlster. Ich hatte extra den Beinhohlster gewählt, weil Die P-Pistole eine Waffe war, die man sowieso nicht schnell erreichen musste. Stattdessen hatte ich eine Fn57 im Schulterhohlster und eine USP im normalen Hohlster. Jetzt nahm ich meine MP wieder an mich und wir rückten weiter vor.
„Hier Co, Wohnzimmer sicher“, ich zögerte kurz, Gamma und Delta checkten das Bad, während ich Deckung gab, und die übrigen Türen beobachtete. Dann kam das Ok.
„Bad ist auch sicher, könnt vorrücken“
Ich watschelte in Richtung Flurtür, duckte mich davor und gab Gamma das Zeichen, hinter die Tür zu gehen. Dann hörte ich Schritte aus der Küche. Sie kamen näher, dann stoppten sie, es gab ein leises quietschen, was mich ziemlich beunruhigte und dann ein Zischen. Der Tango stand also am Kühlschrank und trank etwas.
Jetzt war der Startschuss für Trupp 1 gegeben.
Sie hatten die Küche und den Flur zu sichern.
Eine halbe Minute kam dann die Bestätigung:
„Hier Trupp eins, Erdgeschoss sauber, jetzt wird’s witzig.“
Ich warf noch einen Blick durch das Wohnzimmer und sah mir den ersten Tango noch einmal genau an, er war sauber rasiert, hatte fast weiße Haut und blonde Haare. Eigentlich der perfekte Arier. Er trug eine Mp5 Navy bei sich.
Jetzt mussten wir uns an das Obergeschoss ran machen, was weitaus schwieriger war. Wenn man die Treppe raufkam, war dort ein schmaler Korridor, links waren dann Schlafzimmer und Arbeitszimmer. Dann stellte sich noch die Frage, in welchem Zimmer die Geiseln und die Kidnapper waren. Ich öffnete die Tür, und direkt vor mir lag ein Tango mit eine automatischen Schrotflinte in der Hand. Er hatte ein hässliches Loch in seiner Brust. Die Kevlarweste hatte die 7.62mm HS-Geschosse nicht aufhalten können. In der Küchentür lag noch ein weiterer Tango, der noch eine zerbrochene Bierflasche in der Hand hielt. Darum war trinken im Dienst also verboten. Er hatte die Mac 10 über seinen Bauch gehängt.
"Gott ist gemein, er nimmt einem die Haare vom Kopf und steckt sie einem in die Ohren" [Bruce Willis]

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